Spielbericht: RW Oberhausen - 1. FC Kaiserslautern 2:1

Und jährlich grüßt das Murmeltier

Und jährlich grüßt das Murmeltier


Mit einer der schlechtesten Saisonleistungen hat der 1. FC Kaiserslautern den endgültig sicheren Aufstieg nochmals um einige Tage verschoben. Im Gastspiel bei Rot-Weiß Oberhausen setzte es eine verdiente Niederlage, die Roten Teufel mussten sich mit 1:2 geschlagen geben.

Knapp 5.000 Fans begleiteten den FCK am Ostersonntag nach Oberhausen und stellten damit fast die Hälfte der insgesamt 10.080 Zuschauer im Niederrheinstadion. Über die gesamte Kanalkurve verteilt gab es einige Fähnchen und Doppelhalter zu sehen, das Angebot für große Schwenkfahnen im Innenraum nahm hingegen nur ein Schlachtenbummler wahr - Fahnen gehören IN die Kurve! Die heimischen Fans beklagten mit mehreren Transparenten einige Stadionverbote gegen die Stimmungsmacher von „Semper Fidelis“.

Etwas völlig neues wurde auf dem Spielfeld geboten: Erstmals in dieser Saison, am 29. Spieltag (!), musste FCK-Trainer Marco Kurz seine Abwehrformation ändern. Markus Steinhöfer rückte für den gesperrten Rechtsverteidiger Florian Dick nach hinten, Ivo Ilicevic sollte die Offensive stärken. Chancen blieben zunächst jedoch Mangelware und der „Betze“ nutzte gleich seine erste: Georges Mandjeck passte in die Spitze, Erik Jendrisek nutzte eine Unaufmerksamkeit von RWO-Verteidiger Thomas Schlieter und lief alleine aufs gegnerische Tor zu. Der Slowake behielt die Nerven und konnte Schlussmann Sören Pierson überwinden. 1:0 für den FCK (29.)! Die Stimmung war nun bestens und ein neuer Gesang begann, sich langsam über die komplette Kurve auszubreiten: „Zweite Liga war schööön, ... es ist Zeit zu geeeh'n!“

Mit der Führung ging es auch in die Pause, wo schnell der Rechenschieber gezückt wurde. Verfolger Augsburg lag zu diesem Zeitpunkt gegen Fürth zurück, was in der Blitztabelle einen satten Vorsprung von elf Punkten gegenüber dem Relegationsplatz 3 bedeutete. Oder anders gesagt: Mit einem Heimsieg am kommenden Samstag gegen Union Berlin wäre der vorzeitige Aufstieg am nächsten Spieltag schon durchaus realistisch gewesen - allerdings erst am Montag, wenn die Verfolger St. Pauli und Augsburg im direkten Duell aufeinander treffen ... auch irgendwie blöd.

Doch noch waren 45 Minuten zu spielen und der FCK lieferte bis dahin trotz Führung kein gutes Spiel ab. Mehrere Spieler schienen sowohl den Aufstieg als auch den Auswärtssieg bereits gebucht zu haben, eine überhebliche Spielweise ausgerechnet gegen die „Malocher“ aus Oberhausen war die Folge. Dies sollte sich in der zweiten Halbzeit rächen. Symptomatisch: Nach rund einer Stunde war es ausgerechnet Sidney Sam, der bisher beste Zweitligaspieler, der mit einem Ballverlust den Ausgleich einleitete. Eine Flanke von links verpasste zunächst noch der ehemalige Lautrer U23-Spieler Ronny König, doch Moritz Stoppelkamp stand passend und konnte Tobias Sippel im Tor der Roten Teufel überwinden (61.). Nun kam auch außerhalb des Gästeblock erstmals nennenswerte Stimmung auf, das Spiel war wieder offen und RWO wollte den Sieg. Und der FCK? Nur direkt nach der Pause gab es kurz eine gute Phase, ansonsten spielten die im bisherigen Saisonverlauf so souveränen Lautrer viel zu pomadig, ideenlos und arrogant.

So kam es, wie es kommen musste: Im Lautrer Strafraum spitzelte Steinhöfer König den Ball vom Fuß, Schiedsrichter Florian Meyer sah allerdings ein Foulspiel und zeigte auf dem Punkt. Mehrmals in dieser Spielzeit hatte der FCK bereits dieses Glück des Tüchtigen erzwungen, nun waren es verdientermaßen die Kleeblätter. Da halfen auch die Mätzchen von Sippel nichts, der sich zwar die zweite gelbe Karte im Rahmen eines Elfmeters innerhalb einer Woche abholte, im Gegensatz zum Heimspiel gegen 1860 München aber diesmal den Strafstoß nicht abwehren konnte - Markus Kaya verwandelte problemlos zum 2:1-Siegtreffer (76.).

In der Schlussphase kam der FCK zwar nochmals zu einigen Chancen, beispielsweise stand Jendrisek beim vermeintlichen Last-Minute-Ausgleich hauchdünn im Abseits, unter dem Strich stand aber ein verdienter Heimsieg für RWO. Auch die heimischen Fans bekamen in der Schlussphase Oberwasser und zeigten, dass man in dem weitläufigen, aber im Arena-Zeitalter doch auch irgendwie kultigen Niederrheinstadion mehr als nur Friedhofsatmosphäre erleben kann. Zwischen Heim- und Gästeblock kam es noch kurz zu heftigen Pöbeleien, welche die Polizei jedoch problemlos in den Griff bekam.

Wie schon in der vergangenen Saison verlor der FCK nach eigener Führung noch mit 1:2 bei Rot-Weiß Oberhausen. Völlig ohne Elan, einfach nur überflüssig. Und jährlich grüßt das Murmeltier...

Insgesamt war die vierte Niederlage der Saison außerdem die erste, in der der FCK eine Führung noch komplett aus der Hand gab. Die Fans verziehen ihren Jungs diesen Ausrutscher und skandierten „Nie mehr zweite Liga“. Die vierte Niederlage im 29. Spiel ist auch beileibe kein Beinbruch. Weniger locker sahen dies allerdings - und das ist auch gut so - Trainer Kurz und Vereinsboss Stefan Kuntz, die von einer nicht akzeptablen Leistung sprachen und entsprechende Konsequenzen ankündigten. Die nächsten Tage dürften somit arbeitsreich werden, und dann greift beim nächsten Mal vielleicht auch wieder das Glück des Tüchtigen zugunsten des FCK. Als Optimist könnte man sagen: Ein Fußballfest gegen Union Berlin steht bevor!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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