Interview mit Aufsichtsratskandidat Gerhard Theis

„Aufgaben im betriebswirtschaftlichen Bereich“

„Aufgaben im betriebswirtschaftlichen Bereich“


Im letzten Teil der Interviewserie mit den Aufsichtsratskandidaten sprachen wir mit Gerhard Theis. Der 59-jährige ist im aktuellen Gremium für die betriebswirtschaftliche Komponente zuständig und möchte den 1. FC Kaiserslautern auch in den kommenden drei Jahren mitführen. In seiner Tätigkeit bei FCK-Sponsor Karlsberg sieht Theis dabei keinen Interessenskonflikt - zumal er ausdrücklich als Privatperson antritt.

Der Betze brennt: Hallo Herr Theis, was bedeutet für Sie „Aufsicht führen“?

Gerhard Theis (59): In dem Wort Aufsichtsrat steckt zum einen „Aufsicht“ und zum anderen „Rat“ drin. Und so sehe ich auch die Aufgaben eines Aufsichtsrates. Die Aufsicht über die Einhaltung der Satzung, über wichtige Vorgänge und Entscheidungen des Vorstandes, über die wirtschaftliche Entwicklung, über die Liquiditätssituation usw. sind die Basis. Dazu sind Transparenz und Informationssysteme erforderlich, die in der abgelaufenen Aufsichtsratsperiode gemeinsam mit dem Vorstand aufgebaut und weiterentwickelt wurden. Andererseits ist es auch die Aufgabe eines Aufsichtsrates, den Vorstand und andere Gremien des Vereins mit seinem Wissen und seinen Erfahrungen zu beraten und zu unterstützen.

Der Betze brennt: Sie sitzen seit 2008 im Aufsichtsrat. Was motiviert Sie zu Ihrer erneuten Kandidatur?

Theis: Ich glaube, wir haben im Aufsichtsratsteam in den letzten drei Jahren viel zur positiven Entwicklung des FCK beigetragen. Die Aufgaben und die Zusammenarbeit mit den Aufsichtsratskollegen sind klar geregelt. Die Teamarbeit funktioniert gut. Ich habe mich gerne fachlich und persönlich in unseren Verein eingebracht und das möchte ich auch gerne in einer weiteren Amtsperiode tun.

Der Betze brennt: Wie bewerten Sie den Werdegang des FCK in den vergangenen drei Jahren?

Theis: Der FCK hat sich sowohl sportlich als auch wirtschaftlich sehr gut entwickelt. Der Aufstieg in die 1. Bundesliga und der sehr erfreuliche 7. Platz in der letzten Saison dokumentieren die tolle Leistung der Mannschaft und der sportlichen Leitung unter Stefan Kuntz und Marco Kurz. Dies hat auch deutlich zu der verbesserten wirtschaftlichen Situation beigetragen. Wir sind aber noch nicht am Ziel, denn wir weisen immer noch eine bilanzielle Überschuldung aus. Hier gilt es, weiter konsequent an weiteren Verbesserungen zu Arbeiten. Viele Maßnahmen sind bereits auf dem Tisch und in die Wege geleitet.

Der Betze brennt: Wie gestaltete sich allgemein die Zusammenarbeit des Aufsichtsrats in den letzten drei Jahren? In einigen Fällen schien es offensichtlich, dass es auseinander gehende Meinungen gab, etwa beim Abgang von Vorstandsmitglied Dr. Johannes Ohlinger, der Berufung seines Nachfolgers Fritz Grünewalt oder dem Rücktritt Ihres Kollegen Hartmut Emrich.

Theis: Die Zusammenarbeit im Aufsichtsrat finde ich sehr konstruktiv. Es liegt in der Natur der Sache, dass in einem Aufsichtsgremium, das über wichtige Fragen zu entscheiden hat, auch kontrovers diskutiert wird. Wichtig ist, dass eine Entscheidung zustande kommt, die dann von allen mitgetragen wird.

Der Betze brennt: Eine hieran anschließende Frage: Dem außenstehenden Vereinsmitglied fällt es häufig schwer, zwischen den einzelnen Mitgliedern des Aufsichtsrats zu differenzieren. Welche Qualifikation konnten speziell Sie in den vergangenen drei Jahren im Aufsichtsrat einbringen und welche Erfolge verbuchen Sie persönlich für sich?

Theis: Wir haben uns im Aufsichtsrat eine Aufgabenzuordnung gegeben. Dabei liegen meine Themen im Wesentlichen im betriebswirtschaftlichen Bereich, im Bereich Controlling, Reporting, Jahresabschluss und im Kontakt zum Wirtschaftsprüfer. Der derzeitige Wirtschaftsprüfer wurde unter meiner Federführung ausgewählt und bestellt. Darüber hinaus habe ich die Aufgabe übernommen, die Spielerverträge und andere wichtige Verträge im Zusammenhang mit der Genehmigung dieser Verträge für den Aufsichtsrat zu prüfen. Ich konnte in diesem Aufgabengebiet wichtige Anregungen geben und Beiträge leisten.

Der Betze brennt: Gerüchten zufolge wurde Ihre erneute Kandidatur zunächst vom Ehrenrat abgelehnt - aufgrund Ihres Aufstiegs zum Karlsberg-Geschäftsführer im Bereich der Holding GmbH - dann aber nach genauerem Abwägen der Vereinssatzung und anwaltlicher Unterstützung Ihrerseits doch zugelassen. Möchten Sie hierzu Stellung nehmen?

Theis: Das trifft so nicht zu. Meine Kandidatur wurde nicht vom Ehrenrat abgelehnt. Wir haben vor meiner Kandidatur juristisch die Vereinbarkeit mit der Satzung geprüft mit dem eindeutigen Ergebnis von zwei unabhängig voneinander abgegebenen juristischen Stellungnahmen, dass die Kandidatur nicht gegen die Satzung verstößt. Wenn dies nur im Geringsten der Fall gewesen wäre, hätte ich nicht kandidiert.

Der Betze brennt: Sie dürfen an entsprechenden Abstimmungen zwar nicht teilnehmen, aber erhalten als Aufsichtsratsmitglied natürlich ausführliche Informationen: Sehen Sie daher keinen Konflikt zu Ihrem Amt bei Karlsberg, wo 2012 der Sponsoringvertrag beim FCK ausläuft und 2014 der Getränkeliefervertrag? Auch in Hinblick auf mögliche Verhandlungen mit Konkurrenten wie zuletzt Bitburger und deren eingereichte Angebote.

Theis: Ich sehe weder einen Konflikt noch einen Nachteil für den FCK. Ich habe die Verträge mit dem FCK nicht verhandelt und auch nicht an der Abstimmung dazu im Aufsichtsrat teilgenommen. Vertragspartner ist die Karlsberg Brauerei GmbH. Dort bin ich nicht in der Geschäftsführung und nehme auch nicht an solchen Entscheidungen teil. Das macht eigenverantwortlich die Geschäftsführung der Brauerei GmbH. Falls dort eine Entscheidung gegen ein Sponsoring getroffen würde, müsste ich das genauso akzeptieren wie eine Entscheidung des FCK-Vorstands für einen Vertrag mit einem anderen Getränkepartner. Um es nochmals klar zum Ausdruck zu bringen, ich kandidiere als Privatperson Gerhard Theis mit meinem Wissen und meinen Erfahrungen, die ich auch weiterhin gerne für unseren Verein einbringen möchte.

Der Betze brennt: Blicken wir in die Zukunft. Welche Projekte sehen Sie in den kommenden drei Jahren als die wichtigsten für den FCK an?

Theis: Neben dem sportlichen Erfolg und der nachhaltigen Sicherung der wirtschaftlichen Stabilität sehe ich vor allem das Thema der Nachwuchsarbeit. Hier müssen wir in der kommenden Zeit deutlich investieren um wettbewerbsfähig zu bleiben und noch mehr Spieler aus der eigenen Jugend in den Profibereich zu integrieren.

Der Betze brennt: Zwei allgemeine Fragen, die wir schon vor der letzten Wahl gestellt haben, dürfen natürlich nicht fehlen. Zum einen, wie stehen Sie zu einem möglichen Verkauf der Namensrechte am Fritz-Walter-Stadion?

Theis: Der Name Fritz-Walter-Stadion sollte auf jeden Fall, egal welche Konstellation sich einmal ergibt, erhalten bleiben. Falls sich wirtschaftlich und damit auch sportlich deutliche Vorteile durch einen Verkauf der Namensrechte ergeben könnten, sollte der Name Fritz-Walter-Stadion mit eingebunden werden.

Der Betze brennt: Und zum anderen, wie bewerten Sie die Möglichkeit einer Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung, auch in Hinblick auf die aktuelle Aufweichung der 50+1-Regel und den Einstieg von Investoren im Profifußball?

Theis: Auf keinen Fall darf sich durch eine solche Maßnahme der Geist und Charakter des Vereins und die Identifikation der Fans und Mitglieder zum Verein verändern. Falls sich die Möglichkeit oder das Bedürfnis zur Gewinnung neuer Sponsoren und Investoren durch eine Ausgliederung ergibt, muss für mich der vorstehende Grundsatz gewahrt bleiben. Ich kann im Moment mit unserem e.V. gut leben.

Der Betze brennt: Zum Abschluss: Was sollten die FCK-Fans und -Mitglieder bezüglich Ihrer Kandidatur noch wissen und warum sollten sie Ihnen ihre Stimme geben?

Theis: Vieles habe ich in der Beantwortung der Fragen schon zum Ausdruck gebracht. Ich bin aufgrund meiner Ausbildung, meiner langjährigen Berufserfahrung, durch diverse Lehraufträge an Hochschulen und meine weiteren ehrenamtlichen Funktionen ein anerkannter und erfahrener Fachmann auf dem Gebiet der Finanzen, der Rechnungslegung und des Managements. Der Verein braucht meiner Meinung nach über einen längeren Zeitraum Kontinuität in der Führung. Die Teamarbeit und Arbeitsteilung im derzeitigen Aufsichtsrat war sehr gut. Viele Dinge zur weiteren Entwicklung unseres Vereins sind angestoßen und sollten mit dem gleichen Team gemeinsam mit dem Vorstand weitergeführt werden. Aus diesem Grund bitte ich um die Stimme der Vereinsmitglieder zu meiner Kandidatur.

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Aufsichtsratswahl!

Am Freitag auf „Der Betze brennt“: Morgens die letzten Infos und abends der große Live-Ticker mit allen Infos von der Jahreshauptversammlung.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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