Interview des Monats: Ex-FCK-Keeper Tobias Sippel, Teil 2/2

"Ich würde gerne nochmal auf dem Betzenberg spielen"

"Ich würde gerne nochmal auf dem Betzenberg spielen"


Er war Publikumsliebling, dann musste er gehen: Im zweiten Teil des großen DBB-Interviews spricht Tobias Sippel über seinen unfreiwilligen Abschied vom FCK, sein neues Umfeld in Mönchengladbach und wie die Corona-Pandemie den Fußball verändert hat.

Der Betze brennt:Tobias Sippel, Deine letzten Monate als Spieler beim 1. FC Kaiserslautern und insbesondere die Winterpause 2014/15 dürften Dir noch gut in Erinnerung geblieben sein. Dir wurde damals - während des Trainingslagers - aus völlig heiterem Himmel gesagt, dass dein zum Saisonende auslaufender Vertrag nicht verlängert wird. Als Begründung genannt wurden dir unter anderem Altersgründe, dabei warst du gerade mal 26, 27 Jahre alt. Wie bist du mit der Situation umgegangen? Du warst zu diesem Zeitpunkt absoluter Führungsspieler und bei den Fans sehr beliebt. Wie hast du das Ganze damals verarbeitet? Vor allem die darauffolgenden Pflichtspiele sind doch dann nicht einfach zu bestreiten, oder? Zudem wärst du ja gerne bei deinem Verein geblieben.

Tobias Sippel (32): Das war damals eine ganz komische Situation und ich habe das heute wirklich noch komplett vor den Augen. Ich habe im Trainingslager beim Mittagessen gesessen und plötzlich kam Markus Schupp (damaliger Sportdirekter des FCK; Anm. d. Red.) auf mich zu und meinte, er möchte heute Nachmittag mal mit mir reden, einen Kaffee trinken. Dann hatten wir erstmal einen ganz normalen Smalltalk, wie es mir so geht, wie es meiner Familie geht... und irgendwann sind wir dann mal zum Punkt gekommen und es wurde mir gesagt, dass sich die sportliche Leitung Gedanken bezüglich meines Vertrags und der nächsten Saison gemacht habe und meinen Vertrag - der ja am Saisonende auslief - aus alterstechnischen Gründen wohl nicht verlängern werde, weil sie den Kader gerne etwas "verjüngen" würden. Dann habe ich im ersten Moment erstmal überlegt: "Okay, stehe ich jetzt schon kurz vor der Rente?!" Aber ich habe das natürlich nicht ausgesprochen. Klar, hat mich das erstmal schockiert und ich habe dann auch gleich gefragt, wie das Ganze dann nach außen hin kommuniziert werden soll. Weil ich wäre zu der Zeit auch nirgends hingelaufen und hätte gesagt "der FCK verlängert meinen Vertrag nicht". Zu der Zeit sind wir schließlich gerade Zweiter gewesen und ich wusste, dass das dann eine komplette Unruhe in die Mannschaft gebracht hätte. Leider wurde dann der Fehler gemacht und es wurde nach außen getragen, der "Kicker" hatte es zirka zehn Minuten nach unserem Gespräch schon online im News-Ticker veröffentlicht. Das ist auch immer eine Herangehensweise vom Verein gewesen, die ich eigentlich nie verstanden habe, dass man mit solchen Informationen, die so richtig Unruhe reinbringen, immer gleich direkt an die Presse gegangen ist. Das hätte man meiner Meinung nach nicht machen sollen. Dann ist das alles auf mich und auch auf die ganze Mannschaft eingeprasselt, es ging nur noch um dieses Thema und das ist zu dieser Zeit einfach nicht wirklich gut gelöst gewesen. Ich hatte dennoch den Ansporn, mit diesem Team noch aufzusteigen und die Rückrunde mit den Jungs hat trotz allem noch Riesenspaß gemacht. Ungefähr vier Spieltage vor Schluss habe ich mir dann auch noch einen Faserriss im Arm zugezogen. Wenn der Faserriss im Bein gewesen wäre, hätte ich es wohl trotzdem probiert (lacht), aber als Torwart, mit einem Faserriss im Arm geht das schlecht und ich musste notgedrungen auch noch ein paar Spiele pausieren. Irgendwie sind wir darüber hinaus in dieser Zeit auch noch von Rang 2 auf Rang 4 abgestürzt, weil alles recht eng beieinander gewesen ist und dann war das alles ziemlich schnell durch.

"In meinem Wohnzimmer hängt ein Bild der Westkurve"

Der Betze brennt: Am 24. Mai 2015 hast du dann auf dem ausverkauften Betzenberg vor 49.780 Zuschauern gegen den damaligen Tabellenführer FC Ingolstadt dein bis dato letztes Spiel für den FCK gemacht. Du wurdest vor einer atemberaubenden Kulisse verabschiedet und es ging für die Roten Teufel sogar noch um den Aufstieg in die Bundesliga! Leider reichte nur zu einem 1:1-Unentschieden und damit schlussendlich wieder nur für den 4. Platz. Dennoch wurdest du von den Fans lautstark mit Sprechchören gefeiert. Wie war das damals für dich unmittelbar nach dem Schlusspfiff und die Tage danach? Trotz allem hat doch bestimmt auch die großartige Unterstützung der FCK- Fans gut getan und dir gezeigt welch hohen Stellenwert du bei den Fans und in der Region hast? Das muss doch auch einen "Push nach oben" gegeben haben, oder?

Sippel: Am Morgen vor dem Spiel war ich richtig angespannt, weil ich nicht wusste, was auf mich zukommt. Ich hatte das wohl einfach noch gar nicht so realisiert, dass das jetzt mein letztes Spiel für den FCK sein wird. Als ich zum Aufwärmen auf den Platz gegangen bin, war schon so ein kleines Tränchen im Auge, weil ich dann erst so wirklich gecheckt habe: Okay, das ist jetzt hier mein letztes Spiel. Ich habe dann irgendwie für mich versucht, das Spiel über die Runden zu bringen, aber die letzten 15, 20 Minuten habe ich eigentlich nur noch auf die Anzeigentafel oder im Stadion herum geguckt und versucht, das Ganze, die Atmosphäre, die tollen Fans noch etwas zu genießen. Als das Spiel dann abgepfiffen wurde, hab ich eigentlich nur noch ins Leere geschaut. Gerry Ehrmann war damals einer der Ersten, der auf mich zugekommen ist, und das war dann schon ein Gänsehautmoment für mich, weil dann die ganzen Emotionen hoch gekommen sind. Die ganzen Jahre, was alles passiert ist, und es war einfach schön, wie das dann damals noch so alles vor der Westkurve abgelaufen ist. Ich habe heute noch ein Riesenbild im Wohnzimmer hängen, wie ich damals alleine vor der Westkurve stehe. Das habe ich mir natürlich machen lassen, weil diese Momente mit dem FCK verbinde ich mit am meisten mit meiner Karriere.

"Das Beispiel Gladbach zeigt, was aus dem FCK hätte werden können"

Der Betze brennt: Trotz allem ging es für dich danach positiv weiter und du bist nun seit Juli 2015 bei Borussia Mönchengladbach unter Vertrag. Ein neuer Lebensabschnitt brach an. Wie war die erste Zeit für dich dort? Es muss doch eine totale Umstellung gewesen sein, da du als Nummer 2 (Vertretung für Stammkeeper Yann Sommer; Anm. d. Red.) geholt worden bist. Gerade weil du ja die Jahre zuvor beim FCK immer eine verlässliche Stammkraft warst.

Sippel: Nachdem bekannt wurde, dass mein Vertrag beim FCK nicht verlängert wird, hatte ich mit Max Eberl (Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach; Anm. d. Red.) eines der ersten Gespräche geführt. Es wurde dann konkreter und das waren alles in allem super Gespräche. Er hat mir eigentlich schon von vornherein klipp und klar gesagt, dass ich eher als Nummer 2 eingeplant bin und dass generell wenig Druck auf die Nummer 1 Yann Sommer ausgeübt wird, weil er ein Top-Keeper sei. Mir hat außerdem der Verein Borussia Mönchengladbach an sich gut gefallen, weil das auch so in die Richtung FCK geht, die Borussia ein Traditionsverein ist, über Jahrzehnte mit Legenden aufgebaut wurde, ein tolles Stadion und eine klasse Infrastruktur hat. Und auch meine Frau hat damals gesagt, ja, das machen wir. Ich muss jetzt auch mal sagen, die Pfalz ist zwar immer noch meine Heimat, aber wir fühlen uns pudelwohl hier, haben uns in der Nähe ein Haus gekauft und ich denke, dass wir die nächsten Jahre auf alle Fälle noch hier bleiben und die Zeit genießen. Man sieht am Beispiel Borussia Mönchengladbach auch irgendwie, was aus Lautern hätte werden können. Gladbach war vor gar nicht allzu langer Zeit auch mal in der 2. Bundesliga, die sind einen anderen Weg gegangen als der FCK und nun sieht man, was daraus entstanden ist. Irgendwie bin ich auch sehr stolz, momentan ein Teil des Teams zu sein und will den Weg hier mit der Mannschaft erstmal weiter fortführen!

Der Betze brennt: Mittlerweile gehst du bei den Fohlen in deine fünfte Saison. Wie geht es dir dort? Was sind die Unterschiede zum FCK? Beim FCK gab es ja doch in den letzten Jahren viel Unruhe...

Sippel: (unterbricht) ... das ist schon mal das erste Thema! Wenn man alleine die Zeitungen aufschlägt und liest, dass sich der Vorstand beziehungsweise Aufsichtsrat wieder gegenseitig angeht, der eine über den anderen meckert - das ist eben hier in Mönchengladbach ganz anders. Die Borussia ist ein klar strukturierter Verein: Es gibt mit Max Eberl einen Sportdirektor, der über die sportlichen Belange ganz klar das Kommando hat, dem alle auch zuhören und vertrauen. Und mit Stephan Schippers ist zudem ein Mann vor Ort, der alle finanziellen Sachen im Griff hat und ohne dessen "Go" in finanzieller Hinsicht gar nichts passiert. Der Verein ist von oben bis unten positiv geführt und so muss das meiner Meinung nach sein. So hätte ich mir das früher beim FCK auch gewünscht. Ich muss echt nochmal sagen, ich bin echt happy das meine Familie und ich hier sind, und es macht riesig viel Spaß.

Der Betze brennt: Auf die gerade gestartete Saison habt ihr euch im nordrhein-westfälischen Harsewinkel/Marienfeld vorbereitet. Wie lief es im Trainingslager? Welches Ziel habt ihr euch für die neue Spielzeit als Mannschaft beziehungsweise hast du dir selbst gesteckt?

Sippel: Wir haben uns ja in der letzten Saison aufgrund einer guten Runde für die Champions League qualifiziert, und da wollen wir natürlich schauen, dass wir soweit wie möglich kommen. Es hängt natürlich auch viel von der Auslosung ab, aber im Grunde genommen wollen wir auch in der Bundesliga wieder versuchen, mit unserem Kader einen Champions-League-Platz zu erreichen. Wenn es natürlich für noch weiter oben reicht, sind wir auch nicht abgeneigt, das mitzunehmen. Aber man muss auch dazu sagen, dass wir die letzten Jahre immer einen einstelligen Platz erreicht haben und das wollen wir natürlich so weiterführen.

Corona veränderte alles: "Wir dachten, das kann doch nicht sein"

Der Betze brennt: Momentan ist aufgrund der Coronavirus-Pandemie alles anders - natürlich auch im Profifußball. Wie war die Zeit während der Hochphase für dich? Es ist doch alles absolut Neuland - keine Selfies mit den Fans, keine Zuschauer bei den Spielen, Einzelzimmerunterbringung und so weiter. Wie geht ihr als Mannschaft damit um? Eurem Team wird generell ein gutes, harmonisches Klima innerhalb der Mannschaft nach gesagt. Hat euch das Ganze trotz aller Negativität noch mehr zusammen geschweißt?

Sippel: Ich weiß noch, als das Thema Corona in China so ein bisschen hochkam, da war uns innerhalb des Teams allen noch nicht so wirklich bewusst, dass das auch uns betreffen könnte. Es war einfach noch so weit entfernt von uns. Allerdings hat Max Eberl damals schon gesagt: "Jungs, ich denke, wir werden wahrscheinlich nicht mehr lange so wie gewohnt spielen. Versucht die Spiele, die wir noch haben, gut zu Ende zu spielen, um Platz 4 zu erreichen. Im Worst-Case-Szenario könnte die Saison vielleicht sogar abgebrochen werden." Wir, innerhalb des Teams, dachten eigentlich anfangs nur: Warum, was erzählt er uns denn, das kann doch nicht sein?! Doch umso näher das Ganze kam, desto mehr haben wir uns darauf eingestellt, auch wenn man immer noch nicht wirklich einschätzen konnte, was da eigentlich passiert. Von heute auf morgen hieß es dann aber plötzlich, dass der Trainings- und Spielbetrieb eingestellt und erstmals alles auf Eis gelegt wird. Ich weiß noch, dass wir ein paar Tage zuvor das Nachholspiel vor leeren Rängen gegen den 1. FC Köln hatten, viele Fans noch vor dem Stadion waren und wir das Spiel für uns entscheiden konnten. Danach hieß es, eine Woche wird jetzt erstmal pausiert, aber aus einer Woche wurden dann schnell drei Wochen und wir mussten uns individuell fit halten. Der Verein hat uns aber sehr unterstützt, wir haben Spinning-Räder nach Hause geliefert bekommen, haben Cyber-Training über Facetime gemacht. Darüber haben wir versucht, uns fit zu halten, da wir ja nicht wussten, wann wir wieder gemeinsam trainieren und spielen können. Nichtsdestotrotz mussten wir uns ja darauf vorbereiten und irgendwann ist es dann Gott sei Dank wieder los gegangen. Aber es hat gefühlt eben ewig gedauert, weil man ja normalerweise um die Zeit Ende Mai, Anfang Juni schon im Urlaub ist oder sich auf die neue Saison vorbereitet. Dann ging es los und klar war es am Anfang total komisch, weil niemand im Stadion ist, alles total anders ist. Aber ich denke, wir haben das Beste daraus gemacht. Die Umstände sind dann einfach vollkommen anders geworden. Als Mannschaft zieht man sich im Hotel um, man kommt eigentlich erst zehn Minuten vor Spielbeginn auf den Platz. Also mit Bundesliga, die man davor kannte, hatte das alles eigentlich wenig zu tun - ich wurde eher an die Kreisliga erinnert, obwohl ja keiner was dafür konnte. Doch mit der Zeit war es Normalität, dass keine Zuschauer mehr im Stadion waren, und wir haben einfach nur unseren Job gemacht und Fußball gespielt.

Der Betze brennt: Wie hat sich das Ganze auf dich persönlich ausgewirkt? Siehst du viele Sachen in anderen Lebensbereichen nun lockerer oder mit anderen Augen?

Sippel: Also lockerer sehe ich das auf keinen Fall. Ich bin doch ein Mensch, der jetzt nicht mit der Einstellung "Holla, alles macht Spaß" durch das Leben geht, sondern ich bin da schon eher der ernsthafte Typ. Ich habe das mit der Coronavirus-Pandemie alles begriffen und versuche soweit es geht, mich doch von allem etwas fern zu halten. Zumal es vom Verein auch so vorgeschrieben ist und wir in unserer Position eine Art "Vorbildfunktion" haben. Zudem will man ja auch durch Nachlässigkeit nicht derjenige sein, der das Virus in die Mannschaft trägt. Ich muss auch mal echt "Chapeau" an unsere Mannschaft sagen, denn wir halten uns geschlossen an die Regeln und wollen einfach als Team zusammen Fußball spielen. Wir waren alle diese drei Wochen zuhause, als wir alleine trainieren mussten, und das macht einfach keinen Spaß. Was uns Spaß macht, ist zusammen Fußball zu spielen, auf dem Platz zu stehen und in der Kabine zusammen zu sitzen. Und das wollen wir einfach weiterführen und deswegen halten wir uns alle an die Regeln. Auch im privaten Bereich muss man dann mehr Abstriche machen und verbringt die Zeit eher mit Frau und Kind zuhause, um die Woche darauf wieder gesund ins Training gehen zu können.

"Fußball ist zum Business geworden"

Der Betze brennt: Du bist nun auch schon seit 2007 im Profigeschäft tätig - eigentlich ein "alter Hase" in diesem Business, wenn man das so sagen kann. Wie hat sich das Ganze deiner Meinung nach seitdem verändert? Der Fußball wird immer kommerzieller, es geht immer mehr ums Geld anstatt um den Sport, sagen die Kritiker, die gerade auch nach den Auswirkungen der Corona-Pandemie lauter werden und Reformen fordern. Wie siehst du das?

Sippel: Klar, Fußball ist mittlerweile Business. Die Menschen kommen natürlich ins Stadion, um den Verein zu unterstützen, aber es ist mittlerweile natürlich auch viel Entertainment daraus geworden. Fußball ist einfach der Volkssport Nummer 1 und die Leute - man hat es gerade während der Lockdown-Zeit gesehen - wollen auch Fußball schauen. Klar, fühlt man das dann auch, aber das was uns Spaß macht, ist das Spiel, also der Sport an sich. Ich denke, dass wir Spieler - zumindest die meisten - sich nicht als Entertainer sehen, sondern gemeinsam kicken und Erfolg haben wollen. Das ist das, was uns antreibt. Ich denke, dass es sich dennoch mehr und mehr in diese Richtung entwickeln wird, weil einfach alles irgendwie ein eigenes Geschäft geworden ist. Jeder Verein ist momentan eigentlich ein eigenes Business und ohne Geld ist kein Business da und es wird sich wohl möglicherweise noch alles etwas mehr nach oben entwickeln. Denn es gibt mittlerweile hier einen Investor, da einen Investor, und so weiter. Und wenn die halbe Liga dann mal einen Investor hat und die andere Hälfte der Liga hat keinen, dann weiß man eigentlich meistens schon im Vorfeld, welcher Verein in der Tabelle wo landet. Da kann die Uhr dann danach gedreht werden.

Vielleicht wäre eine Gehaltsobergrenze oder ein Budget X für alle Vereine mal sinnvoll. Aber dann müsste man es auch wieder anders herum drehen und das in ganz Europa oder sogar weltweit durchziehen, weil sonst alle Topspieler ins Ausland wechseln würden und die Bundesliga international wohl gar keine Rolle mehr spielen würde. Und national wäre es dann wahrscheinlich auch nur noch Zweit- oder Drittliganiveau. Im Endeffekt würde es dann aber wahrscheinlich auch keiner mehr so in dieser Intensität ansehen. Dennoch ist das Ganze irgendwie ein schwieriges Thema. Aber an sich ist es - obwohl es sich hart anhört - so, dass Fußball mittlerweile Business geworden ist.

Rückkehr zum FCK? "Ich würde es mir wünschen"

Der Betze brennt: Zu guter Letzt möchten wir natürlich nochmal auf unseren FCK zurückkommen, denn diese Frage brennt bestimmt auch vielen Anhängern der Roten Teufel unter den Nägeln: Dein Vertrag bei Borussia Mönchengladbach läuft im Sommer 2021 aus und du hast immer wieder betont, dass der FCK dein Verein ist und du eines Tages nochmal zurückkommen möchtest, sei es als Spieler oder vielleicht auch irgendwann als Torwarttrainer. Könntest du dir momentan eigentlich nochmal eine Rückkehr zu deinem Verein vorstellen? Gab es schon Überlegungen diesbezüglich? Der FCK hat die letzten Jahre sportlich nicht gerade mit positiven Schlagzeilen geglänzt...

Sippel: Also wünschen würde ich es mir bestimmt, nochmal auf dem Betzenberg zu spielen. Irgendwie steht es schon in meinem Plan drin, so etwas zu machen und irgendwann möchte ich schon nochmal gerne "zuhause" kicken. Die Frage ist allerdings nur, ob und wann es funktioniert. Im Moment muss ich nochmal betonen, dass ich mich bei Borussia Mönchengladbach sehr wohl fühle und wir sind auch schon in Gesprächen, wie es in den nächsten Jahren weitergeht - denn das ist natürlich jetzt das erste Thema und das zweite ist zudem, dass ich gar nicht wüsste, was beim FCK auf mich zukommt. Denn mein Torwarttrainer aus der damaligen Zeit (Gerry Ehrmann; Anm. d. Red.) ist ja nicht mehr da und mit ihm hatte beziehungsweise habe ich die Jahre über immer guten Kontakt. Das wäre irgendwie auch nochmal ein Ansporn für mich gewesen, unter Gerry zu trainieren, und es hätte mich nochmal richtig gereizt. Aber jetzt ist das Ganze ja eine andere Geschichte. Bisher habe ich mir darüber aber noch nicht zu viele Gedanken gemacht, wie es in Bezug auf den FCK für mich weitergeht, und mein erster Ansprechpartner ist natürlich ganz klar die Borussia. Irgendwann wird man schon sehen, ob es nochmal zu einem Engagement beim FCK kommt oder eher nicht. Die Zeit wird es zeigen!

Der Betze brennt: Bestehen zudem eigentlich noch Kontakte zu den Jungs von damals, also insbesondere der Aufstiegsmannschaft von 2010, deren Erfolge nun ihr Jubiläum feierten? Ihr seid doch ein eingeschworener Haufen gewesen?

Sippel: Also mit Florian Dick habe ich immer noch einen guten Kontakt, mit Matze Abel hab ich noch öfter zu tun, denn das sind auch so die Jungs aus meiner Region beziehungsweise die wohnen immer noch dort. Sidney Sam sehe ich ab und zu und wir quatschen, da er auch in Düsseldorf wohnt. Aber dann wird’s schon eng. Mit Kevin Trapp bin ich noch in gutem Kontakt und eben noch mit Gerry. Mit Daniel Halfar hatte ich damals zu Jugendzeiten eine Fahrgemeinschaft, unsere Eltern sind noch in Kontakt, aber er wohnt ja mittlerweile auch in Bielefeld und musste aufgrund vieler Verletzungen seine Karriere beenden. Auch Fabian Schönheim habe ich letzten Sommer öfter zufällig getroffen, da er jetzt wieder in Kaiserslautern wohnt. Ab und zu hört man natürlich schon mal was, gratuliert sich zum Geburtstag, aber es ist jetzt nicht so, dass alle vier Wochen miteinander telefoniert wird. Also regelmäßiger Kontakt besteht eigentlich nur noch zu Flo Dick, Matze Abel, Kevin Trapp und Gerry Ehrmann.

"Ich möchte noch vier bis fünf Jahre auf diesem Niveau aktiv sein"

Der Betze brennt: Abschließend würde uns noch interessieren, ob du auch schon was für nach deiner Karriere geplant hast?

Sippel: Es gibt verschiedene Sachen, die ich wohl gerne probieren würde und die ich mir vorstellen könnte. Thema Nummer Eins ist natürlich irgendwie Torwarttrainer. Ich sehe ja das Ganze hier in Gladbach, wie das Spaß macht, die Zusammenarbeit mit Yann Sommer, der ein absoluter Top-Keeper ist. Ich könnte mir von daher schon vorstellen, in solch einen Bereich zu schlüpfen. Man sieht dann auch bei diesem intensiven Training, dass wir täglich betreiben, wo durchaus zum Beispiel noch Verbesserungen entstehen können und die Zusammenarbeit in solch einem Team macht einfach Spaß. Auch davor im Training mit Gerry konnte ich diesbezüglich viel aufsaugen, denn das war die ganz harte Schule, wo du auch über den Punkt darüber musstest, quasi ein "Killer" als Torhüter zu werden und keine Angst zu haben. Und hier bei Borussia habe ich hier das Technische, das Saubere, eben das Fußballerische mitbekommen. Ich finde, diese zwei Schulen haben mir sowas von gut getan: Einmal in Lautern mit dem Killerinstinkt, eins gegen eins und keine Angst zu haben. Und das andere ist dann hier das Fußballerische, das ich bei der Borussia nochmal extrem gelernt habe, denn hier wird versucht, alles mehr oder weniger spielerisch zu lösen. Sowas dann mal jungen Keepern beizubringen würde mir denke ich, auch aufgrund meines Erfahrungswerts, sehr viel Spaß machen. Plan B wäre natürlich bei uns in der Heimat in der Bäckerei mit einzusteigen, da ich gelernter Konditor bin und mein Vater eine eigene Bäckerei hat. Das wäre natürlich auch ein Thema, das mich interessieren würde. Ich hoffe aber dennoch, dass ich noch ein paar Jahre kicken kann und ich noch nicht so schnell diese Entscheidung treffen muss. Was ich noch sagen kann, ist die Tatsache, dass ich mich eigentlich als Profi noch nie so gut gefühlt habe wie zurzeit, auch vom Körperlichen her. Und ich kann mir deshalb noch durchaus vorstellen, wenn ich verletzungsfrei und gesund bleibe, vier bis fünf Jahre auf diesem Niveau zu spielen.

Der Betze brennt: Vielen Dank für die Zeit, Tobi, die du dir genommen hast. Wir wünschen Dir und Deiner Mannschaft eine gute neue Saison und viel Erfolg.

Sippel: Gerne. Ich wünsche euch auch eine gute Zeit, viele Grüße an alle FCK-Fans und bis dahin alles Gute!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: mitschinho18

Weitere Links zum Thema:

- Teil 1 des Interviews: "Die Zeit beim FCK war einfach mega" (Der Betze brennt)

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