Interview mit Aufsichtsratskandidat Fritz Fuchs

"Ich kenne den Fußball immer noch in- und auswendig"

"Ich kenne den Fußball immer noch in- und auswendig"

Foto: Imago/Hoffmann

Fritz Fuchs war Bundesliga-Spieler für den 1. FC Kaiserslautern und 2008 für kurze Zeit Sportdirektor. Nun will der 74-Jährige in den Aufsichtsrat. Das sei er dem Verein, dem er viel zu verdanken habe, schuldig.

Der Betze brennt: Fritz Fuchs, warum muss sich im Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern etwas ändern?

Fritz Fuchs (74): Der jetzige Aufsichtsrat hatte zu große Ambitionen. Nikolai Riesenkampff hat viel versprochen und davon nichts halten können. Mathias Abel wollte - wie man gelesen und gehört hat - Sportvorstand werden. Damit hat man in einer Phase, in der es gerade etwas aufwärts ging, für Unruhe gesorgt. Das war ziemlich unklug. Von den anderen Leuten im Aufsichtsrat hat man nie etwas gesehen oder gehört. Der Aufsichtsrat muss den Vorstand wirklich kontrollieren und auch mal einschreiten. Und er muss vor allen Dingen eine Richtung vorgeben. Das hat mir in den letzten Jahren total gefehlt.

Der Betze brennt: Stellen Sie sich doch bitte kurz vor: Welche beruflichen Erfahrungen und welche persönliche Verbindung zum FCK qualifizieren Sie für ein Amt im zweithöchsten Vereinsgremium?

Fuchs: Als ehemaliger Bundesligaspieler - 167 Spiele für den FCK von 1969 bis 1975 - Trainer und sportlicher Leiter verfüge ich über sehr viel Erfahrung im bezahlten Fußball und im Nachwuchsbereich - sowohl national als auch international. Zudem kann ich durch meine Tätigkeiten im Bereich der Spielerberatung auf ein Netzwerk aus Vereinen, Trainern und Managern zugreifen. Ich kenne den Fußball immer noch in- und auswendig. Genau das kann für unseren FCK von ganz entscheidender Bedeutung sein. Zuallererst müssen wir sportlich die Kurve bekommen und die Klasse halten. Wenn wir sportlich den Umbruch schaffen, kommt alles andere automatisch. Die jetzigen Verantwortlichen haben keine Lösungsmöglichkeiten. Ich habe sie.

"Einen Interessenkonflikt wird es nicht geben"

Der Betze brennt: Vor zehn Jahren waren Sie für kurze Zeit als FCK-Sportdirektor tätig, schmissen dann aber im Streit mit dem damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Dieter Buchholz hin. Was ist damals schiefgelaufen und warum würde es heute besser funktionieren?

Fuchs: Als ich antrat, waren wir fünf Punkte weg von einem Nichtabstiegsplatz. Als ich das Handtuch geworfen habe, waren wir punktgleich. Ich habe Milan Sasic geholt. Das war genau die richtige Entscheidung. Aus dem Bauch heraus, aus der Erfahrung heraus. Ich habe die Schritte zur Rettung in die Wege geleitet. Doch dann wurden hinter meinem Rücken Verhandlungen mit Stefan Kuntz aufgenommen. Mir gegenüber haben Vorstand und Aufsichtsrat das abgestritten. Nur zur Klarstellung: Ich hatte nichts dagegen, dass Stefan Kuntz kommt, aber es muss Klarheit herrschen. Es muss offen passieren. Solche Nacht- und Nebelaktionen wollte ich nicht mitmachen. Auch für die Zukunft gilt: Klarheit, Wahrheit und Offenheit währen immer noch am längsten. Das wollen doch auch unsere Fans. Schönrederei oder Lügerei regen mich auf. Warum kann man nicht die Wahrheit sagen?

Der Betze brennt: Sie sind Mitinhaber der Agentur FSB-Spielerberatung, haben diese Tätigkeit jedoch laut Selbstauskunft vor wenigen Wochen niedergelegt. Auch Ihr Sohn Uwe Fuchs ist Spielerberater. Als Aufsichtsratsmitglied müssten Sie wiederum über Spielertransfers des FCK mitentscheiden - wie wollen Sie hierbei Interessenkonflikte vermeiden?

Fuchs: Ich bin kein Inhaber. Ich habe in den letzten Jahren freiberuflich für Spieleragenturen gearbeitet, zuletzt für die FSB-Spielerberatung in Trier. Diese Tätigkeit habe ich jetzt erstmal niedergelegt, weil ich mich voll auf die Kandidatur für den Aufsichtsrat konzentrieren will. Gleichwohl gilt: Ich habe ein Fußball-Netzwerk, und das halte ich in der jetzigen Situation des FCK für sehr wichtig. Auch 2008 konnten wir durch mein Netzwerk Spieler bekommen, die schlussendlich zur Rettung beigetragen haben. Einen Interessenkonflikt wird es nicht geben, da ich die klare Strategie einer Trennung der beiden Bereiche fahre. Da wird es keine Verflechtungen geben. Dafür stehe ich.

Der Betze brennt: Zwei miteinander verknüpfte Diskussionen sind zurzeit die geplante Ausgliederung und der Einstieg von Investoren. Wie stehen Sie zu diesem Themenkomplex, was die Notwendigkeit, den Zeitplan und die konkrete Umsetzung angeht?

Fuchs: Eine Ausgliederung ist unumgänglich, das ist die einzige Chance. Aber eine ausgegliederte Profiabteilung muss professionell geführt werden von Leuten, die auch haften mit ihrem eingesetzten Kapital. Zudem muss eine Ausgliederung gut vorbereitet sein. Es muss schon im Vorfeld Gesellschafter oder Investoren geben, die bereits einen gewissen Betrag auf ein Treuhandkonto gelegt haben, um diesen dann zu investieren. Zuletzt gab es ja wieder Gerüchte um einen potentiellen Investor. Wenn also wirklich ein Investor da ist, dann bereitet man die Ausgliederung vor und kann nach der Ausgliederung direkt mit so und so viel Kapital einsteigen. Wenn sich das kurzfristig umsetzen ließe, wäre das sogar ein Segen.

"Sportvorstand muss jemand aus dem praxisnahen Fußballgeschäft sein"

Der Betze brennt: Der noch amtierende Aufsichtsrat versuchte im Kalenderjahr 2017 zwei Mal, einen Sportvorstand zu installieren, scheiterte jedoch mit beiden Anläufen. Wie stehen Sie zu dieser Frage: Braucht der FCK mehr Sportkompetenz - und zwar "ganz oben" im Vorstand?

Fuchs: Natürlich braucht der FCK einen Sportvorstand. Aber einen, der das Geschäft kennt und der den FCK wirklich "liebt". Der Sportvorstand muss Sportdirektor Boris Notzon kontrollieren und auch Trainer Jeff Strasser Ratschläge geben. Es muss jemand aus dem praxisnahen Fußball-Geschäft sein. Jemand, der weiß, wie man mit Spielern reden muss und ihnen auch mal in den Hintern tritt. Damit die Spieler mal wissen, welches Trikot sie anhaben.

Der Betze brennt: In den letzten Jahren ist beim FCK auf allen Ebenen ein rückläufiger Zusammenhalt spürbar - obwohl genau das den Verein früher so stark gemacht hat. Was würden Sie als Aufsichtsratsmitglied tun, um das Wir-Gefühl und das Miteinander wieder zu stärken?

Fuchs: Das wird eine knochenharte Arbeit. Zunächst einmal muss man selbst eine positive Ausstrahlung haben und mit allen Protagonisten, mit allen Beteiligten reden. Mit den Spielern würde ich eine Art "moralischen Vertrag" schließen, in dem sie beispielsweise versichern, immer alles zu geben. Unseren Fans in der Westkurve sage ich: Wir müssen unsere Mannschaft kompromisslos anfeuern, aber wir müssen auch den Gegner respektieren. Dann entstehen bei den gegnerischen Spielern keine Emotionen, das ist besser für uns. Heutzutage gibt es ja gar keinen Respekt mehr. Bei all diesen Dingen muss man ansetzen. Das Wir-Gefühl muss unbedingt gefördert werden. Und ich denke, es sind auch noch Leute da, die dabei mithelfen.

"Wenn ich jetzt nicht helfen würde, könnte ich nicht mehr ruhig schlafen"

Der Betze brennt: Wie sieht für sie der perfekte Aufsichtsrat aus - sowohl was die Zusammensetzung der fünf Personen angeht als auch ihre Arbeitsweise in dem Gremium?

Fuchs: Im perfekten Aufsichtsrat sollte ein Finanzfachmann vertreten sein, dazu ein Steuerfachmann, ein Jurist und jemand, der Ahnung von Fußball hat. Außerdem ein Unternehmer, der unternehmerische Gedankengänge einbringt. Dann muss der Aufsichtsrat intern eine Strategie entwerfen. Dabei kann gerne hart diskutiert werden. Doch wenn eine (Mehrheits)-Entscheidung steht, muss diese gemeinsam durchgezogen werden. Wie bei einer Mannschaft, die bedingungslos zusammenhält.

Der Betze brennt: In der letzten Frage bitten wir Sie noch mal um eine prägnante Zusammenfassung: Warum sollten die FCK-Mitglieder Ihnen am 03. Dezember ihre Stimme geben?

Fuchs: Weil ich im sportlichen Bereich der einzige Kandidat bin, der die Erfahrung hat, um zu helfen. Ich bin FCK'ler seit weit mehr als 60 Jahren und ich habe dem Verein viel zu verdanken. Auch gegenüber Fritz Walter, der mein Trainer war, habe ich eine Verpflichtung. Wenn ich jetzt nicht helfen würde, könnte ich nicht mehr ruhig schlafen. Deshalb habe ich mich zur Verfügung gestellt.

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg für die Wahl!

Abschließend noch ein Hinweis in eigener Sache: Mit Fritz Fuchs ist unsere Interviewserie zur Aufsichtsratswahl nun abgeschlossen. Wir bedanken uns nochmals ganz herzlich bei allen 17 Kandidaten für ihre Gesprächsbereitschaft und hoffen natürlich, einen guten Beitrag zur Meinungsbildung der FCK-Mitglieder geleistet zu haben. Sämtliche Kandidaten-Interviews sind auch weiterhin im DBB-Archiv abrufbar.

Der Betze brennt berichtet am Sonntag wie gewohnt mit einem ausführlichen Live-Ticker von der Jahreshauptversammlung des 1. FC Kaiserslautern e.V. Wir melden uns ab ca. 10:30 Uhr live aus dem Fritz-Walter-Stadion!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo, Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Komplette Interviewserie: Die Kandidaten zur Aufsichtsratswahl am 03. Dezember 2017

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