Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Arminia Bielefeld 1:0

Alm-Abtrieb erfolgreich - Hausmacher schmeckt immer!

Alm-Abtrieb erfolgreich - Hausmacher schmeckt immer!


Es war wieder ein Montag, an dem der 1. FC Kaiserslautern sich mit Arminia Bielefeld zum Spitzenspiel traf. Nach dem letzten Montagsspiel vor einer Woche in Berlin ging der FCK als Tabellenführer in dieses mit einem Hauch von erster Liga behaftete Traditionsduell. Waren es vor einer Woche die Lautrer, die an einem Werktag den weiten Weg auf uns nehmen mussten, Urlaubstage opferten, so waren also diesmal die Bielefelder Anhänger gefordert. Eine sinnlose und überflüssige Regelung, über die aber auch das Jammern nichts nutzt.

Die Ostwestfalen schafften es, etwa 600 Fans zu mobilisieren. Zu wenig für ein solches Spiel, aber wie solls auch gehen? Danke DSF! Unter den 35.042 Zuschauern am Betzenberg waren sie nur selten zu hören, wie auch? Immerhin rein optisch waren sie einige Male zu sehen, mit Fähnchen und wohl auch ein bisschen Gesang, wozu auch die Leistung ihrer Elf beitrug. Die wiederum wollte den Spieß umdrehen, die Tabellenführung wieder einholen, was FCK-Trainer Marco Kurz natürlich zu verhindern gedachte. Er schickte die exakt gleiche Elf vom Triumph in Köpenick ins Rennen, verzichtete also wieder auf Bastian Schulz, ließ dafür Jiri Bilek parallel zu Georges Mandjeck zentral auflaufen, flankiert von den schnellen Sidney Sam und Ivo Ilicevic. Davor die Stoßstürmer Jendrisek und Nemec. Hinten alles wie gehabt. Hausmacher!

Die Stimmung auf dem Berg war anfangs schon recht laut und erwartungsfroh, in den letzten Wochen hatten die Betze-Buben ja keinen Anlass zur Sorge gegeben, wenn da nur nicht diese Schwäche im Spielaufbau wäre. Allerdings konnte die Arminia von der Bielefelder Alm dies gar nicht wahrnehmen, denn zunächst spielte der FCK wie die Buschfeuerwehr von Australien: ohne Pause nach vorne, mit schnellen Anspielen auf die Außen, präzisen Steilpässen von hinten und körperlicher Robustheit. Es dauerte etwa eine halbe Stunde bis die Schwarz-Blauen sich davon richtig befreien konnten. In dieser Zeit gab es schon einige Torraumszenen zu bestaunen. Nach zwei Minuten der erste vielversprechende Angriff über Sam, schon nach sechs Minuten konnte ein Armine nur knapp den Schuss von Jendrisek vor der Linie klären. Bugera hatte eine Gelegenheit nach einer Viertelstunde per Distanzschuss von links außen, insgesamt blieben aber trotz der optischen Überlegenheit die Strafraumaktionen zu selten. Bielefeld stand sehr tief und war sichtlich gefordert, die Reihen geschlossen zu halten. Nach 18 Minuten mit der ersten Entlastungsaktion, wurde Katongo von Bugera „dunkelgelb“-würdig gefoult. Glück für den Hausmacher-Teufel, nur gelb!

Nach einer halben Stunde berappelte sich die Alm-Truppe aber gehörig. Der FCK, seinerseits nun in einer Verschnaufpause, wurde kalt erwischt. Die Arminen schoben sich 10 Meter vor und bedienten ihre Außen schnell und genau. Risgard per Flachschuss leitete das Bielefelder Power-Play ein, es folgten gute Chancen durch Ex-Teufel und (Ex-)Mädchenschwarm Halfar, der an Kumpel Sippel aber ebenso scheiterte (35.) wie Risgard per Kopf kurz später. Jetzt war kaum noch Entlastung da, trotz intensiver körperlicher Bemühungen. Bielefeld spielte ähnlich konstruktiv und taktisch diszipliniert wie fünf Wochen zuvor Fortuna Düsseldorf an gleicher Stelle. Mit einem Unterschied. Die Rheinländer machten früh zwei Treffer!

Lautern kam zu günstiger Zeit, genau vor dem Pausenpfiff, zur dritten guten Chance, als Nemec einen Kopfball nach „Butterfreistoß“ von Bugera knapp verzog. Das wärs gewesen! So ging es in die Pause mit einem aufgrund des Spielverlaufs eher glücklichen Remis aus Lautrer Sicht, aber mit viel Luft nach oben und einer betont kämpferischen Abwehrleistung mit viel Laufarbeit. Ob da die Luft reichen würde?

Wieder war es der FCK, der forsch aus der Kabine kam, der nachsetze und fast direkt nach dem Anstoß den Gegner kalt erwischt hätte. Doch diesmal war es nicht Jendrisek sondern Ilicevic, der nach feiner Vorarbeit von Erstgenanntem aus nur drei Metern an einem Reflex von DSC-Keeper Eilhoff scheiterte. Verdammte Axt! Das war ein Signal, oder?

Denkste! Bis zur 60. Minute war es ein Spiel ohne echte Chancen, aber auf hohem Zweitliganiveau. So mancher Erstligist hätte hier von beiden Teams einen versteckt bekommen, das steht fest. Die beiden Mannschaften egalisierten sich im Mittelfeld, wobei der bärenstarke Rüdiger Kauf Lauterns „Doppel-Sechs“ noch klar den Rang ablief. Mandjeck spielte gewohnt stark am Mann, Bilek mit etwas wenig Esprit, raumsicher, aber nicht innovativ nach vorne. Genau umgekehrt wie bei Schulz zuvor also, welche Crux! Unsere Außenverteidiger wurden jedoch langsam müder, Bugera spielte aber sicher, wenn auch nicht mehr so offensiv, während Florian Dick sich einen Schnitzer nach dem anderen erlaubte. Kein guter Tag von Flo. Was macht Kurz? Fabian Müller für Dick? Dragan Paljic für Sam? Daniel Pavlovic für Ilicevic? Oder doch Schulz für Bilek?

Nun - gar nix! Sam kam immer besser ins Spiel, weil Katongo ebenfalls platt war und Lamey, schon mit Gelb belastet, langsam machen musste. Wenn da nur nicht dieser omnipräsente Kauf wäre! Auf Lautrer Seite stabilisierte Amedick mit Lufthohheit den gesamten Defensivbereich, Rodnei hatte hingegen so einige Aussetzer, Unkonzentriertheit, die einmal in „Ouattara-Manier“ beinahe ins Auge ging. Und vorne ackerten Nemec und Jendrisek wie ein Uhrwerk, immer am Tormann, immer störend bei der Ballannahme, großer Kampf der beiden Slowaken. Dennoch hatte die Gerstner-Truppe eine gute Chance, als Federico nach einer Stunde abzog zeigte Sippel spektakulär seine internationale Klasse. Dann kam der FCK zurück. Ilicevic tankte sich durch und wurde erst kurz vor dem Abschluss zum sicheren Tor abgegrätscht. Hart aber fair. Kurz darauf scheiterte er erneut nur knapp am Keeper. Der FCK verstand es nun die Bielefelder Systematik zu antizipieren und etwa ab der 70. Minute Kauf durch schnelle Flachpässe aus dem Spiel zu nehmen. Das war der Hausmacher-Schlüssel zum Erfolg.

Zuerst scheiterte Nemec, weil er zu hoch zielte, doch wenig später machte Jendrisek Rüdiger Kauf zentral „nass“ und spielte haargenau auf den nimmermüden Ilicevic, der sich mit einer Traumflanke in den Fünfmeterraum bedankte. Da stand sicher nicht der Größte, aber der für seine beiden Bewacher inzwischen zu flinke Sam und nickte aus sechs Metern unhaltbar für Eilhoff ein. Die nunmehr verdiente und fällige Führung. Hammertor! 1:0 FCK, der Betze feierte!

Danach steckte Bielefeld läuferisch auf. Nur vier Minuten später hätte Lauterns Bester, Ivo Ilicevic, das 2:0 machen „müssen“, doch Eilhoff tauchte ab und parierte den platzierten Flachschuss nach tollem Solo. Die „Alm-Dudler“ kamen jedoch noch zu ihrer Chance auf den Punkt. Doch der Eckball, den Kucera aufs kurze Eck verlängerte, wurde vom Torschützen Sam kurz vor der Linie reflektiv abgewehrt, mit dem Fuß versteht sich! Da wäre Sippel nicht mehr hingekommen. Puh!

Am Ende stand ein verdienter Sieg im Spitzenspiel, den starke Teufel ebenso starken Arminen abgetrotzt hatten. Bestnoten verdienten sich in der ersten Halbzeit Amedick, der Lautern vorm Rückstand bewahrte und Dicks wie Rodneis Patzer ausbügelte und Nemec für seinen Aktionsradius. In der zweiten Hälfte hielt Sippel den Kasten sauber und Sam wurde zum Matchwinner, aber über 90 Minuten brillierte nur einer: Ivo Ilicevic - 47% aller Angriffe liefen über „seine“ Seite. MVP, wie man in Amerika sagen würde!

Der FCK war ganghärter und konsequenter, schneller am Ball. Hausmacher eben! 30% der Flanken fanden ihre Abnehmer und es wurden unglaubliche 330 erfolgreiche Pässe gespielt, das war auch mal ganz anders und ist nicht so lange her! Dabei zeigten die Roten Teufel einen beeindruckenden Ballbesitz von 57%, und das bei weniger Ecken (4:7) und Flanken (15:20). Das nennt man ballsicher!

Mit den Schwarz-Blauen ist dennoch weiter zu rechnen. Bielefeld war in der Spielanlage besser aufgestellt als etwa Düsseldorf, weil alle elf mitmachten, bis die Puste ausging. Die ging dem „Betze“ aber diesmal nicht aus! Bis auf eine Schwächephase nach dem ersten erfolglosen Anrennen, das viel Kraft kostete, war der FCK stets Herr im Hause Fritz-Walter-Stadion. Eindrucksvoller kann man eine Tabellenführung kaum behaupten!

Denn wie konstatierte Bugera: „Heute haben zwei ganz starke Mannschaften gegeneinander gespielt“. Und auch wenn Dick wehrte ab: „Das Wort Aufstieg wird auch nach diesem Sieg keiner von mir hören.“ Am Ende bleibt ein seit Wochen souveräner FCK mit nun 33 Punkten nach nur 14 Spielen. Vor Jahresfrist waren es nur 26, trotz Platz 2. Am Ende waren es dann auch nur 52. Mit einer Verdopplung in dieser Saison könnte ich leben... Das hätte letztes Jahr locker gereicht, um vor Mainz aufzusteigen.

Mit dem Alm-Abtrieb hat's begonnen, es folgt die Schlachtung! Hausmacher bitte, noch 20 Portionen. Einfach deliziös!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Rossobianco

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