Saisonvorschau 2023/24

Wie meistern die Roten Teufel das "schwere zweite Jahr"?

Wie meistern die Roten Teufel das "schwere zweite Jahr"?


Der 1. FC Kaiserslautern startet in das zweite Zweitliga-Jahr nach dem Aufstieg. Können die Roten Teufel erneut für Überraschungen sorgen? Wie lautet Deine Prognose? Auch die DBB-Autoren haben ihre Tipps abgegeben.

Tocos Vorschau:

So schnell kann es gehen: Letztes Jahr in der Vorschau noch dem verpassten Spiel gegen Schalke nachgeweint und es diese Saison auf dem Tablett gereicht bekommen. Die zweite Zweitliga-Saison verspricht noch mehr Spannung und größere Abende als die vorherige. Auch wenn es an den jüngst abgestiegenen Aufstiegsfavoriten und der einen oder anderen etablierten Zweitliga-Mannschaften kein Vorbeikommen geben wird. Der HSV wird auch diese Saison sicher seinen Teil zur Unterhaltung beitragen.

Den Beweis der Zweitklassigkeit haben die Roten Teufel sportlich erbracht. (Nur nebenbei: Natürlich ist der Fanblock erstklassig. Mindestens!). Erst souverän, dann durchwachsen. Nun kann es nur darum gehen, weiterhin Zweitligist zu bleiben. Das betrifft seit langem mal wieder ungefähr die selben Verantwortlichen und deshalb war der zähe Verlauf der Rückrunde hoffentlich der Fingerzeig zur rechten Zeit, um an den Schwachstellen zu arbeiten. Traditionell betrifft das nicht die Torhüter-Position. Dort kann Dirk Schuster weiterhin aus dem Vollen schöpfen.

Der oft beschworene Konkurrenzkampf in der Abwehr ist dank Jan Elvedi und Tymoteusz Puchacz im vollen Gange und wird - soviel Fußballromantik muss sein - vielleicht noch durch einen weiteren Rückkehrer "angeheintzt". Im Mittelfeld bereichert Tobias Raschl die vorhandenen Möglichkeiten und auch im Sturm dürften die Roten Teufel dank Richmond Tachie und Ragnar Ache die Gegner vor größere Aufgaben stellen. Das Transferfenster steht allerdings noch länger offen und es liegt auf der Hand, dass zu den schon ineinander greifenden Rädern weitere hinzukommen werden. Aber ganz gleich, ob wieder eine Boeing landet oder eine Rakete in Position gebracht wird, jenseits der bereits bekannten taktischen Konzepte sind keine Überraschungen zu erwarten. Weil aber die Mannschaft reichlich Zeit hatte, diese zu üben, dürfen Fans und Gegner eine verbesserte und konsequentere Umsetzung erwarten.

Meine Prognose: Mir macht die Ruhe um den Betzenberg etwas Sorge, weil - Demut hin oder her - die Pendel stets extrem ausschlagen und was das angeht, zuletzt eher die positive Richtung üblich war. Wenn das nicht (irgendwann) nach hinten losgeht, wird die punktuell verstärkte Mannschaft mitsamt weiterhin wohlwollendem Umfeld eine durchschnittliche Saison erleben und sich erneut im Mittelfeld bewegen. "Leider" wieder kein Aufstieg und der Klassenerhalt wird vermutlich erst ein paar Spieltage später als 2022/23 gesichert, aber mehr wird nicht drin sein und weniger muss nicht sein. Eine Pokal-Überraschung nach Jahreswechsel wäre allerdings auch mal wieder fällig.

Kohlmeyers Vorschau:

Denkbar sind für mich zwei Szenarien. Das erste: Der FCK haut am Samstag vor über 40.000 Zuschauern direkt mal den FC St. Pauli weg, entführt anschließend einen Punkt aus der proppenvollen Arena AufSchalke und reitet auf der nun ausgelösten Euphoriewelle munter weiter. Kurz vor Transferschluss macht Thomas Hengen Dominique Heintz und einen mir noch unbekannten, aber erstklassigen Sechser klar, da diese Spieler bei ihren aktuellen Vereinen nicht zum Zuge kommen. Und dann greifen die vollends entfesselten Roten Teufel ganz oben an.

Szenario zwei: Der FCK startet mit zwei Niederlagen, gerät vom Start weg hinten rein. Im Umfeld wächst der Unmut, Kritik wird laut, der Negativtrend habe sich doch schon im letzten Saisondrittel abgezeichnet, doch wäre im Sommer wieder mal nicht reagiert, sprich: der Trainer entlassen worden. Die Gülle gerät ins Dampfen, Vereinsführung und Investoren werden nervös, die "Mechanismen des Geschäfts" greifen. Dass einer FCK-Führung auf dem Trainermarkt drei gute Griffe hintereinander gelingen, ist noch nie vorgekommen und auch diesmal gelingt es nicht. Es folgt knallharter Abstiegskampf, das Ende lasse ich hier mal offen.

Welches Szenario wohl wahrscheinlicher ist - angesichts der Auftaktgegner, der Tatsache, dass der Kader noch nicht komplett ist, dass Terrence Boyd in der Vorbereitung weitgehend ausfiel und sich Ragnar Ache erst noch integrieren muss?

Ihr merkt’s hoffentlich: Diese Saison könnte schwer werden. Sehr schwer. Nicht nur Mannschaft und Trainer müssen zeigen, dass sie dazugelernt haben, sondern auch das Umfeld. Dem Verein sind in den vergangenen beiden Spielzeiten nach Jahren des Niedergangs zwei große Schritte nach vorn geglückt. Da scheint ein Gerüst entstanden zu sein, das weiter tragen könnte - sofern es nach den ersten Erschütterungen nicht gleich wieder zum Einsturz gebracht wird. Auf dem noch sehr langen Weg zurück nach oben lässt sich nicht jedes Jahr ein Schritt nach vorn machen. Zwischendurch muss immer auch mal ein Rückschritt akzeptiert werden. Im günstigsten Fall lässt sich das Niveau des Vorjahres halten. Und da sich Schwarzmalerei vor einem Saisonstart von selbst verbittet, gehe ich mal von diesem aus.

Meine Prognose: Ein einstelliger Tabellenplatz ist auch diesmal drin. Wenn alle zusammenstehen und auch mal nach drei Niederlagen in Folge nicht gleich die Köpfe rollen.

Sebastians Vorschau:

Man könnte jetzt viel mit Floskeln arbeiten, ganz oben stünde dann vermutlich das mulmige Gefühl vor dem "verflixten zweiten Jahr". Wie auch 2011 nach Platz 7 in der Bundesliga und dem folgenden sang- und klanglosen Abstieg in Liga 2. Doch diese Angst habe ich gar nicht. Ich sehe eine verschworene Einheit, die keine Stammspieler verloren hat und ergänzt wurde. Ergänzt - das Wort würde ich gerne bis Ende August noch streichen und durch "verstärkt" ersetzen, denn die bisherigen Neuzugänge stacheln eher den Konkurrenzkampf an und niemand hat das Prädikat "direkter Stammspieler" am Revers. Doch jeder hat das Zeug dazu, was auch den Arrivierten durchaus ein paar Prozent mehr Leistung rauskitzeln könnte. Daher spüre ich zwar nicht mehr die Euphorie wie vor einem Jahr, was nach dem Saisonabschluss auch nicht verwunderlich ist, dennoch glaube ich nicht an eine Grottensaison. Natürlich können nach den ersten beiden Spielen schon erste Schweißperlen auf der Stirn sichtbar werden, immerhin stehen mit St. Pauli und Schalke zwei Partien gegen ambitionierte Teams auf dem Programm. Doch das war 2022 nicht anders und es standen nach den ersten drei Spielen sieben Punkte auf der Habenseite. Warum also nicht nochmal?

Meine Prognose: Wie schon angeklungen ist: Ich glaube nicht, dass der FCK 2024 in der 3. Liga starten wird. Aber auch die Bundesliga kann ich derzeit nicht erkennen - auch nicht, wenn es einen bombastischen Saisonstart gibt. Bei einem Fehlstart wird es vermutlich etwas unruhiger, ich sehe aber einige Teams, die hinter uns landen werden. Und auch Magdeburg und Braunschweig gehen ins zweite Jahr, dazu die drei Aufsteiger und Kellerteams der letzten Saison. Warum sollten die alle plötzlich besser punkten als wir? Ich denke, es wird nicht ganz so rund laufen wie in der letzten Hinrunde, aber zweimal 20 Punkte holen wir auf jeden Fall und dazu ein paar Extrazähler, sodass es am Ende Platz 10 wird.

Thomas' Vorschau:

Im berühmt-berüchtigten, in Wirklichkeit gar nicht so schwierigen, aber manchmal eben doch komplizierten FCK-Umfeld ist schon wieder so ein unterschwelliges Brodeln zu spüren: Die Vorfreude auf die neue Saison ist zunächst mal riesig, was sich unter anderem im Dauerkartenverkauf widerspiegelt. Über 40.000 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion und 4.000, 5.000 plus x Mitreisende bei Auswärtsspielen werden auch in den kommenden Monaten die schöne Zweitliga-Realität bei den Roten Teufeln bleiben. Und auf den Tribünen war letzte Saison die Stimmung nahezu komplett wohlwollend und dankbar, auch als Mitte der Hinrunde oder Ende der Rückrunde die Ergebnisse mal eine zeitlang nicht so stimmten. Im Internet gab es da schon ein paar mehr fiese Kommentare gegen einzelne Spieler oder den Trainer - und auch wenn diese Kommentare nur eine Minderheit abbildeten, so brodeln sie eben doch unterschwellig. Wer den FCK gut kennt, der weiß: Diese Diskussionen, die nicht nur im Internet, sondern auch bei Stammtischen oder auf Weinfesten wabern, werden irgendwann ins Stadion überschwappen, wenn die Ergebnisse nicht stimmen. Und genau dann gilt es, einen klaren Kopf zu bewahren und den Glauben an das Team nicht zu verlieren.

Die bisherigen Neuzugänge überzeugen mich noch nicht so ganz, wobei Zehn-Jahres-Rekordtransfer Ragnar Ache natürlich eine Hausnummer darstellt. Aber man darf bei so einer Beurteilung nicht vergessen: Im Gegensatz zu früheren Jahren hat den FCK kein Leistungsträger verlassen, sondern alle Verträge konnten gehalten oder sogar verlängert werden. Dadurch braucht der Kader gar nicht so zahlreiche Neuzugänge wie sonst, als neben den üblichen Verstärkungen auch noch ein, zwei, drei (oftmals ablösefrei) abgewanderte Leistungsträger ersetzt werden mussten. Für den Klassenerhalt als oberstes Ziel ist der Kader jedenfalls jetzt schon mehr als ausreichend, und es sollen ja noch möglichst zwei Hochkaräter für die "Sechs" und die Innenverteidigung bis Ende August dazugeholt werden.

Meine Prognose: Ganz wichtig wird es sein, zumindest mal die ersten zehn Spieltage die Nerven zu behalten, auch wenn der Start vielleicht holpriger laufen sollte als letzte Saison. Wobei die Roten Teufel natürlich auch gegen St. Pauli und/oder Schalke gewinnen können, aber das wird kein Selbstläufer. Wenn der FCK seine Schritt-für-Schritt-Philosophie der letzten zwei, drei Jahre beibehält, dann wird der Klassenerhalt wieder frühzeitig eingetütet und am Ende ein Ergebnis um Platz 9 herum stehen - und damit wäre ich diese Saison auch zufrieden.

Flos Vorschau:

Das berühmte schwere zweite Jahr. Ich habe lange überlegt, wie ich meine diesjährige Saisonvorschau beginnen soll. In den vergangenen Tagen war ich hier in der Vorderpfalz oft beim Amateurfußball und ich kann euch sagen: die Vorfreude auf die neue Saison ist groß. Obwohl unten auf dem Platz Spiele stattfanden, sprachen mich unzählige Leute auf den FCK an. "Flo, was denkst du? Wie wird die Saison so?" Und meine Antwort war: erstmal zählt wieder nur der Klassenerhalt. Die Liga ist nochmal stärker geworden. Die Absteiger aus Berlin und Schalke sind sowieso echte Hausnummern, der HSV, St. Pauli und Düsseldorf ebenfalls. Aber auch Teams wie Hannover, Nürnberg oder Fürth wollen sicher wieder weiter nach oben. Die Gegner werden die Schuster-Elf keinesfalls mehr unterschätzen.

In den Sozialen Netzwerken las ich in den vergangenen Tagen viele Kommentare. Vielleicht war es ein Fehler. Neben einigen guten Beiträgen war dort leider auch zu lesen, dass der Trainer eine Flasche, Jean Zimmer einfach der schlechteste Spieler von allen sei und deshalb der falsche Kapitän wäre oder dass der FCK, sollte Terrence Boyd länger verletzt fehlen, sowieso absteigen würde. Ich frage mich, warum meine Empfindungen im Netz und die aus persönlichen Gesprächen so konträr unterschiedlich sind. Kritik an sportlichen Leistungen in angemessenem Ton ist natürlich völlig okay. Ich will in dieser Vorschau aber auch ein bisschen appellieren: Rüstet verbal ein bisschen ab. Sobald es ins Persönliche geht, ist die Grenze erreicht. Die ersten Gegner St. Pauli oder Schalke sind dieses Jahr nicht die Mannschaften, die die Roten Teufel hinter sich lassen müssen. Auch wenn der Auftakt schiefgehen sollte: Bewahrt die Ruhe! Thomas Hengen und Co. werden die noch gesuchten Spieler im Verlauf der Sommer-Transferphase schon noch finden, können sich da aber einfach keine Fehlgriffe leisten. Nach dem Fast-Abstieg in die Regionalliga 2021 hat der Verein endlich mal ein gutes Fundament gelegt, das es jetzt weiter zu schleifen gilt. Die letzte Rückrunde zählt nichts mehr, genau wie die überragende Vorrunde. Für die anstehende Saison gilt es, wieder alle Kräfte zu bündeln. Auf und neben dem Platz. Dann kann der FCK wieder den Klassenerhalt schaffen.

Meine Prognose: Platz 12 bis 14. Es wäre erneut ein riesiger Erfolg.

Gerrits Vorschau:

Trotz kurzer Pause ist die Vorfreude auf die neue Saison schon wieder extrem hoch. Das mag zum einen an den attraktiven neuen Gegnern wie Schalke und Hertha liegen, die für so viel Bundesliga-Atmosphäre sorgen werden wie schon seit Jahren nicht mehr. Zum anderen aber auch daran, dass am Betzenberg das Wort Kontinuität endlich mehr als eine Floskel zu sein scheint. Zum ersten Mal seit Kosta Runjaic 2015 ist mit Dirk Schuster wieder ein und derselbe Trainer auf zwei aufeinanderfolgenden Mannschaftsfotos zu sehen. Verträge mit Leistungs- oder Hoffnungsträgern wie Marlon Ritter, Boris Tomiak, Kenny Redondo oder Philipp Hercher wurden verlängert, Spieler mit Potenzial wie Julian Niehues nicht verkauft. Und auch Aktionismus auf der Zugangsseite sucht man bisher vergeblich. Fünf Neuzugänge, die den Kader scheinbar nachvollziehbar in seiner Breite verstärken, zeugen von der ruhigen Hand von FCK-Boss Thomas Hengen. Umbruch? Fehlanzeige. Jan Elvedi kann als gleichwertiger Ersatz für den zum KSC abgewanderten Robin Bormuth angesehen werden, Tymoteusz Puchacz als hoffnungsvolle Konkurrenz für Hendrick Zuck. Tobias Raschl erhöht das kreative Potenzial des Mittelfelds und Richmond Tachie kann man sich neben Terrence Boyd vorstellen. Und mit Ragnar Ache wurde auch ein echter Konkurrent um die Startelf für eben jenen Boyd gefunden. Was fehlt, sind die Positionen, die auch schon im vergangenen Jahr gesucht wurden: Ein spielstarker Innenverteidiger und Sechser, die beide über ein sicheres Passspiel verfügen. Solche Spieler sind begehrt, daher ist es gut, dass der FCK keinen Schnellschuss wagt. Sollte hier noch bis September nachgelegt werden können und vielleicht mit Dominique Heintz gleichzeitig ein Spieler "fürs Herz" gewonnen werden, hat der FCK alle Chancen, erneut souverän in der Liga zu bleiben. Höhere Ambitionen sind Träumerei.

Meine Prognose: Wie jeder weiß, das Pfälzer Publikum wird schnell unruhig. Durch die durchwachsene Rückrunde und die scheinbar ausbleibenden "großen Namen" bei Transfers liegen bei dem ein oder anderen die Nerven fast schon wieder blank. Sollte der durchaus anspruchsvolle Saisonstart in die Hose gehen, könnte es am Betzenberg schnell ungemütlich werden. Wichtig ist, dass der FCK dann die Ruhe bewahrt. Der Kader ist nicht schlechter als im vergangenen Jahr, Ergebniskrisen gehören zum Abstiegskampf dazu. Gelingen noch ein bis zwei Transfers, insbesondere im Zentrum, dann ist der Klassenerhalt auch in diesem Jahr möglich. Mein Tipp: Platz 9 bis 12.

Das waren unsere Tipps, jetzt bist Du dran: Wie lautet Deine Prognose für die FCK-Saison 2023/24? Im DBB-Forum steht eine Umfrage zur Endplatzierung bereit sowie viel Platz zum Diskutieren, welche Argumente für eine gute oder schlechte Saison sprechen. Wir freuen uns auf Eure Einschätzungen!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Redaktion

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