Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Hansa Rostock 6:0

Höchster FCK-Sieg seit über elf Jahren

Höchster FCK-Sieg seit über elf Jahren


„Oooh, wie ist das schön“, skandierten die Fans des 1. FC Kaiserslautern nach dem Schützenfest gegen Hansa Rostock. Mit 6:0 wurde der Bundesligaabsteiger vom Betzenberg gefegt, der höchste Heimsieg seit dem 7:0 gegen den VfB Lübeck am 18. Mai 1997 - an jenem Tag feierte der FCK den Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga. Davon sind die Roten Teufel nach einem guten Drittel der Saison 2008/09 zwar noch weit entfernt, haben sich nach zuletzt nur einem Sieg aus vier Spielen aber eindrucksvoll im engen Kampf um die Aufstiegsplätze zurück gemeldet!

Rund 500 Fans begleiteten den FC Hansa ins 770 Kilometer entfernte Kaiserslautern, was an einem Montagabend natürlich ein Schlag ins Gesicht der regelmäßigen Auswärtsfahrer ist. Sie zeigten zu Spielbeginn ein großes Spruchband „We love HRO“ sowie dahinter zahlreiche Fähnchen und Doppelhalter. Auf Seiten der Westkurve gab es zunächst ein erneut sehenswertes „You'll never walk alone“ mit diesmal besonders vielen großen Schwenkfahnen, im Anschluss wurde fast schon traditionell gegen die Anstosszeiten protestiert: „Den Volkssport Fußball zum Event auserkoren, den Bezug zur Realität verloren!“ Den Rahmen des Spiels bildete diesmal RPR-Stadionsprecherin Debby Reuter und ein ausgeloster FCK-Fan, der bei der Mannschaftsaufstellung den ausnahmsweise verhinderten Horst Schömbs vertreten durfte. Positiv: Beide blamierten sich nicht und verzichteten auf überflüssige Animationsversuche, wie man sie in anderen Stadien so oft hört!

Nach dem gelungenen „Vorspiel“ ging es dann auf dem Rasen zur Sache, und die Roten Teufel nahmen das Heft gegen verunsicherte Rostocker schnell in die Hand. Bereits in der 9. Minute klingelte es, als Srdjan Lakic nach Vorarbeit von Alexander Bugera (Eckball) und Martin Amedick (Kopfballverlängerung) zum 1:0 einnicken konnte. Großer Jubel natürlich im mit nur 27.199 Zuschauern besetzten Fritz-Walter-Stadion, endlich nutzen die Roten Teufel ihre zahlreichen Torchancen - doch es kam noch besser! Nach weiteren Chancen von Bugera, Erik Jendrisek und Anel Dzaka war es erneut der Kroate Lakic, der mit dem Pausenpfiff zum verdienten 2:0 einköpfen konnte. Bereits der dritte Doppelpack des von Hertha BSC gekommenen Stürmers und sein insgesamt achter Saisontreffer!

Die 2. Halbzeit wurde dann erneut von einigen Spruchbändern in den Fankurven eingeleitet. Während die Rostocker Solidarität mit dem unter besorgniserregenden Umständen in Spanien inhaftierten Vorsänger von Olympique Marseille zeigten („Liberte pour Santos - Freiheit für Santos!“), griff die Initiative „Kein Kick vor Zwei! - Kaiserslautern“ erneut die geldgierigen Fußballfunktionäre an: „Der Fußball hei$$ begehrt, ist ohne Fans nichts wert“ und „Den Fans für die er einst gedacht, wird dieser Sport kaputt gemacht“ war auf großen Spruchbändern zu lesen. Untermalt wurde das Ganze von den obligatorischen „Scheiß DSF“- Rufen und -Doppelhaltern.

Mit dem gleichen Elan wie die Fans in der Westkurve ging auch die Mannschaft des FCK weiterhin zu Werke. Die Gäste fanden zwar für wenige Minuten besser ins Spiel, wurden dann aber von Erik Jendrisek kalt erwischt, der zugunsten des FCK extra auf ein Länderspiel verzichtet hatte. In der 54. Minute beendete der Slowake endlich seine Torflaute und erzielte nach einem sehenswerten Dribbling das 3:0. Die endgültige Entscheidung,von den Fans begleitet mit Schlachtrufen wie „Der FCK ist wieder da!“, zumal Rostocks Pearce kurz darauf des Feldes verwiesen wurde. Hansa, das nach der Entlassung von Frank Pagelsdorf auf Trainersuche ist, fiel nun komplett auseinander und die Lautrer - anders als in früheren Jahren - kannten keine Gnade und spielten weiter nach vorne. In der 70. Minute sorgte schließlich der eingewechselte Rückkehrer Josh Simpson für die endgültige Partystimmung auf dem Betzenberg, die bis weit nach Abpfiff nicht mehr enden sollte. Auf Vorarbeit von Jendrisek markierte der Kanadier das 4:0 und setzte fünf Minuten später gar noch seinen zweiten Saisontreffer obendrauf - und wohl niemandem gönnte es die Fanschar an diesem Abend mehr als Josh Simpson, dem Helden des 18. Mai 2008! Zwischen diesen beiden Toren kam auch Sippel-Ersatz Luis Robles zu seinem Erfolgserlebnis, als er einen selbst verschuldeten und von Rostocks Kern geschossenen Foulelfmeter abwehren konnte. Diesmal war es der FCK, dem einfach alles gelang gegen fast schon bemitleidenswerte Rostocker! Deren Fans verließen das Stadion lange vor Abpfiff, jedoch nicht ohne vorher die Köpfe des Hansa-Vorstands zu fordern.

Das halbe Dutzend voll machte in der 82. Minute erneut Erik Jendrisek. Drei Doppeltorschützen und der höchste Sieg seit über elf Jahren - Fan-Herz, was willst Du mehr? Völlig ohne die sonst oft gespürte Anspannung konnten Westkurve, Süd-, Nord- und Osttribüne in der 2. Halbzeit einen souveränen Heimsieg feiern, bei dem nach der Verabschiedung der Rostocker („Schönen Gruß und auf Wiedersehen!“) auch ein alter Rivale bedacht wurde, der wenige Tage zuvor mal wieder für Schlagzeilen gesorgt hatte: „Eine kleine Spende, eine kleine Spende, Waldhof Mannheim ist am Ende!“

Lautern verliert 0:5 in Koblenz, die wiederum in Rostock mit 0:9 untergehen. Und dann verliert Rostock mit 0:6 auf dem Betzenberg. Das ist es, was den Reiz dieser Sportart ausmacht und was Millionen von Fans begeistert. Und wenn ein Verein wie der 1. FC Kaiserslautern nach Jahren des Niedergangs endlich mal wieder oben steht - wenn auch „nur“ in der zweiten Liga - dann kann man dieses Spiel umso mehr genießen! Ein Gutes hat da sogar das so fanfeindliche Spiel am Montagabend: Die Roten Teufel haben am TV-Bildschirm für ein bundesweites Ausrufezeichen gesorgt. Dieses Selbstvertrauen gilt es nun nach Augsburg mitzunehmen, wo die Serie von zuletzt drei Auswärtsniederlagen in Folge beendet werden soll. Außerdem ist es sowieso endlich an der Zeit für den ersten FCK-Sieg im bayrischen Schwaben!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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