Neues vom Betzenberg

FCK heute: Ein lebloses Team und ratlose Bosse

Der 1. FC Kaiserslautern taumelt scheinbar haltlos immer tiefer in die Krise. Knapp zwei Wochen vor dem Beginn der 40. Bundesliga-Saison regiert beim Gründungsmitglied Ratlosigkeit über den offensichtlichen Zerfall der Mannschaft, die sich derzeit in einem desolaten Zustand präsentiert.

"Wir bewegen uns in einem Raum von Misstrauen und verpassten Zielen", erklärte Vorstandschef Jürgen Friedrich nach der UI-Cup-Pleite der "Roten Teufel".

Statt einen radikalen Neuanfang zu wagen, halten sich die Pfälzer mit Durchhalteparolen mehr schlecht als recht bei Laune. "Es bringt nichts, jetzt mit der Axt herumzulaufen", erteilte Friedrich Forderungen nach der Ablösung des seit der vergangenen Saison umstrittenen Teamchefs Andreas Brehme eine Abfuhr.

Dabei hatte Friedrich vor Wochenfrist festgestellt: "Ein System steht und fällt mit den handelnden Personen. Ein funktionstüchtiges Team war nicht vorhanden." Dass sich daran auch nach dem Rauswurf von Cheftrainer Reinhard Stumpf nichts geändert, wollen die FCK-Bosse (noch) nicht wahrhaben.

Allerdings ist Friedrich klar, dass den Lauterern die Zeit davon läuft. "Für jeden und alles gibt es eine Frist", sagte der 58-Jährige und machte damit deutlich, dass Brehmes Tage in der Pfalz im Falle eines Bundesliga-Fehlstarts schnell gezählt sein könnten. Mittlerweile schließt auch Friedrich, der nach der Saison aufhört, einen vorzeitigen Wechsel in den sportlichen Ruhestand nicht aus.

Der Teamchef kündigte an, um seinen Job kämpfen zu wollen. Ob er mit seinen Appellen die leblose Mannschaft wachrütteln kann, muss jedoch bezweifelt werden.

Das Alltagsgeschäft hatte Brehme bislang immer dem gefeuerten Stumpf überlassen; die Distanz zu den Spielern ist entsprechend groß. Viel reden wolle er mit den Profis, kündigte Brehme an. Doch genau dies ist nicht seine Stärke. Der Weltmeister von 1990 gilt nicht gerade als Motivationskünstler.

Die Schuld an der Misere ist allerdings nicht nur beim Trainer zu suchen. "Wir müssen uns als Mannschaft fragen, ob wir alles getan haben", übte Mario Basler nach dem 0:4-Debakel in Teplice Selbstkritik. Die Spieler beschwören den Mannschaftsgeist, der längst verloren gegangen ist. "Wir müssen wieder eine Sprache finden", fordert Aleksander Knavs. Und der verletzte Kapitän Thomas Hengen appellierte an seine Kollegen, sich endlich als Einheit zu präsentieren.

Doch in der Mannschaft herrscht eine Cliquen-Wirtschaft. Zudem scheint einigen Profis die richtige Einstellung zu ihrem Beruf zu fehlen. "Es war nicht immer der Fall, dass die Spieler eine Arbeitswilligkeit gezeigt hagt haben, die sich für einen Profi ziemt", kritisierte der entlassene Stumpf, der gegen seine Kündigung klagen will.

Der 40 Jahre alte Fußball-Lehrer fühlt sich zu Unrecht als Buhmann und übte harte Kritik am Verein, dessen Verantwortliche es sich zu einfach gemacht hätten. "Ich war zwei Jahre für sehr wenig zuständig. Jetzt soll ich für alles verantwortlich gewesen sein", erklärte Stumpf.

Quelle: Sport1

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