Spielbericht: Mainz 05 - 1. FC Kaiserslautern 0:2

Die Nummer Eins in Rheinland-Pfalz

Sooo ein Tag, so wunderschööön wie heute,
sooo ein Tag, der dürfte niiieee vergeh'n!!!

2005 war das Jahr der Mainzer: In ihrem Jubiläumsjahr spielten die Null-Fünfer erstmals in der Fußball-Bundesliga, in der Liga gelangen ihnen zwei Derbysiege gegen den FCK, zum Saisonabschluss bekamen sie die Teilnahme am UEFA-Cup geschenkt und als krönender Jahresabschluss gelang dank dubiosesten Schiedsrichter-Entscheidungen auch noch der Einzug in das Pokal-Viertelfinale durch einen weiteren Sieg auf dem Betzenberg. Prompt folgten vor dem Fastnachtsderby zwischen Mainz 05 und dem 1. FC Kaiserslautern auch vollmundige Ankündigungen wie „Wir hauen Lautern weg“ (Präsident Strutz) oder „Die sind drei Klassen schlechter als wir“ (Manager Heidel) - doch im Jahr 2006 wurde der Mainzer Aschermittwoch auf Fastnachtssamstag vorverlegt!
Ein großer Teil der rund 2.500 FCK-Fans im mit 20.300 Zuschauern ausverkauften Bruchwegstadion reiste per Entlastungszug an, was einen knapp 400köpfigen Bannermarsch vom Bahnhof zum Stadion zur Folge hatte. Insgesamt verliefen die Zugfahrt und der Bannermarsch entgegen anders lautender Befürchtungen friedlich, ebenso wie später das Spiel. Im Stadion angekommen wurde der Gästeblock trotz einiger Schikanen der Mainzer Fair-Play-Meister in ein schönes Bild aus Doppelhaltern und Fahnen getaucht. Die Mainzer zeigten ihrerseits zunächst ein Spruchband mit der Aufschrift „Schluss mit Lustig und Helau - Heut' schlachten wir die Lauternsau“ (vor und nach dem Spiel mieden sie allerdings die Nähe der Lautrer), ehe eine nur schwer zu unterbietende Derby-Choreographie folgte. Einige hundert Fahnen tauchten den Block in rot und weiß, wobei ein paar der immer wieder gerne verwendeten Mainzer Allzweck- Recycling-Choreo-Doppelhalter die Buchstaben „MZ“ darstellen sollten. Passend dazu lautete das Motto der Aktion „Noch Fragen?“, denn einen tieferen Sinn konnte darin wohl niemand erkennen.
Unter toller Derby-Atmosphäre im Gästeblock und dem üblichen Fastnachts-Trara auf Mainzer Seite betraten dann schließlich die Mannschaften das Spielfeld, wo die Heimelf zunächst leicht überlegen war, die Lautrer jedoch das erste Tor erzielten: Nach einem schönen Alleingang von Jon Inge Höiland kam es zu einer Berührung mit einem Mainzer und das Schiedsrichtergespann entschied auf Elfmeter, obwohl der Vorfall außerhalb des Strafraums stattfand. Der neue Elfmeterschütze Boubacar Sanogo schnappte sich das Leder und hatte keine Mühe das 1:0 für den FCK zu erzielen (24.). Nur zwei Minuten später war es erneut Sanogo, der nach einer ausgelassenen Großchance von Halil Altintop selbst die Gunst der Stunde nutzte und bereits sein zehntes Bundesligator erzielte. Wie geil kann Fußball sein? Sehr viel bessere Gefühle als in diesen 120 Sekunden im Gästeblock kann man in dieser Sportart eigentlich nicht erleben. Orkanartiger Jubel im Bruchwegstadion, einfach nicht in Worte zu fassen! Und wie reagierten die „fairen“ Mainzer auf die Führung des FCK? - Mit Unsportlichkeit. Mittels übelster Schwalben im Strafraum versuchten Thurk und Co. sich ins Spiel zurück zu bringen, doch ausnahmsweise konnten sie sich diesmal nicht auf die Hilfe der Schiedsrichter verlassen. Der nächste Aufreger folgte dann kurz vor der Pause, als Thurk gegen Lauterns Keeper Jürgen Macho durchzog und dieser unter gellenden Pfiffen der Heimfans mit einem gebrochenen Arm ausgewechselt werden musste - alle bis hierher genannten Vergehen blieben übrigens ohne Folgen in Form von gelben oder roten Karten. Aufgrund der Verletzung von Thomas Ernst kam somit der 19jährige Florian Fromlowitz zu seinem ersten Einsatz bei den Profis und zeigte prompt eine sehr gute Leistung. Nichtsdestotrotz natürlich gute Besserung, Jürgen Macho!
Danach war zunächst eine Halbzeitpause lang Ausruhen angesagt - für die FCK-Spieler nach großem Kampf und für die -Fans nach lautstarkem Support und atemraubendem Torjubel. Beendet wurde diese Ruhephase durch die geistreichen Kommentare der Mainzer Fans, die kurz vor Ende der Halbzeit gezeigt wurden. Ursprünglich verteilt über die zweiten 45 Minuten gedacht, wurden nun zahlreiche Spruchbänder auf einmal gezeigt, um die Peinlichkeit bei einer höheren Führung der Lautrer auszuschließen (?). Leider wurden die Transparente nicht vernünftig hochgehalten, so dass im Gästeblock wildeste Spekulationen über den Inhalt entstanden. Insgesamt handelte es sich aber wohl um verschiedenste Varianten der lesbaren Sprüche „Lieber tot als ein Betzeidiot“ und „Wer seine Schwester nagelt, wird von Luzifer geadelt“. So etwas gehört zu einem heißen Derby dazu, konnte den meisten FCK-Fans allerdings nur ein müdes Lächeln entlocken. Unter etwas nachlassendem, aber immer noch gutem Support wurde die Mannschaft in der 2. Halbzeit zum jederzeit ungefährdeten Derbysieg getragen: „Hier regiert nur einer, Lautern und sonst keiner!“
Abgeschlossen wurde der lange Nachmittag im Stadion mit einer halbstündigen Feier gemeinsam mit der Mannschaft, deren Anfang eine geniale Humba „im Feindesland“ machte. Als beide Teams den Rasen nochmals zum Auslaufen betraten, wurden fast alle FCK-Spieler namentlich gefeiert und fast alle erdenklichen Anti-Mainz-Sprechchöre skandiert („Thurk hat keine Zähne mehr“). Die Aussagen einiger Mainzer Spieler nach dem Derby waren derweil genauso jämmerlich wie die ihrer Vereinsführung davor, sollen an dieser Stelle jedoch unzitiert bleiben. Das Jahr 2005 ist Geschichte, mittlerweile schreiben wir das Jahr 2006 - Mainzer: Eure Zeit ist abgelaufen!

Noch Fragen?

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Kommentare Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken