Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Mainz 05 1:1

Die Breite an der Spitze wird dichter

Die Breite an der Spitze wird dichter


Es war mal wieder Derbyzeit in Rheinland-Pfalz, und in dieser Saison bedeutet dies ein echtes Spitzenspiel im Kampf um den Wiederaufstieg in die Bundesliga. Mit Mainz 05 gastierte die nach Punkten beste Auswärtsmannschaft beim 1. FC Kaiserslautern, der stärksten Heimelf. Am Ende stand wie schon im Hinspiel ein Unentschieden, mit dem beide Teams aufgrund der Siege der Konkurrenz erstmals seit dem ersten Spieltag von den direkten Aufstiegsplätzen rutschten. Die ersten Vier der Tabelle trennt nur ein Punkt, oder wie Berti Vogts es ausdrücken würde: „Die Breite an der Spitze ist dichter geworden.“

Sehr enttäuschend war diesmal die Präsenz der Mainzer auf dem Betze, die rund die Hälfte ihres Ticketkontingents zurückschickten und letztendlich nur mit circa 3.000 Fans die Gästeblöcke und einzelne Bereiche der Südtribüne bevölkerten. Auf dem Weg vom Hauptbahnhof machten sie ebenso wie später im Stadion mit Böllern und Pyrotechnik auf sich aufmerksam, am berüchtigten Löwenburg-Kreisel kam es diesmal jedoch zu keinem Aufeinandertreffen der Fans, nachdem die Polizei zuvor die wartenden FCK-Fans vertrieben hatte. Auf der anderen Seite des Tunnels musste eine vierstellige Anzahl an Lautrer Fans satte 45 Minuten warten, bis die Gäste vom Bahnhof zum Stadion geleitet waren. Im Polizeibericht war dann später von 300 gewaltbereiten Mainzer und gar 500 Lautrern zu lesen. Naja...

Im Fritz-Walter-Stadion bereiteten indes die FCK-Fans ihre angekündigte Choreographie vor, die kurz vor Spielbeginn präsentiert wurde: Umrahmt von roten und weißen Papptafeln wurde unter dem Motto „Fußballhauptstadt Kaiserslautern“ eine Blockfahne präsentiert, in dem das rheinland-pfälzische Landeswappen mit integriertem FCK-Logo zu sehen war. Eine späte Retourkutsche in Richtung Mainzer, die bei vergangenen Derbys des Öfteren mit dem Slogan „Landeshauptstadt“ aufgetreten waren, und natürlich ein klarer Fingerzeig auf die fußballerische „Nummer 1 im Land“.

Auf dem Spielfeld sorgte Lauterns Trainer Milan Sasic für die ersten Überraschungen. Im Tor vertrat erneut Luis Robles den zuletzt grippegeschwächten Tobias Sippel, ebenfalls auf der Bank Platz nehmen mussten Josh Simpson und die noch nicht für 90 Minuten einsatzbereiten Axel Bellinghausen und Erik Jendrisek. Im Nachhinein vielleicht ein Fehler, denn der FCK lief lange einem Rückstand hinterher: Nach gutem Beginn war es in der 6. Minute Feulner, der einen schlimmen Doppel-Fehler von Moussa Ouattara ausnutzen und die Mainzer Führung markieren konnte. Zwar kontrollierten die Roten Teufel auch in der Folge das Spiel, die besseren Chancen hatten jedoch die Gäste - die beste Lautrer Gelegenheit vergab Ouattara in der 36. Minute.

Gewechselt wurde zur 2. Halbzeit nicht, dennoch ging es jetzt nur noch in eine Richtung, nämlich auf das Tor von 05-Keeper Wache. Mehrere Ausgleichschancen wurden jedoch vergeben, hinzu kam ein nicht gegebener Elfmeter, als Dragan Paljic nach einem Dribbling im Strafraum gefoult wurde. Selbst Gegenspieler Pekovic tröstete den Serben danach, nur die Pfeife des schwachen Schiedsrichters Schmidt blieb stumm. In der 72. Minute war es dann aber endlich soweit, der inzwischen eingewechselte Jendrisek konnte das Leder zum starken Srdjan Lakic weiterleiten, der aus kurzer Distanz den Ausgleich markierte! War die Stimmung heute insgesamt eher mittelmäßig, so bebte der Betzenberg nun doch für einige Minuten. Angriff auf Angriff rollte gen Mainzer Tor, lautstark angetrieben von der Westkurve und der zwischenzeitlich stehenden Süd- und Osttribüne - die Mainzer wussten sich nur noch mit Befreiungsschlägen ins Seitenaus zu helfen. Zwingende Chancen blieben allerdings Mangelware, und nach nur einer Minute Nachspielzeit, die dann auch noch mit zwei Auswechslungen vergeudet wurde, beendete Schiedsrichter Schmidt die Partie.

Obwohl mit dem Punktverlust auch der Aufstiegsplatz vorerst verloren ging, feierten die FCK-Fans ebenso wie die Mainzer ihr Team nach Spielende. Besonders Pechvogel Ouattara wurde mit lautstarken „Moussa“-Sprechchören aufgemuntert, die von der Westkurve geforderte Laola machten die doch enttäuschten Spieler dann allerdings nur zögernd mit.

Was bleibt? Sowohl stimmungsmäßig als auch spielerisch gab es in dieser Saison sicher schon bessere Spiele im Fritz-Walter-Stadion, auch der Derbycharakter blieb hinter den Erwartungen zurück. Unter dem Strich kann und muss man jedoch mit diesem Unentschieden leben. Die wieder erstarkte Festung Betzenberg wurde erfolgreich verteidigt und der FCK mischt weiter im Aufstiegsrennen mit. Das nächste richtungweisende Spiel steht am nächsten Montag an, wenn die Roten Teufeln zum sechs Punkte zurück liegenden 1. FC Nürnberg reisen müssen. Ein Punktgewinn oder gar ein Auswärtssieg in Franken wäre Gold wert - alleine schon, um die die Breite an der Spitze nicht noch dichter werden zu lassen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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