Interview mit Aufsichtsratskandidat Wilfried de Buhr

„Jahrzehntelange Erfahrung in Wirtschaft und Sport“

„Jahrzehntelange Erfahrung in Wirtschaft und Sport“


Wilfried de Buhr ist ein alter Bekannter auf dem Betzenberg. Bereits 1996 war er als Geschäftsführer sowie von 2003 bis 2006 als Aufsichtsratsmitglied beim 1. FC Kaiserslautern tätig und bewirbt sich nun erneut für das zweithöchsten Vereinsgremium. Als vierter Kandidat äußert sich der Geschäftsführer der Barbarossa Bäckerei im Interview mit „Der Betze brennt“ über seine persönlichen Referenzen, seine Ziele mit dem FCK und darüber, für welchen Verein angesichts seines Lebenslauf denn nun wirklich sein Herz schlägt.

Der Betze brennt: Hallo Herr de Buhr! Wo waren Sie am späten Nachmittag des 26. September 2007 (0:2-Heimniederlage gegen den SV Wehen-Wiesbaden, vor dem Minusrekord von 17.102 Zuschauern mittwochs um 17:30 Uhr; Anm. d. Red.)?

Wilfried de Buhr (55): Wir haben in Landstuhl eine neue Filiale eröffnet und an diesem Abend Vertreter von Stadt, Land und Handwerkern dort zu einem Empfang eingeladen. Das musste ich aber erst aus meinem Terminkalender heraussuchen und war mir so schon gar nicht mehr geläufig.

Der Betze brennt: Stellen Sie sich doch bitte kurz vor, zunächst beruflich und privat.

De Buhr: Ich bin seit 32 Jahren verheiratet, Vater von zwei Töchtern und wohne am Rande von Kaiserslautern in Otterbach. Ich trage in der Barbarossa Bäckerei Kaiserslautern - 900 Mitarbeiter unf über 90 Filialen von Mainz bis Saarbrücken - als Mitglied der Geschäftsleitung die Verantwortung für die Bereiche Finanzen, Personal und Marketing. Wichtige berufliche Stationen waren Geschäftsführungspositionen im Hause IBM Deutschland, OKI Systems (hier habe ich mit dem FCK den Hauptsponsorenvertrag für einige Jahre geschlossen), 1. FC Nürnberg (zusammen mit Friedel Rausch) und Karlsruher SC (zusammen mit Stefan Kuntz und Guido Buchwald).

Der Betze brennt: Und welchen Bezug haben Sie zum 1. FC Kaiserslautern?

De Buhr: Das Präsidium von Norbert Thines, mit dem ich auch heute noch eng befreundet bin, hat mich als Direktor Marketing von OKI kennen gelernt und zum Betze als Geschäftsführer geholt, als der Verein in akuter Abstiegsnot war. Wegen eines Tores sind wir dann auch abgestiegen. Nach dem Abstieg haben wir den DFB-Pokal erkämpft und mit der beispiellosen Aktion „Jetzt erst recht“ jedes Heimspiel der 2. Liga ausverkauft. In dieser Phase konnte ich die Deutsche Vermögensberatung erstmals als Sponsor gewinnen, unser Nachwuchszentrum Fröhnerhof aus der Taufe heben und den Kiebitz schaffen, sogar gegen den anfangs erklärten Widerstand des neuen Aufsichtsrates. Die Krönung war, dass die Mannschaft zusammengehalten werden konnte, die dann auch die Deutsche Meisterschaft gewonnen hat. In dieser Phase habe ich Leid und Freud unserer Anhänger kennen und schätzen gelernt - und dass schweißt zusammen.

Der Betze brennt: Sie bekleideten wie beschrieben schon mehrere Ämter beim FCK. Was motiviert Sie zu einer erneuten Kandidatur für den Aufsichtsrat, dem Sie bereits von 2003 bis 2005 angehörten?

De Buhr: Ich hatte mich 2006 nicht mehr zur Wahl gestellt, da ich keinen Sinn mehr in der Zusammenarbeit mit dem Vorstands- und Aufsichtsratvorsitzenden sah. Ich war und bin der Meinung, dass man dem FCK auch ohne Amt helfen kann und soll. Daher habe ich auch seitdem bis heute im Abteilungsvorstand der Traditionsmannschaft mitgewirkt, wie viele andere Mitglieder auch. Sich für die Sache des FCK einsetzen, ohne großes Aufsehen. Der Verlauf des Vereins der letzten drei Jahre allerdings und besonders des letzten Jahres haben jedoch deutlich gemacht, dass auch und gerade im Aufsichtsrat andere Entscheidungen getroffen werden müssen, um eine Wiederholung zu verhindern. Hier sehe ich die absolute Notwendigkeit eines Neuanfangs mit anderen Kräften, aber auch mit dem entsprechenden Fachwissen, dass in dieser Tiefe kein anderer Bewerber einbringt.

Der Betze brennt: Wie gesagt arbeiteten Sie neben dem FCK auch für einige andere Fußballvereine sowie für die Handballabteilung des Hamburger SV. Für welchen Verein schlägt angesichts dieses Lebenslaufs Ihr Herz?

De Buhr: Wie jeder unserer Anhänger muss auch ich einem Beruf nachgehen, um den Lebensunterhalt meiner Familie bezahlen zu können. Dass ich das Glück hatte, in namhaften Traditionsvereinen diesem nachzugehen, ist eine tolle Sache. Fakt ist aber auch, dass wir unser Haus hier nie aufgegeben haben und meine Kinder hier groß geworden sind - das verbindet. Als weiterer Beleg darf die „Initiative Leidenschaft FCK“ gelten, die ich mit Persönlichkeiten wie Norbert Thines, Otmar Walter und Horst Eckel begründet habe. Wir haben mit dieser Aktion über 60.000,- Euro sammeln und dem FCK zur Verfügung stellen können, als die damals größte Finanzkrise den Verein schüttelte. Und damals sprach noch keiner von Herzblut, da haben wir es schon praktiziert.

Der Betze brennt: In Ihrer letzten Amtszeit beim FCK galten Sie als Gegner des damaligen Vorstandsvorsitzenden René C. Jäggi. Sehen Sie hier noch Anlass für eine Aufklärung der Ära Jäggi? Wenn ja, was werfen Sie dem Schweizer konkret vor?

De Buhr: Mein ganzes Handeln als Aufsichtsrat ist auf das Wohl des Vereins gerichtet. Wenn man dann das Vertreten einer anderen Meinung - oftmals als nahezu Einziger - in dem Gremium als „Gegnerschaft“ bezeichnet, dann war ich es wohl. So habe ich damals unter anderem gegen die Verlängerung des Sportfive-Vermarktungsvertrages gestimmt, da ich andere Lösungen für sinnvoller hielt und habe mich dafür eingesetzt, dass bei einer Ausgliederung und dem Verkauf von Anteilen, unbedingt auch unsere Anhänger zu berücksichtigen sind. Herr Jäggi hat durchaus seine starken Seiten, trotzdem wäre es erforderlich gewesen, ihm durch einen starken Aufsichtsrat einen kritischen Partner mit ein wenig Distanz an die Seite zu stellen. Das wäre für das Ganze erfolgreicher Gewesen. Dieses ist jedoch nicht geschehen. Nein, es sollte jetzt nicht mehr aufgeklärt und Vorwürfe gemacht werden, sondern der Verein insgesamt muss zur Ruhe kommen- Gräben müssen zugeschüttet werden.

Der Betze brennt: Welche Kompetenzen können speziell Sie in den Verein einbringen, neben der für ein Aufsichtsratsmitglied obligatorischen Kenntnis von wirtschaftlichen Sachverhalten?

De Buhr: Ich bringe mehr als zehn Jahre detailliertes Fachwissen/ Erfahrung aus der Führung von namhaften Traditions- und Großvereinen des Sports ein, in den Bereichen Finanzen, Marketing, Organisation und Vertragswesen. Dazu kommen mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Geschäftsleitung von Unternehmen, die sich unter anderem im Sportmarketingbereich engagiert haben. Vergleichen Sie gerne diese Erfahrungen mit den anderen Bewerbern um das Amt. Es sollte aber auch betont werden, dass unter dem Stichwort „Sozialkompetenz“ die Fürsorge für unsere Anhänger und deren Nöte von Wichtigkeit ist. Hier bringe ich die mehrjährige Erfahrung aus der unternehmerischen Anforderung mit ein.

Der Betze brennt: Wie sehen Sie die Zukunft des FCK?

De Buhr: Wir können von Glück sprechen, dass Stefan Kuntz die Verantwortung bei uns trägt. Ich sehe der Zukunft sehr positiv entgegen, wenn wir alle die notwendige Geduld aufbringen. Mittel- und langfristig halte ich neben einer wettbewerbsfähigen Mannschaft aber auch den Rückkauf von Stadion und Fröhnerhof für geboten, um einfach Herr im eigenen Hause zu sein.

Der Betze brennt: Diskussionswürdige Themen waren und sind stets der mögliche Einstieg eines Investors (Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung) oder der Verkauf des Namens Fritz-Walter-Stadion. Wie ist Ihr Standpunkt bezüglich einer möglichen Ausgliederung, auch vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um die so genannte 50+1-Regelung? Zu Jäggis Zeiten galten Sie als Gegner der Ausgliederung in eine AG, so berichtete es zumindest der „Kicker“ seinerzeit.

De Buhr: Um die Zukunftsfähigkeit des Vereins absichern zu können, ist eine schlagkräftige Mannschaft erforderlich, die einfach Geld kostet. Ich denke, dass wir an einer Ausgliederung - bei richtigem Bewertungs- und Kaufpreis - nicht herumkommen. Der aber wiederum ist eigentlich nur in der ersten Liga zu erzielen. Als erklärter Verfechter der 50+1-Regelung rate ich, diese Position so lange wie möglich einzuhalten. Das ich daher eine andere Lösung als die AG favorisiere, ist kein Geheimnis. Sollte ein Investor gefunden werden, der Interesse am Stadionnamen hat, sehe ich die Notwendigkeit, die Verbindung mit dem Namen von Fritz Walter zu erhalten. Dieses kann dann auch für den Investor nur positiv wirken.

Der Betze brennt: Und wie stehen Sie als potentielles Aufsichtsratsmitglied zu einem möglichen Verkauf der Namensrechte am Fritz-Walter-Stadion?

De Buhr: Ich kann mich da nur wiederholen. Die Verbindung mit dem Namen von Fritz Walter sollte unbedingt erhalten bleiben - davon hat auch der Verwender mehr Vor- als Nachteile.

Der Betze brennt: Wie sieht für Sie die ideale Besetzung des Aufsichtsrates für einen Verein wie den 1. FC Kaiserslautern aus - ausgehend von den verschiedenen Referenzen der Bewerber, unter denen sich in den letzten Jahren ja beispielsweise Wirtschaftsfachleute, Juristen, Ärzte, Ex-Fußballer oder auch Vertreter der Fan-Basis und von Sponsoren befanden?

De Buhr: Für mich ist die Idealbesetzung, wenn jeweils ein Vertreter aus den Bereichen Sport, Jura, Verwaltung, Politik/Wirtschaft und Fanwesen - eine Forderung, die ich bei geeigneter Persönlichkeit schon immer vertreten habe - gewählt würde. Hier haben aber die Mitglieder das alleinige Votum

Der Betze brennt: Zum Abschluss: Was sollten die FCK-Fans und -Mitglieder bezüglich Ihrer Kandidatur noch wissen und warum sollten sie Ihnen ihre Stimme geben?

De Buhr: Nachdem ich die Kandidaten habe kennen lernen können glaube ich, dass alle Bewerber sich in diesem Amt engagieren werden und durchaus befähigt dazu sind. Dennoch glaube ich, dass ein Anfang mit neuen Kräften sinnvoll wäre. Da ich gerade in den Bereichen Wirtschaft und Sport jahrzehntelange Erfahrung und Erfolg vorweisen kann, werbe ich um das Vertrauen unserer Mitglieder und bitte um deren Stimme.

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Aufsichtsratswahl!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Kommentare 59 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken