Neues vom Betzenberg

Emotionale Mitgliederversammlung beim FCK

Ohne große Überraschungen, aber ebenfalls nicht ohne einen Hauch von Chaos ist vor wenigen Minuten die Jahreshauptversammlung des 1. FC Kaiserslautern zuende gegangen. Insgesamt waren in der Nordtribüne des Fritz-Walter-Stadions rund 650 Vereinsmitglieder anwesend.

Im Mittelpunkt stand wie erwartet der Rücktritt von Aufsichtsratsmitglied Hans-Peter Briegel und die darum entstandene Schlammschlacht in den letzten beiden Tagen. Der Vorstandsvorsitzende René C. Jäggi sprach in diesem Zusammenhang von "unüberbrückbaren Differenzen mit einigen Aufsichtsratsmitgliedern", die bereits seit November 2002 bestanden hätten. Damals wollte der Aufsichtsrat unter Führung von Briegel angeblich Trainer Erik Gerets aufgrund der sportlichen Talfahrt entlassen.

Zudem unterstrich Jäggi nochmals, dass der Stadionverkauf ein Muss gewesen sei, um den zu dieser Zeit "klinisch toten" FCK zu retten. Er habe bisher und werde auch in Zukunft keine Prämie für den (Weiter-)Verkauf des Stadions erhalten und auch sonst seien keine Boni in seine Tasche geflossen. Und zum Schluss ein Seitenhieb auf den ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Robert Wieschemann, der Jäggi der Selbstbereicherung bezichtigte: "Es wäre schön, wenn die Sportbild Experten befragen würde, und nicht Herrn Wieschemann." Die Aufforderung eines Fans, dass Jäggi länger als bis 2004 Vorstandsvorsitzender des FCK bleibt wurde teilweise mit Standing Ovations beantwortet.

Auch der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Walter Ruda äußerte sich zu den Briegel-Vorwürfen, und dies nicht gerade zurückhaltend. In seiner sehr emotionalen Rede griff er Briegel, der nicht anwesend war, mehrfach persönlich an: "Für einen Aufsichtrats-Posten braucht es mehr Qualifikation als die 100 Meter in 11 Sekunden zu laufen und den Speer weiter als 60 Meter zu werfen." Briegel sei nicht vom Aufsichtrat isoliert worden, sondern er habe sich selbst und freiwillig isoliert. Auch die meisten Vorwürfe Briegels aus dem "Sportbild"-Interview wies er als falsch zurück. Am Ende seiner Rede zeigte sich Ruda aber doch noch versöhnlich: "Ich glaube und hoffe, dass der Weg für eine Rückkehr von Hans-Peter Briegel in die FCK-Familie dennoch geöffnet ist - an mir solls nicht liegen."

Für das erwähnte Chaos sorgten dann die Entlastungen von Vorstand und Aufsichtsrat: Wurde die aktuelle Vereinsführung noch fast einstimmig entlastet, sah das Bild bei der ehemaligen Führung, die teilweise zwischen Juli und November 2002 noch im Amt war, ganz anders aus. Bei den Vorständen Jürgen Friedrich und Gerhard Herzog sowie bei Wieschemann war die Abstimmung der Mitglieder eindeutig: Keine Entlastung! Die Hand-Abstimmung bei den weiteren Aufsichtratsmitgliedern verlief allerdings fragwürdig. Jäggi hatte am Mikrofon indirekt für die Entlastung dieser fünf Personen plädiert, woraufhin Hubert Keßler auch prompt mehrheitlich entlastet wurde, Wolfgang Fritz hingegen nicht. Vor einem Jahr wurde Keßler und allen weiteren Aufsichtsräten noch mit großer Mehrheit die Entlastung verweigert. Nachdem ein Vereinsmitglied darauf per Wortmeldung hinwies, wurden die folgenden Abstimmungen für Annemarie Becker (135:123 Stimmen) und Arnold Neu (125:92) mit "nicht entlastet" entschieden. Zwischendurch wurde von den Versammlungsleitern mehrfach diskutiert und gewechselt, ob man denn wegen der zunehmenden Unübersichtlichkeit nun per Handzeichen oder doch per schriftlicher Wahl abstimmen sollte. Ein anwesender Jurist erklärte die Entlastungen daraufhin am Mikrofon als "Farce". Ob die Abstimmungen nun gültig sind oder noch ein Nachspiel nach sich ziehen, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Zu guter letzt wurde dann noch Ottmar Frenger entlastet, der ohnehin nur ein paar Wochen als Nachfolger von Wieschemann im Amt war.

Zum Schluss standen dann noch einige bisher versäumte Satzungsänderungen, Berichte und Wortmeldungen an, ehe sich die Halle immer mehr leerte und die Mitglieder sich auf den Heimweg machten.

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Quelle und kompletter Text: Der Betze brennt

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