Neues vom Betzenberg

Pokal pur zu Fritz Walters Geburtstag auf dem Betze

Pokal pur zu Fritz Walters Geburtstag auf dem Betze


Was für ein Abend! Im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion gelingt dem 1. FC Kaiserslautern der Pokalcoup gegen den 1. FC Köln. Die 49.327 Zuschauer sind nicht nur eine würdige Kulisse, sondern wahrlich der zwölfte Mann.

Zweites ausverkauftes Heimspiel innerhalb von vier Tagen, dritte große Choreo-Aktion binnen zehn Tagen und schon wieder höchst nervenaufreibende 90 Minuten auf dem Rasen. Aber zunächst mal Anreisestress: Schon Stunden vor dem Anpfiff staute sich der Verkehr auf den Autobahnen A6 und A63, in der Stadt ging nur noch Stop and Go, auch die Züge waren wie üblich stark ausgelastet. Fußball und Feierabendverkehr haben sich in Kaiserslautern noch nie gut vertragen. Die Hektik vor dem Feiertag und die Party People zu Halloween taten ihr übriges. Die meisten Zuschauer schafften es trotzdem pünktlich zum Anpfiff ins Stadion, auch weil die Polizei zum zweiten Mal in Folge auf eine Kreiselsperrung für Fußgänger verzichtete. Übrigens bedeuteten die 49.327 Besucher die größte Kulisse jemals bei einem DFB-Pokal-Spiel auf dem Betze.

Im Block angekommen wurde es schnell emotional. Eingeleitet mit einem Video von Norbert Thines auf den Anzeigetafeln wurde vor der Westkurve ein Transparent mit einem Zitat des FCK-Ehrenpräsidenten aufgespannt: "Wann Pälzer zammehalde, is alles meglich!" Dahinter wurden von Block 6.1 bis 10.4 rot-weiße Fahnen geschwenkt, Luftballons und Folienstäbe gewedelt und mit Bengalos/Blinkern für den passenden Lichteffekt gesorgt. Gänsehaut! Nach den Aktionen in Düsseldorf ("Betze lebe lang!") und gegen Hamburg war das schon die dritte große Fahnen-Choreo innerhalb von nur anderthalb Wochen. Auf die Beine gestellt wurden diese Kurvenshows von den drei Ultragruppen "Frenetic Youth", "Generation Luzifer" und "Pfalz Inferno", finanziert auch durch die bei jedem Heimspiel möglichen Pfandbecher-Spenden der restlichen Zuschauer, die in der Fankurve wie üblich auch nahezu perfekt zum Gelingen dieser Aktionen beitrugen. Auch die Spieler geben regelmäßig direktes und indirektes Feedback, wie sehr dieser Support von den Rängen nochmals die letzten Prozentpunkte bei ihnen rauskitzelt.

Choreo in der Westkurve: Wann Pälzer zammehalde, is alles meglich!

Schön ist im DFB-Pokal auch die dezente Bandenwerbung, die einen erwähnenswerten Kontrast zu den sonst in drei, vier Reihen aufgetürmten Werbebanden beispielsweise vor der Südtribüne bietet. Und dass der DFB mittlerweile auch gelernt hat, den Schriftzug "Fritz-Walter-Stadion" nicht zu überkleben, erst recht nicht am Geburtstag des 2002 verstorbenen Ehrenspielführers. Weniger schön: Nachdem die Bengalos zum Intro von den Ultras wie üblich verantwortungsbewusst gezündet wurden, warf nach dem 3:0 ein einzelner Dummkopf eine Fackel von oben in Block 8.1 nach unten in die Masse. Zum Glück wurde dabei niemand verletzt, aber ein paar Kleidungsstücke und eine Fahne mussten dran glauben. Geht gar nicht!

In der Westkurve wurden drei Spruchbänder gezeigt: "Fankultur braucht Freiräume - Bullen raus aus den Kurven!", "Für immer in Ehren: Fritz Walter und sein Stadion" in Anlehnung an die vielleicht beste Choreo ever in der Westkurve sowie "Zuschläge abschaffen, Absprachen einhalten - Für einen bezahlbaren Fußball", nachdem der FCK ohne nähere Info oder Begründung für das Pokal-Spiel höhere Ticketpreise aufgerufen hatte. Natürlich wurden auch akustisch allerlei moderne und traditionelle Klassiker ausgepackt, vom mittlerweile zum Gassenhauer gewordenen "Hört ihr die Kurve schrei'n" über "Trotz der zweiten Liga - Deutscher Pokalsieger" bis zu "Oh rot-weiß-rot, wir saufen bis zum Tod". Und ganz am Schluss wurden nach längerer Zeit mal wieder die Taschentücher zum "Schönen Gruß und auf Wiedersehen" ausgepackt - so werden in Lautern die großen Siege gefeiert.

Spruchband: Für immer in Ehren: Fritz Walter und sein Stadion

Taschentücher in der Westkurve: Schönen Gruß und auf Wiedersehen

Im wegen der Anreiseprobleme erst nach dem Anpfiff vollbesetzten Gästeblock hatten sich knapp 5.000 FC-Anhänger eingefunden, dazu nochmal geschätzt rund 1.000 von befreundeten FCK-Fans mitgenommene Kölner auf den neutralen Plätzen. Die von den Leistungen in der Bundesliga geschlauchten "Effzeh"-Fans zeigten vereinzelte laute (Wechsel-)Gesänge, eine gute Zaunbeflaggung inklusive des aus Müngersdorf bekannten Riesenbanners "Fight Club seit 1948", eine schöne Schalparade und ein paar im Wind flatternde Schwenkfahnen. Aber keine Choreo oder sonstige Aktion, keine Pyroshow, keine Spruchbänder. Da hatten sich viele beim ersten Betze-Besuch nach fast zehn Jahren einen besseren Auftritt erwartet, so war es nur Durchschnitt.

Schalparade der knapp 5.000 Kölner Fans im Gästeblock

Zur kompletten Fotogalerie vom FCK-Heimspiel gegen Köln:

- Fotogalerie | DFB-Pokal: 1. FC Kaiserslautern - 1. FC Köln

Quelle: Der Betze brennt

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