Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Alemannia Aachen 2:1

Das muss der Durchbruch sein!

Freitagabend, schönes Wetter, 30.482 erwartungsfrohe Zuschauer auf dem Betzenberg. Das Traditionsderby zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Alemannia Aachen lockte die Massen an. Ganz sicher nicht zuletzt auch deshalb, da beim FCK nach dem Heimsieg gegen Augsburg wieder neue Hoffnung auf den Klassenerhalt aufgekommen war.

Etwa 1.000 Fans begleiteten die Alemannia. Sie waren zu Spielbeginn auch lautstark wahrnehmbar. Denn die Gäste hatten bereits in der 3. Spielminute die Führung durch Nemeth erzielt, der nach einer Unaufmerksamkeit von Moussa Ouattara auf und davon ging, auch am herausstürzenden Tobias Sippel vorbeizog und souverän einlochte.

Was für ein erneuter Tiefschlag für die FCK-Truppe und ihre Fans.
Und die Jungs von Trainer Milan Sasic zeigten Wirkung, kaum etwas gelang in der Folgezeit. Nach 20 deprimierenden Minuten musste man feststellen: Fast alles wie gehabt. Wie so oft in dieser Saison. Hinten offen, vorne zu. So präsentierte sich der FCK in dieser Phase, die Unterstützung von den Rängen erlahmte bereits.

Doch um die 20. Minute herum änderte sich die Szenerie. Zunächst drangen die Meldungen über eine 1:0-, dann sogar 2:0-Führung des Schlusslichtes SC Paderborn gegen die durch einen 8-Punkte-Abzug vom Vortag arg gebeutelten Koblenzer durch, in deren Folge sich die FCK-Spieler aufrappelten. Frei nach dem Motto von Udo Lindenberg auf dessen aktuellem Nummer-eins-Album: „Eigentlich sind wir ganz anders, doch wir kommen viel zu selten dazu“. Plötzlich machten die Roten Teufel ihrem Namen alle Ehre, sie kamen in die Zweikämpfe, rannten sich die Lunge aus dem Leib, zeigten schöne Spielzüge und spielten Torchance auf Torchance heraus. Doch weder Christopher Lamprecht noch Sven Müller, Josh Simpson oder zweimal Steffen Bohl konnten sich bietende Torchancen verwerten. Gäste-Keeper Torsten Stuckmann reagierte mehrfach glänzend. Bis er in der 44. Minute dann doch erstmals geschlagen war. Ein Ball flog Richtung gegnerisches Tor, wurde länger und länger, Stuckmann hechtete zu seiner Torlinie zurück, der Ball klatschte an die Latte, und während Stuckmann in seinem Kasten lag, erzielte FCK-Kapitän Axel Bellinghausen aus einem Meter Entfernung den Ausgleich. Was für ein Jubel! Welche Erleichterung! Tosender Applaus zur Halbzeit für eine nun stark kämpfende und spielende FCK-Truppe. Wann hatte es eine solche Stimmung zuletzt gegeben?

Nach dem Wechsel ein ähnliches Bild wie zuvor. Der FCK erkämpfte sich viele Bälle, die Aachener hielten aber dafür, dass es für sie um eigentlich nichts mehr ging, sehr engagiert dagegen. Dennoch konnte der FCK das Spiel in der 62. Minute endgültig drehen. Marcel Ziemer wurde von Steffen Bohl auf die Reise geschickt, er stürmte zielstrebig aufs Gästetor zu und versenkte die Kugel trocken mit dem linken Fuß unter Stuckmann hindurch in die Maschen. Anschließend stürmte er gleich weiter bis vor die Westkurve und ließ sich zurecht feiern. So zielstrebig muss ein Mittelstürmer agieren!

Nun explodierte die Stimmung auf dem Betze förmlich. Eine phantastische Gänsehautatmosphäre, die bis zum Schlußpfiff anhielt. Und weit darüber hinaus. Besonders die lauten und gelungenen Wechselgesänge zwischen West- und Südtribüne beeindruckten. Mehrfach rauchte es im Block 7.1. Von den Aachener Fans hörte man nun nichts mehr. Das Spiel wogte hin und her und war bis zum Ende dramatisch. Aachen rannte energisch dem Ausgleich hinterher, der FCK hielt konsequent dagegen, ließ kaum mehr Aachener Großchancen zu und war bei Kontern stets gefährlich. Etwas mehr Kaltschnäuzigkeit beim Abschluß zum Beispiel durch Sebastian Reinert sieben Minuten vor Schluß hätte die vorzeitige Entscheidung herbeiführen können. Auffällig die erheblichen Leistungssteigerungen von Spielern wie etwa Stefan Lexa, Josh Simpson oder Christopher Lamprecht. Schade, dass Marcel Ziemer seine 5. Gelbe Karte sah. Man fragte sich aber angesichts der richtig guten Leistung: Wo war diese Mannschaft eigentlich im bisherigen Saisonverlauf gewesen?

Hat die bloße Anwesenheit von Stefan Kuntz die Köpfe der Jungs tatsächlich frei bekommen? So blieb es beim verdienten 2:1-Sieg des FCK. Zum ersten Mal in dieser Saison gab es nun zwei Siege in Folge. Der FCK ist wieder mittendrin im Geschäft, hat den Anschluß an die in der Tabelle vor ihm stehenden Teams geschafft. In den letzten Spielminuten saß niemand mehr im Stadion. Standing Ovations über Minuten hinweg - in den letzten Monaten war das undenkbar! Und auch nach dem Schlußpfiff ging zunächst niemand nach Hause, der Sieg wurde ausgiebig gefeiert. Die Mannschaft erhielt von Fanbetreuer Rossi ein Transparent in die Hände gedrückt, auf dem stand:„Mit Lautrer Herzblut ist alles möglich“. Und nahm dieses mit auf die Ehrenrunde.

Zehn Minuten nach dem Schlußpfiff donnerte die Westkurve der Mannschaft zehntausendfach dann das Ziel für das Gastspiel nächste Woche in Mainz entgegen: „AUSWÄRTSSIEG“. Jetzt erscheint vieles wieder möglich, unabhängig davon, ob Koblenz in der Berufung noch den einen oder anderen Punkt wieder zugesprochen erhält. Der FCK ist wieder da und hat wieder alle Chancen auf den Klassenerhalt.

Und noch eins zum Schluß:
Deckt Euch bitte mit Karten für die beiden verbliebenen Heimspiele gegen St. Pauli (Di., 06.05.08 um 17.30 Uhr) und Köln (So., 18.05.08 um 14.00 Uhr) ein. Der FCK kann jede Unterstützung gebrauchen und hat sie sich nun auch wieder redlich verdient.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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