Interview mit Dirk Mansen (HSV Supporters Club)

„Wer könnte optimaler für Fans arbeiten als Fans selbst“

„Wer könnte optimaler für Fans arbeiten als Fans selbst“


Die „Perspektive FCK“ hat kürzlich beim 1. FC Kaiserslautern die Gründung einer neuen Abteilung „Fans und fördernde Mitglieder“ beantragt (siehe ältere Meldungen auf „Der Betze brennt“, aktuelle Infos siehe unten). In diesem Zusammenhang möchten wir vor dem Spiel des FCK gegen den Hamburger SV (Samstag, 15:30 Uhr) die Fanabteilung der Hanseaten, den HSV Supporters Club, vorstellen.

Der „SC“ ist mit über 60.000 Mitgliedern eine der größten Fanorganisationen Europas und hat mit seiner Arbeit in der Hansestadt Maßstäbe gesetzt. Am prägnantesten bringt die Arbeit des HSV SC wohl sein Gründungsziel auf den Punkt: Das Vereinsleben innerhalb des HSV aktiv mitgestalten und im Sinne der Zuschauer und Fans Einfluss auf die Vereinspolitik nehmen.

Wir sprachen mit Dirk Mansen, der vor 18 Jahren Mitgründer des HSV Supporters Club war, über die Fanarbeit in Hamburg, die Entstehungsgeschichte des SC und seine Einschätzung zur geplanten Fanabteilung beim FCK.

Der Betze brennt: Hallo Dirk, stell' Dich doch bitte unseren Lesern kurz vor.

Dirk Mansen (48): Ich heiße Dirk Mansen, bin 48 Jahre alt, HSV-Fan seit 1971, Dauerkarte seit 1976, seit 1991 ehrenamtlich in der Fanszene unterwegs, 1993 Mitgründer des Supporters Clubs, 1996 beim HSV als Fanbeauftragter angestellt. Seit 2003 leite ich hauptamtlich das HSV-Museum und die Stadionführungen.

Der Betze brennt: Wie und warum seid ihr damals auf die Idee gekommen, eine Fanabteilung zu gründen und welche Ziele hattet ihr damals?

Der HSV Supporters Club wurde 1993 von 36 Mitgliedern als eigene Abteilung innerhalb des Hamburger SV gegründet. Mittlerweile ist der SC mit über 60.000 Mitgliedern die größte Abteilung des HSV, der insgesamt 71.000 Mitglieder zählt. Der SC hat es mit seiner kritischen, aber vor allem konstruktiven Haltung erreicht, dass heute keine fanrelevanten Entscheidungen mehr fallen, ohne dass vorher Gespräche mit Vertretern der Fans stattgefunden haben. Die Supporters waren federführend involviert bei der Entstehung des HSV-Museums, setzten Stehplätze beim Neubau des Volksparkstadions durch und haben seit 1993 mit dem inzwischen vereinseigenen „HSV-Express“ über 100 Sonderzugfahrten zu Auswärtsspielen organisiert - Bundesligarekord!

Weitere Informationen: www.HSV-SC.deMansen: Es gab damals beim HSV kaum Fanbetreuung, kaum Angebote für Fans. Wir wollten das ändern, Auswärtsfahrten anbieten, uns engagieren. Da haben wir uns mit ein paar Leuten aus der Fanszene hingesetzt und ein Konzept geschrieben.

Der Betze brennt: Wie wurde die Gründungsidee von den Vereinsgremien und den Fans aufgenommen?

Mansen: Anfangs eher verhalten. Man hatte Angst vor zu viel Einfluss der Fans. Die Fans selbst hingegen waren sehr angetan und der Zulauf groß. Uns kam zu Gute, dass das damalige Präsidium den Profifußball stärken und den Einfluss der Amateursportler eindämmen wollte. Diese Lücke haben wir uns zunutze gemacht.

Der Betze brennt: Wie lange hat es dann von der Gründungsidee bis zur eigenen Fanabteilung gedauert?

Mansen: Etwa ein Jahr. Wir haben uns im März 1993 als Abteilung mit damals 36 HSV-Vereinsmitgliedern gegründet und dann den förmlichen Antrag auf Gründung der Abteilung „Fördernde Mitglieder / Supporters Club“ gestellt. Basis des Ganzen war die passive (Förder-)Mitgliedschaft im HSV.

Der Betze brennt: Wie entwickelten sich die Mitgliederzahlen des HSV von 1993 bis heute? Welche Maßnahmen habt ihr ergriffen, um so viele Mitglieder zu gewinnen?

Mansen: Von anfangs knapp 5.000 Vereinsmitgliedern ist der Gesamtverein inzwischen auf fast 73.000 Mitglieder gewachsen. Wir haben sehr viel geworben, Mitgliederaktionen gemacht. Es gibt Rabatte auf Dauerkarten, günstige Auswärtstouren, Rundumbetreuung und vieles mehr.

Der Betze brennt: Welche Aufgaben hat der Supporters Club heute?

Mansen: Neben den Touren zu allen Spielen gibt es das Magazin „Supporters News“ und die SC-Homepage mit vielen Infos und Angeboten. Außerdem organisiert der Supporters Club mit inzwischen 15 Angestellten alles, was in der Fanszene relevant ist. Seien es die Fanbeauftragten, das Auswärtsticketing, die Organisation von Fanclubs und Auswärtsfahrten, Veranstaltungen für mehr als 800 Fanclubs weltweit, und und und. Außerdem haben alle Mitglieder Stimmrecht auf der Jahreshauptversammlung des HSV und der SC ist in verschiedenen Gremien einflussreich vertreten (Aufsichtsrat, Vorstand usw.; Anm. d. Red.) Der Supporters Club arbeitet inzwischen auch eng mit dem Amateursport zusammen und hat maßgeblich zur Gründung neuer Abteilungen beigetragen.

Der Betze brennt: Mit wie vielen Personen - Hauptamtliche und ehrenamtlichen Helfer - bewerkstelligt ihr heute die Arbeit beim Supporters Club und wie war es am Anfang?

Mansen: Am Anfang, die ersten fünf bis sechs Jahre, lief alles ehrenamtlich. Ich wurde 1996 angestellt, da damals schon mehr als 3.500 Fans Mitglied geworden waren. Die Initialzündung kam dann mit dem neuen Stadion, danach wuchsen Mitgliederzahl und Angestelltenzahl jährlich und kontinuierlich. Aber ohne Ehrenamtliche geht es bis heute nicht. Geleitet wird der Supporters Club von einer fünfköpfigen ehrenamtlichen Abteilungsleitung. Es gibt einen hauptamtlichen Geschäftsführer sowie aktuell zwölf Mitarbeiter plus Teilzeitkräfte, Aushilfen und viele ehrenamtliche Helfer.

Der Betze brennt: Die „Perspektive FCK“ hat kürzlich den Antrag auf Gründung einer Fanabteilung beim 1. FC Kaiserslautern gestellt. Welche Vorteile siehst Du in einer eigenen Fanabteilung?

Mansen: Diejenigen, die am meisten an dem Verein hängen, sollten auch Einfluss nehmen können. Wer könnte optimaler für Fans arbeiten als Fans selbst. Das Potential beim FCK ist groß und die positiven Auswirkungen gar nicht hoch genug einzuschätzen, wenn beide „Seiten“ vernünftig damit umgehen.

Der Betze brennt: Der HSV Supporters Club bekam schon öfter Gegenwind aus Richtung der Medien und auch vom eigenen Vorstand. Es wurde vorgeworfen, der SC hätte zu viel Macht im Verein. Wie ist Deine Meinung dazu?

Mansen: Geredet wird viel und die Berichterstattung war oft mehr als zweifelhaft. Es ist immer das Grundproblem wie die handelnden Personen damit umgehen. Ich bin bei uns der Überzeugung, dass wir ohne die Abteilung mit ihren mehr als 60.000 Fans, die dahinter stehen, weder ein neues Stadion hätten noch uns zu einem so großen Club in der ersten Liga entwickelt hätten. Und mit drei Millionen Euro Mitgliedsbeiträgen hat auch der HSV als Club etwas davon.

Der Betze brennt: Dirk, vielen Dank für das Interview!

(Das Interview führte Charlotte Steinhübl als Gastautorin für „Der Betze brennt“.)


Neues aus Kaiserslautern:

Auf der Internetseite der „Perspektive FCK“ ist mittlerweile das Formular verfügbar, mit dem FCK-Mitglieder ihr Interesse an einem Wechsel in die neu zu gründende Fanabteilung bekunden können. Alternativ kann der Wechselantrag auch bei Heimspielen an den Infoständen von „Pfalz Inferno“ und „Frenetic Youth“ (Eingang Westkurve, unterhalb von Block 6.1) ausgefüllt werden.

- Zum Formular: Wechsel in die Abteilung „Fans und fördernde Mitglieder“

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Redaktion

Weitere Links zum Thema:

- Thema: Fanabteilung beim 1. FC Kaiserslautern

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