Die Zwischenbilanz der Neuzugänge von 2017

Enttäuschungen, Rückkehrer und Hoffnungsträger

Enttäuschungen, Rückkehrer und Hoffnungsträger


Die Saison 2017/18 geht auf die Zielgerade zu. Für Der Betze brennt Anlass genug, noch einmal einen Blick zurückzuwerfen: Wie haben sich die Neuzugänge beim 1. FC Kaiserslautern bisher geschlagen?

Satte 34 Transfer-Bewegungen gab es bei den Roten Teufeln in der laufenden Saison (Jugendspieler nicht eingerechnet). In unserer Transfer-Rückschau wollen wir vor allem einen Blick auf die Neuzugänge werfen. Wie haben sich die neuen Spieler bei den Pfälzern gemacht?

Torhüter: Der Rückkehrer mit Startschwierigkeiten

Mit Julian Pollersbeck verkaufte der 1. FC Kaiserslautern nach der überzeugenden U21-EM des gebürtigen Altöttingers seinen Stammkeeper zum Hamburger SV für mehr als 3,5 Millionen Euro. Auf ausdrückliche Empfehlung von Torwarttrainer Gerry Ehrmann holten die Roten Teufel Marius Müller aus Leipzig zurück. Der Heppenheimer hatte sich 2016 überraschend nach Sachsen verabschiedet, setzte sich dort aber nicht durch. Anfang Juli 2017 kehrte Müller zum FCK zurück. Die Fans bewerteten die Rückholaktion mit einer eher schwachen Transfer-Note von 3,7. 81-mal bekam die Neuverpflichtung sogar eine 6 - wohl eine Reaktion auf Müllers kurzfristigen Wechsel zum unbeliebten Brause-Projekt ein Jahr zuvor. Im ersten Spiel in Nürnberg (0:3) erwischte der Schlussmann einen rabenschwarzen Tag und war an zwei Gegentoren direkt beteiligt. Danach entwickelte er sich aber zu einem wichtigen Stabilisator und erhält nach 26 Saisoneinsätze die gute DBB-Durchschnittsnote 2,8 - zusammen mit Brandon Borrello und Winterneuzugang Jan-Ingwer Callsen-Bracker der Bestwert aller FCK-Stammspieler.

Abwehr: Erst ein Winter-Transfer sorgt für Stabilität

In der Spielzeit 2016/17 sorgte immerhin die Abwehr des FCK für etwas Zuversicht. Nur 33 Gegentore ließen die Pfälzer zu, die Roten Teufel stellten damit zweitbeste Abwehr der Liga. Mit dem Kauf-Verzicht von Ewerton (war von Sporting ausgeliehen), dem späteren Verkauf von Robin Koch und dem bereits zuvor feststehenden Wechsel von Marcel Gaus brach dem damaligen Trainer Norbert Meier die eingespielte Defensive weg. Aufgefangen werden sollte die Weggänge durch zwei Ex-Lautrer: Marcel Correia und Giuliano Modica. Doch beide waren vom Verletzungspech verfolgt. Correia, der mit viel Zuversicht empfangen wurde (DBB-Transferbenotung 1,8), spielte bisher nur achtmal. Modica kam sogar nur auf fünf Saisoneinsätze. Die erhoffte Stabilität holte der FCK erst im Winter: Jan-Ingwer Callsen-Bracker kam auf Leihbasis aus Augsburg mit viel Vorschusslorbeeren (DBB-Transferbenotung 1,7) in die Pfalz. Der 33-Jährige ging als Führungsspieler voran und wusste bisher zu überzeugen (DBB-Durchschnittsnote 2,8).

Im Sommer hatte der FCK zudem einen weiteren Ex-Lautrer für die Defensive verpflichtet: Benjamin Kessel kam als variabel einsetzbarer Defensivmann (Rechts- und Innenverteidigung), seine Verpflichtung fand ebenfalls Anklang (DBB-Transferbenotung 2,2). Nach 18 Saisoneinsätzen weist er die DBB-Note von 3,4 vor und befindet sich damit im mittleren Durchschnitt seiner Mannschaft.

Für die Außenpositionen in der Abwehr lotste der FCK außerdem Leon Guwara auf Leihbasis von Werder Bremen auf den Betzenberg (Transferbenotung 2,7 / 20 Einsätze / Spieltagsnote 3,5). Joel Abu Hanna (2 / 8 / 2,2) kam von Bayer Leverkusen und galt als Perpektivspieler.

Defensives Mittelfeld: Der Hoffnungsträger spielt kaum

Im defensiven Mittelfeld verpflichtete der 1. FC Kaiserslautern Anfang Juli Mads Albaek als Hoffnungsträger für die Zentrale. Die DBB-Leser bewerteten den Transfer hoffnungsvoll mit 1,9. Der Däne sollte neben Christoph Moritz den Abräumer geben. Doch aufgrund hartnäckiger Probleme mit dem Schambein spielte der 28-Jährige nur viermal. Als Ersatz kam Gino Fechner infrage, der gebürtige Bochumer wechselte von Leipzig in die Pfalz (DBB-Transferbenotung 2,6). In zwölf Saisonspielen konnte sich der 20-Jährige aber bisher nicht nachhaltig durchsetzen (DBB-Note 3,5).

Offensives Mittelfeld: Ein Rückkehrer, eine Überraschung und eine Enttäuschung

Im offensiven Mittelfeld holte der FCK den Australier Brandon Borrello, der mit gemischten Gefühlen von den FCK-Fans empfangen wurde (DBB-Transferbenotung 2,5) und anfangs in völlig neuer Umgebung einen schweren Stand hatte. Doch mit fortlaufender Saison entwickelte sich der Flügelspieler zu einem echten Leistungsträger. In 17 Einsätzen war Borrello an zehn Treffer beteiligt und kommt auf einen vorläufigen DBB-Notenschnitt von 2,8 - Bestwert aller seit Sommer im Kader stehenden Spieler!

Als Gegenpart auf der Außenbahn war Ruben Jenssen auserkoren. Der Norweger kam im Winter vom FC Groningen zurück zum FCK und zeigte sich wild entschlossen, mit seinem Ex-Klub um den Klassenerhalt zu kämpfen. Mit einer starken DBB-Transfernote von 1,7 nahm das Umfeld Jenssen in Empfang. Nach bisher sieben Einsätzen in der Rückrunde steht die eher mittelmäßige DBB-Note 3,4 zu Buche – aber wer weiß, was die letzten sieben Spiele noch bringen werden?

Baris Atik kam mit der Empfehlung einer starken Saison für Sturm Graz nach Lautern. Trotzdem bewerteten die DBB-Leser die Verpflichtung relativ skeptisch (DBB-Transfernote 3,0). Der von Hoffenheim ausgeliehene Offensivmann galt anfangs als wichtiger Kreativspieler, ließ später aber Einstellung und Leistung vermissen. Nach zwölf Einsätzen (mit einem schwachen DBB-Notenschnitt von 3,9) endete die Leihe vorzeitig. Inzwischen spielt Atik in Darmstadt - aus Sicht des FCK definitiv ein Fehleinkauf.

Angriff: Zwei Stoßstürmer, ein Fragezeichen und ein Signal

Im Angriff holte der FCK im Sommer Gervane Kastaneer. Der damals 21-Jährige spielte zuvor für ADO Den Haag und galt als vielversprechender Angreifer (DBB-Transferbenotung 1,9). Doch Kastaneer, der Anfang des Jahres mit einer Augenverletzung zu kämpfen hatte und mit einer markanten Brille spielte, war nur einmal beim 1:1 gegen Braunschweig an einem Tor beteiligt und konnte sich bisher nicht durchsetzen. Inzwischen stellt der Niederländer ein großes Rätsel dar: Nach zehn Einsätzen im Jahr 2017 (DBB-Note 3,9) kam er 2018 noch nicht einmal zum Zug.

Deutlich größeren Eindruck und Einfluss hatten Lukas Spalvis und Sebastian Andersson, die sich nicht nur als Spielertypen ähneln. Beide kommen auf vergleichbare statistische Werte: Andersson entfachte Ende August, als die Roten Teufel schon im Abstiegskampf steckten, Optimismus im FCK-Lager (DBB-Transfernote 1,9) und brachte sich bislang mit neun Torbeteiligungen in 23 Einsätzen ein (DBB-Note 3,6). Auch Spalvis, der von Sporting Lissabon ausgeliehen wurde, kam auf eine DBB-Transfernote von 1,9. Der litauische Nationalspieler, der nach einer Knieverletzung wieder Spielpraxis sammeln sollte, erzielte in 18 Saisoneinsätzen fünf Tore und kommt auf eine DBB-Note von 3,7. An den eher unterdurchschnittlichen Notenwerten von Andersson und Spalvis zeigt sich einmal mehr, dass bei Stürmern die Spanne zwischen "Held" und "Depp" besonders schnell schwanken kann - ähnlich wie bei den Torhütern.

Der bislang neueste Spieler ist Halil Altintop. Der ehemalige Lautrer kam in letzter Sekunde kurz vor Ende der Winter-Transferphase von Slavia Prag. Altintop unterzeichnete einen Vertrag bis 2019, der auch für die 3. Liga gültig ist und gilt als Integrations- und Führungsfigur. Auch im Umfeld setzte Altintop ein echtes Signal. Satte 258-mal vergaben die DBB-Leser bei der Transferbewertung die Note 1, was den absoluten Bestwert in dieser Saison darstellt. Insgesamt erhielt Altintop, der bislang achtmal eingewechselt wurde (eine Vorlage), die Transfernote 1,3. In seinen sieben Kurzeinsätzen konnte er aber bisher noch keine größeren Akzente setzen (DBB-Notenschnitt 3,7) - was sich im Saisonfinale aber natürlich noch, wie der Team-Oldie nicht nur mit seinem jüngsten Geistesblitz im Heimspiel gegen St. Pauli andeutete.


Kommentar: Ein Stück weit absehbar


von paulgeht:

Der Umbruch scheint beim 1. FC Kaiserslautern mittlerweile zur Routine geworden zu sein. Drei Fußball-Mannschaften wurden in dieser Saison durch den FCK "geschleust" - es war eigentlich absehbar, dass das zu Problemen führen muss.

Der Ansatz, die leidigen Mentalitätsprobleme innerhalb der Mannschaft durch die Verpflichtung von Ex-Lautrern auszugleichen, war zwar nachvollziehbar. Doch weder die von Verletzungen geplagten Marcel Correia und Giuliano Modica, noch Marius Müller oder Benjamin Kessel konnten im Laufe der Saison als echte Führungsspieler vorangehen. Die durch die Weggänge von Ewerton und Robin Koch entstandene Lücke wurde außerdem nicht geschlossen. Erst im Winter verpflichtete der erst spät endgültig zum Sportdirektor ernannte Boris Notzon durch zwei Leihen (Jan-Ingwer Callsen-Bracker und Ruben Jenssen) und Halil Altintop Qualität, Erfahrung und auch die nötige Einstellung - ein Armutszeugnis für die Mannschaft, die Zweitliga-Ansprüchen vor allem in der Hinrunde nie gerecht wurde.

Zu den Wechselspielen in der Kaderliste gesellten sich Veränderungen im Zuständigkeitsbereich: Uwe Stöver verabschiedete sich zur Unzeit, die alte Führungsriege besetzte den Posten des Sportchefs nicht sofort neu - ein Vakuum entstand, in dem eine klare Linie und Transferphilosophie nur schwach durchschimmerte. Es bleibt zu hoffen, dass durch die Zusammenarbeit von Sportvorstand Martin Bader und Notzon der nächste wohl zwingend anstehende Komplett-Umbruch besser aufgefangen wird, als im vergangenen Sommer. Die Pläne für einen belastbaren Umbau des Kaders sollen seit Wochen reifen. Man wird sehen, ob der FCK in der kommenden Saison - egal in welcher Liga - Fehleinschätzungen umgeht und endlich das Gerüst für eine längere Zeit als zwölf Monate finden kann.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

Weitere Links zum Thema:

- Übersicht: Alle FCK-Transfers zur Saison 2017/18
- Transfer-Ticker: Alle Neuigkeiten von der Wechselbörse
- Vier Last-Minute-Wechsel runden den Mega-Umbruch ab (Der Betze brennt, 31.08.2017)

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