Interview mit FCK-Vorstand Stefan Kuntz, Teil 3/3

Kuntz: „Ein Stadionrückkauf ist nicht völlig abwegig“

Kuntz: „Ein Stadionrückkauf ist nicht völlig abwegig“


„Wir sollen am Betzenberg wieder alles vereinen, das ist unsere Vision“, so Stefan Kuntz mit Blick auf die bevorstehenden Änderungen im Fritz-Walter-Stadion. Im dritten und letzten Teil des großen Interviews von „Der Betze brennt“ berichtet der Vorstandsvorsitzende des 1. FC Kaiserslautern über Gedankenspiele zum Rückkauf des Stadions und über seine Freude und Sorgen mit den Fans. Außerdem wagt er einen kleinen Blick ins Jahr 2013.

Teil 1 des Interviews: „Es ist schon etwas ganz Besonderes beim FCK“
Teil 2 des Interviews: „Auf die Tabelle schaue ich erst am 30. Spieltag“

Der Betze brennt: Kommen wir zum Fritz-Walter-Stadion: Inwieweit sind neben der Umstrukturierung der VIP-Bereiche weitere Änderungen geplant, etwa der Ausbau des Turms in der Ecke Nord/Ost? Sind die Pläne eines Kongress- oder Einkaufszentrums noch aktuell?

Stefan Kuntz (45): Generell ist es so, dass die Stadt ein Kongresszentrum bauen möchte. Da haben wir dann vorgeschlagen, die Errichtung dieses Zentrums im Stadion zu prüfen. Schließlich haben wir auch ein Interesse daran, dass sich hier oben alles ein wenig öffnet und nicht nur auf 17 Heimspiele pro Jahr reduziert ist. Die Stadt prüft derzeit die Machbarkeit, wir und auch unser Vermarkter Sportfive stehen diesem Gedankenspiel positiv gegenüber.

Der Betze brennt: Wie wird das geplante Museum in der Osttribüne aussehen? Handelt es sich hierbei „nur“ um ein Fritz-Walter-Museum oder wird die komplette FCK-Geschichte gewürdigt?

Kuntz: Zunächst stehen wir hier kurz vor der Gründung einer Museums-Gesellschaft und letzten Gesprächen mit der Fritz-Walter-Stiftung und den Nachlassverwaltern Fritz Walters. Das Museum soll dann in der Osttribüne entstehen und die gesamte Geschichte des 1. FC Kaiserslautern würdigen. Wichtig hierbei ist natürlich auch, dass wir nicht nur ein paar Fußballschuhe hinstellen, sondern auch interaktive Elemente mit einbauen.

Der Betze brennt: Hier bietet sich ja dann auch ein „FCK-Tag“ an: Stadionführung mit anschließendem Besuch von Fanshop und Museum, und zum Abschluss kann man sich im Kiebitz bei Speis' und Trank noch das Training anschauen.

Kuntz: So ist auch die Vision, das wir hier am Betzenberg wieder alles vereinen.

Der Betze brennt: Wie sieht in diesem Zusammenhang das neue Service-Center aus, das bis Ende des Jahres in den Räumlichkeiten der Südtribüne eingerichtet werden soll?

Kuntz: Dort entsteht zunächst mal ein großer Raum in den ehemaligen Büros des Kartenservice. Dieser Raum wird unser neuer Fanshop, der in der Mitte eine sehr große Theke mit mehreren Verkaufsstellen hat, über die dann zusätzlich auch das Ticketing oder sonstige Anfragen laufen werden.

Der Betze brennt: Eine richtige Anlaufstelle für die FCK-Fans also, in der alle Anliegen bearbeitet werden können.

Kuntz: Genau. Zusätzlich denken wir noch darüber nach, an Spieltagen in den ehemaligen Kassenhäuschen der Nordtribüne einige Fanartikel zu verkaufen. Im neuen Jahr wollen wir dann außerdem auch in der Stadt selbst wieder präsent sein.

Der Betze brennt: Außerdem wird hinter der Osttribüne ein neuer Trainingsplatz gebaut. Warum eigentlich, wo Platz 4 doch nun komplett zur Verfügung steht, da die zweite Mannschaft ihre Spiele im Stadion austragen muss?

Kuntz: Eine Jahresbelastung ist nicht mit einem Platz zu schaffen. Man muss mindestens zwei Trainingplätze haben, auf denen die erste Mannschaft trainieren kann. Beispielsweise bei Regen würde man bei nur einem Platz zu viel kaputt machen, anders kommen wir ein komplettes Jahr mit einem Rasen aus.

Der Betze brennt: Wann wird der neue Trainingsplatz in Betrieb genommen?

Kuntz: Der Rasen selbst kommt in diesen Tagen auf das Gelände, in etwa drei bis vier Wochen kann er dann voll genutzt werden.

Der Betze brennt: Gibt es denn langfristige Konzepte für einen Rückkauf des Stadions, eventuell sogar mit Hilfe der Fans? Oder ist das völlig abwegig?

Kuntz: Als völlig abwegig würde ich das nicht bezeichnen, aber dafür müssen wir in der ersten Liga spielen. Da gibt es viele mögliche Szenarien, die aber allesamt Zukunftsmusik sind und stark vom sportlichen Erfolg abhängen.

Der Betze brennt: Ein kritisches Thema bei traditionsbewußten Fans, wie es sie ja auch und gerade in Kaiserslautern gibt, ist der Verkauf des Stadionnamens. Wie ist hier der aktuelle Stand?

Kuntz: Das ist schon ein Thema. Gerade in Hinblick auf die wirtschaftliche Konsolidierung muss man sich über alle vorhandenen Einnahmequellen zumindest Gedanken machen. Sicherlich werden wir hier aber mit dem nötigen Respekt gegenüber dem Namen Fritz Walters vorgehen, eine Umbenennung in „Smarties Fritz-Walter-Stadion“ halte ich beispielsweise für ausgeschlossen.

Der Betze brennt: Damit wären wir auch schon beim Thema Fan-Interessen: Für kritische Stimmen sorgte die Umsiedlung einiger Dauerkarteninhaber von Block 21.1, der nun in den Familienblock integriert wird.

Kuntz: Diese Probleme sind uns natürlich bekannt und zum Beispiel auch bei der Umstrukturierung des VIP-Bereichs aufgetreten. Im Endeffekt müssen wir die Entscheidungen aber im Sinne des Vereins treffen. Speziell bei den Fans aus Block 21.1 hat sich aber Marcus Böse, der neue Leiter des Kartenservice, sehr um die Anliegen der betroffenen Fans gekümmert.

Der Betze brennt: Könnte man denn im Gegenzug zum Wegfall der Stehplätze in diesem Bereich beispielsweise in absehbarer Zeit über den Ausbau der lästigen Sitze in Block 10.1 diskutieren?

Kuntz: Laut unserem Organisations- und Projektmanager Andreas Kafitz würden sich die Kosten für die zusätzliche Lagerung dieser Sitze auf rund 12.000 Euro pro Saison belaufen. Dieses Thema wird also wohl auch erst dann aktuell, wenn es dem Verein finanziell wieder besser geht.

Der Betze brennt: Ihr Vorgänger Erwin Göbel stellte bei einem Gespräch mit Fanvertretern vor zwei Jahren einen möglichen Abbau des Fangnetzes vor der Westkurve in Aussicht, sofern es keine negativen Vorfälle wie fliegende Gegenstände mehr gibt. Passiert ist jedoch nichts. Besteht eine Hoffnung auf freie Sicht für die Besucher der Hintertortribünen?

Kuntz: Da muss ich etwas weiter ausholen. Wir haben ja gerade die Geldstrafe für die Vorfälle nach dem Spiel gegen Köln bekommen. Das hat zwar nichts mit den Fangnetzen zu tun, aber mit der Gesamtsituation natürlich schon. Wir haben deswegen auch das Testspiel gegen Eintracht Frankfurt abgesagt, weil natürlich am nächsten Tag das Stadionfest geplant war und weil die meisten szenekundigen Beamten und auch Ordner zu diesem Zeitpunkt im Urlaub waren. Im Moment muss ich ehrlich sagen, dass wir nicht so viel Spaß an unseren Fans haben. Bei den Spielen in Mainz und Ingolstadt wurden Rauchbomben im FCK-Block gezündet, für die nun Ärger auf uns zukommt. Da können wir zum jetzigen Zeitpunkt natürlich nicht sagen „Es läuft alles so klasse, nehmen wir mal die Fangnetze ab“.

Der Betze brennt: Es sind also weitere Geldstrafen zu erwarten für die ersten drei Spiele, wo ja jeweils eine Rauchbombe gezündet wurde?

Kuntz: Genau, und für jedes Spiel müssen wir jetzt einen Bericht schreiben. Zumal wir seit dem Köln-Spiel unter besonderer Beobachtung stehen. Das ist natürlich auch wieder ein Unterschied zur Zeit als aktiver Spieler. Da muss ich ja auch sagen, als hier die Westkurve früher immer so rot beleuchtet war - affengeil, das beste für den Spieler was es gibt. Aber jetzt als Verantwortlicher ist das natürlich schwer.

Der Betze brennt: Auch der Gästeblock ist nur mäßig fanfreundlich, der Stehplatzbereich bei Vereinen mit vielen Fans regelmäßig zu klein. Ist hier mittelfristig eine Verbesserung möglich, etwa eine Erweiterung der Stehlätze auf den Nachbarblock 18.1? Vorbild könnte u.a. Borussia Dortmund sein, wo die Gästefans im Gegensatz zu anderen Stadien nicht lieblos in eine Ecke gequetscht werden.

Kuntz: Grundsätzlich schon. Aber auch das ist ein Thema für die erste Liga, wo dann auch wieder mehr Mannschaften mit vielen Fans kommen.

Der Betze brennt: Apropos Gästefans: Für diese bedeutet die Einführung der neuen justpay-Bezahlkarte eine Unannehmlichkeit. Besteht hier keine Möglichkeit, zumindest den Gästefans das Bezahlen mit Bargeld zu ermöglichen?

Kuntz: Diese Problematik ist uns natürlich bewusst. Eine Barzahlung für Gästefans ist aufgrund des offenen Stadions leider nicht möglich, aber wir werden zumindest schauen, dass die Rückgabe der Karten kundenfreundlich und schnell durchführbar ist. Generell ist die Bezahlkarte für uns natürlich auch wichtig, da wir bei den Imbissbuden viele umsatzabhängige Mietverträge haben und so eine bessere Kontrolle erreichen.

Der Betze brennt: Aber das die knapp fünf Prozent Bearbeitungsgebühr, die beim Aufladen per Internet erhoben werden, mittelfristig auch bei den justpay-Karten im Stadion aufgeschlagen werden, muss man nicht befürchten?

Kuntz: Das ist eine interessante Frage, die werde ich mir gleich notieren und an den Anbieter justpay weitergeben.

Der Betze brennt: Immer wieder für Probleme sorgt das Verhältnis zwischen aktiven Fans und Ordnungsdienst, zuletzt kam es beim Testspiel gegen Hoffenheim wegen einem eigentlich harmlosen Spruchband zu einer Auseinandersetzung. Ihr Vorstandskollege Dr. Johannes Ohlinger stellte sich hierbei auf die Seite der Fans und plädierte für freie Meinungsäußerung. Wie sieht als Hausherr und Weisungsbefugter gegenüber dem Ordnungsdienst Ihre weitere Vorgehensweise aus?

Kuntz: Da stimme ich Dr. Ohlinger zu. Die Meinungsfreiheit wird bei uns im Stadion auch bleiben und alles was beleidigend wird, werden wir verbieten.

Der Betze brennt: Sind hier noch Gespräche mit den Beteiligten geplant?

Kuntz: Ja. Unser Fanbetreuer Stefan Roßkopf ist gerade dabei, ein Treffen mit Ordnern, Fans und eventuell Vertretern der Polizei zu organisieren.

Der Betze brennt: Letzte Frage: Ihr Vertrag läuft fünf Jahre. Wo sehen Sie den FCK und wo sehen Sie Stefan Kuntz im Jahr 2013?

Kuntz: Also im Moment sehe ich mich auch dann immer noch hier in meinem Büro auf dem Betzenberg. Und zwar hoffentlich als Vorstandsvorsitzender eines Bundesligavereins, was natürlich auch mein Ziel ist.

Der Betze brennt: Vielen Dank, Herr Kuntz, für das Gespräch und für Ihre Zeit!

Das Interview führten Altmeister, Christian und Thomas, als Fotograf sorgte jos für die nötigen Schnappschüsse.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Redaktion

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