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Gegner-Check SVWW: Flach spielen, irgendwie gewinnen

Gegner-Check SVWW: Flach spielen, irgendwie gewinnen


Die einen haben drei Spiele in Folge verloren, die anderen vier. Am Samstag wird mindestens einer punkten. Eine Punkte-Teilung aber hilft weder dem 1. FC Kaiserslautern noch dem SV Wehen Wiesbaden. Denn auf beide warten schwere Restprogramme.

So lief's seit dem Hinspiel: Am 12. Spieltag trafen beide als Tabellennachbarn aufeinander. Die Trends deuteten allerdings schon damals in unterschiedliche Richtungen. Nach nur einem Punkt aus vier Spielen hatte sich der FCK aus dem oberen Tabellendrittel verabschiedet, die Wehener waren mit drei Siegen in Folge gerade zum besten Aufsteiger mutiert. In der Wiesbadender Arena bestätigten sich die Tendenzen: Die Gastgeber siegten 2:1. Die Lautrer hatten, wie es fortan noch öfter geschehen sollte, eine 1:0-Führung gespielt und Gegentore auf Gaga-Niveau kassiert: Das erste durch einen abgefälschten Schuss Thijmen Goppels, das zweite rammte Ivan Prtajin mit der Brust ins Netz. In den vier verbleibenden Spielen der Hinrunde holten die Hessen anschließend aber auch nur noch einen Punkt, durften jedoch auf einem noch beruhigenden Rang 11 überwintern. Nach einem 3:1-Sieg über Hertha BSC am 19. Spieltag schienen sie sich zunächst wieder zu konsolidieren. Kurz darauf folgte jedoch der Einbruch: In den vergangenen zehn Partien gelang dem Team von Trainer Markus Kauczinski nur noch ein 3:0-Sieg beim Mitaufsteiger Elversberg. Sechs Spiele gingen verloren, zuletzt vier in Folge. Damit stellen die Wehener die bis dato schlechteste Rückrunden­mannschaft - und die Roten Teufel nach ihrer Niederlage in Fürth die zweitschlechteste.

Das hat sich geändert: Wie immer lässt sich ein solcher Absturz in wenigen Sätzen kaum befriedigend analysieren. Schon in der guten Hinrunde fielen beim SVWW die Qualitätsunterschiede zwischen Abwehr und Angriff auf. Mt 40 Gegentreffern platziert sich die Defensive nach wie vor in der besseren Hälfte der Liga, 31 selbst erzielte Treffer werden dagegen nur noch von Braunschweig, Rostock und Osnabrück unterboten. In der Rückserie scheint sich die Sturmschwäche stärker auszuwirken. In den jüngsten acht Partien stand viermal vorne die Null. Auch der in der Winterpause nachverpflichtete Nikolas Agrafiotis hat bislang noch nicht eingeschlagen. Hinzu kommen immer wieder temporäre Ausfälle. Sechser Bjarke Jacobsen und Offensivkraft Hyun-ju Lee sitzen zurzeit Rot-Sperren ab. Der sich gut entwickelnde Nachwuchsspieler Nick Bätzner musste zeitweise verletzungsbedingt passen, beim 0:2 gegen Düsseldorf zuletzt fehlte der rechte Außenbahnspieler Thijmen Goppel. Vorne wich Kauczinski zeitweilig von seinem gewohnten 3-4-2-1 ab und ließ eine Doppelspitze auflaufen. Gegen Düsseldorf formierte der Coach erstmals eine Vierer-Abwehrkette, wohl auch, weil der etatmäßige Abwehrchef Marcus Mathisen Jacobsen auf der Sechs ersetzen sollte. Da der Norweger auch in Lautern ausfällt, ist nicht auszuschließen, dass der Coach das Experiment am Samstag wiederholt. Dass mitten im Abstiegskampf der Sportliche Leiter Paul Fernie ausstieg, um sich Darmstadt 98 anzuschließen, trübte die Stimmung im Verein obendrein.

Gewinner und Verlierer: Vom Start weg bis zu diesem Spieltag voll überzeugt hat vor allem einer: Keeper Florian Stritzel. In der "Kicker"-Rangliste des Winterhalbjahrs ist der 30-Jährige als die Nummer 1 unter den Torhütern der Liga gelistet. Stürmer Ivan Prtajin, mit bislang zehn erzielten Buden bester Torschütze, soll mittlerweile Begehrlichkeiten besser zahlender Klubs geweckt haben. Von den jüngeren Spielern gut entwickelt hat sich neben Bätzner vor allem Mittelfeldspieler Robin Heußer. Gar nicht mehr in die Puschen kommt in dieser Saison Emanuel Taffertshofer, der zu den Drittligazeiten des SVWW einer der Leistungsträger war. Durchwachsen läuft's dagegen für die Ex-Lautrer in der hessischen Landeshauptstadt. Dauerbrenner Sascha Mockenhaupt ist als Kapitän mittlerweile wieder gesetzt, nachdem er zwischenzeitlich auf der Bank Platz nehmen musste. Gino Fechner dagegen hat zuletzt seinen Startelf-Platz verloren, Antonio Jonjic spielt nach einigen Einsätzen in der Hinrunde nun gar keine Rolle mehr.

Zahlenspiele: Der FCK hat bislang so viele Kopfballtreffer wie kein anderes Team erzielt, zwölf insgesamt. Gegen die Wehener dürfte es allerdings schwer werden, aus der Luft zu treffen: Mathisen, Martin Angha und der 2,01 Meter große Aleksandar Vukotic haben erst vier Gegentreffer per Kopf zugelassen, da weisen nur Teams, die viel weiter oben in der Tabelle platziert sind, bessere Werte auf: St. Pauli, Hamburg und Hannover. Von den fünf Kopfballtoren, die der SVWW selbst erzielte, besorgte Prtajin allein vier, womit geklärt sein dürfte, auf wen bei Ecken und Freistoßflanken besonders zu achten ist. Was nicht heißen soll, dass der Kroate es nicht auch mit Füßen versucht: Außer St. Paulis Marcel Hartel schießt niemand so oft aufs Tor wie er. Falls er wieder auflaufen kann, ist weiterhin Vorsicht vor Goppel geboten, der die Lautrer Hintermannschaft bereits im Hinspiel schwer beschäftigte. Nur der Herthaner Fabian Reese schlägt mehr Flanken als der Niederländer. Bescheiden sind die Werte der Wiesbadener in den diversen Laufrankings. Bei "Sprints" und "intensiven Läufen" bilden sie sogar das Schlusslicht, nur in punktop "Laufleistung insgesamt" rangieren sie knapp vor den Betze-Buben, deren Leistungen in diesen Kategorien bekanntlich ebenfalls nicht berühmt sind.

Fazit: Angesichts der aktuellen Tabellenkonstellation gibt's eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Nur ein Sieg zählt, egal wie. Das gilt allerdings für beide Teams. Das Restprogramm der Hessen ist sogar noch tückischer als das der Pfälzer, denn der SVWW muss noch zuhause gegen die Spitzenreiter Kiel und St. Pauli ran - und stellt schon jetzt das zweitschwächste Heimteam. Wer nun jedoch einen "offenen Schlagabtausch" beider Teams erwartet, ist selbst schuld. Die Wehener waren schon in ihrer starken Phase während der Hinrunde ein Team, das lieber die anderen machen lässt und sich auf "Nadelstiche" fokussiert - das kennen wir doch von irgendwoher. Davon, dass Friedhelm Funkel seine Elf nicht ins offene Messer rennen lässt, ist ebensowenig auszugehen. Es wird also wieder mal ein Geduldsspiel werden, das starke Nerven erfordert, es sei denn, einem Team, vorzugsweise dem FCK, wird die Gnade eines frühen Tores zuteil. Angesichts der kopfballstarken Hintermannschaft der Gäste sind die Roten Teufel gut beraten, nicht nur mit Flanken auf Ragnar Ache ihr Glück zu versuchen, sondern sich auch mal im schnellen und präzisen Passspiel zu versuchen. Spannend wird sein, wie der FCK-Trainer auf den Ausfall von Julian Niehues reagiert. Da im Wehener Mittelfeld mit Bätzner und Heußer eher schmächtige, laufstarke Typen unterwegs sind, tippen wir mal, dass, wie schon während der zweiten Halbzeit in Fürth, Tobias Raschl den Platz neben Filip Kaloc einnimmt. In den nächsten Wochen aber wird der Trainer auch mal einen robusten Abräumer auf der Sechs benötigen. Boris Tomiak wäre die Premium-Lösung, würde dann aber in der Innenverteidigung neben Jan Elvedi fehlen, also doch nicht so premium. Oder schlägt endlich die Stunde von Afeez Aremu, der im vergangenen Herbst ja als Hoffnungsträger für die Sechser-Position geholt wurde? In den neun Pflichtspielen, die Funkel bislang als Cheftrainer verantwortet, war der 24-Jährige erst eine Minute im Einsatz, fünf Mal stand er gar nicht im Kader. Wenn der Junge eine Perspektive auf dem Betzenberg haben will, sollte er langsam mal zu Einsatzzeiten kommen.

Quelle: Der Betze brennt

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- Samstag, 13:00 Uhr: Der Spieltag der Vorentscheidungen? (Der Betze brennt)

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