Im Blickpunkt: Trainerwechsel beim 1. FC Kaiserslautern

Schäfer: „Ich erwarte, dass der Betze brennt und bebt“

Schäfer: „Ich erwarte, dass der Betze brennt und bebt“


Nach dem Trainer ist vor dem Trainer: Am Tag nach der Entlassung von Franco Foda präsentierte der 1. FC Kaiserslautern Fitnesscoach Oliver Schäfer als vorläufigen Nachfolger. „Der Betze brennt“ hat die Eindrücke und Zitate von Schäfers erstem Arbeitstag gesammelt.

- Fotogalerie: Erste Trainingseinheit mit Oliver Schäfer
- Fotogalerie: Pressekonferenz nach dem Trainerwechsel beim FCK

„Scheiß Flugzeuge“, knodderte Oliver Schäfer, als die amerikanischen Bomber über den Trainingsplatz 4 am Fritz-Walter-Stadion dröhnten. Der Badener hat fast sein halbes Fußballerleben in der Pfalz verbracht und sich den hiesigen Gewohnheiten angepasst. Bei seiner ersten Einheit als Interimstrainer des 1. FC Kaiserslautern postierte Schäfer sich ganz oben auf einem Tisch der Pressetribüne und dirigierte seine Mannschaft im Trainingsspiel mit stimmgewaltigen Anweisungen. Die gut 100 Kiebitze freuten sich, dass sie mal nicht die Ohren spitzen mussten, um die Details mitzubekommen, und quasi „mittendrin statt nur dabei“ waren.

Rund 90 Minuten dauerte Schäfers erstes Training, dem auch Vorstand Stefan Kuntz und Team-Manager Marco Haber beiwohnten sowie die rechte und linke Hand des neuen Chefs: Roger Lutz und Gerry Ehrmann unterstützen ihn bei seiner Arbeit. Die Stimmung wirkte einen Tag nach der Entlassung von Franco Foda gelöst, das Wetter passte sich mit strahlendem Sonnenschein an. Noch keine Andeutungen gab es hingegen mit Blick auf die Partie gegen Energie Cottbus am Montag, im Trainingsmatch kickte die Elf des letzten Spiels zusammen: Sippel - Dick, Orban, Heintz, Löwe - Matmour, Ring, Karl, Gaus - Zoller, Occean. Lediglich Markus Karl und Olivier Occean ersetzen dabei die verletzten bzw. gesperrten Ariel Borysiuk und Mo Idrissou.

Im Anschluss an die Trainingseinheit fand im Medienzentrum eine Pressekonferenz mit Stefan Kuntz und Oliver Schäfer statt. Schon zuvor wurden bei Fans und Journalisten - dem Smartphonezeitalter sei dank - die neuesten Gerüchte ausgetauscht: Der ehemalige Amateurcoach Kosta Runjaic solle neuer FCK-Trainer werden, Gespräche liefen, vielleicht werde er heute schon vorgestellt. Das berichteten „WAZ“ und „Kicker“ im Internet.

Dieses Gerücht dementierte Stefan Kuntz gleich zu Beginn: „Da ist absolut nichts dran. Stand heute gab es keine Gespräche mit Kosta Runjaic.“ Er rief die Journalisten auf, Ruhe zu bewahren und keine falschen Informationen zu verbreiten. Beispielsweise sei er am Mittwoch nicht, wie gemeldet, beim Mannschaftstraining gewesen, sondern auf einer Managertagung. Und auch U23-Coach Konrad Fünfstück sei nicht als Interimstrainer geplant gewesen: „Sowas führt dann natürlich dazu, dass Konrad gleich 50 Anrufe auf seinem Handy hat und alles aufklären muss. Das hilft keinem weiter.“ Die genannten Medien blieben dennoch bei ihrer Darstellung, dass Runjaic zumindest im Gespräch sei und dabei eine Favoritenrolle einnehme.

Kuntz erklärte unterdessen, dass der Nachfolger von Franco Foda noch nicht feststehe: „In einer gewissen Parallelität werden wir beobachten, wie Olli (Schäfer) und Roger (Lutz) das machen, und überprüfen, ob jemand besser zu uns passt.“ Als Anforderungen an den neuen Coach nannte er Entwicklungsfähigkeit und -wille, Dynamik und mit mehrfacher Erwähnung vor allem: „Eine gute, gesunde Selbstreflexion.“ Einen etablierten Trainer wie Jürgen Klopp könne der FCK nicht bezahlen, daher müsse er auf Leute setzen, die noch zu schleifen sind.

Natürlich wurde Kuntz von den anwesenden Journalisten auch zu Franco Foda befragt. „Das war keine Entscheidung nach fünf Spieltagen, sondern nach 38 oder 39 Spieltagen“, resümierte er die Trennung von seinem ehemaligen Mannschaftskameraden. „Es ist ähnlich wie in einer Ehe. Man schaut sich alles an und versucht alles, aber wenn es nicht mehr geht, trennt man sich. Das kann zwei Monate früher oder später passieren“, sagte Kuntz, auch mit Blick auf den Zeitpunkt der Entlassung jetzt und nicht nach der verlorenen Relegation. Vor allem zwischen den Zeilen schimmerte aber auch deutliche Kritik am Arbeitsstil Fodas hindurch. Kuntz: „Wenn das, was man vorher bespricht hinterher nicht eingehalten wird, dann kommt man in so eine Situation wie jetzt, dass man sich vom Trainer trennen muss.“ Übersetzt heißt das wohl, dass Foda seine Versprechen nach der Analyse der vergangenen Saison nicht eingelöst hat.

Voller Vorfreude blickt derweil Oliver Schäfer auf seine neue Aufgabe. „Ich erwarte gute Stimmung, dass der Betze brennt und bebt. Und dass die Spieler mit Freude raus gehen, Gas geben und jeder das gibt, was er in sich hat“, sagte er mit Blick auf das anstehende Heimspiel gegen Energie Cottbus. Die Mannschaft sei natürlich etwas geknickt gewesen, aber körperlich gut in Schuss.

„Ich möchte den Jungs eine Sicherheit geben, in der sie sich wohl fühlen und aus der sie sich gut nach vorne bewegen können“, fuhr Schäfer fort. Er machte aber auch deutlich, dass der Wechsel auf den Posten des Cheftrainers eine große Umstellung sei und er an seinem ersten Tag noch nicht alle Fragen zur Taktik, Aufstellung oder Kapitänsrotation beantworten könne. Bis Montag will er die wichtigsten Antworten gefunden haben.

Erstmal keine großen Gedanken macht der ehemalige FCK-Verteidiger sich über seine eigene Zukunft. Es spiele keine Rolle, wie lange die Vereinsführung mit ihm plane, der Fokus sei momentan nur auf Montag gerichtet. Je besser „wir, und ich sage extra wir“ arbeiten, umso schwerer werde die Entscheidung für Stefan Kuntz. Und: „Meine größte Motivation ist es, für den FCK zu arbeiten, in welcher Funktion auch immer.“

Von welchem seiner Ex-Trainer Schäfer, der nach der Anfrage von Kuntz zunächst anderthalb Stunden spazieren ging, denn am meisten mitgenommen habe, wurde noch gefragt. Darauf hatte Oliver Schäfer, der in über 20 Jahren mit zig Übungsleitern zusammenarbeitete, sofort eine Antwort parat: „Ich habe von vielen Trainern etwas mitgenommen. Die meisten Spuren hat aber Karlheinz Feldkamp hinterlassen, vor allem seine Art zu motivieren.“ Schäfer wurde 1991 von Feldkamp als Spieler zum frischgebackenen Meister in die Pfalz geholt.

An die Zeiten von Kalli Feldkamp musste man folglich auch bei Schäfers besonderem Wunsch für die anstehende Zeit als Cheftrainer denken: „Ich will versuchen, alte Erinnerungen und Emotionen zu wecken!“

Für das Heimspiel gegen Cottbus muss er dabei auf die Rekonvaleszenten Marc Torrejon und Enis Alushi, die Verletzten Albert Bunjaku, Ariel Borysiuk (Fußverletzung), Steven Zellner und Mimoun Azaouagh sowie den Gesperrten Mo Idrissou verzichten. Bisher wurden erst 22.000 Karten für das vermeintliche Spitzenspiel abgesetzt.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Kommentare 99 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken