Reportage: BAFF-Fankongress 2009 in München

Diskussion über Kommerzialisierung, Repression und Fankultur

Traditionell findet im Januar der vom Bündnis Aktiver Fußball-Fans (BAFF) organisierte Fankongress statt. Das diesjährige Treffen, welches am vergangenen Wochenende vom 16. bis 18. Januar über die Bühne ging, organisierte die „Schickeria München“ in ihrer Heimatstadt. Schwerpunkte waren die einzelnen Arbeitsgruppen in den Bereichen Diskriminierung, Kommerzialisierung, Repression und Fankultur. Außerdem wurde der „Goldene Schlagstock“ verliehen sowie die AG Fandialog kritisch unter die Lupe genommen.

Hierbei wurde heftig debattiert, inwieweit BAFF in dieser AG mit DFB und DFL überhaupt noch eine Grundlage für ein Dialog sieht. Ebenso gab es Neuigkeiten und Veränderungen aus den einzelnen Szenen und Vereinen sowie ein Bericht aus dem „Fanrechtefonds“ über die letzten Gerichtsbeschlüsse zu den Themen „Datei Gewaltäter Sport“ und „Stadionverbote“.

Vertreten in München waren verschieden Einzelpersonen von Vereinen wie Kaiserslautern, Offenbach und Berlin, aber auch die Ultraszenen aus München, Jena, Hannover und Bremen. Ein motivierter Haufen aus 60 Personen machte sich samstags an die Arbeit, nach dem freitags schon in diversen Lokalitäten die ersten Debatten mit bayerischen Spezialitäten auf dem Teller und im Glas genossen wurden. Hierbei wurden die im Folgenden kurz zusammengefassten Ergebnisse erzielt:

Im Bereich Diskriminierung wird das Jahr 2009 für BAFF ganz im Zeichen der Mobilisierung gegen Sexismus und Homophobie im Fußball stehen. BAFF lehnt die gegenwärtige Situation ab, in der Sexismus und Homophobie in einer gesellschaftlichen Hierarchie der Diskriminierungen ganz unten steht - diese Themen sind noch immer die Nummer 1 der Diskriminierungen. Außerdem wird die Wanderausstellung „Tatort Stadion“ aktualisiert. Die neue Version soll mit einer Vernissage in Bremen im Herbst 2009 stattfinden. Weitere Informationen zu diesen Themen sind in der entsprechenden Pressemitteilung des BAFF zu finden.

Die Arbeitsgruppe Kommerzialisierung befasste sich mit Themen wie 50+1-Regelung, Anstoßzeiten, Kartenpreise und Stehplätze im Stadion. BAFF kritisiert hier ein Ansteigen der Kartenpreise im Profifußball und verlangt den sofortigen Stopp dieser Praxis. Ebenso werden für finanzschwache Gruppen wie Schüler, Studenten, Rentner und Bezieher von anderen sozialen Transferleistungen mehr ermäßigte Tickets gefordert, damit diesen Menschen der Stadionbesuch nicht verwehrt wird und sie ebenso in den Genuss eines Fußballspiels kommen und nicht dem TV-Diktat ausgeliefert sind. Einher geht natürlich die Forderungen nach genügend Stehplätzen sowie fangerechten Anstoßzeiten. Aufgerufen sind auch alle Fußballfans, Mitglied in den einzelnen Fanclubs und Vereinen zu werden, damit sie den Fußball und das Vereinsleben mitbestimmen können und nicht irgendwann ausgegliedert sind und ihr einziges Recht darin besteht, viel zu konsumieren und die Fußballindustrie reicher zu machen.

Die Arbeitsgruppe Repression hat festgestellt, dass trotz vollmundiger Ankündigungen von Seiten des DFB und Sicherheitsorganen weiterhin die Höchststrafen für Stadionverbote ausgesprochen werden und es hierbei zu keinen vermehrten Anhörungen im Vorfeld kommt. BAFF will jetzt einen Leitfaden für die Stadionverbotsbeauftragten und Fanvertreter erstellen und ebenso öffentlich Stellung beziehen, wenn das Innenministerium die alte Praxis der Stadionverbote wieder einfordert. Aus dem „Fanrechtefonds“ wurde bekannt, dass durch den letzten Gerichtsbescheid des Oberverwaltungsgericht Lüneburg die „Datei Gewalttäter Sport“ rechtswidrig ist und jetzt das Innenministerium eine neue Gesetzesgrundlage schaffen muss. Somit ist ein Austrag aus der Datei weiterhin möglich. BAFF fordert hierbei in den Verhandlungen die Einbeziehung von Datenschutzbeauftragten bei der Erstellung der Gesetzesgrundlage.

In der Fankultur wird eine Kampagne von BAFF gestartet, in dem Fans sozusagen „ihre Stimmung nicht unter Wert verkaufen“. Das so genannte „St. Pauli-Modell“ sollte für alle Stadien gelten, das heißt alle Fanutensilien sollten grundsätzlich in jedem Gästeblock erlaubt sein. Ebenso sollen die Fanutensilien nicht als Verhandlungsmasse dienen, falls es bei Spielen zu Problemen mit Sicherheitsorganen kommt. Fußballfans haben in der Stimmungsmache ein wichtiges Instrument, um dies in Verhandlungen mit diversen Akteuren im Fußball einzusetzen.

Diese und andere Themen werden weiterhin von BAFF kritisch beäugt und in den einzelnen Schwerpunktsbereichen bearbeitet. Weitere Hintergrundinformationen sind im Internet unter www.aktive-fans.de zu finden.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: connavar

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