Spielbericht: Eintr. Braunschweig - 1. FC Kaiserslautern 0:1

Großer Pokalfight an der Hamburger Straße

Sieg in Unterzahl! Der 1. FC Kaiserslautern zeigt vor allem in der 2. Halbzeit einen großen Kampf gegen einen guten Drittligisten aus Braunschweig und gewinnt glücklich, aber nicht unverdient mit 1:0, dank Neuzugang Adam Nemec. Kompliment an Mannschaft und Trainer! Freud und Leid waren wohl schon lange nicht mehr so nah beieinander wie in den 90 Minuten von Braunschweig. Dieser erkämpfte Sieg ist hoffentlich das Fanal für die neue Saison.

Pokalabende wie dieser sind wohl mit das Schönste, was man als Fußballfan erleben kann. Zwei Vereine mit großer Tradition treffen sich in einem ehrwürdigen Stadion zum Duell mit offenen Visier, es geht um viel (beide Vereine wollen in die nächste Runde, und zwar nicht nur wegen dem Geld, sondern auch wegen dem sportlichen Reiz) und die Fangruppen freuen sich auf ehrlichen, guten Fußball. Zaunfahnen werden aufgehängt, Lieder angestimmt und Fankultur gelebt. Leider ist letzteres immer schwieriger und ich werde nicht müde es zu betonen, dass Fankultur unweigerlich zum Fußballsport gehört und die Freiräume schwinden. Leider auch in Braunschweig, wie das bekannte Spielchen „Verboten/Erlaubt“ im Vorfeld des Spiels zeigte: Trommeln erlaubt, aber nur eine, Fahnen erlaubt, aber nur bis zu einer Stocklänge von 1,50 Metern, keine großen Schwenkfahnen und keine Doppelhalter, Zaunfahnen nur hinter dem Block oder auf der Laufbahn.

19.145 Schlachtenbummler bevölkerten das Stadion an der Hamburger Straße und erlebten Pokalfight mit allen Hochs und Tiefs unseres geliebten Sports. Rot-Weiße Fanscharen waren rund 1.000 angereist, nicht nur aus der Pfalz, denn mancher Pfälzer konnten wegen Stau und anderen Widrigkeiten erst etwa 30 Minuten nach Anpfiff das Stadion entern. Von Braunschweiger Seite gab es sogar eine Zettel-Choreographie zu bestaunen, und auch sonst wurde zeitweise gute Stimmung verbreitet, zumindest in der 1. Halbzeit. Auch in der dritten Liga und nach viel sportlichem Leid in den letzten Jahren hat sich Braunschweig seine Tradition bewahrt und wird von vielen jungen Menschen unterstützt, die den Verein trotz zweier Erstligisten als die Nummer 1 der Region sehen..

FCK-Trainer Marco Kurz gab Kevin Trapp das Vertrauen im Tor. Es war wunderbar zu beobachten, wie der erst 19-Jährige sein Torwartspiel durchzog, der Mannschaft Ruhe und Sicherheit gab und einige tolle Paraden zeigte. Gerade in der sehr hektischen 1. Halbzeit hatte er großen Anteil daran, dass der FCK eine Runde weiter kommen sollte. Die Innenverteidigung mit Martin Amedick und Rodnei ist absolut erstklassig, auch die Außenverteidiger Florian Dick und Alexander Bugera spielten endlich einmal ihre Erfahrung aus. In der Zentrale mit Bastian Schulz und Georges Mandjeck, außen Sidney Sam und Ivo Illicevic sowie den Stürmern Adam Nemec und Kai Hesse ist großes Steigerungspotential vorhanden. So ging es hinein in den Pokalfight, der FCK kam schwer ins Spiel. Spielerisch sehr schwerfällig, Sam blieb oft hängen, Illicevic etwas gefährlicher, aber die Stürmer hingen in der Luft. Das System wollte nicht richtig greifen. Der Gegner natürlich hoch motiviert, machte im Mittelfeld mit gutem Pressing die Räume eng und suchte die Chance durch gefährliche, schnelle Stürmer. Aus dem Nichts heraus dann fast die Führung für Lautern, doch Kai Hesse traf mit kernigem Schuss nur die Latte. Nach 35 Minuten kamen die schlimmsten Befürchtungen hoch, eine vertretbare Rote Karte für Illicevic nach Foul im Mittelfeld. Dazu schon vier Gelbe Karten in der ersten Halbzeit, sehr dumm durch Meckern bei Schulz und Schwalbe bei Sam. Disziplinlosigkeiten, die bei einem besseren Gegner den Genickbruch bedeuten können. Der FCK rettete sich in die Halbzeit, Trapp mit toller Parade nach Kopfball in der 40. Minute, aber auch etwas Glück, dass der wuchtige Stürmer „King“ Onuegbu nicht der große Knipser ist.

Wer hätte nach der Vorbereitung und der Rückrunde geglaubt, dass der FCK den Kampf annimmt und ein Zeichen für die ganze Saison setzt? Na? Der Trainer glaubt an seine Mannschaft, hat diese klug in die 2. Halbzeit geschickt, ihnen Selbstvertrauen geschenkt und sie an der Ehre gepackt, sich nicht dem Schicksal hinzugeben, sondern selbiges in die Hand zu nehmen. Das ist doch wohl das beste Signal des Abends, Trainer und Mannschaft wollen offensichtlich gemeinsam arbeiten, an einem Strang ziehen, zusammen kämpfen! Für den enttäuschenden Sam kam Daniel Pavlovic, dann noch einmal Glück gehabt, direkt nach der Pause nach Chance durch Kruppke für Braunschweig. Ab dann jedoch verdiente sich der FCK das Weiterkommen mit großem Kampf und Leidenschaft. Und anscheinend ist Nemec im Gegensatz zu Braunschweigs Onuegbu ein Knipser: 1:0 nach 63 Minuten! Auch die Freistösse gefährlich, das könnte eine gute Waffe werden mit Kopfballspezialisten wie Nemec, Mandjeck, Amedick, Rodnei, Srdjan Lakic und Co. Braunschweig nur noch mit einer echten Chance kurz vor Schluss, als der Ball nach Schuss von Banser den rechten Pfosten traf. Dazwischen Kratzen, Beißen und clever Fußball spielen.

Der „Betze“ steht in der nächsten Runde oder mit anderen Worten: Mund abputzen und nach Hause fahren. Nicht mehr und nicht weniger. Der große Kampf soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass gerade spielerisch noch einiges verbessert werden muss. Doch solche Abende können eine Mannschaft auch zusammenschweißen, in jeder kritischen Situation im Laufe der Saison wird dieses Spiel ausgepackt und sich klar gemacht, dass im Fußball alles möglich ist. Großer Kampf, Männer, lasst es das Signal für die neue Saison sein! Das gilt auch für die junge aktive FCK-Szene. Nehmt Euer Schicksal in die Hand, lasst nichts unversucht! Mit Herzblut, Kopf und Verstand.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: connavar

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