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Gegner-Check Fürth: Das Kleeblatt welkt im Fallwind

Gegner-Check Fürth: Das Kleeblatt welkt im Fallwind


Mit der SpVgg Fürth hat der 1. FC Kaiserslautern das bislang zweit­schlechteste Rück­run­den­team vor der Brust. Da könnte was gehen. Wie es gelingen kann? Wir blicken auf die Stärken und die Schwächen des Kleeblatts.

So lief's seit dem Hinspiel: Anfang November trafen sich beide nach DFB-Pokal-Spielen unter der Woche. Die Fürther waren gegen Viertligist Homburg rausgeflogen, die Lautrer hatten Bundesligist Köln besiegt. Kleeblatt-Coach Alexander Zorniger rotierte im dritten Spiel dieser Woche personell tüchtig durch, hatte beim Pokal-Aus einige Leistungsträger geschont und musste dies zunächst bitter bezahlen. FCK-Coach Dirk Schuster war der Meinung, die Belastung sei mit unveränderter Startelf zu bewältigen, seine Spieler seien schließlich Profis. Woraufhin die Gäste auf dem Betze 2:0 gewannen. Die Pfälzer leiteten damit ihren Negativlauf ein, der nach heutiger Lesart zwei Wochen zuvor mit dem 3:4 in Düsseldorf begonnen hatte. Die Franken dagegen begannen sich weiter zu stabilisieren. Nach einem eher mauen Saisonstart mit nur einem Sieg in den ersten sechs Partien hatten sie danach nur noch gegen den HSV verloren. Nach ihrem Auswärtssieg in Kaiserslautern blieben sie noch sieben weitere Spiele ungeschlagen, in fünf davon holten sie einen Dreier. Am 19. Februar, nach einem 2:1-Sieg gegen das Überraschungsteam aus Kiel, stand das Kleeblatt auf Rang 2. Der Aufstieg schien durchaus realistisch. Doch was geschah dann? Der Faden riss. In den neun Spielen danach hagelte es sieben Niederlagen, das Remis gegen den Hamburger SV vor zwei Wochen kam nach einhelliger Kritikermeinung nur mit viel Glück zustande. Einziger Stimmungsaufheller in diesen trüben Wochen war ein 2:1-Sieg im Frankenderby gegen den 1. FC Nürnberg. Zuletzt setzte es eine 0:2-Niederlage beim Tabellenletzten Osnabrück.

Das hat sich geändert: Was sind die Gründe für den Absturz? Die Spielvereinigung stellt den jüngsten Kader der Liga, sein Durchschnittsalter liegt bei 23,9 Jahren. Dass ein so junges Team im Lauf einer Saison einbricht, kann vorkommen. Zumal von den erfahrenen Kräften, die den Jungspunden Halt geben könnten, immer mal welche ausfielen oder weiter ausfallen, etwa Innenverteidiger Gideon Jung, die Linksverteidiger Niko Gießelmann und Luca Itter oder Achter Julian Green. Auch Talente wie Abwehrspieler Maximilian Dietz und Stürmer Tim Lemperle mussten vorübergehend pausieren. Und mit einer Startelf, die ständig geändert werden muss, ist es nun mal schwer, auf dem Feld die Kompaktheit herzustellen, die das laufintensive Spiel von Alex Zorniger erfordert. Der Trainer formiert nach wie vor bevorzugt eine Dreier-Abwehrkette, vor allem, wenn er dem zentralen Abwehrchef Damian Michalski Jung und Dietz zur Seite stellen kann. Bei Bedarf, und durchaus auch mal von Beginn an, stellt er aber Viererkette um, da seine Außenverteidiger Oussama Haddadi und insbesondere Simon Asta als Schienenspieler ebenso gut einsetzbar sind. Dreh- und Angelpunkt im Fürther Spiel ist nach wie vor Kapitän Branimir Hrgota auf der Zehn, mit acht erzielten Treffern und fünf Torvorlagen bislang auch in dieser Spielzeit bester Scorer des Teams.

Gewinner und Verlierer: Während einer sportlichen Talfahrt "Gewinner" zu küren, ist nicht so ganz einfach. Insgesamt gut entwickeln sich auf jeden Fall der bereits erwähnte Innenverteidiger Dietz sowie die Freiburger Leihgabe Robert Wagner auf der Sechser-Position. Und seit Beginn der Rückrunde führt Zorniger den erst 18-jährigen Stürmer Leander Popp mit Kurzeinsätzen ans Profiteam heran. Gut gelaufen war die Saison ebenso für den 21-jährigen Angreifer Armindo Sieb, der seit dem 2:1 gegen Nürnberg am 23. Spieltag neun Treffer und zwei Assists auf dem Konto hat. Danach allerdings ist nichts Zählbares mehr hinzugekommen. Mehr erwartet haben sich Fürther sicher von Stürmer Dennis Srbeny. Der 29-Jährige, der bis 2023 in Paderborn aus Torjäger und Vorbereiter recht erfolgreich war, muss sich beim Kleeblatt weiter hinten anstellen. Jomaine Consbruch, die als Toptalent gehandelte Sommer-Verpflichtung aus Bielefeld, ist ebenfalls noch nicht richtig durchgestartet. Nur vier Startelf-Einsätze bislang.

Zahlenspiele: Angesichts eines solchen Leistungseinbruchs nach 19 Spieltagen ist es nicht sehr aufschlussreich, Mittelwerte anzuführen, die über den gesamten Saisonverlauf erhoben worden sind. Fakt ist: In der Rückrundentabelle steht Fürth bislang auf dem vorletzten Rang. Schlusslicht ist übrigens Wehen, was mit Blick aufs kommende Wochenende schon mal gut wissen ist. Der FCK ist allerdings Drittletzter dieses Rankings. Nach den ersten 19 Spielen wies das Kleeblatt ein Torverhältnis von 30:21 auf, in den letzten neun Partien eines von 8:20. Die Gegentrefferquote hat sich also fast verdoppelt, die Trefferquote ist von durchschnittlich 1,56 pro Spiel auf 0,9 gesunken. Da sollte es dem FCK, verdammt noch eins, doch endlich mal gelingen, seinen eigenen Gegentreffer-Schnitt von zwei pro Partie herunterzuschrauben. Und im Angriff die Wirklichkeit an die Wahrscheinlichkeit anzupassen. Denn nach wie vor weist kein anderes Team der Liga eine so krasse Differenz zwischen xGoals und tatsächlich erzielten Buden aus. 44 sind's "in echt", 53 müssten es den Computerberechnungen zufolge sein, da sollte langsam mal die "Regression zur Mitte" einsetzen, von der die Datenanalyse-Freaks so gerne reden. Zu beachten ist allerdings: Dass Passspiel der Fürther Flachpassfreunde bewegt sich auch in schlechten Zeiten auf gutem Niveau, lag selbst in den Spielen, die verloren gingen, zwischen 83 und 88 Prozent. Lautern dagegen hat's nicht so mit Präzision: Die Passgenauigkeit der Pfälzer liegt weiterhin bei 77,8 Prozent. Nur Rostock ist schlechter (77,1 Prozent).

Fazit: Auch wenn ergebnistechnisch beim FCK nicht unbedingt ein Aufwärtstrend zu erkennen ist: Im Vergleich zu den Gastgebern am Freitag sprechen die Zahlen für Lautern. Was, natürlich, nichts heißen muss. Hoffnung machen sollten nicht Statistiken, sondern die Leistungen der vergangenen Wochen. Auch die jüngst verlorenen Spiele gegen Düsseldorf und Hamburg waren über weite Strecken gut anzusehen. Spannend wird sein, für welche Besetzung in der Offensive er sich entscheidet. Beim HSV-Spiel hatte Friedhelm Funkel Kenny Redondo, Marlon Ritter und Jean Zimmer eine Pause gegönnt, und von den Nachrückern machte vor allem Aaron Opoku seine Sache gut, war an nahezu allen Torchancen seines Teams beteiligt, und davon gab es einige. Redondo fällt weiter aus, weil er sich unter der Woche einen grippalen Infekt zugezogen, also könnte Opoku im Team bleiben. Die lobenden Worte, die Funkel in der PK zum Spiel über Tobias Raschl fand, lassen aber auch vermuten, dass er auf den laufstarken Ex-Fürther ebenfalls nicht verzichten will. Wenn außerdem Zimmer und Ritter und die Startelf zurückkehren sollen, wird's also eng. Bei den Gastgebern schwächelte zuletzt die linke Abwehrseite, das gilt es gegebenenfalls auszunutzen. Haddadi gilt da auch nur als Drittbesetzung hinter den weiter fehlenden Itter und Gießelmann. Ansonsten bleibt nur, das alte Lied anzustimmen: Haltet die Seiten dicht. Irgendwie.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Vorbericht Fürth-FCK | Abwärtstrend gegen Abstiegskampf (Der Betze brennt)

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