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Erfahren & torgefährlich: Terrence Boyd im DBB-Porträt

Erfahren & torgefährlich: Terrence Boyd im DBB-Porträt

Terrence Boyd (links) setzt zum Zyklop-Torjubel an; Foto: Imago Images

Dem 1. FC Kaiserslautern ist ein echter Winter-Coup gelungen: Mit Terrence Boyd (30) kommt ein routinierter Torjäger, der auch außerhalb des Platzes schon viel erlebt hat und ein klassischer Mentalitätsspieler ist. Der FCK setzt mit diesem Transfer ein Zeichen.

Wenn man sagt, dass Fußball nicht das Wichtigste im Leben ist, dann ist Terrence Boyd ein gutes Beispiel dafür. Am 09. Oktober 2019 erlebt der 30-jährige Deutsch-Amerikaner den Terroranschlag in Halle fast hautnah mit. Ein Rechtsextremist versucht erfolglos, in eine Synagoge einzudringen und erschießt anschließend ebenso willkürlich wie kaltblütig zwei Menschen. Boyd sitzt zum Zeitpunkt der Tat nur wenige Meter entfernt in einem Café und gibt ein Interview. "Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass ich mal in solch eine Situation gerate. Aber als der Gastronom reinkam und sagte 'Weg von den Fenstern! Draußen ist ein Amokläufer!' kam natürlich sofort Angst auf", sagt er wenige Tage später der "Sport Bild". Der HFC-Stürmer kommt mit dem Schrecken davon, lässt sich von dem erlebten Horror aber nicht einschüchtern, trifft bereits zehn Tage später beim 4:0 beim SV Waldhof wieder das Tor und bereitet einen weiteren Treffer vor. Rund neun Monate später blickt Boyd bei "T-Online" dann nochmals auf den Tag des Terroranschlags zurück.

Stürmer mit vielen Interessen und bekannt für launige Interviews

Stichwort Café: Das "Boyd‘s", ein zweites Standbein, eröffnet der 1991 in Bremen geborene Angreifer im November 2018 mit einem Geschäftspartner in der Innenstadt von Mannheim. Inzwischen ist es aber wieder geschlossen. Der Profi gibt auch gerne mal Einblicke in sein Privatleben. Im September des vergangenen Jahres öffnet er für "Magenta Sport"-Reporterin Anett Sattler seine Haustür. Auch abseits des Fußballplatzes ist Terrence Boyd ein bemerkenswerter Typ. Er ist American-Football-Fan und mag Barbecue und Burger. Im TV schaut er gerne Netflix und US-Serien. Sein Markenzeichen ist der sogenannte Zyklop-Torjubel, für den er sich Krokodilhaut und ein Auge auf den Arm tätowieren ließ.

» Zum Video: Anett besucht ... Terrence Boyd

2011 schafft Boyd es als 20-Jähriger für ein Spiel auf die Ersatzbank des damals amtierenden Deutschen Meisters Borussia Dortmund, kommt bei den Westfalen aber ansonsten nur in der Regionalliga-Mannschaft zum Einsatz. Mit 20 Toren hat er aber entscheidenden Anteil am Aufstieg in die 3. Liga. Obwohl er in seiner Hallenser Zeit regelmäßig einer der Torgaranten ist, erlebt der Bremer seine beste Karrierephase in Österreich. Bei Rapid Wien, wohin es ihn nach seiner Dortmunder Zeit verschlägt, schießt er 28 Tore in zwei Jahren und trifft zudem sechs Mal in der Europa League. Insgesamt erzielt er für die Österreicher in 80 Spielen 37 Tore. Durch die guten Leistungen bei Rapid wird auch ein gewisser Jürgen Klinsmann, damals Trainer der Nationalmannschaft der USA, auf ihn aufmerksam. Am 29. Februar 2012 feiert Boyd gegen Italien sein Länderspiel-Debüt. "Es war ein tolles, ein großartiges Erlebnis", schwärmt der zu diesem Zeitpunkt 21-Jährige. Für eine Nominierung für die WM in Brasilien reicht es aber nicht. Am Ende stehen insgesamt 14 Länderspiele für die USA in seiner Vita.

» Zum Video: Doppel-Fallrückzieher von Terrence Boyd gegen AS Rom

2014 geht es für dann zum damaligen Zweitligisten nach Leipzig, wo es aber überhaupt nicht läuft. Boyd, damals mit zwei Millionen Euro der bis dato teuerste Transfer für den sächsisch-österreichischen Retortenverein, erleidet zwei Kreuzbandrisse und muss vier Mal operiert werden. Sogar das Karriereende ist damals ein Thema. Doch Boyd kann weiter Leistungssport betreiben. Nach Stationen bei Darmstadt 98 und dem MLS-Klub Toronto (USA) wechselt er schließlich 2019 nach Halle. Beim HFC, für den er in der laufenden Spielzeit in 17 Einsätzen sieben Tore markierte, gilt der abschlussstarke und athletische Boyd auch wegen seiner unterhaltsamen Interviews bis zuletzt als Aushängeschild des Klubs.

» Zum Video: Boyd nach Sieg gegen Lautern: Regeneration? Kältekammer & Jacky Cola!

300.000 Euro Ablöse: Boyd-Verpflichtung als Zeichen für das große Ziel

Nachdem es in den vergangenen Transferperioden immer wieder mal Gerüchte um einen möglichen Wechsel Boyds nach Kaiserslautern gab, hat dieser nun also geklappt. Boyds Ehefrau Jasmine stammt aus Heidelberg und unter anderem deswegen zogen die beiden schon vor anderthalb Jahren einen Wechsel in den Südwesten in Betracht. Im August 2020 stach Halle den damaligen FCK-Sportdirektor Boris Notzon mit einem großen finanziellen Angebot - ein Monatsgehalt von deutlich über 20.000 Euro wurde damals kolportiert - aber noch aus und Boyd verlängerte beim HFC. Notzons Nachfolger Thomas Hengen hatte nun mehr Erfolg, auch dank der Unterstützung der regionalen Investoren: Laut "Mitteldeutscher Zeitung" wird eine Ablösesumme von 300.000 Euro fällig, zudem wird der in Lautern nicht glücklich gewordene Elias Huth (24) mit verrechnet und ab sofort für Halle stürmen. Der Wechsel sei ein hartes Stück Arbeit gewesen, heißt es.

Der 1,88 Meter große Boyd wird also in den verbleibenden 16 Saisonspielen und darüber hinaus für die Roten Teufel auf Torejagd gehen. Am Samstag weilte er schon als Tribünengast im Fritz-Walter-Stadion, stand bereitwillig für Selfies mit den Fans zur Verfügung, und am Sonntag trainierte er erstmals mit Teilen seiner neuen Mannschaft. Mit der Verpflichtung des Routiniers, der in sechs Monaten auch ablösefrei zu haben gewesen wäre, untermauert der FCK mehr als deutlich seine Ambitionen: Der Aufstieg in die 2. Bundesliga soll schon im Mai 2022 gelingen. Hoffentlich kann Boyd dafür oft seinen Zyklop-Torjubel zeigen.

» Zum Video: Terrence Boyd: Skills, Goals & Assists

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Offiziell: Terrence Boyd wechselt von Halle zum FCK (Pressemeldung FCK)

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