Im Blickpunkt: Das FCK-Meisterjahr 1990/91

Eine Überraschung in der Spitzengruppe

Eine Überraschung in der Spitzengruppe

Foto: Imago

25 Jahre Meisterschaft! Unter diesem Motto findet seit Juli auf Twitter und Facebook ein Projekt in Echtzeit statt, das an den dritten Meistertitel des 1. FC Kaiserslautern erinnern soll. Das Ziel: Jedes Spiel und eine Menge Anekdoten aus der Saison 1990/91 sollen noch einmal aufleben. DBB-Autor paulgeht fasst das erste Drittel der Saison zusammen.

„Kaiserslautern ist kein Spitzenteam“, sagte Jürgen Kohler Anfang September 1990. Im Kicker sprach der damalige Verteidiger des FC Bayern Klartext, bemüht die aufkeimende Euphorie rund um den Emporkömmling aus der Pfalz zu bremsen. Denn die Rotel Teufel hatten sich durch einen 4:3-Heimsieg gegen Hertha BSC gerade die Tabellenführung erkämpft – und nun stand das Duell gegen die Münchner an. „Ich würde mich schon freuen, wenn Kaiserslautern am Ende einen Mittelfeldplatz einnähme“, legte Kohler nach.

Ob er sich später an diese Worte noch einmal erinnert haben wird? In jedem Fall sah sich der frisch gebackene Weltmeister einige Tage später wohl bestätigt: Mit 4:0 fiedelten die Bayern den FCK ab, immerhin der zweite überzeugende Sieg in der laufenden Saison (schon im Juli verloren die Pfälzer 1:4 im Supercup-Finale). Die Verhältnisse schienen aus bayerischer Sicht am 5. Spieltag geradegerückt – zumindest vorübergehend.

Ausfällen und Rotsperren zum Trotz: Der FCK beißt sich oben fest

Tatsächlich hatten sich die Mannen von Kalli Feldkamp Wochen später nach gut einem Saisondrittel in der Spitzengruppe festgesetzt. Weniger mit spielerischen Mitteln, dafür aber mit einer großen Portion Kampf und Leidenschaft holten sich die Pfälzer die Tabellenführung am 8. und 10. Spieltag gleich zwei Mal zurück. Plötzlich entwickelte sich der FCK zu einem ernstzunehmenden Anwärter auf den Titel, obwohl er immer wieder auf wichtige Leistungsträger verzichten musste. Zwischenzeitlich fielen Stefan Kuntz, Bruno Labbadia, Markus Kranz, Roger Lutz, Frank Lelle oder Rainer Ernst verletzungsbedingt aus, während Letztgenannter ebenso wie Demir Hotic und Axel Roos auch noch nach einem Platzverweis gesperrt wurde. Immerhin drei Mal flog ein FCK-Akteur in den ersten elf Spieltagen vom Feld.

Angesichts solcher Verhältnisse bis dahin eine mehr als respektable Saison, die mit einem 3:1-Sieg in Hamburg ihren Anfang nahm. Bis zur 0:4-Schlappe gegen die Bayern holte der FCK sieben Punkte aus den ersten vier Ligaspielen (damals galt noch die Zwei-Punkte-Regel) und knüpfte auch nach dem Dämpfer im Münchner Olympiastadion an diese guten Leistungen an. An den zwei nachfolgenden Spieltagen schlugen die Roten Teufel beide Bayer-Werksmannschaften, gewannen in Uerdingen sogar fulminant mit 7:3. Der Niederlage bei St. Pauli (0:1), wo vor allem der umstrittene Platzverweis nach einer Tätlichkeit Demir Hotic‘ für Diskussionen sorgte (Hotic: „Wenn ich einen schlage, dann liegt der im Krankenhaus!“), folgte die erneute Tabellenführung. Der dafür notwendige 2:0-Sieg gegen den VfB am 10. Spieltag zeigte vor allem eines: Fallen Leistungsträger aus, springen andere in die Bresche, wie beispielweise Tom Dooley, Miroslav Kadlec oder Bjarne Goldbaek.

Ein bewusstloser Schiedsrichter und das Aus in den Pokalwettbewerben

Trotzdem folgte nach zehn Spielen eine kleinere Durststrecke: In einem rasanten Südwestderby, bei dem neben Stürmer Rainer Ernst auch beide Trainer mit Platzverweisen belegt wurden, stand der 2:4-Endstand schon zur Pause fest. Es folgten zwei Punktteilungen gegen Wattenscheid und Düsseldorf, wobei vor allem das 1:1 gegen die SGW auf dem Betzenberg für großes Aufsehen sorgte.

Der Schiedsrichter dieser Partie, Dr. Wolf-Rüdiger Umbach, wurde von einem aus dem Zuschauerbereich geworfenen Feuerzeug am Kopf getroffen und blieb bewusstlos liegen. Doch statt eines - wie vom DFB in solchen Fällen vorgesehenen - Abbruchs der Partie, entschied sich der Unparteiische nach einer Minute für die Fortsetzung und damit ordnungsgemäße Wertung des Spiels. Fernab jedweder medialen Hysterie urteilte der Kicker später in einer Randnotiz: „Dr. Umbach ließ sich auch durch einen Wurf eines Feuerzeugs, das ihn am Kopf traf, nicht von seiner klaren Linie abbringen. Souveräne und vorbildliche Leistung!“

Anders als in der Liga scheiterte der FCK in den Pokalwettbewerben scheiterte dagegen früh. In der ersten Runde des DFB-Pokals besiegte man zwar noch den Underdog Südwest Ludwigshafen mit 7:1, schied aber schon in der nächsten Runde nach einer 1:2-Niederlage auf dem heimischen Betzenberg gegen den 1. FC Köln aus. Im Europapokal der Pokalsieger endete die Reise sogar schon in der ersten Runde bei Titelverteidiger Sampdoria Genua. Einem kämpferisch und taktischen überzeugendem 1:0-Sieg im Fritz-Walter-Stadion (Kicker: „Nur der FCK brillierte“), folgte unter widrigen Umständen die Wasserschlacht von Genua, nach der die Lautrer sich trotz guter Leistung (Genua-Trainer Boskov: „Kaiserslautern war 90 Minuten torgefährlicher“) mit 0:2 geschlagen geben mussten.

„Beim Titelverteidiger kann man ausscheiden. Das ist keine Schande“, hielt FCK-Vizepräsident Reiner Geye anschließend fest und konnte kurz darauf eine andere gute Nachricht bekanntgeben: Die Vertragsverlängerung mit Hauptsponsor OKI brachte dem FCK von nun an 750.000 DM pro Jahr ein. Eine Anerkennung der guten Saison, die – auch wenn das Mitte November 1990 niemand ahnte – noch längst nicht auf ihrem Höhepunkt angekommen sein sollte.

Unter @BetzeHistorie twittert DBB-Autor paulgeht auch in den kommenden Monaten die FCK-Meistersaison 1990/91 nach. Auch auf der Facebook-Seite BetzeHistorie 1991 - Der Weg zum dritten Titel des 1. FC Kaiserslautern sind die Posts zu finden.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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