Im Blickpunkt: Die Junioren-Teams des FCK

Aufsteiger, aber keine Überflieger

Aufsteiger, aber keine Überflieger

Foto: ms-sportfoto

Was für ein Saisonabschluss! Die A- und B-Junioren des 1. FC Kaiserslautern sind zurück in der Bundesliga. Für eine nachhaltigere Talententwicklung markieren diese Erfolge jedoch nur einen ersten, wenn auch großen Schritt.

Das vergangene Wochenende markiert den Höhepunkt und den Abschluss einer Saison, die für das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des FCK nicht erfolgreicher hätte laufen können. "Wir sind von der U15 bis zur U19 Meister geworden, haben mit der U17 und der U19 den Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse geschafft, mehr geht nicht", freute sich NLZ-Leiter Uwe Scherr nach dem 4:0-Sieg der A-Junioren am Samstagnachmittag über die Auswahl des SV Wehen Wiesbaden im zweiten Relegationsspiel um den Aufstieg in die A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest. Nach dem 2:2 im Hinspiel ist für die jungen Roten Teufel nun der Weg frei in die höchste deutsche Spielklasse. "Dort können wir uns nun mit den Besten messen", so Scherr. "Das ist doch ideal für die weitere Entwicklung der Jungs."

- Die Highlights im Video: 1. FC Kaiserslautern U19 - SV Wehen Wiesbaden 4:0

Monty Culbreath zaubert - und nimmt Abschied

Am Freitagabend hatten die Lautrer B-Junioren mit einem ebenso deutlichen 5:1 ebenfalls über Wehen Wiesbaden ihren Aufstieg in die Bundesliga klargemacht. Zu beiden Partien säumten über 1.000 Zuschauer die Ränge auf Platz 4 neben dem Fritz-Walter-Stadion. Überragender Akteur der Gastgeber war der noch 15-jährige Montrell "Monty" Culbreath, der einen Treffer selbst erzielte und an zwei weiteren beteiligt war. Im September 2022 war der in Landstuhl geborene Deutsch-Amerikaner erstmals in die U16-Nationalelf berufen worden. Und an seiner Personalie zeigt sich leider auch die Krux, die sich offenbart, wenn kleine Rote Teufel sich zu früh zu stark ins Rampenlicht spielen. Monty Culbreath wechselt zum 1. Juli ins Nachwuchsleistungszentrum von Bayer Leverkusen.

- Die Highlights im Video: 1. FC Kaiserslautern U17 - SV Wehen Wiesbaden 5:1

"Da sollten wir uns eben nichts vormachen: Gegen die finanzstarken Klubs haben wir keine Chance, unsere wirklich herausragenden Talente zu halten", kommentierte FCK-Aufsichtsratsmitglied Johannes B. Remy die Nachricht am Rande des Samstagsspiels recht gelassen. Zumindest mittelfristig gelte es aber, eine "Top-Talente-Strategie" zu entwickeln, die es vielleicht doch ermöglicht, wenigstens den ein oder anderen Hochbegabten so lange am Betzenberg zu halten, bis er seine Qualitäten im Profiteam nachweisen kann.

Remy: Nachhaltige Strukturen schaffen - und Signale setzen

Mehr Geld als die Klubs aus der Ersten Liga könne der FCK als Zweitligist natürlich nicht zahlen, so Remy weiter. Doch ließe sich manches Toptalent vielleicht dadurch überzeugen, "dass wir ihnen ein besseres individuelles Training anbieten können als andere." Dazu müsse weiter ins NLZ investiert werden. "Wobei wir nicht vergessen dürfen, dass wir vier Jahre 3. Liga hinter uns haben, in denen wir so gut wie nichts in Bereiche investieren konnten, die erst auf längere Sicht sportlichen Erfolg versprechen."

Darüber hinaus gelte es, Signale zu setzen, "dass man es bei uns schneller zu den Profis schaffen kann als anderswo." Dass diese seit geraumer Zeit fehlen, ist hinlänglich bekannt. Viele Fans hätten sich bereits in dieser Saison mehr Einsätze für den 20-jährigen Aaron Basenach und den 19-jährigen Angelos "Gekas" Stavridis gewünscht. Beide kamen hauptsächlich im U21-Team zum Zuge, das in der Oberliga spielt und zum Saisonende in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga scheiterte. Basenach wurde allerdings am Ende auch durch eine Knieverletzung zurückgeworfen, Stavridis hatte am Anfang den Knöchel gebrochen. Immerhin aber haben beide bereits Profi-Verträge beim FCK unterschrieben. Auch das ist schon mal ein Zeichen.

Der nunmehr 21-jährige Neal Gibs, der unter Trainer Marco Antwerpen bei den Profis zu fünf Drittliga-Einsätzen gekommen war, war zuletzt zum Regionalligisten FC-Astoria Walldorf ausgeliehen. Die Chancen des Außenverteidigers, sich in der kommenden Saison im Kader zu etablieren, werden jedoch als gering eingeschätzt.

Die Tugend in der Not: Auf "Spätentwickler" fokussieren

Aus der Not, dass wirklich herausragende Talente schon früh vom Betzenberg weggelockt werden, ließe es sich aber auch eine Tugend machen: Sich verstärkt auf sogenannte "Spätentwickler" fokussieren, die in ihren Junioren-Jahren unter dem Radar der Späher reicher Klubs geflogen sind. Die haben am Betzenberg im Grunde bereits eine gewisse Tradition. Das FCK-Eigengewächs Willi Orban zum Beispiel hatte nie ein U17- oder U19-Länderspiel bestritten, ehe ihm 2013 der Sprung zu den Profis glückte. 2015 wechselte er für eine Ablöse von rund zwei Millionen Euro zu Rasenballsport Leipzig. 2019 verzeichnete der heutige 30-Jährige laut "transfermarkt.de" seinen persönlichen Rekord-Marktwert von 20 Millionen Euro.

An seiner Seite in der FCK-Innenverteidigung kickte damals Dominique Heintz, über dessen Rückkehr auf den Betze derzeit viel spekuliert wird. "Dome" war erst im älteren A-Junioren-Jahrgang erstmals in eine DFB-Auswahlmannschaft berufen worden. Und auch der heutige FCK-Kapitän Jean Zimmer, der in Lautern ebenfalls alle Junioren-Jahrgänge durchlief, wurde erst nach seinem Profi-Debüt U21-Nationalspieler.

Nach Grill und Sickinger kam nichts mehr

Das typischste Beispiel für einen Spätentwickler ist wohl Florian Pick. Bereits im U19-Alter von Schalke aus Lautern abgeworben, kehrte der Flügeldribbler 2016 zurück, ohne den Durchbruch geschafft zu haben. Bis er in seiner alten Heimat zum Topscorer aufstieg, dauerte es allerdings nochmal zwei Jahre mit einer zwischenzeitlichen Leihe nach Magdeburg. Erst danach, unter Trainer Sascha Hildmann, funkte es bei "Flo", dafür aber so richtig. Auch in Heidenheim, wohin er 2020 wechselte, trumpfte er im Grunde erst in seinem dritten Jahr auf, in der vergangenen Rückrunde nämlich. Gerade noch rechtzeitig, um, nunmehr 27 Jahre alt, als Stammspieler eines Aufsteigers in die Bundesliga einzuziehen.

Die Beispiele zeigen aber auch: All die genannten Spieler benötigten nach ihrem Ausscheiden aus der U19 noch Wettkampfpraxis in der U21, ehe sie zu den Profis hochgezogen werden konnten. Wir hatten dies bereits 2017, als in Lautern mal wieder über die Abschaffung der damals noch als U23 fungierenden Zweitvertretung diskutiert wurde, in einer DBB-Analyse näher beleuchtet. Das Gleiche wie für die vorgenannten Spieler gilt auch für Lennart Grill und Carlo Sickinger, die letzten beiden FCK-Eigengewächse, die sich fest in der Ersten Mannschaft etablieren konnten. Der nunmehr 24-jährige Grill sucht diese Saison beim frischgebackenen Champions League-Teilnehmer Union Berlin seine Chance, die Nummer 1 im Tor zu werden. Der jetzt 25-jährige Carlo Sickinger ist gerade mit der SV Elversberg in die Zweite Liga aufgestiegen.

Sicher besser gefördert werden können hätte der ehemalige Betze-Junior Antonio Jonjic, der 2019 unter Hildmann zu einigen Drittliga-Einsätzen kam. Dessen Nachfolger Boris Schommers schob ihn anschließend jedoch aufs Abstellgleis. Nach seinem Wechsel zu Erzgebirge Aue etablierte sich Jonjic dann als Zweitligaspieler. Nach einer Spielzeit in Liga Drei kehrt er nun ins Unterhaus zurück - als Neuzugang des Aufsteigers Wehen Wiesbaden.

Die Spätentwickler brauchen auch eine starke U21

Was zeigt: Nach der Rückkehr von U17 und U19 in die Bundesliga braucht der FCK für die weitere Entwicklung seiner nicht allzu früh durchstartenden Talente eine möglichst anspruchsvolle Spielwiese. Am besten Regionalliga. "Die wird auch nächste Saison unser Ziel sein", kündigt NLZ-Leiter Scherr nach dem gescheiterten Versuch in diesem Sommer an.

Die gegenwärtige U21 wird fast komplett auseinanderbrechen, das steht so gut wie fest. Sie war auch dieses Jahr schon mehr eine U20 als eine U21, und nicht wenige sagen, mit ein paar erfahrenen Kickern mehr hätte es für den Aufstieg vielleicht gereicht. "Wir werden dennoch jung bleiben", verspricht Scherr. Angenommen werden soll die kommende Herausforderung nun mit U19-Aufstiegstrainer Alexander Bugera auf der Bank. Für ihn rückt U17-Trainer Dennis Will zur U19 auf.

Dass Bugera auf einige seiner Schützlinge der abgelaufenen Saison setzen möchte, ist verständlich. Noch ist nicht raus, ob alle U19-Aufsteiger dieses Jahres gehalten werden können. "Wir sind aber gut vorbereitet und gehen davon aus, dass der größte Teil bleibt", so Scherr.

Der aktuelle U19 Jahrgang: Kein Megatalent, aber Potenzial

Das alle überragende Talent - so wie Culbreath bei der U17 - ist in der Aufstiegsmannschaft der U19 zwar nicht auszumachen. Vom älteren Jahrgang jedoch deuteten einige an, dass sich ihr Potenzial in der U21 noch weiterentwickeln ließe. Beim 4:0 gegen Wehen Wiesbaden fiel etwa Ben Reinheimer auf, und das nicht nur wegen der Art, wie er seine beiden Treffer erzielte: Beim 1:0 lupfte er gefühlvoll über Wiesbadens Keeper, beim 3:0 spielte er diesen aus, ehe er den Ball einschob. Der Zehner versteht es ebenso, sich durch geschicktes Freilaufen vor dem Strafraum als Anspielstation anzubieten, ein Spiel zu öffnen und zu verlagern.

Mit 19 Jahren bereits 1,96 Meter groß und mit gewaltiger Muskelmasse ausgestattet, sticht Nikolaos Vakouftsis allein schon optisch hervor. Gegen Wehen war auch zu sehen, dass der Innenverteidiger ordentliche erste Pässe spielen kann. Im Erwachsenenbereich jedoch wird er ständig auf Gegenspieler treffen, die seiner physischen Präsenz zu begegnen wissen. Ob er sich da dauerhaft durchsetzen kann, muss sich noch zeigen. Gemeinsam mit Reinheimer und Torwart Fabian Heck durfte Vakouftsis am Dienstag mit ins USA-Trainingslager der Profis fliegen, was eine überaus große Wertschätzung für die drei A-Jugendlichen bedeutet.

Vakouftsis Nebenmann gegen Wiesbaden hieß Drini Miftari. Ein giftiger, auch marschierwilliger Innenverteidiger, der aber noch lernen muss, die Grenzen zwischen "temperamentvollem" und "hitzköpfigem" Auftreten zu ziehen. Auf der rechten, offensiven Außenposition präsentierte sich Marko Krasic, der bis vergangenen Sommer dem Juniorenbereich des serbischen Topklubs Partizan Belgrad angehörte. Er allerdings setzte sich erst stärker in Szene, als die Gäste nach zwei Platzverweisen erheblich dezimiert waren.

Auch der jüngere Jahrgang kann marschieren und schießen

Denn die Wiesbadener hatten sich bereits nach 36 Minuten um jede Siegchance gebracht. Nach einem Foul von Innenverteidiger Maurizio Robotta am Lautrer Linksverteidiger Mika Haas pfiff Schiedsrichter Veron Besiri Elfmeter und schickte den Gästespieler vom Platz. Und nach der anschließenden Rudelbildung mit diversen Nickligkeiten war auch für Boby Bossu Schluss. Den fälligen Elfmeter zum 2:0 verwandelte Mittelstürmer Oskar Prokopchuk, der ebenso wie Haas dem jüngeren U19-Jahrgang angehört. Prokopchuk, Haas und der in der Rückrunde leider schwer verletzte Angreifer Lucas Leibrock (Kreuzbandriss) wurden von Dirk Schuster in der Winterpause auch schon in Testspielen, Leibrock und Haas außerdem im Türkei-Trainingslager eingesetzt.

Vom jüngeren U19-Jahrgang machten in der zweiten Hälfte des Aufstiegsspiels noch einige weitere junge Teufel auf sich aufmerksam. Rechtsverteidiger Artur Reich, der seine Außenbahn ähnlich forsch beackerte wie sein Gegenüber Mika Haas. Oder Kapitän Ceki Koca, der auf der Sechserposition als Ballverteiler fungierte. Sein Nebenmann Luka Gusic gefiel mit guter Schusstechnik. Mit einem satten 22-Meter-Geschoss zum 4:0 in der 53. Minute fand diese auch zählbar Ausdruck.

Sie alle mögen keine Überflieger sein. Aber Tiefflieger sind sie auch nicht. Um so richtig abheben zu können, brauchen sie vielleicht nur eine etwas längere Startbahn.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Eric Scherer

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