Im Blickpunkt: Die Personalplanungen beim 1. FC Kaiserslautern

Die Kaderwerkstatt hat wieder geöffnet

Die Kaderwerkstatt hat wieder geöffnet


Nach wochenlanger Hängepartie scheint beim 1. FC Kaiserslautern die Lizenz gesichert zu sein. Nun können die Kaderplanungen intensiviert werden - wo sind die Baustellen?

Durch den Entschluss, eine Zusammenarbeit mit dem luxemburgischen Unternehmer Flavio Becca einzugehen, könne "die sportliche Abteilung die Planung der kommenden Saison intensivieren", erklärte Finanz-Geschäftsführer Michael Klatt kürzlich im "Kicker"-Interview. Zeit wird's! Gespräche mit potenziellen Neuzugängen haben die Verantwortlichen der Roten Teufel schon geführt, die Schwachstellen im Kader sind - zumindest intern - analysiert worden. Nun müssen Nägel mit Köpfen gemacht werden, um den Vorteil der frühen Planungssicherheit für die kommende Saison nicht komplett aus der Hand zu geben.

Martin Bader hat angekündigt, keinen Leistungsträger verkaufen zu wollen. Dafür sind er, Sportdirektor Boris Notzon und Trainer Sascha Hildmann auf der Suche nach Verstärkungen. "Diese Mannschaft braucht in allen Mannschaftsteilen - außer im Tor - Verstärkungen. In der Abwehr, im Mittelfeld und im Sturm. In der Abwehr brauchen wir mehr Schnelligkeit, wir brauchen einen kreativen, offensiven Mittelfeldspieler und vorne einen großen Wandspieler", beschrieb Hildmann kürzlich im "Rheinpfalz"-Interview den Bedarf. Die Kaderwerkstatt hat wieder geöffnet...

Innenverteidigung: Tempo gesucht - Wo liegt Sickingers Zukunft?

Auch in der Verteidigung wollen die Verantwortlichen Tempo gewinnen. Kevin Kraus und André Hainault verfügen zwar über die notwendige Robustheit und Erfahrung, es fehlt ihnen aber die Schnelligkeit. Ruhepausen war den beiden Innenverteidigern zudem kaum vergönnt. Immerhin stand mit Lukas Gottwalt ein solider Vertreter bereit, der aber nicht dauerhaft an den beiden etablierten Kräften vorbeikam. Özgür Özdemir scheint dagegen keine Chancen mehr zu haben und ist einer der Streichkandidaten.

Viele Optionen bietet die Innenverteidigung ohnehin nicht. Spielte der FCK mit einer Dreierkette, zog Hildmann deshalb Carlo Sickinger in die Abwehrreihe zurück. Der technisch starke Nachwuchsprofi, der eigentlich im Mittelfeld spielt, sollte mit sicheren Pässen das Spiel öffnen, könnte aber kommende Saison wieder in die Zentrale eine Reihe nach vorne rücken. Dort wurde er im 4-4-2 gegen den SV Meppen bereits eingesetzt. Sickinger brachte immerhin Tempo mit und auch - durchaus überraschend - das Durchsetzungsvermögen in Zweikämpfen. Im Mittelfeld dürften seine Stärken wohl noch besser zur Geltung kommen.

Ein wichtiges (weiteres) Kriterium für einen neuen Innenverteidiger: Die offensive Kopfballstärke, zum Beispiel bei Eckbällen. Hier hatte das Trainerteam im Laufe der Saison immer wieder fehlende Durchschlagskraft ausgemacht.

Ausblick: Das Duo Kraus/Hainault dürfte auch für die kommende Saison gesetzt sein. Je nach taktischer Variation soll das Gespann aber durch einen schnellen, bestenfalls spielstarken Innenverteidiger ergänzt werden - der eine weitere Option für die Stammelf schafft? Gottwalt bleibt weiterhin als Backup, auch weil der 21-Jährige zuletzt mit Vorwärtsdrang auffiel. Gelingt ihm der nächste Entwicklungsschritt, kann er womöglich auch selbst Stammspieler werden. Özdemir hat dagegen schlechte Karten. U21-Mann Jonas Scholz könnte dessen Platz im Profi-Team als Perspektivkandidat einnehmen und Spielpraxis im Oberliga-Team bekommen. Gespräche über eine Verlängerung laufen.

Die Zehner-Suche - Wer spielt im zentralen Mittelfeld?

Das zentrale Mittelfeld ist und bleibt eine der größten Baustellen beim FCK. Der erneut verletzte Mads Albaek, der im vergangenen Sommer gehalten werden konnte und ein wichtiger Schlüsselspieler werden sollte, diese Rolle durch Verletzungen aber nie richtig ausfüllte, hat schwache Argumente für eine Verlängerung. Sein vermutlich hoch dotierter Vertrag läuft aus. Auch bei Jan Löhmannsröben ist die Zukunft ungeklärt, sein Kontrakt ist ebenfalls bis Saisonende befristet. Durchgehend überzeugend waren die Leistungen des gebürtigen Berliners ebenfalls nicht. Der Abschied ist im Bereich des Möglichen, auch wenn “Löh” wohl gerne bleiben würde. Hildmann zog gegen Meppen mit Gino Fechner und Sickinger eine junge Besetzung der Zentrale vor - die eine Option für die Zukunft ist?

Gerade Fechners Formkurve stieg zuletzt an, doch der 21-Jährige, der sich mit dem FCK identifiziert und sich auch auf dem Trainingsplatz nicht schont, wartet auch im zweiten Jahr noch immer auf den endgültigen Durchbruch. Shootingstar Sickinger muss die Erwartungen ebenfalls noch nachhaltig erfüllen. Dass sich aber schon Bundesligisten wie Schalke 04 mit dem sehr reflektiert wirkenden früheren NLZ-Spieler des FCK befasst haben, unterstreicht sein Potenzial.

Offen bleibt die Besetzung der Zehner-Position. Sportchef Bader hatte kürzlich verkündet, dass der Kader nicht über einen offensiven Mittelfeldmann verfüge. Eine beachtenswerte Aussage, da mit Julius Biada und Theo Bergmann zumindest zwei Akteure das FCK-Trikot tragen, die sich genau in jenem Zehnerraum zurechtfinden. Bei Biada stehen die Zeichen allerdings auf Abschied. Der eigentlich so stark eingeschätzte Offensivmann konnte sich unter zwei Trainern nicht festspielen. Bergmann kämpfte immer wieder mit Verletzungen, ist aber im Mittelfeld variabel einsetzbar und ebenfalls ein Spieler mit großem Potenzial. Bereits häufiger im Training der Profis befand sich Mohamed Morabet (33 Oberliga-Spiele, zwölf Tore, sieben Vorlagen). Der 21-Jährige, der beim FSV Frankfurt schon 3. Liga gespielt hat, soll verlängern, wird aber wohl nur bleiben, wenn ihm eine klare Perspektive im Profiteam aufgezeigt wird. In der U19 sorgt mit Anil Gözütok der nächste offensive Mittelfeldspieler aus dem Nachwuchs für Aufsehen.

Ausblick: Mit Fechner und Sickinger, sofern ihn die Verantwortlichen halten können, hat der FCK zwei junge Akteure für die Mittelfeldzentrale. Bergmann kann als flexibler Spieler auf verschiedenen Positionen in der Zentrale auflaufen, ist außerdem bei Standards stark. Ein klassischer, torgefährlicher Zehner wird aber gesucht, der auch für die nötige Bindung zum Sturm sorgt. Darüber hinaus müsste trotzdem auch mindestens ein defensiver Mittelfeldspieler kommen, der neben Zweikampfstärke Erfahrung mitbringt.

Zielstürmer für den Angriff gesucht - Bleibt Kühlwetter?

Eine der größten Enttäuschungen dieser Saison war der Sturm. Der verletzungsbedingte Ausfall von Lukas Spalvis wog schwer, weil dem Kader damit ein wuchtiger Kopfballspieler fehlte, der die Bälle vorne festmacht und ablegt, Zeit zum Nachrücken verschafft und für Präsenz im Strafraum sorgt. Thimmy Thiele ist zwar umtriebig, geht weite Weg und schafft Räume. Der teure Sommer-Neuzugang ist aber kein klassischer Strafraumstürmer oder - wie Bader kürzlich das Anforderungsprofil umriss - kein Zielspieler. Christian Kühlwetter hat seine Stärken im Strafraum, ist aber ebenfalls eher ein Stürmer, der wenige Ballkontakte für seine Aktionen braucht. Auch ihm geht die Gefahr bei Kopfbällen ab. Diese Lücke soll durch einen externen Neuzugang geschlossen werden. Manfred Starke von Jena könnte hier in das Anforderungsprofil fallen - ob er aber allen Ansprüchen gerecht wird? Unklar ist weiterhin, ob Spalvis (Knorpelschaden im Knie) noch einmal auf den Platz zurückkehrt. Kühlwetter dürfte mit seinen zwölf Saisontoren außerdem andere, höherklassige Klubs auf sich aufmerksam gemacht haben.

Bleibt noch Elias Huth, der die komplette Spielzeit nur die Rolle als Ersatzspieler innehatte, diese aber - zumindest nach außen hin - klaglos annahm und sich in den Dienst der Sache stellte. Huth ließ Zweikampfstärke, Durchsetzungswille und auch Abschlussgefahr aufblitzen. Auch er könnte sich noch weiterentwickeln und zu weiteren Einsatzminuten kommen.

Ausblick: Es fehlt ein robuster, kopfballstarker Stoßstürmer, der in Ergänzung zu Thiele, Kühlwetter und Huth Stammelf-Potenzial hat. Erfüllt dieser die Erwartungen, trifft er regelmäßig und entsteht auch im Mittelfeld Torgefahr, dürfte der FCK-Sturm gut aufgestellt sein.

Kein öffentliches Thema - doch was ist mit den Flügeln?

Weniger öffentlich thematisiert, aber intern auch eine offene Baustelle ist die Besetzung der Flügel. Mit Dominik Schad konnte hier nur ein Spieler dauerhaft überzeugen. Schad erarbeitete sich seinen Stammplatz erst im Laufe der Hinrunde, ist aber längst ein wichtiger Leistungsträger, der auch ab und an offensiv Impulse setzen kann. Auch er hat höherklassige Vereine zumindest schon mal auf sich aufmerksam gemacht. Janek Sternberg zeigte Licht und Schatten, verfügt eigentlich über ausreichend Potenzial und Erfahrung, um auf der Linksverteidiger-Position einer der besten Akteure der Liga zu sein. Da Florian Dick seine Profilaufbahn wohl beendet, fehlt somit auf beiden Seiten ein defensiver Backup. Hier könnte mit dem aus seiner Knieverletzung zurückkehrenden Flavius Botiseriu sowie mit Yannick Filipovic, Julian Löschner oder dem finnischen Juniorennationalspieler Tuure Mäntynen aus der U19 eine interne Lösung gefunden werden - dennoch müsste wohl trotzdem eine weitere, externe Alternative her.

In der Offensive konnte auf der Außenbahn nur Florian Pick Argumente für sich sammeln, aber auch dem 23-Jährigen fehlte die Konstanz. Christoph Hemlein und noch viel mehr Hendrick Zuck blieben deutlicher hinter den Erwartungen zurück und sind Wackelkandidaten, was den künftigen Kader angeht. Allerdings haben beide noch gültige Verträge. Trotzdem dürften sich die Verantwortlichen hier ebenfalls nach Alternativen umschauen.

Ausblick: Die Flügelpositionen - defensiv und offensiv - könnten mit mindestens zwei externen Neuzugängen aufgefüllt werden. Dylan Esmel steht nach Kreuzbandriss außerdem vor einer Rückkehr, fraglich bleibt allerdings, ob und wie schnell er sich in der 3. Liga etablieren kann. Pick muss konstanter werden und seine guten Ansätze weiterentwickeln - ansonsten fehlt es dem FCK auf den Außenbahnen noch an (spiel-)entscheidender Qualität.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

Weitere Links zum Thema:

- Kaderplanung: Bader und Hildmann treffen Becca (Der Betze brennt)
- Transfer-Ticker: Alle Neuigkeiten von der Wechselbörse auf einen Blick

Kommentare 750 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken