Interview des Monats: FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen (Teil 1/2)

"... jetzt wollen wir noch etwas für die Spitze tun"

"... jetzt wollen wir noch etwas für die Spitze tun"


Der 1. FC Kaiserslautern steht kurz vor dem Start der neuen Zweitliga-Saison. Wir haben Geschäftsführer Thomas Hengen zum Exklusiv-Interview getroffen und mit ihm über den Stand der Kaderplanung und die finanzielle Situation des Klubs gesprochen.

Der Betze brennt: Thomas Hengen, Innenverteidiger, linker Verteidiger, zentraler Mittelfeldspieler, Stürmer - für die vier Positionen, auf denen Sie vor einigen Wochen Handlungsbedarf gesehen hatten, haben Sie mittlerweile jeweils einen Spieler verpflichtet. Dann können Sie jetzt wahrscheinlich in den Sommerurlaub fahren, oder?

Thomas Hengen (48): (schmunzelt) Einen Teil unserer Hausaufgaben haben wir gemacht, das ist richtig. Wir sind in der Breite stärker geworden, jetzt wollen wir noch etwas für die Spitze tun. Aber wir haben noch Zeit. Diesmal sogar bis zum 1. September statt wie sonst bis zum 31. August.

"Wir wollen mal mit Vierer-, mal mit Dreierkette spielen"

Der Betze brennt: Das klingt jetzt, als ob Sie Ihre restlichen Patronen erst mal im Gürtel lassen, um ein Sprachbild Ihres Trainers Dirk Schuster zu benutzen. Also abwarten, was sich während der Vorbereitungszeit und an den ersten Spieltagen der Bundesligisten so tut. Ob da vielleicht noch einer aufs Abstellgleis gerät, der für den FCK interessant werden könnte.

Hengen: Nicht unbedingt. Wenn einer unserer Wunschspieler auf den Markt kommt, werden wir sicher nicht bis zum 1. September warten. Im Moment aber bewegt sich nicht viel.

Der Betze brennt: Das mit dem Sommerurlaub war natürlich auch nur als Scherz gemeint. Denn Sie haben nominell zwar Tobias Raschl für die Zentrale und Richmond Tachie für die Sturmreihe verpflichtet, aber auf diesen beiden Feld-Positionen sowie dahinter soll sich trotzdem noch was tun: Ein Stürmer, der eine starke Torquote mitbringt, ein klassischer Sechser, der nach hinten abräumt und zugleich auch nach vorne spielen kann, und ein weiterer Innenverteidiger mit Stärken in der Spieleröffnung sollen es nach wie vor sein?

Hengen: Das sind zumindest Gedanken. Wir wollen flexibel bleiben. Wir wollen mal mit Vierer-, mal mit Dreierkette spielen, um den Gegner vor Aufgaben zu stellen. Und um mit Dreierkette zu spielen, bräuchtest du fünf Innenverteidiger im Kader, um noch einen für die Bank zu haben, falls mal einer ausfällt. Das alles aber muss in unseren finanziellen Rahmen passen. Wenn’s nicht klappt, müssen wir interne Lösungen finden.

Der Betze brennt: Eindeutiges Stammplatz-Potenzial sollten aber alle haben, die für diese genannten Positionen noch kommen, oder?

Hengen: Natürlich wollen wir die Spieler, die wir holen, alle auch auf den Platz schicken können. Aber die, die sich hier bereits was erarbeitet haben, sind auch noch da. In erster Linie wollen wir einen Konkurrenzkampf, bei dem jeder noch ein paar Prozent mehr aus sich herausholt.

Der Betze brennt: Die, die Sie bislang geholt haben, sind alle zwischen 24 und 26 Jahren alt. Wollten Sie die Altersstruktur in diesem Bereich stärken, weil einige Leistungsträger Ihrer Mannschaft mittlerweile schon 30 Lenze und mehr zählen?

Hengen: Das war nicht die oberste Priorität, aber es war durchaus auch eine Überlegung, ja. Erfahrung ist gut, aber wir müssen auch die Zukunft im Blick haben. Bei dem einen oder anderen Spieler, den wir geholt haben, gab es zuletzt eine kleine Delle in der Entwicklung. Den wollen wir jetzt wieder dahin kriegen, wo er mal war. Oder wo er mal hinkommen kann.

Der Betze brennt: Dass der noch unter Vertrag, aber momentan nicht im Mannschaftstraining stehende Hikmet Ciftci nochmal zurückkehrt, ist wohl auszuschließen…

Hengen: Ja, diese Entscheidung ist schon im Winter gefallen. Es ist auch sein Wunsch, sich zu verändern. Wir hatten ihn mit Kaufoption in die Türkei ausgeliehen, die aber wurde nicht gezogen, weil er nicht so viele Einsätze hatte. Jetzt müssen wir eine Lösung finden.

"Es droht keine unmittelbare Gefahr, Leistungsträger zu verlieren"

Der Betze brennt: Angelos Stavridis wurde für die neue Saison in die Regionalliga nach Homburg ausgeliehen. Andere Nachwuchstalente wie Aaron Basenach und Neal Gibs müssen derzeit immer mal Runden drehen, weil sich in den Trainingsspielen kein Platz für sie findet.

Hengen: Auch bei Ihnen kann es Sinn machen, sie auszuleihen und ihnen so mehr Spielpraxis zu verschaffen. Der Sprung zum Profikader ist ja auch nicht gerade klein. Um den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen, müssten sie regelmäßig spielen, nach Möglichkeit auf einem höheren Niveau als zuletzt in der Oberliga.

Der Betze brennt: Wie groß schätzen Sie die Gefahr ein, dass bis zum Ende der Transferperiode noch ein Leistungsträger weggekauft wird?

Hengen: Alle Spieler haben noch Vertrag, von daher droht keine unmittelbare Gefahr. Und wenn es Ausstiegsklauseln gäbe, wären sie mittlerweile verstrichen. Dementsprechend müsste ein Spieler schon auf uns zukommen, damit was in Bewegung kommt. Im Moment aber ist nichts im Busch. Ihr wisst es jedoch selbst: Am Ende des Tages regelt der Markt den Preis.

Der Betze brennt: Kommen wir zu den Finanzen. Ihr wart gerade in den USA auf Reisen, habt viele Eindrücke gesammelt, neue Freunde gewonnen, gute Trainingsbedingungen vorgefunden und interessante Testspiele gemacht. Aber haben sich da auch Einnahmepotenziale erschlossen, sei es neue Fans, die nun Trikots oder Merchandising-Artikel ordern, oder neue Geldgeber auf den FCK aufmerksam gemacht?

Hengen: Wir sind zwar ein Profiverein, sollten aber nicht bei allem, was wir tun, nur an den Profit denken, sondern auch an die Wachstumsmöglichkeiten. Klar: Wenn Vereine wie Liverpool oder Manchester nach Übersee jetten, generieren die dort auch Einnahmen. Ein Zweitligist wie wir aber nicht. Wir hatten von der DFL die Anfrage, ob wir diese Reise unternehmen wollen. Sie war toll organisiert, wir haben unsere Kosten halbwegs gedeckt bekommen, eine andere Fußballkultur kennengelernt, was für unser Image getan, gespürt, wir sind wieder interessanter geworden, als wir es vor Kurzem noch waren. Und verletzt hat sich auch niemand. Ein rundum gelungener Trip also.

Der Betze brennt: Internationalisierung war auch ein Thema bei der Diskussion in der DFL um einen neuen Private-Equity-Investor, der für die Vereine der Ersten und Zweite Liga neue Absatzmärkten erschließen und zukünftige Einnahmen in Milliardenhöhe vorfinanzieren sollte.

Hengen: Das sollte man jetzt nicht miteinander vermengen. Ja, da ging es um neue Optionen, TV-Gelder zu generieren. Der Vorschlag, der auf dem Tisch lag, wurde abgelehnt. Aber die Dinge sind weiterhin in der Entwicklung.

Der Betze brennt: Nach unseren Informationen haben auch Sie im Namen des FCK mit Nein gestimmt, so wie bekanntlich die Mehrheit der 36 Erst- und Zweitliga-Klubs. Sie wären aber für einen neuen Anlauf mit besserer Vorbereitung offen, deuteten Sie anschließend im Interview des SWR an.

Hengen: Wir haben dazu eine klare Position bezogen. Es war aber eine geheime Abstimmung vereinbart und daran halte ich mich auch jetzt noch und äußere mich nicht zu meinem Votum.

"Jedes Jahr in der Liga lässt uns in der TV-Tabelle klettern"

Der Betze brennt: Stichwort TV-Gelder. Nach ersten Hochrechnungen erhält der FCK für die kommende Saison rund 1,6 Millionen Euro mehr als in der vorangegangenen Saison. Die sind einerseits natürlich im Wettbewerbsvergleich zu sehen: Die Tabellennachbarn der Roten Teufel erhalten fast alle mehr. Andererseits klettert der FCK nach nur einem Jahr direkt um vier oder fünf Plätze im Ranking nach oben. Wie zufrieden sind Sie denn mit der Entwicklung in diesem Bereich?

Hengen: Ich denke, wir müssen zufrieden sein. Entscheidend für die Höhe der Ausschüttung ist ja die Fünf-Jahres-Wertung. Und da wir zuletzt vier Jahre 3. Liga gespielt haben, konnte für uns nicht viel mehr drin sein im Topf. Jedes Jahr, in dem wir Mitglied der DFL sind, lässt uns in der TV-Tabelle klettern.

Der Betze brennt: 2016 hatten diverse sogenannte Traditionsvereine die "Initiative Marktwert" gegründet, die sich dafür stark machte, TV-Gelder künftig mehr nach dem tatsächlichen Publikumsinteresse statt nach Tabellenrängen zu verteilen. Von einer solchen Ausrichtung könnte auch der FCK besser profitieren - und wäre sie nicht auch gerechter?

Hengen: Was ist schon gerecht? Allen Recht machen kannst du es ja eh nicht. Ja, es wäre auch für uns schön, wenn Einschaltquoten, Zuschauerinteresse et cetera mehr Gewicht bei der TV-Geld-Verteilung bekämen. Aber wir betreiben nunmal Leistungssport. Wenn ein kleiner Verein mit einer kleinen Fanbase einen guten Job macht und oben in der Tabelle steht, warum soll der weniger verdienen als die anderen? Meiner Meinung sollte die sportliche Bewertung immer an erster Stelle stehen, aber der Punkt Publikumsinteresse sollte zusätzlich einfließen. Eine 1a-Lösung, mit der alle zufrieden sind, wird es eh nicht geben.

Der Betze brennt: Ab kommendem Jahr werden die nächsten TV-Verträge bis zum Ende des Jahrzehnts neu ausgehandelt. Werden Sie sich dafür starkmachen, das tatsächliche Publikumsinteresse an einem Verein wenigstens etwas zu stärker gewichten?

Hengen: Wir haben vier Jahre 3. Liga und eine Planinsolvenz hinter uns. Da tue ich mich ein wenig schwer damit, Forderungen zu stellen. Da sollten wir den Ball flach halten.

Morgen im zweiten Teil des großen DBB-Interviews: Thomas Hengen über sein aktuelles Budget, die neuen Personalien auf der Geschäftsstelle, den FCK-Nachwuchs sowie die Diskussionen um Sektorentrennung und Polizeikonzept.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas Hilmes, Eric Scherer

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