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Stars pflastern seinen Weg: Filip Stojilkovic im Porträt

Stars pflastern seinen Weg: Filip Stojilkovic im Porträt

Foto: Imago Images

Sforza war sein Lehrmeister, Balotelli sein Mitspieler, Immobile ist sein Vorbild, er selbst aber ähnelt eher Mitrovic: Mit großen Namen hat's Filip Stojilkovic irgendwie. An seinem eigenen arbeitet die Leihgabe des 1. FC Kaiserslautern aber noch.

Ja, allen, deren Gedächtnis nicht mehr das allerbeste ist, sei es gleich zu Beginn bestätigt: Filip Stojilkovic, das ist der Typ, der im März, bei der 0:2-Niederlage des FCK gegen Darmstadt 98, beide Treffer für die Lilien erzielte. Eines nach einer Ecke, per Kopf, eines nach einem gewonnenen Sprintduell gegen Kevin Kraus. Wer's unbedingt nochmal sehen will, hier sind sie dokumentiert:

» Zum Video: Darmstadt schlägt Lautern dank zweier Stojilkovic-Treffer

Typischer für den 23-Jährigen ist die zweite Bude: den Torerfolg über einen langen Sprint suchen. Ein paar Wochen zuvor war ihm ein solches Kunststück bereits gegen den Hamburger SV geglückt. Das war sogar noch ein Tick eindrucksvoller.

» Zum Video: Filip Stojilkovics Sprint-Tor gegen den HSV

Gegen den HSV war der Schweizer mit serbischen Wurzeln noch von der Bank gekommen. Es war erst sein dritter Einsatz für Darmstadt. Der gegen den FCK war sein siebter und sein zweiter Auftritt von Beginn an. Seine Sprintstärke hat der 1,86 Meter große Stürmer seither noch öfter unter Beweis gestellt. Im Spiel gegen 1. FC Magdeburg vergangenen Mai wurde er mal mit einer Geschwindigkeit von 36,22 km/h geblitzt. Tore hat er seither allerdings keine mehr erzielt.

In der Bundesliga, in der die Lilien seit Sommer wieder mit dabei sind, ist er bislang nur sechs Mal eingewechselt worden, seit Anfang Dezember zählt er gar nicht mehr zum Kader. "Filip war krank, aber ich war auch unzufrieden mit ihm - auf und neben dem Platz", wird Trainer Torsten Lieberknecht im "Lilienblog" und beim "Kicker" zitiert. Näheres verrät der Coach nicht, stattdessen weist er "Gerüchte über einen handgreiflichen Zwischenfall" zurück, die seien "totaler Quatsch". Dass da anscheinend kein pflegeleichter Profi an den Betzenberg kommt, kann diesen Worten aber dennoch entnommen werden.

Stojilkovic ist immerhin der teuerste Einkauf in der Geschichte des SV Darmstadt. Dass der Verein ihn nicht einmal ein Jahr später ausleihen will, spricht kaum dafür, dass Lieberknecht mit seiner Entwicklung zufrieden ist. 1,6 Millionen Euro sollen die Hessen im Januar an den FC Sion überwiesen haben, manchen Quellen zufolge sogar zwei Millionen. Und angeblich sei sogar Juventus Turin unter den Mitbewerbern gewesen.

Da sei durchaus was dran gewesen, versichert Stojilkovic ebenfalls dem "Lilienblog". Die Italiener aber hätten ihn direkt wieder ausleihen wollen, er hingegen wollte zu einem Verein, der hinter ihm steht.

Der Durchbruch gelang ihm beim FC Sion

Für Sion hatte der 25-malige Schweizer U21-Nationalspieler in zwei Spielzeiten 18-mal getroffen, dazu gingen acht Assists auf sein Konto. Zeitweise spielte er an der Seite des einstigen Weltstars Mario Balotelli, der in Sion vorübergehend seine Karriere ausklingen ließ, ehe er in die Türkei weiterzog. Negatives über den skandalumwitterten Stürmerkollegen mag Stojilkovic zwar nicht erzählen, als eines seiner Vorbilder bezeichnet er ihn aber auch sei nicht.

Da nennt er den Italiener Ciro Immobile an erster Stelle. Wobei er nach eigener Aussage eher dem Serben Aleksandar Mitrovic ähnele, der bis zum Sommer 2023 für Newcastle und Fulham spielte und in Englands Erster und Zweiter Liga in sieben Jahren über 120 Treffer erzielte. An Selbstbewusstsein mangelt es dem jungen Mann also nicht, zumal er, wenn auch leicht verschmitzt, noch ergänzt, er sei sogar noch einen Tick schneller als Mitrovic.

Zürich, Hoffenheim, Weil als Ausbildungsstationen

Das Fußballspielen gelernt hat Stojilkovic beim FC Zürich. 2018 wechselte er nach Hoffenheim, um zunächst in der U19 zu spielen - weil die Schweiz zwar eine gute Plattform, in Deutschland aber die Jugendarbeit besser sei. Für die TSG kam er in der Bundesliga zu acht Kurzeinsätzen, in der Uefa Youth League traf er gegen die Junioren von Olympique Lyon, Manchester City und Real Madrid.

In die Schweiz zurück lockte ihn der ehemalige Lautrer Meisterspieler Ciriaco Sforza, der ab 2019 für 15 Monate den Zweitligisten FC Wil coachte. Sforza habe ihn am nachhaltigsten geprägt, so Stojilkovic. "Er hat mir alles gezeigt, was als Profi auf mich zukommt", erklärt er im Interview mit "Sportal HD", dass wir hier für alle Freunde des Schwyzerdütschs verlinken.

» Zum Video: Filip Stojilkovic vom FC Sion im On Spot

Von Wil wechselte er nach Sion. Der Klub lieh ihn zunächst für ein Jahr zu Zweitligist Aarau aus, wo er ihn 35 Partien 16 Treffer markierte. Nach anderthalb erfolgreichen Jahren in Sion schlugen dann die Darmstädter zu.

Ab sofort ein Roter Teufel: Wohin mit ihm?

Was in Kaiserslautern von ihm zu erwarten ist? Unter Dimitrios Grammozis soll nun das Pressingspiel in vorderster Linie forciert werden, heißt es. Unter diesem Aspekt könnte Stojilkovic mit seiner Aggressivität und seiner Schnelligkeit durchaus eine Verstärkung sein.

"Wyscout" attestiert ihm in der gegnerischen Hälfte sogar eine "Balleroberungsquote" von über 70 Prozent. Der Wert ist allerdings mit Vorsicht zu genießen, denn er ist nur anhand weniger Einzelaktionen berechnet, und unter diesen befinden sich "Balleroberungen", die lediglich dank haarsträubender Abspielfehler von gegnerischen Abwehrspielern zustande kamen. Über mehr Qualität im Pressing als Terrence Boyd könnte der Leihspieler aber schon verfügen. Denn unabhängig davon, wie man die aktuelle Form des Deutsch-Amerikaners beurteilt: Ein aggressiver Vorwärtsverteidiger im Spiel gegen Ball ist Boyd nicht gerade.

Als Einwechselspieler, wenn ein Stürmer gefragt ist, der schnell und ausdauernd lange Wege gehen kann, ist Stojilkovic auf jeden Fall die stärkere Alternative zu Tyger Lobinger sein. Vermochte der nunmehr 24-Jährige in der vergangenen Saison in dieser Rolle noch einige Akzente zu setzen, blieb er in dieser Halbserie noch ohne Wirkung. Dass Lobinger im Zuge dieser Neuverpflichtung in der Winterpause abgegeben wird, erscheint nicht so ganz abwegig.

Fraglich ist allerdings, ob Stojilkovic ein "Backup" für Ragnar Ache sein kann, wie verschiedentlich kolportiert wird. Denn Aches brutale Stärke, die Kopfbälle, sind eher nicht seine Sache. Das belegt auch die hier verlinkte ausführliche Treffersammlung aus seinen Schweizer Jahren.

» Zum Video: Goals and Skills / Filip Stojilkovic, FC Sion

Ja, richtig, gegen Kaiserslautern hat er mal eins mit dem Kopf gemacht. Aber gegen den FCK ist nun einmal schon vielen Stürmern etwas gelungen, was vorher noch nicht so richtig geklappt hatte ... Falls jemand den Neuen als Typ noch etwas besser kennenlernen möchte: Hier ein Frage-Antwort-Spiel unter dem passenden Titel "Abschlussstark" aus seinen Anfängen bei Darmstadt.

» Zum Video: Abschlussstark mit Darmstadts Filip Stojilkovic

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- FCK leiht Mittelstürmer Filip Stojilkovic von Darmstadt 98 (Pressemeldung FCK)

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