Spielbericht: 1.FC Kaiserslautern - Hansa Rostock 3:2

1.FC Kaiserslautern - Hansa Rostock 3:2

Viele denkwürdige Spiele gab es zwischen Hansa Rostock und dem 1.FC Kaiserslautern in den vergangenen Jahren auf dem Betzenberg. Das heutige kann man getrost dazu zählen!
Nach dem 0:6-Debakel war die grösste Sorge vieler FCK-Fans der Charakter der Spieler, ob sie sich noch wirklich gegen den Abstieg stemmen oder ob sie gedanklich schon Abschied von Deutschlands höchstem Fussballberg genommen haben. Die Frage nach dem Charakter und der Mentalität der Spieler stellte ebenso Trainer Kurt Jara unter der Woche, was man auch an der Aufstellung ablesen konnte: Zwar waren mangels Alternativen auch noch einige vermeintliche Söldner (sicher das meistbenutzte Wort rund um den FCK in den vergangenen Tagen) in der Anfangsformation, zum Grossteil standen aber Akteure auf dem Platz, bei denen man zumindest Hoffnung auf den nötigen Einsatz haben konnte. Auch Kapitän Aleksander Knavs, der tags zuvor seinen Wechsel nach Bochum verkündet hatte. Hierfür gab es zahlreiche Pfiffe bei der Mannschaftsaufstellung, Knavs zeigte allerdings eine solide Leistung.
Mit mehreren lautstarken "Wir woll'n Euch kämpfen sehn"-Gesängen aus der Westkurve vom Aufwärmen der Spieler bis zum Anstoss wurden die Roten Teufel gleich darauf eingeschworen, was sie heute zeigen mussten: Kampf, Kampf, Kampf... und drei Punkte! Diese Sorgen hatten die wie immer zahlreichen Rostocker Fans nicht, die rund 1.500 Mitgereisten präsentierten zum Spielbeginn einige kleine und grosse Schwenkfahnen. Auch sonst war gute Stimmung und viel Bewegung im Gästeblock, gegen die 22fache Übermacht (insgesamt 35.000 Zuschauer) der FCK-Fans kamen die Hansestädter jedoch an diesem Tage nicht an.
Neben einer neuen Anzeigetafel an der Südtribüne gab es auch einen neuen Rasen im Fritz-Walter-Stadion, wo es nach 21 Minuten Vorgeplänkel erstmals hoch her ging: Rostocks Plassnegger flog nach einem üblen Foul an Jose Dominguez mit Rot vom Platz - bereits wenige Sekunden vorher wurde ein ähnliches Foul der Rostocker nur mit Gelb bestraft. Also "11 gegen 10" statt "11 gegen 9", die nächste Grosschance hatten dennoch die Gäste: Ein Alleingang von Rydlewicz nach Tiefschlaf der FCK-Abwehr führte zum Glück nur zu einem Pfostentreffer. Besser machten es Nenad Bjelica (32.Minute) und Marian Hristov (36.), die mit sehenswerten Fernschüssen für die verdiente 2:0-Führung der Betze-Buben sorgten. Nun war die ohnehin ganz gute Stimmung auf dem Höhepunkt, auch wenn der Betzenberg sicher schon lautere Tage erlebt hat. Hatte Kurt Jara also tatsächlich auf die richtigen Spieler gesetzt? Die in Ungnade gefallenen Kosowski, Mettomo, Tchato, Vreven usw. mussten jedenfalls zuschauen, ebenso wie die Nachwuchsakteure Drescher und Lehmann. Den Schlendrian hatte Jara den verbliebenen Akteuren jedoch auch noch nicht komplett ausgetrieben, denn gleich im Gegenzug konnte Rydlewicz das 2:1 markieren, was auch gleichzeitig der Halbzeitstand war.
Im zweiten Abschnitt begaben sich die Lautrer dann auf dünnes Eis und liessen die Rostocker wieder mehr mitspielen, was nach einigen überflüssigen Unkonzentriertheiten in der Abwehr dann auch einige Pfiffe zur Folge hatte. Das lauteste Pfeifkonzert aus dem Westen des Stadions folgte dann aber in der 65.Minute, als der überfordert wirkende Stürmer Halil Altintop für einen Abwehrspieler ausgewechselt wurde. Oder lag der verbale Aufstand der Fans daran, dass dieser Abwehrspieler ausgerechnet der bislang nicht bundesligataugliche Lucien Mettomo war? Wahrscheinlich beides. Einige Minuten später fiel dann auch noch der Ausgleich, jedoch ohne die Schuld von Mettomo: Nach einer mehr als dreisten Schwalbe eines Rostockers, der mitten im Luftkampf (der eigentlich garkein Kampf war) den sterbenden Schwan mimte, zeigte der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt. Jeder im Stadion erkannte die Schwalbe, die Westkurve war gezeichnet von Fassungslosigkeit, aber alles protestieren half nichts. Rydlewicz trat an, verwandelte zum 2:2 (71.) und den Lauternfans stockte zumindest kurzzeitig der Atem. Doch heute musste ein Sieg her, und das hatten zumindest an diesem Tag auch die Spieler kapiert. Nur drei Minuten nach dem Ausgleich besannen sich die Roten Teufel wieder ihrer kämpferischen Tugenden, Vratislav Lokvenc konnte sich im Strafraum durchtanken und einen knallharten Schuss beinahe durch Rostocks Keeper Schober hindurch zum vielumjubelten Siegtreffer einlochen. 3:2, Kampf, Sieg und 3 Punkte, bitte nächste Woche beim Abstiegskampf-Gipfel in Berlin wiederholen!!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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