Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Mainz 05 2:0

Die Nummer 1 in Rheinland-Pfalz!

Mainzer Sprayereien und Aufkleber rund ums Stadion, FCK-Spruchbänder an den Autobahnbrücken aus Richtung Mainz, die bisher höchste Auswärtsfanzahl in dieser Saison und Choreographie-Aufbau schon tagelang vor dem eigentlichen Spiel: Derbyzeit am Betzenberg! 1.FC Kaiserslautern gegen Mainz 05 hiess es an diesem kalten Adventssonntag, der erste direkte Vergleich zwischen zwei rheinland-pfälzischen Vereinen in der Bundesligageschichte.
17.000 mitreisende Fans kündigte der Emporkömmling aus der Fastnachtshauptstadt für das Auswärtsspiel in der Fussballhauptstadt des Südwestens vollmundig an, am Spieltag wurde es immerhin die Hälfte. Die ersten machten bereits auf dem Weg zum Stadion auf sich aufmerksam, als es am FCK-Fanshop zu einigen Handgreiflichkeiten zwischen den Fans beider Lager kam - die Polizei hatte jedoch schnell alles im griff und dies blieb der einzige nennenswerte Vorfall in jener Beziehung. Im erstmals in dieser Saison ausverkauften Fritz-Walter-Stadion hatten sich schliesslich insgesamt 46.615 Zuschauer eingefunden, die Mainzer hatten hauptsächlich die äussere Hälfte der Osttribüne besetzt. Fürs Auge hatten die Gäste mangels Erlaubnis allerdings nichts zu bieten, lediglich das gemeinsam von FCK'lern und 05ern durchgeführte "You'll never walk alone" wusste mit zigtausenden Schals optisch zu gefallen. Zu Spielbeginn zeigten die Mainzer Ultras dann noch eine Zaunfahne mit der Aufschrift "Generation Landwirtschaft", bei der sie allerdings minutenlang brauchten, ehe die Fahne endlich lesbar über dem Zaun hing.
Die mit diesem Spruchband geehrte "Generation Luzifer" zeigte auf der anderen Seite mal wieder ihre Klasse und zauberte zu Spielbeginn mit Hilfe der übrigen FCK-Fans eine geniale Choreographie in die Westkurve: Eine sehenswerte Karikatur mit einem Teufel, der das Wappen des FSV Mainz 05 aufspiesst umschrieb optisch den dazugehörigen Spruch "Den Teufel im Leib - Mit dem Kopf durch die Wand - Für immer die Nummer eins im Land". Mit Sicherheit eine der besten Choreos, die das Fritz-Walter-Stadion bisher gesehen hat! Auch sonst war die Atmosphäre eines Derbys würdig, bereits eine halbe Stunde vor Spielbeginn herrschte gute Stimmung in der Westkurve, und auch die ehemaligen Bayern- und BVB-Fans, die mittlerweile alle zu Mainzelmännchen mutiert sind, feierten in gewohnter Manier. Es war angerichtet für ein grosses Spiel! Und das sollte es auch werden...
Bereits von der ersten Spielminute an wirkten die Roten Teufel sehr motiviert und kämpferisch, während die Mainzer scheinbar Respekt vor der Kulisse hatten. Zudem spielten die Rheinhessen mit elf Spielern gleichen Nachnamens, zumindest wenn man den Rufen der Westkurve bei der Mannschaftsaufstellung glauben darf: Sie spielten mit elf "Arschlöchern". Und die wurden von Beginn an unter Druck gesetzt, dem offenen Schlagabtausch auf den Rängen folgte Einbahnstrassenfussball auf dem Spielfeld. Amanatidis und vor allem Jancker vergaben gute Chancen, doch nach 19 Minuten mussten sich die 05er dem Druck der Gastgeber beugen, 1:0 für den 1.FC Kaiserslautern!! Was folgte war riesiger Jubel auf den Rängen, "Die Nummer 1 im Land sind wir" schallte durchs Stadion. Doch wer hatte das Tor erzielt? Dies war das i-Tüpfelchen der Schadenfreude, denn es war ein Eigentor. Torschütze: Matthias "Arschloch", der eine Hereingabe von Kamil Kosowski vor dem heranstürmenden Ioannis Amanatidis - beide heute ein absolutes Vorbild an Kampfgeist - ins eigene Netz lenkte. Mit diesem Ergebnis ging es dann auch in die Halbzeitpause, angesichts der zahlreichen Chancen für die Lautrer auch nach dem Treffer ein viel zu niedriges Zwischenergebnis. Die Mainzer waren chancenlos und auch die Fans auf der Osttribüne wurden immer leiser, auch wenn sie sich immer noch ab und an bemerkbar machten.
Zu Beginn der 2.Halbzeit gab es eine weitere Choreo in der Westkurve, auf der die Erfolge der beiden Kontrahenten aufgelistet wurden und die dazu passende Frage "Und Ihr wollt unsere Hauptstadt sein?" lautete. Auf der Lautrer Blockfahne waren die Meisterschaften und Pokalsiege seit 1951 aufgelistet, während die Mainzer Blockfahne leider unsichtbar war - keine Tradition, keine Erfolge, keine Blockfahne. Trotzdem fanden die 05er etwas besser ins Spiel, doch die Lautrer blieben nach wie vor am Drücker und wurden in der 59.Minute verdientermassen belohnt: Nach einem Traumpass von Ciriaco Sforza rannte Kosowski alleine aufs Tor des nervösen Wache zu, behielt die Nerven und schob locker zur 2:0-Vorentscheidung ein. Das erste Bundesligator des Polen weckte nicht nur bei ihm selbst riesige Emotionen, sondern auch bei allen FCK-Fans, vor allem natürlich bei den zahlreichen aus dem Grossraum Mainz. Selbst Teile der Nordtribüne stimmten nun in die Freudengesänge der Westkurve ein, wann hatte es das zuletzt gegeben?! Das Spiel war entschieden und die Party konnte beginnen, die Mainzer bekamen nun sogar ihre Spezialdisziplin vorgeführt: Karneval am Betze! Bis auf gelegentliche Anfeuerungsrufe von wenigen hundert war nun nichts mehr von den Mainzern zu hören, die am Ende mit "Helau"-Rufen und dem lange nicht mehr gehörten Evergreen "Ihr habt bezahlt, Ihr könnt jetzt geh'n" verabschiedet wurden. Ausserdem zeigte eine weitere Blockfahne in der Westkurve das Motto des Abends für die Mainzer: "Eure Zeit ist abgelaufen!"
Zuvor landete jedoch noch FSV-Trainer Jürgen Klopp auf der Tribüne und liess es sich nicht nehmen, quer über das Spielfeld zu laufen und später seinen Sitzplatz sogar wieder zu verlassen und am Spielfeldrand Anweisungen zu geben - der schwache Schiedsrichter Wolfgang Stark notierte es sich. Die FCK-Fans waren trotzdem bester Laune, während Thomas Ernst im Tor der Roten Teufel gegen Spielende auch noch ein paarmal sein Können unter Beweis stellen durfte. Am Ende wurde der 2:0-Erfolg locker nachhause gespielt, Spieler und Fans konnten einen gelungenen Jahresabschluss für die Heimspiele des Jahres 2004 feiern. Nach der Ehrenrunde kamen die Derbysieger ausserdem erneut auf Initiative von Ernst an den Zaun der Westkurve. Dieses Spiel war ein gelungenes Geschenk zum zweiten Advent. Mit 20 Punkten liegt der FCK jetzt nur noch zwei Punkte hinter den Mainzern und sechs Punkte vor einem Abstiegsplatz. Zum Abschluss der Vorrunde steht am kommenden Samstag noch das Spiel bei Werder Bremen an.
Doch vorher wird noch einige Tage die Tatsache genossen, die heute einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde: Wir sind die Besten im Südwesten!! Ein Traditionsverein wie der 1.FC Kaiserslautern ist eben doch eine Nummer zu gross für einen Karnevalsverein...

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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