Spielbericht: Borussia Mönchengladbach - 1.FC Kaiserslautern 2:1

Borussia Mönchengladbach - 1.FC Kaiserslautern 2:1

An diesem Samstag stand das letzte Spiel der Roten Teufel auf dem altehrwürdigen Mönchengladbacher Bökelberg an, dem wohl letzten "etwas anderen" Bundesliga-Stadion im Zeitalter der Arenen und Kommerztempel. Drei Stehplatz-Tribünen ohne lästige Klappsitze, hautnah am Spielfeld dabei, im ungünstigen Fall auch mal etwas Regen abbekommen und noch einen Hauch von 80er-Jahre Feeling am Niederrhein - viele Auswärtsfans aus der Bundesliga werden das Bökelberg-Stadion sicher vermissen.
Insgesamt 30.000 Zuschauer wollten sich dieses Spiel nicht entgehen lassen, darunter gut und gerne 3.500 FCK-Fans. Diese zeigten zu Spielbeginn eine grosse Masse an Schwenkfahnen, Fähnchen und Doppelhaltern, grösstenteils organisiert von der "Generation Luzifer", sowie einen würdigen Support für dieses wichtige Spiel. Ebenfalls ein Hauch von der "guten, alten Zeit", wo diese Fanartikel für Auswärtsfans in den meisten Stadien doch verboten sind. Und zudem ein sehr gutes Bild, dass man auch mal wieder auf die heimische Westkurve übertragen sollte. Leider rauchte es während dem Spiel zweimal im Gästeblock, so dass möglicherweise beim nächsten FCK-Gastspiel in Gladbach (dann im neuen Stadion) alle Fanutensilien für Lauternfans verboten sind. Diese Reaktion wäre von den Borussen zwar etwas pingelig, jedoch wäre es unter den gegebenen Voraussetzungen auch schön gewesen, wenn sich die Pyromanen mal etwas zurückgehalten hätten. Die Gladbacher Fans zeigten ihrerseits diesmal optisch nur wenig besonderes, der Support war allerdings wirklich hörenswert. "VfL"-Wechselgesänge zwischen Nordkurve und dem Rest des Stadions in guter Laustärke (man bedenke die fehlende Überdachung der Stehplätze) waren Trumpf, auch wenn ein Hauch von "You only sing when you're winning"-Mentalität in der Luft lag. Der Lautrer Anfeuerungspegel im Verlaufe des Spiels wurde der grossen Anzahl an mitgereisten Fans zwar nicht gerecht, aber es war auch schon schlechter.
Angestachelt von der Aufholjagd gegen Hertha BSC im Spiel zuvor und mit fast derselben Aufstellung begannen die Roten Teufel dann auch mit viel Elan gegen den Nichtabstiegs-Konkurrenten vom Niederrhein. In der 1.Halbzeit sah der Bökelberg eine klar dominierende FCK-Elf, die durch ein Tor von Lincoln mit 1:0 in Führung gehen konnte. Zur Halbzeitpause hätte das Spiel allerdings bereits entschieden sein müssen, alleine Halil Altintop vergab mehrere hochkarätige Chancen. Doch so war weiteres Zittern im zweiten Abschnitt angesagt, was auch prompt bestraft wurde: Die erste Chance der Gladbacher, wenige Sekunden nach Wiederanpfiff, konnte zwar noch abgewehrt werden, doch die gesamte Lautrer Abwehr war viel zu pomadig um die Situation wirklich zu klären. So konnte Gladbachs Carnell ohne grosse Mühe aber mit einer Portion Zielwasser ausgestattet locker aus 30 Metern den Ball im hohen Bogen ins leere Tor lupfen. Bereits das dritte Gegentor in Folge, bei dem Tim Wiese nur rechtzeitig auf der Linie zurück sein muss, um den Ball locker fangen zu können - demzufolge ist der Treffer wohl auch Lauterns Nr.1 anzukreiden, der einfach zu lange brauchte um von "irgendwo im Strafraum auf dem Boden liegend" wieder aufzustehen und seinen Platz im Tor einzunehmen. Von nun an war der gute Fluss aus dem Spiel der Roten Teufel mal wieder raus und es gab bis zum Spielende kaum noch nennenswerte Torraumszenen - also die gesamten zweiten 45 Minuten nicht! Mit dieser Leistung waren erneut alle Hoffnungen, die man aus dem Spiel gegen Hertha BSC ziehen konnte, zunichte gemacht. Und das obwohl die Schmach vom letzten Auswärtsspiel in Rostock ebenso wenig vergessen ist wie die übrigen Blamagen in den letzten Monaten. Die Mannschaft wird noch lange brauchen, um sich den verlorenen Kredit bei den Fans wieder für längere Zeit zurück zu erspielen.
Folglich fiel dann zur Mitte der 2.Halbzeit auch der Gladbacher Siegtreffer durch van Lent, bei dem Bill Tchato patzte und der Gladbacher ohne Mühe einköpfen konnte. Wie bereits erwähnt hat die FCK-Mannschaft bei den treuen Fans derzeit keinen grossen Kredit - womit sollte sie sich diesen auch verdient haben? So kam es nach dem Schlusspfiff zu gemischten Reaktionen: Als die konsterniert wirkende Mannschaft nach einigen Minuten der Ratlosigkeit doch noch fast komplett den Weg zum Gästeblock suchte, und sich für die Unterstützung mit höflichem Applaus bedankte, ertönte aus selbigem hierfür zwar ebenfalls Klatschen, aber auch Pfiffe waren zu hören - und erstmals "Wiese raus"-Rufe. Den meisten Applaus bekam noch Gladbachs Ex-Lautrer Jeff Strasser, der den FCK-Fans nach Spielende ebenfalls vor dem Gästeblock seinen Respekt zollte.
Am kommenden Samstag steht nun das nächste Auswärtsspiel an, ausgerechnet beim Volkswagen-Club aus Wolfsburg, wo es für die Roten Teufel noch nie etwas zu holen gab. Einmal ist bekanntlich immer das erste Mal - aber ausgerechnet in dieser Saison?! Hoffen wir das Beste!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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