Neues vom Betzenberg

Viererkette? Strasser erwägt taktische Umstellung

Viererkette? Strasser erwägt taktische Umstellung


Eine taktische Umstellung schaffte im Gastspiel bei Dynamo Dresden die Grundlage für den späten Sieg des 1. FC Kaiserslautern. Nun stellt sich die Frage: Wird Jeff Strasser weiter auf die Fünferkette setzen oder auf eine Viererreihe umstellen? Es zeichnet sich eine Tendenz ab, die Spieler äußern sich zum Teil deutlich.

Die Erleichterung über den späten 2:1-Sieg in Dresden war Jeff Strasser eben noch anzumerken, dann aber wurde Kaiserslauterns Cheftrainer schon wieder ernst. Konzentriert und nachdenklich ließ der 43-Jährige im Bauch des Dynamo-Stadions noch einmal die Lehren aus der Partie in Sachsens Landeshauptstadt Revue passieren. Beinahe schon in Gedanken versunken, immer wieder mit kurzen Pausen, aber um klare Worte bemüht, sprach Strasser über das, was dem Spiel eine Wendung gegeben hatte: die taktische Umstellung zur Halbzeitpause.

Der FCK war in Dresden in einem System mit flexibler Dreier-/Fünferkette angetreten, auf das schon Norbert Meier in der vergangenen Rückrunde bei der Suche nach defensiver Stabilität gesetzt hatte. Eine Grundformation, die sich "auch offensiv interpretieren lässt", wie Strasser betonte. Gegen Dynamo ging es dem Trainerteam allerdings zunächst vor allem um defensive Kompaktheit, aus der die Lautrer durch schnelles Umschaltspiel Konter setzen wollten.

Der erste Plan ging in Dresden nicht auf

"Dieser Plan war nach einem 0:1-Rückstand schwer umzusetzen", haderte Strasser, der grundsätzliche Defizite ausgemacht hatte: "Wir haben die Bälle in den Zonen, in denen wir sie erobern wollten, nicht erobert." Zudem seien die erforderlichen Pässe in die Tiefe nicht zustande gekommen, auch durch viel zu einfache Ballverluste.

Hinzu kam, dass Dresden anders auftrat, als erwartet. Die SGD baute das Spiel nicht mit drei defensiven Akteuren auf, sondern nur mit den beiden Innenverteidigern. Dadurch hatten die Gastgeber im Zentrum einen Spieler mehr zu Verfügung, da auch in vorderster Spitze Lucas Röser alleine stand. "Dadurch geht dir vorne ein Mann flöten. Hinten war es teilweise so, dass auf der Linie drei gegen Röser gespielt haben, wir dafür aber im Zentrum und in den Halbräumen in Unterzahl waren", erklärte Christoph Moritz.

Strasser reagierte deshalb und beorderte mit Manfred Osei Kwadwo einen frischen Offenisvmann auf den Platz. Für ihn "geopfert" wurde mit Benjamin Kessel einer der drei Innenverteidiger. Der FCK spielte nun mit einer defensiven Viererkette, hatte dafür in den Offensive den erhofften Mann mehr und glich die Unterzahl damit wieder aus. Die Folge: "Wir hatten in der zweiten Hälfte viel mehr Spielanteile, weil wir uns als Außenverteidiger auch tiefer angeboten und die Innenverteidiger damit mehr Anspielstationen hatten", sagte Phillipp Mwene.

Strassers Gedanken betreffen "diese andere Art und Weise"

Auch wenn am Ende eine große Portion Glück mit im Spiel war: Die Grundlage für den späten Doppelschlag und drei enorm wichtige Punkte im Abstiegskampf war damit gelegt. Ist die Grundformation mit Vierkette und die daraus resultierende vorwärtsgerichtete Spielweise eine Option für die Zukunft? "Die Gedanken, die wir uns jetzt machen werden, betreffen diese andere Art und Weise", sagte Strasser. " Für uns als Trainer ist es nun daran zu schauen: Was hat die Mannschaft an Kompaktheit und Stabilität gewonnen? Wie entwickeln wir das Team in Richtung Offensive?" Die Tendenz geht zu einem 4-2-3-1-System.

Komplett abrücken möchte der Luxemburger von der Fünfer-/Dreierkette noch nicht. "Man hat in der ersten Hälfte auch nicht unbedingt zehn Chancen zugelassen. Es ist ein System, in dem kein Sechser abkippen muss, um drei gegen zwei von hinten herauszuspielen", sagte Strasser. "Jedes System hat Vor- und Nachteile. Interessant ist jedoch, dass eine Mannschaft in der Lage ist, mehrere Systeme zu spielen." Das, bestätigte Mwene, werde vom Team auch verlangt, um bestehen zu können. "Ich fühle mich in der Viererkette vielleicht einen Tick wohler", räumte der österreichische Rechtsverteidiger ein.

Vucur: "Taktik ist immer eine Sache"

Moritz dagegen wollte wie Strasser nicht ausschließen, dass die Roten Teufel auch in Zukunft in der bislang bekannten Formation antreten. Allerdings, so der 27-Jährige, der von allen Zweitliga-Profis am vergangenen Spieltag die höchste Laufleistung abspulte (12,77 Kilometer), könne das Team schon früher, im ersten Durchgang während der Partie, auf eine andere taktische Variante umstellen. "Wir sind auf jeden Fall in der Lage dazu", meinte Moritz. Läuft es am Ende also auf einen flexiblen Mittelweg hinaus?

Bei allen taktischen Gedankenspielen war Stipe Vucur, Torschütze zum 1:1 in Dresden, eine Sache allerdings wichtig: Die Ideen zünden nur, wenn die Einstellung stimmt. "Taktik ist immer eine Sache", sagte der Innenverteidiger. "Das Spiel auf dem Platz, laufen, kämpfen und spielen, ist eine andere."

Quelle: Der Betze brennt

Kommentare 49 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken