Neues vom Betzenberg

Gegner-Check FCSP: Zum Start die denkbar härteste Nuss

Gegner-Check FCSP: Zum Start die denkbar härteste Nuss


Der 1. FC Kaiserslautern startet die neue Runde gegen die stärkste Mannschaft der vergangenen Rückrunde. Aber wie? Hinter der eigenen Startelf stehen nach den Abschlusstests mehr Fragezeichen als hinter der des FC St. Pauli.

Anspruch und Wirklichkeit: Der FC St. Pauli war das beste Zweitliga-Team der Rückrunde 2023/24. Dass die Fans nun nicht nur hoffen, sondern erwarten, dass ihr Klub direkt zum Saisonstart auf diesem Level weiterpunktet, ist klar. Und, hört, hört, auch die Vereinsführung hat kein Problem damit, hohe Erwartungen zu schüren: "Es wäre das völlig falsche Signal, nach so einer Halbserie jetzt möglichen Rückschlägen vorzubauen oder Erwartungen einzubremsen", erklärte Sportchef Andreas Bornemann unlängst im "Kicker"-Interview. Das Freudenhaus der Liga meldet also Aufstiegsansprüche an, ungeachtet der wesentlich finanzstärkeren Konkurrenz, die heuer so zahlreich ist wie selten. Obwohl der Kader immerhin zehn Abgänge verkraften muss. Von denen wiegen zwar nur zwei schwer, dafür aber so richtig: Der überragende Linksverteidiger Leart Paqarada, der stets auch als feiner Passspieler und Standardschütze glänzte, hat den Kiez ablösefrei in Richtung Köln verlassen. Ebenfalls für lau wechselte Lukas Daschner nach Bochum. Den spielstarken Zehner als spielenden Mittelstürmer neu auszurichten, war einer der Schachzüge, mit denen Trainer Fabian Hürzeler das Team in die Erfolgsspur führte, nachdem er es nach der Hinrunde auf Platz 15 übernommen hatte. Da für beide nichts in die Kasse floss, konnte auch nicht viel investiert werden. Dennoch bleibt die Brust breit. Respekt.

Die Neuen: Ablöse floss nur für die Weiterverpflichtung des vom FC Zürich bislang nur geliehenen Innenverteidigers Karol Mets. Ansonsten stopfte St. Pauli die entstandenen Kaderlücken günstig, aber mit Sinn und Verstand. Der erfahrene Innenverteidiger Hauke Wahl wurde auch mit Hinblick darauf geholt, dass Kollege Jakov Medic noch von einem Bundesligisten abgeworben werden könnte. Philipp Treu, vergangene Saison Kapitän und Leistungsträger bei Drittligist SC Freiburg II, hat sich in der Vorbereitung den linken Verteidiger-Posten Paqarada erobert. Mit dem 1,93 Meter großen Andreas Albers holte Bornemann vom Absteiger Regensburg eine klassische Stürmer-Kante für den beweglichen Neuner Daschner. Als Wundertüte stellt sich derzeit noch Danel Sinani dar, der vom englischen Zweitligisten Norwich City kam und zu Flavio-Becca-Zeiten in Diensten von F91 Düdelingen auch mal die Fantasie beim FCK anregte. Nach den ersten Eindrücken ist man am Millerntor zuversichtlich, dass er ähnlich einschlagen könnte wie Oladapo Afolayan, der im vergangenen Januar von den Bolton Wanderers kam. Lautern-Fans werden sich sicher erinnern, wie der Linksaußen der FCK-Verteidigung beim 1:0-Sieg der Paulianer im Februar dieses Jahres zusetzte.

Die Formation: In Testspielen ließ Hürzeler zwar auch mal mit einer Vierer-Abwehrkette agieren, bei der Generalprobe gegen Hapoel Tel Aviv (3:0) jedoch ordnete er sein Team wieder in dem 3-4-3, das auch in der erfolgreichen Rückrunde für Furore sorgte. Zur Halbzeit aber überraschte der Coach mit einem taktischen Kniff: Er brachte Innenverteidiger Wahl für Sturmtank Albers, zog Eric Smith, den etatmäßigen Mittelmann der Dreierkette, ins zentrale Mittelfeld und ließ Marcel Hartel in die Spitze aufrücken - also doch wieder eine Variante mit spielendem Mittelstürmer. Ob er auf diese auch am Betzenberg zurückgreift, zu Beginn oder erst mit fortgeschrittener Spieldauer? Gegen Hapoel nicht mit dabei war Afolayan. Er soll diese Woche aber wieder komplett am Trainingsbetrieb teilnehmen.

Zahlenspiele: Machen vor einem ersten Spieltag eigentlich wenig Sinn. Fakt ist: St. Pauli hat in 17 Spielen der vergangenen Rückrunde 41 Punkte geholt, dabei nur 14 Gegentreffer kassiert. Die Hälfte davon in nur zwei Spielen, gegen die Nordrivalen Hamburger SV (3:4) und Holstein Kiel (3:4). Die Stamm-Elf wird sich wohl nur auf zwei, maximal auf drei Positionen verändert präsentieren, der Coach ist der gleiche geblieben, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch dessen taktische Ausrichtung. Da bleibt nur zu konstatieren: Die Bundesliga-Absteiger Hertha und Schalke, aber auch der wegen seiner Finanzkraft notorische Topfavorit HSV wären dankbarere Auftaktgegner, weil sie sich erst noch finden müssen. Dieser weitgehend eingespielte FC St. Pauli ist die härteste Nuss, die man zu dieser Saisonpremiere vor die Brust bekommen kann. Von den jüngsten neun Partien gegen diese Gegner gewannen die Lautrer übrigens nur eins - am dritten Spieltag der vergangenen Saison auf dem Betzenberg (2:1).

Fazit: Die Startelf der Gäste gibt vor diesem Spiel weniger Rätsel auf als die, für die sich Dirk Schuster entscheiden wird. Einigermaßen wahrscheinlich ist, dass auch der FCK-Coach mit einer 3-4-3-Formation startet, denn mit dieser hat er bereits die jüngsten Testspiele gegen Norwich City (0:0) und den FC Homburg (4:1) begonnen. In das in der vergangenen Saison bevorzugte 4-2-3-1 wurde erst später geswitcht. Doch wird die Startelf der Generalprobe in Homburg auch erste Wahl gegen St. Pauli sein? Ohne Boris Tomiak und/oder Julian Niehues, die beide erst in der zweiten Hälfte kamen? Mit den feinfüßigen Marlon Ritter und Philipp Klement als zentralem Mittelfeldduo, das sich gegen robuste Typen wie Jackson Irvine, Marcel Hartel oder Eric Smith behaupten müsste? Ohne die Neuzugänge Tobias Raschl und Tymo Puchacz? Nein, aus dem Spiel in Homburg wird St. Pauli nicht die kommende Aufstellung des FCK ablesen können - das hatte Dirk Schuster schon vor der Generalprobe angekündigt. Und vorne? Wird Terrence Boyd, sofern er diese Woche noch zwei, drei Trainingseinheiten absolvieren kann, direkt wieder in die Startelf rücken, obwohl er in der zweiten Hälfte der Vorbereitung komplett ausgefallen war? Durchaus wahrscheinlich, wenn es denn mit dem Trainingseinstieg wie geplant wieder klappt. Oder würde Schuster einen neuen Mittelstürmer, der diese Woche vielleicht noch verpflichtet wird, sofort von Beginn an bringen? Wahrscheinlicher für den Fall eines Boyd-Ausfalls ist, dass Tyger Lobinger startet, der in den drei jüngsten Tests stets begann und dabei auch Tore erzielte. Zumal der Trainer weitaus größere Stücke auf den 24-Jährigen hält als so mancher kritische Fan.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Samstag, 13:00 Uhr: Saisonauftakt gegen die Kiezkicker (Der Betze brennt)

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