Im Blickpunkt: Saisonvorschau 2022/23

Wie schlagen sich die Roten Teufel in der 2. Bundesliga?

Wie schlagen sich die Roten Teufel in der 2. Bundesliga?


Der 1. FC Kaiserslautern ist endlich zurück in der 2. Bundesliga. Doch wo landen die Roten Teufel am Ende der Saison? Wie lautet Deine Prognose? Auch die DBB-Autoren haben ihre Einschätzung dazu abgegeben.

Sebastians Saisonvorschau:

Im Sommer 2021 begann meine Saisonprognose mit dem Wort "Euphorie". Die wurde bekanntlich recht schnell nach Saisonstart wieder zunichte gemacht und flammte später umso eindrucksvoller wieder auf, mit der Eruption in Dresden und dem Aufstieg in die 2. Bundesliga. Durch die kurze Sommerpause - gefühlt sind wir erst gestern aufgestiegen und torkeln noch immer siegestrunken durch den Alltag - ist noch viel Euphorie übrig. Doch wir wären nicht der FCK, wenn hinter der Euphorie stets die Furcht vor dem Abgrund lauern würde. Die letzten 20 Jahre haben uns schon etwas misstrauisch gemacht. Himmel und Hölle liegen auf dem Betzenberg eben näher zusammen als woanders.
Doch neben der Euphorie und der daraus erwachsenden Hoffnung auf einen guten Saisonstart sorgt die fast unheimliche Ruhe bei der Kaderplanung für ein positives Gefühl. Es wabern wieder kaum Gerüchte um Neuzugänge herum, Thomas Hengen und Dirk Schuster scheinen ihren Plan zielstrebig und ruhig zu verfolgen. Und der kann nur lauten: eine Mannschaft zusammenzustellen, die über Zusammenhalt, Leidenschaft und Kampfgeist die Liga annimmt und über 34 Spieltage fokussiert am großen Ziel arbeitet. Die bisherigen Neuzugänge scheinen von außen betrachtet gut zu dem Vorhaben zu passen: Erik Durm und Andreas Luthe bringen viel Erfahrung mit, auch Ben Zolinski kennt den Profifußball aus dem Effeff. Weitere Verstärkungen sind geplant, das Transferfenster ist noch lange offen, eine abschließende Prognose ist daher schwierig. Da sich die neuen Jungs wohl sehr gut integrieren konnten, die Vorbereitung hart war, aber von allen Seiten gelobt wird und der Kern der Mannschaft zusammengeblieben ist, kann man zumindest auf einen guten Saisonstart hoffen.

Meine Prognose: Hannover 96 ist ein erster Gradmesser, die Niedersachsen könnten einer der Gegner im Abstiegskampf werden. Zudem finden drei der ersten vier Spieltage auf dem Betzenberg statt - die Chance, trotz der hochkarätigen Gegner schon ein paar Duftmarken zu setzen und die ersten Siege für das Selbstvertrauen und gegen den Abstieg zu sammeln. Dass ein schlechter Saisonstart nicht mit dem sofortigen Wiederabstieg enden muss, konnten wir letzte Saison an uns und am Relegationsgegner Dresden beobachten, die eine gute Hinrunde spielten und dennoch runtergingen. Ich traue Schuster und den erfahrenen Akteuren um Luthe, Durm, Boyd, Zuck, Zimmer, Kraus und Wunderlich aber zu, den Laden im Griff zu halten und genügend Punkte zu sammeln. Der Abstieg wird es nicht werden, je nachdem, wer noch kommt, halte ich einen Platz um den 12. Rang für realistisch. Ihr packt das, Jungs!

Flos Saisonvorschau:

Die Bilder der Relegationsspiele gegen Dresden sind noch gar nicht richtig verarbeitet, da geht es schon wieder los. Der FCK geht als einer der Underdogs in die erste Zweitliga-Saison seit 2018. Trotzdem: Wer in den letzten Spielen der vergangenen Spielzeit gesehen hat, was auf dem Betze und auch auswärts im Lautrer Fanblock abgehen kann, der darf getrost an den Klassenerhalt glauben. Ich setze voll und ganz auf die Fans als 12. Mann. Sie können der Mannschaft von Dirk Schuster einige unerwartete Punkte bringen. Ein guter Saisonstart wird wichtig sein, um das Euphorie-Level weiter am Anschlag zu halten. Zudem weiß Schuster genau, auf was es in dieser Liga ankommt. Verpflichtungen wie die von Andreas Luthe oder Erik Durm machen Hoffnung und wer weiß, was da bis zum Ende der Transferperiode am 01. September noch dazu kommt. Klar ist: Die Roten Teufel werden noch Verstärkung benötigen, um ihr großes Ziel zu erreichen. Das kann wirklich nur Klassenverbleib lauten. Darauf sollte man sich auch besinnen, wenn es im Verlauf der kommenden Spielzeit mal eine Niederlagenserie geben sollte.

Meine Prognose: Der FCK wird die Saison im unteren Tabellendrittel verbringen, immer mit Tuchfühlung zu den Abstiegsrängen. Es wird gezittert, aber auch wegen der unglaublichen Fans im Rücken wird es am Ende für den Klassenerhalt reichen.

Gerrits Saisonvorschau:

"Mir sinn widder do!" JAA! Zugegebener Maßen, mit Platz 6 bis 9 als Tipp habe ich vor der vergangenen Saison etwas zu tief gestapelt, aber besser so als andersrum. Nach dem Fast-Absturz in die Regionalliga ein Jahr zuvor war Demut angesagt am Betzenberg. Und diese Demut sollte bei aller berechtigten Euphorie auch nach dem Aufstieg herrschen. Vier Jahre lang war der FCK in der 3. Liga verschwunden, das ist eine lange Zeit. Das Ziel der Roten Teufel kann in dieser Saison nur der Klassenerhalt sein. Wenn man sich daran orientiert, dann kann man mit der bisherigen Transferpolitik zufrieden sein. Leistungsträger wie Philipp Hercher oder Kevin Kraus konnten gehalten werden, Allrounder Ben Zolinski überzeugte in der Vorbereitung. Mit Erik Durm und Andreas Luthe gelangen Thomas Hengen obendrein zwei echte Transfer-Coups, die auch den Abgang von Matheo Raab zum HSV verschmerzen lassen. Das solche Kracher nicht jede Woche vorgestellt werden können, sollte für einen Aufsteiger aber selbst verständlich sein. Doch dass auch Transfers von Spielern, die eher unter dem Radar laufen, Erfolg bringen können, dafür ist etwa Boris Tomiak im vergangenen Sommer das beste Beispiel. Die Defensive scheint zu stehen, in der Offensive, insbesondere auf der Außenbahn fehlt es dem FCK dagegen noch an Tempo und Qualität in der Breite für die 2. Bundesliga. Hier wird es darauf ankommen, die Ruhe zu bewahren, das Transferfenster hat schließlich noch bis zum 01. September geöffnet. Klar ist aber auch, bis dahin sind schon sechs Spieltage gespielt und es wäre für die Euphorie rund um den Verein eminent wichtig, in diesen Wochen schon ein paar wichtige Zähler eingefahren zu haben. Angesichts von vier Liga-Heimspielen in dieser Zeit scheint dies aber ein realistisches Unterfangen zu sein. Doch selbst wenn nicht: Die Saison ist lang und als Aufsteiger werden die Roten Teufel sicher auch die ein oder andere Partie mehr verlieren als vergangene Saison. Den Zusammenhalt und das "Wir-Gefühl" auch in dieser Phase nicht zu verlieren, wird ein entscheidender Faktor sein, will man am Ende erfolgreich sein.

Meine Prognose: Gelingen Thomas Hengen und Dirk Schuster noch 1-2 gute Transfers - insbesondere für die Offensive -, dann sollten die Roten Teufel für den Abstiegskampf gerüstet sein. Trainer Schuster sollte vertraut werden, auch bei einer längeren Durststrecke müssen die Nerven behalten werden. Wenn das gelingt, dann wird der FCK auch in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga spielen.

Kohlmeyers Saisonvorschau:

Ich gebe mich zum Saisonstart ja stets demonstrativ optimistisch - aber auf "Durchmarsch" mag ich nun doch nicht setzen. Dazu lechzen zu viele alte Bekannte des FCK aus guten, alten Bundesligazeiten danach, endlich wieder ins Oberhaus zurückkehren zu dürfen. Die sind nicht nur finanziell besser aufgestellt, einige scheinen mittlerweile auch den blinden Aktionismus abgelegt zu haben, der sie in der Vergangenheit ständig Trainer und Manager wechseln ließen. Sogar beim Hamburger SV darf mit Tim Walter ein Übungsleiter mal in eine zweite Spielzeit starten. In Nürnberg arbeiten Sport-Vorstand Dieter Hecking und Coach Robert Klauß nun schon im dritten Jahr zusammen. Dazu kommen Neuverpflichtungen wie Christoph Daferner und Kwadwo Duah, da könnte jetzt was gewachsen sein, was Aufstiegsreife hat. Und der SV Darmstadt 98 hat mit Torsten Lieberknecht einen akribischen Tüftler am Start, dem auch mit weniger kostspieligem Personal immer eine Überraschung zuzutrauen ist.

Eine gute Rolle traue ich dem FCK aber allemal zu - wenn die Neuverpflichtungen halten, was sie versprechen und Mannschaft und Trainer den Spirit aus den Relegationsspielen tatsächlich in die neue Saison hinüberretten können. Knackpunkte sind für mich: Mike Wunderlich - ob er auch mit seinen nunmehr 36 Jahren noch seine altersbedingten Defizite mit klugen Pässen wettmachen kann, so, wie es ihm in den vergangenen Spielzeit geglückt ist? Funktioniert die FCK-Defensive, insbesondere die Innenverteidigung, auch eine Klasse höher?

Normalerweise bin ich auch immer einer der Ersten, die fordern, einen Kader so früh wie möglich komplett zu haben. Angesichts des frühen Saisonstarts und der langen Transferperiode bin ich diesmal allerdings zuversichtlich, dass Thomas Hengen richtig liegt, wenn er sich noch "ein, zwei Patronen im Gürtel" (Dirk Schuster) behält, um kurz vor Transferschluss noch das ein oder andere Schnäppchen zu machen.

Meine Prognose: Der FCK landet auf einem einstelligen Tabellenplatz. Wenn die bisherigen Neuverpflichtungen halten, was sie versprechen und Mannschaft, Trainer und Fans den Spirit aus den Relegationsspielen mit in die neue Saison nehmen. Mehr ist allenfalls dann drin, wenn die "letzten Patronen" voll ins Schwarze treffen.

Tocos Saisonvorschau:

Die Verschnaufpause nach dem wilden Ritt durch die Relegation und den anschließenden Aufstiegsfestivitäten fiel kurz aus. Die emotionale Achterbahnfahrt vom sicher geglaubten Platz Zwei, zur fast verspielten Relegation mit Trainerwechsel hat Kraft gekostet, aber auch in den richtigen Momenten Kräfte freigesetzt. Es geht einfach nicht ohne Drama: Der Betze ist endlich (immerhin) wieder Zweitligist und die Laune bestens. Fast vergessen, der Ärger über die letzten Minuten des Relegation-Hinspiels oder die Irritation über den Trainerwechsel inklusive Miro-Klose-Euphorie ohne Grundlage. Die Geschichte wird von Siegern geschrieben und der Autor des aktuellen Kapitels 1. FC Kaiserslautern heißt Thomas Hengen.

Und kaum war der letzte Kater der vergangenen Saison überstanden, hagelte es vielversprechende und überraschende Neuverpflichtungen und ein Versprechen, dass sich bis zum Schluss der Transferperiode noch etwas tun wird. Wie so viele gehen die Roten Teufel also mit einem unvollständigen Kader in die Saison. Zum Glück hat der weitestgehend erhaltene Mannschaftskern zuletzt schon den Beweis erbracht, Zweitliga-tauglich zu sein und dort wo sich Lücken auftaten ("viel Glück Schorleking") wurde mit Weitsicht und pragmatisch reagiert. Die Torwart-Position ist (Luthe) und bleibt (Krahl et al) in Kaiserslautern ein Prunkstück. Ein anderer Königstransfer, fand schon in der Winterpause statt. Die Wette mit Terence Boyd ging auf und vergrößert nicht nur die Torgefahr, sondern auch den Unterhaltungswert abseits des Platz, von den Auftragsbüchern der Tattoo-Studios ganz zu schweigen. Und anstelle von Miro kommt Erik nach Hause. Meine Prognose hier: Er wird nicht der letzte bleiben.

Schade ist eigentlich nur, dass der Aufstieg ein Jahr zu spät kommt und man nicht mit Schalke oder Werder zwei reisefreudige Vereine auf dem Betze begrüßen kann. Mit Ausnahme des HSV wartet eine Zweitliga-Konkurrenz, an die sich auch noch jüngere erinnern können: eine breite, ambitionierte Konkurrenz und die obligatorische Überraschungsmannschaft.

Meine Prognose: Natürlich kann es in dieser Saison nur darum gehen, den Abstieg zu verhindern. Ob das nun vermeintlich unansehnlich oder spielerisch gelingt, spielt keine Rolle, wird aber sicherlich auch vom Gegenüber abhängen. Mit dem intakten und erhaltenen Mannschaftskern und den ausgesuchten Neuzugängen mache ich mir jedenfalls keine Sorgen, dass sich die Lautrer überrumpeln lassen könnten. Anders sieht es in Sachen Nachlässigkeit aus. Eine Niederlagenserie wie zuletzt in der 3. Liga lässt sich eine Klasse höher weniger leicht wegstecken. Als Optimist gehe ich aber davon aus, dass sich Kaiserslautern zwischen Platz 10 und 14 bewegen wird. Absteigen dürfen andere.

Ingos Saisonvorschau:

Mission Klassenerhalt: Die Verantwortlichen des 1. FC Kaiserslautern geben sich beim Ausblick auf die neue Saison in der 2. Bundesliga zurückhaltend, was angesichts der Tabellen der vergangenen Zweitliga-Spielzeiten auch nachvollziehbar ist. In den vier Jahren, in denen sich die Roten Teufel zuletzt in der 3. Liga mühten, stiegen stets mindestens einer, zuletzt sogar zwei der jeweiligen Aufsteiger direkt wieder ab. Der Schritt aus der 3. Liga in die 2. Bundesliga erscheint eher größer geworden zu sein als kleiner. Gleichwohl gibt es beim Blick auf den FCK einiges, das zuversichtlich stimmt. An erster Stelle zu nennen ist die allmählich einsetzende Kontinuität im Kader, dessen Kern und Gerüst im zweiten Jahr in Folge weitgehend zusammengehalten werden konnte.

Auf der Trainerposition sind die Lautrer von Kontinuität zwar noch ein gutes Stück entfernt. Die Ausnahmesituation zwischen Trainerwechsel und Relegationsspielen hat Dirk Schuster allerdings hervorragend gemeistert. Nun bleibt abzuwarten, wie sich der Coach im Liga-Alltag schlägt. Schon deutlich weiter ist derweil Geschäftsführer Thomas Hengen, mit dem die Lautrer in der sportlichen Leitung endlich wieder besser aufgestellt zu sein scheinen. Die Ergebnisse seit seinem Amtsantritt stimmen jedenfalls. Auch aus dem turbulenten Trainerwechsel im Mai ging Hengen letztlich gestärkt hervor und nicht zuletzt lassen auch einige seiner Transfers wie jüngst die von Andreas Luthe und Erik Durm aufhorchen. Luthe und Durm sollten den FCK in jedem Fall klar verstärken. Ansonsten will ich auf eine Bewertung der Neuzugänge aber verzichten, die vor einer Saison in der Tendenz ohnehin oft überschätzt werden. Zuversichtlich bin ich, dass die jüngere Achse im Aufgebot aus Spielern wie Tomiak, Hanslik, Ciftci und Co. trotz weitgehend fehlender Zweitligaerfahrung in ihrer Entwicklung längst nicht am Ende ist. Bei der Frage, ob auch alle Routiniers eine Klasse höher den nötigen Schritt mitgehen können, überwiegt eher die Skepsis. Und dennoch:

Meine Prognose: Eingespieltheit, Teamgeist und punktuelle Verstärkungen sind der deutlich vielversprechendere Ansatz als jedes Jahr aufs Neue den großen Umbruch einzuleiten. Schließlich muss natürlich auch die wieder entfachte Euphorie rund um den Betzenberg erwähnt werden, die gleich das erste Spiel an einem Freitagabend gegen Hannover zu einem großen Highlight machen wird. In der Endabrechnung wird der gewaltige Fan-Support in Kombination mit der wiedergefundenen Heimstärke mit dafür sorgen, dass der FCK über dem Strich landen wird.

Das waren unsere Tipps, jetzt bist Du an der Reihe: Wie lautet Deine Prognose für die FCK-Saison 2022/23? Im DBB-Forum steht eine Umfrage zur Endplatzierung bereit sowie viel Platz zum diskutieren, welche Argumente für eine gute oder schlechte Saison sprechen. Wir freuen uns auf Eure Einschätzungen!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Redaktion

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