Interview mit Aufsichtsratskandidatin Dagmar Eckel

"Ich habe den FCK in meinem Blut"

"Ich habe den FCK in meinem Blut"


Sie ist die Tochter des letzten noch lebenden Weltmeisters von 1954 und die einzige weibliche Kandidatin: Dagmar Eckel möchte als potentielle Aufsichtsrätin des FCK den Weg zwischen Tradition und Moderne mitgestalten.

Der Betze brennt: Dagmar Eckel, warum muss sich im Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern etwas ändern?

Dagmar Eckel (49): Beim jetzigen Aufsichtsrat vermisse ich die konsequente und transparente Aufarbeitung der vergangenen, vereinsinternen geschäftlichen Abläufe sowie die Einberufung eines kompetenten Sportvorstandes. Weiterhin wünsche ich mir, dass der Aufsichtsrat mehr als Team arbeitet und nach außen geschlossen auftritt. Dazu ist es bestimmt hilfreich, wenn die Kandidaten aus der Region kommen und somit eine örtliche Nähe zum Betzenberg gegeben ist, damit zum Beispiel auch repräsentative Aufgaben besser wahrgenommen werden können. In der heutigen Zeit gleichen sich Fußballvereine/-clubs immer mehr einem Unternehmen an, aber sie sind mehr als das, besonders der FCK. Hier sind zwar Wirtschaftlichkeit und vor allem der sportliche Erfolg wichtig, aber das ist nicht alles. Die Tradition, die Fans, deren Emotionen, der Nachwuchs, die Identifikation durch bekannte Gesichter, das sind alles Faktoren, die dazu gehören. Daher ist ein "gesunder" Mix an Kompetenzen in einem Aufsichtsrat wichtig, damit alle Bereiche des Vereins Beachtung finden und nicht nur die wirtschaftliche Seite.

Der Betze brennt: Stellen Sie sich doch bitte kurz vor: Welche beruflichen Erfahrungen und welche persönliche Verbindung zum FCK qualifizieren Sie für ein Amt im zweithöchsten Vereinsgremium?

Eckel: Meine persönliche Verbindung zum FCK reicht zurück bis in die frühesten Kindertage. Ich bin sozusagen in den Verein hineingeboren worden und in der FCK-Familie aufgewachsen. Durch diese enge Verbindung habe ich im Laufe der Zeit die Strukturen und Abläufe sowie die Menschen, die sportlichen, wirtschaftlichen und sozialen Bereiche des Vereins kennengelernt. Schon während meines Studiums konnte ich durch verschiedene Tätigkeiten in den Bereichen Journalismus, Sport und Marketing Erfahrungen sammeln und umfangreiche, vielseitige Kompetenzen in der freien Wirtschaft erwerben. Danach gründete ich zusammen mit einer Geschäftspartnerin eine Firma mit vier Nachhilfe-Instituten, in denen ich den pädagogischen Teil als Lehrerin sowie den wirtschaftlichen Teil als Geschäftsführerin abdeckte. In den darauffolgenden zehn Jahren arbeitete ich als Dozentin und Koordinatorin in einer Führungsposition im Bereich Aus- und Weiterbildung, wo mir die Entwicklung und Umsetzung neuer Konzeptionen, die Verbesserung und das Controlling von verschiedenen zentralen Prozessen, sowie das Qualitätsmanagement oblag. Weitere wirtschaftliche und unternehmerische Kompetenzen erlangte ich später durch selbständige Tätigkeiten in den Bereichen Stress-, Projekt-, Personen- und Eventmanagement.

"Die sportlichen Erfahrungen der Ehemaligen wären von großem Nutzen"

Der Betze brennt: Sie haben kürzlich die nach Ihrem Vater benannte "Horst-Eckel-Stiftung" mitgegründet und dabei viele interessante Kontakte geknüpft. Was könnte hiervon vielleicht auch hilfreich für den FCK sein? Und: Welche Eigenschaften möchten Sie von Horst Eckel in den Aufsichtsrat mit einbringen, und was wird original Dagmar Eckel sein?

Eckel: Im Stiftungsrat sitzen viele interessante und kompetente Persönlichkeiten mit weitreichenden internationalen Verbindungen, aus den Bereichen Recht, Wirtschaft, IT, Event-Marketing und Medien, die auch große FCK-Fans sind. Auf dieses große Fundament an Kompetenzen kann ich jederzeit zugreifen. Viele ehemalige Spieler des FCK sind Botschafter. Das liegt mir besonders am Herzen, weil mir die FCK-Familie sehr wichtig ist. Auch deren sportliche Erfahrungen wären für mich und damit für den Aufsichtsrat von großem Nutzen. Aber nicht nur durch die Stiftung, sondern auch durch das Management meines Vaters habe ich mir ein großes Netzwerk in den oben genannten Bereichen aufgebaut, das ich auch als Aufsichtsratsmitglied für den Verein nutzen werde.

Tradition, Werte, Bodenständigkeit, die Liebe zum FCK, Zähigkeit und Kampfgeist, das sind die Dinge, die Horst Eckel verkörpert und ausmachen und die er an mich weitergegeben hat. Dies hat mich geprägt und diese Tugenden und Werte kann ich in den Aufsichtsrat einbringen.

Im Original bin ich eine ehrliche, geradlinige Person mit analytischem Denken, konsequentem Durchsetzungsvermögen und Führungsqualitäten. Ich arbeite gerne im Team, scheue mich aber nicht, im Team auch Verantwortung zu übernehmen. Dabei kann ich mich sehr schnell auf neue Situationen einstellen und die daraus resultierenden Herausforderungen lösen. Weiterhin kann ich sehr gut auf Menschen zugehen und besitze ein hohes Maß an sozialer Kompetenz und Engagement.

Der Betze brennt: Sie sind die einzige weibliche Bewerberin, zuletzt hat im Jahr 2002 eine Frau im Aufsichtsrat des FCK gesessen. Spielt das für Sie eine Rolle, erhoffen Sie sich vielleicht sogar besonderen Zuspruch von den weiblichen Vereinsmitgliedern, oder ist die Geschlechterfrage völlig irrelevant?

Eckel: Für mich persönlich ist die Geschlechterfrage völlig irrelevant. Daher möchte ich mit den gleichen Maßstäben gemessen werden, wie die anderen Kandidaten. Die weiblichen Vereinsmitglieder des FCK sind sicherlich in der Lage, ihre Wahl nach geschlechtsneutralen und fairen Kriterien zu treffen.

"Eine Ausgliederung kann nicht von heute auf morgen durchgeführt werden"

Der Betze brennt: Zwei miteinander verknüpfte Diskussionen sind zurzeit die geplante Ausgliederung und der Einstieg von Investoren. Wie stehen Sie zu diesem Themenkomplex, was die Notwendigkeit, den Zeitplan und die konkrete Umsetzung angeht?

Eckel: Heutzutage treffen in der Bundesliga kaum noch eingetragene Vereine aufeinander, sondern eine AG auf eine GmbH, ein Indiz für wirtschaftliche Entwicklung. Früher reichten Tradition und sportliche Erfolge, da spielte die unternehmerische Seite eine eher untergeordnete Rolle. Heute benötigt man eine gesunde Balance zwischen Tradition und innovativen Wegen. Man muss sich aber jetzt öffnen und wirtschaftlich weiterentwickeln, um mit den Anderen mithalten zu können. Dennoch soll man die "Seele des Vereins" beibehalten, ja geradezu als Kulturgut pflegen.

Hauptgrund für die Ausgliederung ist der Zugang zu frischem Kapital, um neue Spieler zu holen, die Strukturen weiter zu professionalisieren und Altlasten zu tilgen. Letztlich sollen die Finanzen dem sportlichen Erfolg die notwendige Substanz und den erforderlichen Handlungsspielraum geben.

Ein potentieller Investor will Kompetenz und Kontinuität im sportlichen Bereich erkennen.
Er investiert entweder wegen Imageaufwertung oder Werbewirkung. Das ist gegeben durch den sportlichen Erfolg, innovative Möglichkeiten der Drittvermarktung und bekannte Persönlichkeiten. Daher müssen wieder ehemalige, bekannte Spieler ins Boot. Weitere Aspekte die im Zeitplan beachtet werden müssen: Das gut durchdachte Modell muss durch DFB/DFL genehmigt werden, dann die Zustimmung der Mitglieder in einer Außerordentlichen Mitgliederversammlung, die Beschreibung im Wertpapierprospekt, et cetera. Das dauert seine Zeit, so dass eine Ausgliederung nicht von heute auf morgen durchgeführt werden kann.

Der Betze brennt: Der noch amtierende Aufsichtsrat versuchte im Kalenderjahr 2017 zwei Mal, einen Sportvorstand zu installieren, scheiterte jedoch mit beiden Anläufen. Wie stehen Sie zu dieser Frage: Braucht der FCK mehr Sportkompetenz - und zwar "ganz oben" im Vorstand?

Eckel: Ja, wir brauchen definitiv einen kompetenten Sportvorstand, was nicht bedeutet, dass unser jetziger Sportdirektor inkompetent wäre. Jedoch gehört zu einem gut strukturierten Verein eine von außen erkennbare, saubere Gliederung der Bereiche. Jeder Verein benötigt eine kompetente sportliche Führung, der Trainer ist für das Tagesgeschäft und die Gegenwart zuständig, der Sportvorstand soll hingegen eine mehrjährige Planung verfolgen und diese zum Wohle des Vereins im Auge behalten. Dazu gehört natürlich auch die Entwicklungsarbeit in der Jugendabteilung.

Der Betze brennt: In den letzten Jahren ist beim FCK auf allen Ebenen ein rückläufiger Zusammenhalt spürbar - obwohl genau das den Verein früher so stark gemacht hat. Was würden Sie als Aufsichtsratsmitglied tun, um das Wir-Gefühl und das Miteinander wieder zu stärken?

Eckel: Die FCK-Familie muss wieder zusammenrücken. Dazu gehören für mich ganz klar die ehemaligen Spieler, die in die Vereinsstruktur verstärkt eingebunden werden müssen. Sie haben dem Verein Gesicht, Seele und Herz gegeben und den Fans einen Platz innerhalb der FCK-Familie und auf der Fußball-Landkarte. Die Fanarbeit muss in verschiedenen Bereichen intensiviert werden, unter anderem mit Hilfe der ehemaligen und den aktuellen Spielern, damit die Fans sich mit der aktuellen Mannschaft besser identifizieren können. Dazu bedarf es aber auch einer gewissen Kontinuität im Kader. Die Spieler müssen die Tradition und Werte des Vereins kennen lernen, um den FCK und dessen Fans zu verstehen. Aber nicht nur die Spieler, sondern auch Vorstand und Aufsichtsrat müssen näher an die Fans rücken und ein Ohr für deren Anliegen haben, wie zum Beispiel bei der Gruppe der Rollstuhlfahrer Süd.

"Ich stehe für eine gesunde Balance zwischen Tradition und Innovation"

Der Betze brennt: Wie sieht für sie der perfekte Aufsichtsrat aus - sowohl was die Zusammensetzung der fünf Personen angeht als auch ihre Arbeitsweise in dem Gremium?

Eckel: Der Aufsichtsrat sollte aus einem "gesunden" Mix bestehen, um alle Bereiche abzudecken. Die Mitglieder sollen sowohl Erfahrung und Kompetenzen haben als auch die Leidenschaft und das Herz für den Verein. Sie sollten sich zu einem Team zusammenfinden und Hand in Hand arbeiten. Das heißt, es muss eine klare Aufgabenteilung vorliegen, unter anderem basierend auf die jeweiligen Kompetenzen, die dem gemeinsamen Ziel dient, den FCK aus der jetzigen Krise und danach in eine sichere Zukunft zu führen.

Der Betze brennt: In der letzten Frage bitten wir Sie noch mal um eine prägnante Zusammenfassung: Warum sollten die FCK-Mitglieder Ihnen am 03. Dezember ihre Stimme geben?

Eckel: Ich stehe für eine gesunde Balance zwischen Tradition und innovativen Wegen. Den FCK habe ich in meinem Blut, aber ich bin auch ein moderner Mensch, der sich in den Belangen der Wirtschaft, Sozialpolitik und des Sports auskennt. Ich bin ein Teamplayer, aber auch einer, der gerne Verantwortung übernimmt. Wir sollen die Tradition des FCK pflegen und bewahren. Aber Tradition alleine schießt keine Tore. Der Verein muss so aufgestellt werden, dass er den heutigen Gegebenheiten entspricht und wettbewerbsfähig ist.

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg für die Wahl!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Komplette Interviewserie: Die Kandidaten zur Aufsichtsratswahl am 03. Dezember 2017

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