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Markus Schupp resümiert seine Zeit beim FCK

Markus Schupp resümiert seine Zeit beim FCK


Seit gut einem Jahr ist Markus Schupp (50) arbeitslos: Als Sportdirektor des 1. FC Kaiserslautern musste er im Herbst 2015 seinen Hut nehmen, wurde im Rahmen der Trennung vom damaligen Trainer Kosta Runjaic gleich mit vor die Tür gesetzt. Im Interview mit Spox.com hat der Lautrer Meisterspieler von 1991 nun unter anderem über seine anderthalbjährige Amtszeit beim FCK gesprochen.

Markus Schupp über …

… die Problemstellung als Sportdirektor beim FCK: "Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen waren nicht immer so, wie die Öffentlichkeit geglaubt hat. Wir hatten klare Vorgaben, das Budget herunterzufahren. Dann ist es umso schwerer, gestandene Spieler zu holen - trotz Stadion, Fankultur, Tradition. Da muss man mit Beratern und Spielern in persönlichen Gesprächen viel Zeit aufwenden und sie menschlich und konzeptionell überzeugen."

… den damaligen Philosophiewechsel im Verein: "Damals waren noch viele ältere Spieler wie Idrissou oder Bunjaku im Kader. Dann hat es ein Umdenken gegeben. Wir wollten eine junge, spielstarke Mannschaft entwickeln, um uns langfristig zu verbessern. (…) Es ging darum, Spieler zu finden, die man weiterentwickeln kann, um sie dann entweder mit einem Transfergewinn abzugeben oder zu etablierten Kräften zu machen. Wir hatten etwa mit Demirbay, Hofmann oder Younes einige Spieler im Kader, die sich seitdem überragend entwickelt haben. Bödvarsson habe ich mir persönlich mit unserem Chefscout Boris Notzon in Stavanger angesehen. Wir haben ihn als Nationalspieler Islands ablösefrei verpflichtet und nach nur sechs Monaten beim FCK wechselte er, wie zu lesen war, für mehr als 3 Mio. nach England. Mit Lukas Görtler wurde von uns ein junger talentierter Spieler verpflichtet, der sich nachweislich positiv wertschöpfend entwickelt."

… seine persönliche Fehleinschätzung: "Wir mussten regelmäßig innerhalb kürzester Zeit Spieler wieder abgeben, um einen finanziellen Ausgleich zu schaffen. Das war mir vorher in dieser Dimension nicht bewusst und ist mir so auch nicht kommuniziert worden."

… die Transfers der Nachwuchsjuwele Willi Orban und Dominique Heintz: "Bei Willi Orban und auch Dominique Heintz war es so, dass die Verträge ausliefen. Man hätte diese frühzeitiger verlängern müssen. Letztlich war es dann so, dass Angebote von Vereinen kamen, die für uns andere Dimensionen darstellten. Etablierte Bundesligisten und Werksvereine sind bei Vertragsverhandlungen für den FCK unerreichbar. Die beiden Spieler abzugeben, war zu diesem Zeitpunkt alternativlos. Die Defizite sind vorher gemacht worden. Hätte man sich intensiver um sie bemüht, hätten sie frühzeitig verlängert und wären zu Säulen des FCK geworden."

… die Werte des FCK: "Man muss aufpassen, dass man die Fans nicht verliert, die an gewissen Werten festhalten. Der FCK ist ein bodenständiger, menschennaher Verein in einer kleinen Stadt mit 90.000 Einwohnern. Da ist es wichtig, dass man Spieler hat, die auf die Fans zugehen. Und man muss Neuzugängen Zeit geben, dass sich die Zuschauer mit ihnen identifizieren können. Zuletzt wurden immer wieder Spieler nach nur einem halben Jahr abgegeben. Wenn man das von vorn herein weiß, kann man sich darauf einstellen. Das kristallisierte sich erst im Laufe meiner Tätigkeit heraus."

… seine persönliche Bilanz: "Der von mir eben beschriebene Sachverhalt führte zu Missverständnissen und Streitpunkten. Unter dem Strich bin ich aber mit den Transfers, die ich beim FCK getätigt habe, zufrieden."

… seinen Ratschlag für die Zukunft des FCK: "Aus Sicht des FCK muss es höchste Priorität haben, dass man die Jugendarbeit von Hoffenheim oder Mainz auf dem Schirm hat. Dort entwickeln sich gute Spieler, aber nicht alle werden den Sprung in die erste Mannschaft schaffen - und dann muss ein Verein wie der 1. FCK da sein. Dafür ist es aber nötig, schon lange vorher eine Beziehung zu den Spielern aufzubauen. Marktkenntnis und Fleiß sind unabdingbar."

Seine eigene Zukunft sieht Schupp weiterhin als Sportdirektor und nicht als Trainer. In Frage kommen würden Vereine aus der 2. Bundesliga oder höher, möglicherweise aber auch ein ambitionierter Drittligist. Schupp: "Nicht der Ist-Zustand gibt den Ausschlag, sondern die Perspektive."

In dem Interview mit Spox.com spricht Markus Schupp außerdem über den Hamburger SV – ein anderer Ex-Verein von ihm – sowie über Rasenballsport Leipzig und über seine persönliche Berufspause, in der er sich weitergebildet hat und zwei Angebote aus der 3. Liga ablehnte.

» Zum kompletten Interview mit Markus Schupp: "Bedenklich, wie sich der HSV darstellt"

Quelle: Der Betze brennt

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