Interview mit Aufsichtsratskandidat Michael Littig

"Der FCK ist als Imageträger für die Stadt unbezahlbar"

"Der FCK ist als Imageträger für die Stadt unbezahlbar"


Der Kaiserslauterer Unternehmer Michael Littig (52) ist beruflich, politisch und ehrenamtlich höchst aktiv. Nun will er seinem Herzensverein aus der Krise helfen und kandidiert bei der Aufsichtsratswahl am 03. Dezember.

Der Betze brennt: Michael Littig, warum muss sich im Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern etwas ändern?

Michael Littig (52): Der Aufsichtsrat hat in den vergangenen Jahrzehnten seinen Beitrag zur Gesamtsituation geleistet - und die ist bekannt. Aber unabhängig von den üblichen formalen Aspekten hat ein Aufsichtsrat in einem Verein und Profisportclub einen größeren Wirkungsradius: Er ist mit verantwortlich für das Vertrauen und Zutrauen der Menschen in den Verein! Hier gibt es ganz sicher seit langem noch viel (Änderungs-)Potential!

Sicher soll der Aufsichtsrat nicht ins operative Tagesgeschäft eingreifen, aber wenn neben den Kontrollaufgaben die eine oder andere Tür geöffnet werden kann, dann ist das ein schöner Nebeneffekt. Was gerne vergessen wird: Mit der Auswahl des Vorstandes, dessen Vertragsgestaltung inklusive Zielvereinbarung steuert der Aufsichtsrat mindestens indirekt. So kam es schon vor, dass ein Vorstand auf Gewinnerzielung fixiert wurde, unabhängig vom sportlichen Erfolg...

Der Betze brennt: Stellen Sie sich doch bitte kurz vor: Welche beruflichen Erfahrungen und welche persönliche Verbindung zum FCK qualifizieren Sie für ein Amt im zweithöchsten Vereinsgremium?

Littig: Ich lebe seit meiner Geburt in Kaiserslautern, verheiratet, zwei erwachsene Kinder, habe hier mehrere Firmen mit circa 60 Mitarbeitern gegründet und bin beruflich bundesweit unterwegs. In Verbänden und Kommissionen, zum Beispiel BITKOM, DIN Institut, Mittelstandsvereinigung (stellvertretender Bundesvorsitzender), Verband der Familienunternehmer und als Beirat, Aufsichtsrat und Stadtrat von Kaiserslautern sowie von 2007 bis 2012 als ehrenamtlicher Geschäftsführer eines Proficlubs in der 2. Basketball-Bundesliga konnte ich umfangreiche Erfahrungen sammeln. Die persönlichen Verbindungen zum FCK sind vielfältig: Aktiv in der Jugend als Fußballer und Leichtathlet, wo möglich und machbar auch ein wenig Sponsoring. Zum Teil intensive Kontakte zu vielen handelnden und verantwortlichen Akteuren, vom Aufsichtsrat, Vorstand bis in einzelne Abteilungen hinein.

Egal in welcher Rolle: Ich habe viele Höhen und zum Teil existentielle Tiefen erlebt und als Aufsichtsrat, im Sportmanagement und als Unternehmer wichtige Erfahrungen gesammelt und bis heute viele aktive Netzwerke aufgebaut - auch im Umfeld des FCK.

"Der FCK hat die Stadt in den letzten zehn Jahren keinen Cent gekostet"

Der Betze brennt: Ihr Unternehmen teckpro war auch schon im Sportbereich tätig und wäre eigentlich auch ein denkbarer FCK-Sponsor. Gab es diesbezüglich eine Kontaktaufnahme oder Erfahrungen mit der aktuellen Vereinsführung?

Littig: Ja - die teckpro war schon im Sportbereich tätig, auch beim FCK hatten wir schon eine Bande in der Bundesliga und waren auch in mehreren Abteilungen beim FCK, zum Teil als Trikotsponsor, aktiv. Die bekannte Ausgründung der Profi-Basketballer vor über zehn Jahren hat viel Energie gekostet, aber im Engagement mit regionalen Partnern den FCK faktisch gewaltig entlastet. In den vergangenen Jahren haben wir aus vielen Gründen das Engagement mehr in soziale Bereiche verlagert. Unabhängig davon und ohne die eigenen konkreten Erfahrungen aus Gesprächen mit dem FCK in den vergangenen zehn Jahren zu strapazieren: Ich sehe grundsätzlich in der Ansprache und der Kommunikation gerade mit regionalen Unternehmen sehr viel Luft nach oben. Mit den aktuellen Vorständen des FCK stehe ich seit Sommer in direktem Kontakt, wobei sicher beachtet werden muss, dass es in der Abarbeitung der potenten Unternehmen in der Region noch viele Unternehmen vor der teckpro gibt.

Der Betze brennt: Als Kreisvorsitzender der CDU Kaiserslautern begleiten Sie auch regelmäßig die Themen Stadion, Stadt und Verein. Dabei müssen Sie als Politiker - wenn auch momentan in der Opposition - die Interessen der Stadt vertreten und als mögliches Aufsichtsratsmitglied die Interessen des Vereins. Sehen Sie hier keine Konfliktgefahr?

Littig: Zunächst: "Politiker" ist sicher übertrieben - ich bin kein Politiker, ich bin jedoch ehrenamtlich bundesweit und parteiübergreifend in verschiedenen Gremien engagiert.

Nicht nur als Fan: Der FCK ist als Unternehmen, als emotionaler Faktor sowie als der nach wie vor effektivste Imageträger für die Stadt und die Region unbezahlbar. Leider hat bekanntlich die Liebe von Stadt und FCK etwas gelitten - Stichwort "Zweckehe". Aber die Ehe besteht und es gilt, die aktuell verborgenen Gefühle zu wecken! Hier versuche ich zu helfen. In dem Zusammenhang und nachdem gerne spekuliert wird: Der Oberbürgermeister von Lautern hat auf meine Anfrage schriftlich bestätigt, wie wichtig der FCK ist und Tatsache ist auch, dass der FCK die Stadt in den letzten zehn Jahren keinen Cent gekostet hat! Also: Das ist kein Interessenkonflikt, sondern im Gegenteil: Es gilt die gemeinsamen Ziele zu sichern. Und an der Beziehung müssen alle arbeiten!

Der Betze brennt: Zwei miteinander verknüpfte Diskussionen sind zurzeit die geplante Ausgliederung und der Einstieg von Investoren. Wie stehen Sie zu diesem Themenkomplex, was die Notwendigkeit, den Zeitplan und die konkrete Umsetzung angeht?

Littig: Für mich ist wichtig, dass die Identität des Vereins erhalten bleibt und das "Wir-Gefühl" gesichert ist. Für die weitere Professionalisierung und die gewünschte Öffnung für Investoren müssen jedoch die formalen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Ebenso ist der ideelle Bereich vor möglichen negativen Entwicklungen zu schützen. Im Übrigen: Bei allen mir bisher bekannten Investoren-Diskussionen beim FCK galt das Interesse wohl zunächst dem Baugebiet und der Immobilie. Erst der zweite Blick gilt in der Regel dem Mieter und dann der Frage, wie der Mieter gestützt beziehungsweise die Miete abgesichert werden kann - aber nicht im Sinne eines strategischen Investments in einen Bundesligaverein, sondern zum Teil als Cash-Cow. Ob zeitlicher Druck gegeben ist, kann ich derzeit noch nicht abschließend sagen, dennoch müssen wir zügig die Optionen sichern: Sollte jemand Millionen investieren wollen, dann müssen wir darauf vorbereitet sein und die Voraussetzungen geschaffen haben! Also: Ausgliederung JA, Vorbereitung JA, Umsetzung abhängig von den konkreten Möglichkeiten, unter Abwägung von Chancen und Risiken.

"Weitere Idole und Partner vorbehaltlos für den FCK motivieren"

Der Betze brennt: Der noch amtierende Aufsichtsrat versuchte im Kalenderjahr 2017 zwei Mal, einen Sportvorstand zu installieren, scheiterte jedoch mit beiden Anläufen. Wie stehen Sie zu dieser Frage: Braucht der FCK mehr Sportkompetenz - und zwar "ganz oben" im Vorstand?

Littig: Das Kerngeschäft des FCK ist Fußball! Es ist daher ein absolutes Muss, dass in allen Bereichen bestmöglich Fußballsachverstand vorhanden ist. Ein Handwerksbetrieb hat in der Regel Meisterzwang. Der Unternehmer und die Leitung müssen das Handwerk verstehen und den Markt.

Mit Fußballsachverstand ist auch hier deutlich mehr gemeint als nur das Spiel auf dem Rasen zu beherrschen. Wichtig sind unter anderem auch die Kenntnis der Marktkräfte, der Prozesse mit Spielerberatern, der Zugang zu "Branchennetzwerken" bis hin zur Fähigkeit übergreifende Konzepte von der Jugend bis in den Profibereich zu implementieren und Sportler zu führen. Bei letzterem habe ich viel Lehrgeld bezahlt. Da müssen Profis her.
Also: Ein klares JA!

Der Betze brennt: In den letzten Jahren ist beim FCK auf allen Ebenen ein rückläufiger Zusammenhalt spürbar - obwohl genau das den Verein früher so stark gemacht hat. Was würden Sie als Aufsichtsratsmitglied tun, um das Wir-Gefühl und das Miteinander wieder zu stärken?

Littig: Tatsächlich wird immer weniger über "unseren" FCK gesprochen, sondern oft über "die da oben". Eine denkbar schlechte Basis, wenn es gegebenenfalls darum geht, in schwierigen Zeiten Unterstützung zu suchen. Klar ist es sowohl der sportlichen und wirtschaftlichen Situation geschuldet, dass manche Medien nicht positiv wirken und "Vertrauen, Zutrauen und Kontinuität" sind derzeit nicht unsere stärksten Eigenschaften. Dass wichtige Teile der FCK-Führung - also von Aufsichtsrat und Vorstand - nicht in Kaiserslautern "residieren", fördert diesen Trend, wenngleich die lokale Präsenz für alle Aufsichtsräte sicher nicht zwingend notwendig ist. Für mich ist es bestimmt ein Vorteil, dass ich jederzeit in 20 Minuten zu Fuß im Stadion sein kann. Aber neben der sprichwörtlichen Greifbarkeit ist es wichtiger, dass wir kontinuierlich oben erwähntes Vertrauen und Zutrauen zurückgewinnen und es uns dann gelingt, weitere Idole und Partner vorbehaltlos für den FCK zu motivieren. Ein frischer Aufsichtsrat hat hier eine Chance. Da geht was!

"Der Aufsichtsrat kann helfen, wichtige Türen aufzustoßen"

Der Betze brennt: Wie sieht für sie der perfekte Aufsichtsrat aus - sowohl was die Zusammensetzung der fünf Personen angeht als auch ihre Arbeitsweise in dem Gremium?

Littig: Ich habe mir am Wochenende etliche Aufsichtsräte erfolgreicherer Klubs angesehen und auch Gespräche geführt. Neben der obligatorischen Expertise besitzt ein Aufsichtsrat im Idealfall unter anderem folgende Eigenschaften: Unabhängigkeit, Belastbarkeit, nicht konfliktscheu, kritisch/konstruktiv und als Sahnehäubchen können die Mitglieder im Bedarfsfall helfen, wichtige Türen aufzustoßen. Bei vielen erfolgreichen Bundesligaclubs stehen einige Aufsichtsräte tatsächlich auch für "repräsentative Effekte". Loyalität, respektvolles und vertrauensvolles Miteinander sind Basics!

Durch den Verzicht langjähriger Aufsichtsräte besteht die Chance, dass sich ein neues Team findet, welches nach innen hart arbeitet und konstruktiv streitet und nach außen einen frischen Wind symbolisiert und hoffentlich Optimismus verbreiten kann.

Der Betze brennt: In der letzten Frage bitten wir Sie noch mal um eine prägnante Zusammenfassung: Warum sollten die FCK-Mitglieder Ihnen am 03. Dezember ihre Stimme geben?

Littig: Seit Monaten betreibe ich Analysen: Von der Bilanzanalyse bis zur Liquiditätsbetrachtung - auch mit Bankern und Vorständen, Diskussionen mit Ingenieuren und Investoren rund um mögliche Entwicklungen des Fritz-Walter-Stadions und das Gebiet, mit ehemaligen Sponsoren und Verantwortlichen anderer Bundesligaclubs und deren Sponsoren und natürlich mit vielen Menschen im und um den FCK. Ich glaube also die Situation des FCK vergleichsweise gut zu kennen, verfüge über aktive Kanäle in viele relevante Bereiche und kann die wichtigen Aspekte im gesamten Marktkontext einordnen. Dass sich in Summe aktuell kein einfaches Bild zeichnet, war schon vorher bekannt. Unabhängig vom existentiellen sportlichen Erfolg müssen wir emotionsfrei und nüchtern realisieren, dass in dem Geschäft kein Sponsor und Investor auch nur einen Cent verschenkt, sondern jeder Euro hart erarbeitet werden muss. Positiv stimmt hier die weiter sehr hohe Wertschätzung unseres FCK in ganz Deutschland und die vielen positiven Signale zur Unterstützung.

Ich traue mir daher definitiv zu, mindestens die originären Aufgaben eines Aufsichtsrates sehr gut leisten zu können. Weitergehende Versprechen sind schlicht nicht seriös. Aber für mehr kämpfen ist Pflicht, und ich glaube daran, dass wieder viel mehr gelingen kann!

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg für die Wahl!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Komplette Interviewserie: Die Kandidaten zur Aufsichtsratswahl am 03. Dezember 2017

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