Interview mit Aufsichtsratskandidat Fritz Fuchs

"Ende 2020 wurde zum ersten Mal über Fußball diskutiert"

"Ende 2020 wurde zum ersten Mal über Fußball diskutiert"


Fritz Fuchs kandidiert als einziger früherer Fußballprofi (erneut) für den Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern. Im DBB-Interview spricht das Lautrer Urgestein über die mangelhafte Zusammenarbeit in den Gremien und die benötigten "drei K" für eine bessere Zukunft.

Der Betze brennt: Fritz Fuchs, die Roten Teufel stecken weiter in der sportlichen Krise - was ist in den vergangenen 14 Monaten schiefgelaufen beim 1. FC Kaiserslautern?

Fritz Fuchs (77): Als im Dezember 2019 das sogenannte "Team Merk" gewählt wurde, hat man Soeren Oliver Voigt als alleinigen Geschäftsführer verpflichtet, der sowohl den kaufmännischen als auch den sportlichen Bereich abdecken sollte. Ich habe mich damals schon nachhaltig dafür eingesetzt, dass ein starker Geschäftsführer Sport - ein echter Fußball-Fachmann - eingestellt wird. Das wurde nicht getan. Das war ein großer Fehler. Auch ich selbst war damit wieder außen vor, nachdem ich zuvor in der Übergangsphase vor der Neuwahl mit Trainer Boris Schommers und Sportdirektor Boris Notzon die anstehende Rückrunde geplant hatte. Ich habe darauf gedrängt, dass ich Herrn Voigt unmittelbar nach seiner Wahl mitteile, wie die Planungen aussehen, welche Spieler auf welchen Positionen Herr Schommers braucht. Aber es wurde nichts unternommen. Wir hätten in der vergangenen Saison wirklich noch den Aufstieg schaffen können, wenn man den jungen Schommers weiter beraten hätte, so wie ich es vor der Winterpause getan habe. Diese Chance wurde vergeben - das beschäftigt mich bis heute und hat mir schlaflose Nächte beschert.

Der Betze brennt: Sie sitzen seit dem Oktober 2019 im Aufsichtsrat des FCK e.V. und seit August 2020 auch im Beirat der FCK-Kapitalgesellschaft. In dieser Zeit ist viel passiert und trotz der angesprochenen Tabellensituation auch keineswegs nur negatives. Welche positiven Fortschritte konnten Sie in Ihrer bisherigen Amtszeit in Bewegung setzen?

Fuchs: Nachdem im Oktober 2019 das gesamte Aufsichtsgremium zurückgetreten ist und auch der Abschied von Sport-Geschäftsführer Martin Bader beschlossen wurde, bestand der Beirat nur noch aus drei kommissarischen Mitgliedern. Diese Räte haben mich dann beauftragt, mich um die Mannschaft zu kümmern und Schommers sowie Notzon unter die Arme zu greifen, denn wir waren ja schon damals im Abstiegskampf. Ich muss sagen, Schommers war in dieser Situation sehr kooperativ, alles andere als beratungsresistent. Wir haben dann ja auch vor der Winterpause eine Siegesserie gestartet. Wir waren nur noch vier Punkte hinter den Aufstiegsplätzen, die späteren Erstplatzierten Bayern II und Würzburg standen weit hinter uns, die Mannschaft war auf einem richtig guten Weg. Ich habe sowohl mit Schommers als auch mit Notzon bis zum Jahresende 2019 hervorragend zusammengearbeitet und wir haben gemeinsam die Rückrunde geplant. Das einzig Positive, was man danach noch zugelassen hat und was ich dann aus sportlicher Sicht noch in Bewegung setzen konnte, war, dass wir kurz vor Weihnachten 2020 das erste Mal in den Gremien richtig über Fußball diskutiert und gesprochen und Maßnahmen eingeleitet haben. Vorher ging es immer nur um Finanzen und andere nicht-sportliche Themen.

"Es gab leider keine Zusammenarbeit in den Gremien"

Der Betze brennt: Gewählt wurden Sie ursprünglich schon im Dezember 2017. Damit sind Sie das einzige Aufsichtsratsmitglied, das nicht zum 2019 angetretenen fünfköpfigen "Team Merk" gehört, aus dem mittlerweile schon wieder zwei andere Mitglieder zurückgetreten sind. Oft war von internen Querelen die Rede. Wie haben Sie die Zusammenarbeit in den Gremien im vergangenen Jahr wahrgenommen?

Fuchs: Die Ausgangslage meiner Kandidatur 2017 war die, dass ich der Meinung war, dass es dem Aufsichtsgremium vor allem an Fußball-Fachkompetenz fehlt. Als das Team Merk gewählt wurde, bin ich trotz großen Druckes nicht von meinem Amt zurückgetreten, weil die anderen dann für drei Jahre gewählt worden wären und man aus meiner Sicht überhaupt nicht abschätzen konnte, ob und was sie zu leisten im Stande sind. Leider kann man von Zusammenarbeit bisher nicht reden, wenn man den Mann mit der meisten Erfahrung im Gremium zur Seite stellt und nicht einbezieht. Im Dezember 2020 hat man mit mir erstmals über Fußball gesprochen. Insofern war es für mich eine sehr schwere Amtszeit und ich muss ehrlich sagen, ich habe mich mehr als einmal gefragt: "Was suche ich hier drin eigentlich? Man hört ja eh nicht auf mich." Aber ich habe von Freunden und Bekannten oft gehört: "Bitte halte durch." Ich habe durchgehalten, aber mit großen, großen Schmerzen. Denn wie gesagt: Es gab keine Zusammenarbeit in den Gremien.

Der Betze brennt: Nun treten Sie zur Wiederwahl an, bei der es um eine Amtszeit von knapp drei weiteren Jahren geht. Was sind die größten Baustellen in diesem Zeitraum und was hat in ihrer "To-do-Liste" die höchste Priorität? Wie lautet Ihr persönlicher Drei-Jahres-Plan für den FCK?

Fuchs: Ich muss dafür sorgen, dass in den Führungsgremien keine Alleingänge mehr stattfinden. Nur dann können wir wirklich ein Team werden. Wenn unser neuer Sport-Geschäftsführer Thomas Hengen sein Amt antritt, ist es meine Pflicht und meine Verantwortung, ihn mit voller Kraft zu unterstützen. Dem werde ich nachkommen. Denn es geht nicht um Personen, es geht um den FCK. Er muss ein sportliches Konzept entwickeln und mit seiner Kompetenz, der des Trainers, des sportlichen Leiters und der Mannschaft diese umsetzten. Denn wir müssen es schaffen, nächstes Jahr um den Aufstieg in die 2. Bundesliga mitzuspielen. Was die finanziellen Herausforderungen angeht, bin ich froh, dass wir die Unterstützung der regionalen Investoren haben. Die haben uns gerettet. Das sind alles erfolgreiche Geschäftsleute. Mit ihrem geschäftlichen Know-How können sie den FCK in diesem Bereich auf feste Füße stellen. Ich persönlich werde den sportlichen Bereich unterstützen und da sein, wenn mein Rat gefragt ist.

"Dem FCK fehlten die drei K: Konzept, Kompetenz und Kapital"

Der Betze brennt: Sie gelten nach dem Rücktritt von Martin Wagner als einzige verbliebene sportliche Kompetenz im Aufsichtsrat, waren Spieler in der Bundesliga und Trainer in der 2. Bundesliga. Würden Sie sich auch in diesem Gremium mehr Sportkompetenz wünschen und wenn ja, wie bekommt man die richtige Balance aus sportlicher und wirtschaftlicher Kompetenz in einem solchen Gremium gebündelt?

Fuchs: Natürlich sind die juristischen und wirtschaftlichen Kompetenzen in einem modernen Fußball-Unternehmen absolut unabdingbar. Es geht schließlich um viel Kapital. Aber ich wünsche mir in diesem Gremium noch einen Fußball-Experten, der es ehrlich mit dem 1. FC Kaiserslautern meint. Denn wir sind immer noch ein Fußballverein. Wenn es auf dem Platz sportlich läuft, dann regeln sich auch alle anderen wirtschaftlichen Aspekte. Was der FCK braucht, das sind vor allem die drei K, die uns in den vergangen Jahren in den operativen Gremien gefehlt haben: Konzept, Kompetenz und Kapital. Wir brauchen eine Philosophie, ein Konzept, das zu uns passt, mit dem sich die Leute in der Pfalz und in Kaiserslautern identifizieren können. Das muss durchgängig gelebt und durchgezogen werden, und zwar bis in die unterste Jugendmannschaft im Nachwuchsleistungszentrum. Dann braucht man Kompetenz, die dieses Konzept umsetzt. Und erst wenn diese beiden Ks vorhanden sind, kommt auch das Kapital in den Verein. Nicht umgekehrt.

Der Betze brennt: Wie muss der FCK unterhalb der Gremien, also im operativen Geschäft, aufgestellt werden, um die Wahrscheinlichkeit für sportlichen Erfolg zu erhöhen?

Fuchs: Ich habe immer dafür plädiert, dass wir niemanden beurlauben müssen. Wir hätten nur schon lange einen zusätzlichen starken Sport-Geschäftsführer gebraucht, der aus dem Fußball kommt, der das Geschäft kennt und ein Netzwerk hat. Soeren Oliver Voigt hat genug Arbeit im kaufmännischen Bereich. Boris Notzon ist ein sehr fleißiger Mann, ich habe sehr gut mit ihm zusammengearbeitet. Aber er braucht einen starken Vorgesetzten. Es hätte genug Leute gegeben, die gerne zu uns gekommen wären. Aber das hat man ignoriert. Notzon zum Alleinschuldigen zu machen ist unfair und unrecht. Man hat ihn zum Sündenbock für alles erklärt, dabei haben die Fehler diejenigen gemacht, die über ihm standen. Jeder einzelne, der eine Position beim FCK hat, darf sich nicht zu wichtig nehmen. Der Verein steht immer über der Führung. Wir brauchen keine Alleinunterhalter.

"Bedenken wegen meines Alters? Ich bin zu jung, um alt zu werden"

Der Betze brennt: Sie sind nächstes Jahr seit unglaublichen 70 Jahren FCK-Mitglied und haben in dieser Zeit so ziemlich alles erlebt. Was ist im heutigen Fußball noch genauso wie zu Fritz Walters oder zu Ihren eigenen Zeiten und an welchen Stellen muss man sich an die neuen Entwicklungen anpassen?

Fuchs: Natürlich hat sich viel im finanziellen und wirtschaftlichen Bereich verändert. Das sieht man ja schon an der Ausgliederung in eine Kapitalgesellschaft. Da muss man auch mit der Zeit gehen und darf sich nicht dem Fortschritt verweigern. Was sich aber nicht geändert hat, das sind die Werte, auf die es ankommt: Zuverlässigkeit, Treue, Wille, Mentalität, Siegeswille und Ehrlichkeit. Für diese Werte muss man stehen, man muss sie leben. Was passiert, wenn das gelingt, sieht man beispielsweise am SC Freiburg, zu dem ich aus meiner früheren Zeit als Trainer auch heute noch gute Kontakte pflege. Wenn wir es schaffen, die finanzielle, wirtschaftliche Kompetenz mit der sportlichen zu bündeln und diese traditionellen Werte zu beherzigen, dann werden wir wieder der alte 1. FC Kaiserslautern sein. Dann ist Erfolg planbar.

Der Betze brennt: Abschließend möchten wir Sie gerne um ein Plädoyer in eigener Sache bitten: Wie würden Sie Ihre Kandidatur zusammenfassen und weshalb sollten die FCK-Mitglieder Ihnen am 26. Februar ihre Stimme geben?

Fuchs: Ich habe eine Bitte an die Mitglieder: Bitte überlegen Sie sich sorgfältig, wen Sie wählen. Oft wurden Leute in die Gremien gewählt, die rhetorisch sehr beschlagen waren, es wurde nach Gefühl und Emotion abgestimmt. Ich bitte die Mitglieder darum, nach ihrem Verstand abzustimmen. Jedes Mitglied muss sich fragen: "Wem kann ich vertrauen?" Ich war immer für den FCK da, habe geholfen, egal wie schwierig die Situation war. Sowohl jetzt als auch vor zwölf Jahren, als ich Milan Sasic als Trainer verpflichtet habe. Ich bin ein Team-Player und deshalb bitte ich um das Vertrauen der Mitglieder. Und falls jemand Bedenken wegen meines Alters hat, dem sage ich: Ich bin zu jung, um alt zu werden.

Der Betze brennt: Besten Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei den Wahlen!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas Hilmes, Gerrit Schnabel

Weitere Links zum Thema:

- Komplette Interviewserie: Die Kandidaten zur Aufsichtsratswahl am 26. Februar 2021

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