Neues vom Betzenberg

"Einfach Gänsehaut": FCK nach Finaleinzug überglücklich


Finale! Der 1. FC Kaiserslautern fährt nach einem 2:0 beim 1. FC Saarbrücken nach Berlin. Trainer Funkels Matchplan geht voll auf, die Spieler ergreifen nach der Pause die his­to­ri­sche Chance und schreiben an einem besonderen Tag ein neues Stück FCK-Geschichte.

Funkel: "Mannschaft hat große taktische Disziplin gezeigt"

"Wir sind natürlich überglücklich. Wir waren in der ersten Halbzeit sehr geduldig, haben uns nicht herauslocken lassen. Es war kein gutes Spiel von uns in der ersten Halbzeit, aber wir mussten geduldig bleiben. In der zweiten Halbzeit waren wir aktiver und haben trotzdem nie die Absicherung verloren. Saarbrücken hat es auch heute gut gemacht, aber wir haben nicht viel zugelassen. Die Mannschaft hat große taktische Disziplin gezeigt, das war der Grundstein. Wir hatten natürlich Glück mit dem 1:0, dass dem Keeper der Ball durch die Beine rutscht", sagte Trainer Friedhelm Funkel nach der Partie. Beide Mannschaften agierten in der ersten Halbzeit sehr verhalten und es entwickelte sich zunächst ein Halbfinale fast komplett ohne Torchancen.

Das änderte sich nach der Pause, da die Roten Teufel nun mutiger agierten. Der Lautrer Coach hatte zudem ein gutes Händchen mit der Hereinnahme von Almamy Touré in die Startelf, der das 1:0 vorbereitete und das 2:0 selbst erzielte. "Wir wussten um die Stärken von Saarbrücken bei Standards und Einwürfen, deshalb habe ich mit Hanslik und Touré zwei Spieler gebracht, die einigermaßen kopfballstark sind. Das ist gut aufgegangen", erklärte Funkel.

Ritter: "Bei einem vernünftigen Rasen hätte er ihn gehabt"

Marlon Ritter, neben Touré der zweite Torschütze, beschrieb den mit Hochspannung erwarteten Derby-Abend so: "Die Anspannung war extrem groß. Alle waren so fokussiert und waren so gierig darauf, ins Finale einzuziehen. Das letzte Mal habe ich das so im Relegations-Rückspiel in Dresden erlebt. Wir wussten, was auf uns zukommt. Dass es kein schönes Fußballspiel wird, aber das liegt uns, glaube ich. Wir hatten weder Angst noch wollten wir, dass das Spiel verlegt wird. Wir wollten genau hier ins Finale einziehen. In der Halbzeit haben wir uns gesagt, dass die Chance, nach Berlin zu fahren, für die meisten wahrscheinlich nie mehr wieder kommt. Wir wollten dann rausgehen und zeigen, dass wir die bessere Mannschaft sind. Das Finale ist eine Riesensache - auch für unsere Fans", beschrieb Lauterns Nummer Sieben seine Emotionen rund um das Halbfinale.

Dazu, dass er als kleiner Spieler per Kopf erfolgreich war, sagte Ritter: "Ich habe kein schlechtes Kopfballspiel, wenn kein Gegner dabei ist, denn ich bin ja nicht der Größte. Aber wenn kein Gegner da ist, kriege ich den schon ordentlich aufs Tor. Hätten die einen vernünftigen Rasen gehabt, hätte der Tormann ihn wohl gehalten. Aber dann wären die heute auch nicht hier gewesen. Das war schon eines meiner wichtigsten Tore. Ich wüsste kein Wichtigeres. Wir haben zuletzt nicht immer das gezeigt, was wir wollen. Deshalb ist es umso schöner, dass wir unsere Fans heute so glücklich machen konnten. Ich glaube, Berlin wird ein einmaliges Erlebnis. Das ist einfach schön, wenn man in die Gesichter unserer Fans schaut."

Tomiak: "Der große Traum von uns allen"

Abwehrchef Boris Tomiak konnte das Erreichte nach dem Schlusspfiff noch gar nicht richtig greifen. "Dass wir im Finale in Berlin stehen, das ist noch etwas surreal. Es ist der große Traum von uns allen. Den Spielern, den Mitarbeitern, von allen Fans. Wir hatten auch einen Gegner, bei dem man sagt, da ist etwas möglich. Ich habe keine Ahnung, was heute Abend noch geplant ist, ich lasse mich überraschen."

Etwas konkreter wurde da schon Jean Zimmer und sagte: "Jetzt fahren wir erstmal ins Fritz-Walter-Stadion und dann schauen wir, was der Abend noch bringt." Bei aller Euphorie betonte der FCK-Kapitän aber auch den besonderen Tag, an dem der Finaleinzug gelungen war. "Jeder, der es mit Lautern hält, weiß, dass heute Hasemanns Todestag ist. Ich habe seine Fahne damals in Dresden geschwenkt, ich habe sie heute wieder geschwenkt, um an ihn zu erinnern. Dass der Todestag ausgerechnet auf dieses Spiel fällt, das mit Sicherheit sehr besonders für ihn gewesen wäre - das ist einfach Gänsehaut. Ich habe gefragt, ob ich die Fahne schwenken darf. Und ich bin stolz drauf, dass ich ihn auf diese Weise etwas mit hochleben lassen konnte."

Funkel: "Klassenerhalt wichtiger als Pokalsieg"

Die ernste Tabellensituation der Roten Teufel in der Liga war in den Katakomben des Ludwigsparks natürlich ebenfalls Thema. "Als Absteiger nach Berlin zu fahren - das wollen wir mit allen Mitteln verhindern. Der Klassenerhalt ist viel wichtiger als der Pokalsieg. Diese Geschichte darf sich nicht wiederholen", betonte Friedhelm Funkel eindrücklich und spielte an auf das Jahr 1996, als der FCK aus der Bundesliga abgestiegen war und anschließend den Pokal holte. Gerne noch einmal wiederholen würde der Trainer derweil seine persönliche Erfahrung von 1985. "Damals habe ich als Spieler hier gegen Saarbrücken 1:0 gewonnen und bin nach Berlin ins Endspiel gekommen. Wir haben gegen Bayern München damals 2:1 gewonnen, obwohl wir eigentlich chancenlos waren. Vielleicht wiederholt sich die Geschichte ja auch dieses Mal im Endspiel", machte er allen FCK-Fans Hoffnung für das große Endspiel am 25. Mai.

Davor wird aber erstmal gefeiert. "Wenn man jetzt nicht feiern darf, wann dann? Die Mannschaft hat danach drei Tage Zeit, um sich auf Hamburg vorzubereiten." Wer bei der Party allerdings den Ton vorgibt, ist laut Marlon Ritter noch völlig offen: "Wir sind eine gute Mannschaft, haben viele gute Spieler - auf dem Platz und auch am Glas."


» Zum Video: Pressekonferenz nach dem DFB-Pokal-Halbfinale beim 1. FC Saarbrücken

Quelle: Der Betze brennt

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