Neues vom Betzenberg

Umstrittenes Polizeikonzept in Lautern kostet Millionen

Umstrittenes Polizeikonzept in Lautern kostet Millionen


In die Diskussion um mutmaßlich übertriebene Polizeieinsätze bei FCK-Heimspielen kommt ein neuer Aspekt. Auf Nachfrage im Landtag wurde nun bekanntgegeben, wieviel Steuer­geld dafür 2022/23 verbraucht wurde: über zwei Millionen Euro.

Großaufgebote, Wasserwerfer, Kreiselsperrung: Was ist wirklich nötig?

Die exakte Zahl geht aus einer sogenannten Kleinen Anfrage des CDU-Abgeordneten Matthias Lammert hervor, die Innenminister Michael Ebling (SPD) diese Woche im rheinland-pfälzischen Landtag beantwortete: 2.354.935,74 Euro alleine an Personalkosten fielen in der Saison 2022/23 für die Polizeieinsätze bei Heimspielen des 1. FC Kaiserslautern an. Zum Vergleich: Bei Erstligist Mainz 05 waren es bei deutlich weniger Zuschauern (29.058 im Liga-Schnitt; FCK: 40.490) etwa die Hälfte der Polizeikosten, nämlich 1.189.614,42 Euro.

Brisant werden diese Zahlen auch durch das Ausmaß der polizeilichen Maßnahmen bei FCK-Heimspielen, die zuletzt immer stärker in die Diskussion gerieten: Großaufgebote, Hubschrauber, Wasserwerfer, Alkoholverbote und Kreiselsperrungen sind nur einige der Schlagworte, die auch jetzt in Bezug auf die Kosten - teils noch zusätzlich zu den reinen Personalkosten - wieder hinterfragt werden. Durch die falsch angekündigte Sperrung des Elf-Freunde-Kreisels hatten beispielsweise beim Samstagabendspiel gegen den HSV viele Stadionbesucher ihren letzten Zug nachhause verpasst. Nach dem ansonsten friedlichen Saisonabschluss gegen Düsseldorf wiederum war es zu handfesten Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Anhängern gekommen, Verletzte inklusive. Im Nachgang dieser Vorfälle hatten sich zunächst der Verein und dann vor allem das Fanbündnis FCK und die Rot-Weiße Hilfe kritisch geäußert und falsche Darstellungen im Einsatzbericht der Polizei angeprangert.

Fanszene geht auf verbalen Konfrontationskurs zu Einsatzleiter Klein

In der ausführlichen Stellungnahme der Fans hieß es Ende Mai unter anderem: "Ralf Klein als Einsatzleiter und das Polizeipräsidium Westpfalz täten gut daran, ihre Denk- und Handlungsweise anzupassen und lieber funktionierende Einsatzkonzepte zu entwerfen, statt noch mehr Hundertschaften, Hubschrauber, Wasserwerfer und Drohnen anzufordern sowie aus jedem x-beliebigen Heimspiel ein sogenanntes 'Risikospiel' zu kreieren."

Jener Einsatzleiter Ralf Klein äußerte sich wenige Wochen später beim SWR zu den Vorwürfen sowie zum generellen Konzept wie folgt: "Das Personal ist nie zu viel. (...) Wir gehen mit unseren Ressourcen sehr schonend um und versuchen, so effizient wie möglich zu arbeiten. (...) Aus meiner Sicht ist die ganze Saison gut gelaufen. Wir waren in der Lage, alle Spiele sicher ablaufen zu lassen, so dass die Beeinträchtigungen auf ein Mindestmaß reduziert werden konnten."

Der jetzt veröffentlichte Personalaufwand bei FCK-Heimspielen könnte die Diskussion um Kosteneinsparungen bei Einsatzkräften und Material auch auf die politische Ebene bringen. Immerhin geht es dabei um die Verwendung von Steuergeldern. Die einen fordern eine Beteiligung der Vereine an den Einsatzkosten, die anderen wünschen sich eine realitätsnähere Kalkulation der wirklich notwendigen polizeilichen Maßnahmen.

Alleine das DFB-Pokal-Spiel gegen Freiburg kostete knapp 150.000 Euro

Aus der Anfrage im Parlament lässt sich übrigens nicht nur ein Durchschnittswert errechnen, sondern auch ein ganz konkretes Beispiel ablesen: Das völlig friedlich verlaufene und auch im Vorfeld nicht als Risikospiel benannte DFB-Pokal-Match des FCK gegen den SC Freiburg vor 38.317 Zuschauern ist in der Veröffentlichung des Innenministers einzeln aufgelistet. Die Personalkosten der Polizei beliefen sich dabei auf 147.502,72 Euro.

Zudem sind weitere Statistiken enthalten: Aus Vorfällen bei Heimspielen in Kaiserslautern sind insgesamt drei Stadionverbote gegen FCK-Anhänger resultiert (Mainz 05: 18 Stadionverbote, außerdem sieben Betretungsverbote). Verletzte Polizisten gab es bei allen Spielen in Rheinland-Pfalz zehn, davon neun in Kaiserslautern, hauptsächlich am genannten letzten Spieltag gegen Düsseldorf. Die Anzahl der verletzten Fußball-Zuschauer wird in dem Schreiben nicht genannt.

Die komplette Kleine Anfrage und die Antwort darauf aus dem rheinland-pfälzischen Landtag kann hier nachgelesen werden:

» Kleine Anfrage im Landtrag RLP zum Thema: Kosten bei Fußball-Risikospielen

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Chronologie im DBB-Forum: Kritik am Einsatzkonzept der Lautrer Polizei

Kommentare 113 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken