Zum 100. Geburtstag von Fritz Walter: Hans-Peter Briegel (Teil 3/5)

"Es gab Fritz-Walter-Sekt bis zu seinem Tod"

"Es gab Fritz-Walter-Sekt bis zu seinem Tod"

1985 am Betze: Fritz Walter ehrt Hans-Peter Briegel im Hellas-Verona-Trikot zum Fußballer des Jahres; Foto: Imago Images

FCK-Spieler aus vier Generationen erinnern sich an Fritz Walter: In der Geschichte des 1. FC Kaiserslautern war auch Hans-Peter Briegel einer der Größten. Mit Fritz Walter verband ihn eine länderübergreifende Freundschaft.

"Ich habe Fritz Walter ungefähr 1976 kennengelernt, als Erich Ribbeck noch FCK-Trainer war und ich über die Amateurmannschaft langsam ins Team kam. Damals hat er öfter auf der Bank gesessen und uns beim Training zugeschaut. Da habe ich ihm auch das erste mal Hallo gesagt, so wie man eben eine große Persönlichkeit wie Fritz Walter begrüßt. Es muss ungefähr so zwei Jahre gedauert haben, rund um die Saison 1978/1979, als unser Kontakt intensiver wurde. Damals haben wir mit dem FCK lange auf dem ersten Tabellenplatz gestanden und um die Meisterschaft mitgespielt und Fritz Walter kam des Öfteren ins Stadion. Er hat ja die Spiele vor Ort öfter mal gemieden, weil er Angst hatte, der FCK könnte verlieren. Da musste er zu dieser Zeit aber keine Bedenken haben, weil wir fast jedes Heimspiel gewonnen haben (lacht). Und so war er damals einige Male bei uns in der Kabine und hat uns zu den Siegen gratuliert. Aber vor allem habe ich im Bezug auf Fritz Walter in Erinnerung: Fritz-Walter-Sekt. Ob Geburtstage, ob Länderspiele, zu jedem denkbaren Anlass hat er uns Fritz-Walter-Sekt geschickt. Und Postkarten hat er gerne versendet. Zum Geburtstag oder anderen besonderen Anlässen gab es handgeschriebene Postkarten von ihm, die waren von oben bis unten vollgeschrieben, so dass sie auch noch der Briefträger lesen konnte. Sie waren aber immer sehr liebevoll und persönlich.

Als ich 1984 den FCK dann Richtung Verona verlassen habe, hat er zusammen mit seiner Frau Italia, die ja aus Italien stammte, sehr viele Heimspiele von uns besucht. Meistens zusammen mit der Familie Lutzi, denn Fritz selbst ist zu dieser Zeit ja fast kein Auto mehr gefahren, kamen sie bestimmt zu 70 Prozent aller Spiele. Zusammen haben wir dort eine sehr schöne Zeit erlebt, die ich nicht missen möchte.

Einer der bewegendsten Momente, die ich erinnere, war aber, als wir 1985 mit Verona vor rund 25.000 Zuschauern in Kaiserslautern ein Freundschaftsspiel absolviert haben und Fritz Walter mir den Pokal für "Deutschlands Fußballer des Jahres" überreicht hat. Ich hätte ja nie damit gerechnet, dass ich diese Auszeichnung überhaupt mal erhalte und sie dann auch noch von Fritz persönlich überreicht zu bekommen, war etwas ganz besonderes. Das war sehr bewegend.

Etwas, das Fritz Walter ja auch verkörpert hat, war seine Vereinstreue. Eine Eigenschaft, die man heute im modernen Fußball vergeblich sucht. Zum Ende meiner Karriere hatte ich mehrere Angebote, hätte unter anderem nochmal für Werder Bremen, Fortuna Düsseldorf oder eben Kaiserslautern auflaufen können. Außer dem FCK kam aber kein anderer Verein für mich in Frage. Ich habe damals allerdings gemerkt, dass ich nicht mehr die Leistung hätte abrufen können, die der Verein gebraucht hätte, und so habe ich gar keinen Vertrag mehr unterschrieben. Es wäre ein leichtes gewesen, damals noch etwas Geld zu verdienen, das ist aber etwas, was ich von Fritz gelernt habe: Man muss nicht immer noch den letzten Tropfen aus allem herausholen. Darum finde ich es schön, dass man sich an diese Werte und Tugenden heute noch erinnert und sie etwa bei der Gala letzte Woche in der Fruchthalle, bei der ja auch Teile seines Nachlasses ausgestellt wurden, aufleben lässt. Dort waren viele Fans zusammengekommen und haben nochmal in bekannten oder auch weniger bekannten Erinnerungen geschwelgt. Das hat mir große Freude bereitet."

Hans-Peter Briegel (FCK-Spieler von 1974-1984, Europameister 1980, Deutschlands Fußballer des Jahres 1985)

Im nächsten Teil, heute um 18:00 Uhr auf Der Betze brennt: Meisterspieler Olaf Marschall erinnert sich an Fritz Walter.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Hans-Peter Briegel

Weitere Links zum Thema:

- Teil 1/5 | Zum 100. Geburtstag von Fritz Walter: Auf den Erfinder von Kaiserslautern!
- Teil 2/5 | Gerhard Ahrens: "Der genialste Mensch, den ich je kennengelernt habe"
- Teil 3/5 | Hans-Peter Briegel: "Es gab Fritz-Walter-Sekt bis zu seinem Tod"
- Teil 4/5 | Olaf Marschall: "Fritz Walter wollte nie der Star sein"
- Teil 5/5 | Dominique Heintz: "Eine große Ehre, die ich nie vergessen werde"

Kommentare 14 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken