Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Bayer Leverkusen 0:2

Die Ex-Lautrer mal wieder

Die Ex-Lautrer mal wieder


Jeder FCK-Fan kennt das Gefühl: Ein Spieler verlässt die Roten Teufel, kehrt irgendwann im neuen Trikot zurück und trifft ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein - bevorzugt jene Spieler, die auf dem Betze die größten Graupen waren und aus fünf Metern keinen Möbeltransporter trafen. Letzteres Attribut trifft auf Michael Ballack und Sidney Sam sicher nicht zu, und dennoch war es da wieder, dieses vermutlich durch keine Statistik belegbare Gefühl: Ausgerechnet der...

42.245 Zuschauer fanden sich zum Flutlichtspiel auf dem Betzenberg ein, darunter gerade mal 1.000 aus Leverkusen. Die Ultras aus der Farbenstadt feuerten ihr Team zwar 90 Minuten durchgehend an, gingen im weiten Rund des Fritz-Walter-Stadions aber mangels Masse unter. Zum fünften Mal im sechsten Heimspiel der Saison wurde im Gästeblock außerdem eine Pyroshow gezeigt, worauf einige FCK-Fans allerdings mit Pfiffen antworteten - warum eigentlich?

Neben der grundsätzlichen Antipathie für die Werkself dürfte dies auch am Medienhype der vergangenen Wochen gelegen haben, gab es bei den Feuerspielchen der vorigen Gegner doch deutlich weniger Unmutsbekundungen. Eben jener Medienhype wurde auch mit einigen kritischen Spruchbändern in der Westkurve aufgegriffen.

Wohin solche Skandalisierungen führen, zeigte sich auch in einer größeren Aktion, zu der es ohne die übertriebenen Reaktionen von Rheinpfalz und FCK wohl gar nicht erst gekommen wäre. Auf überdimensionalen T-Shirts in der Westkurve prangte zum Einlaufen der Mannschaften: „Eine Kurve - Ein Verein - Gemeinsam gegen Hoffenheim!“ Bemerkenswert an dieser Aktion war, dass sie nicht ursprünglich auf das Konto der Ultras ging, sondern von zahlreichen Fanclubs der Fanregion Lautre organisiert und unterstützt wurde. Nach Aussage der Initiatoren sollte damit ein Zeichen gesetzt werden, dass eben nicht nur eine kleine Gruppe „Unverbesserlicher“ das Projekt Hoffenheim ablehnt, sondern die breite Mehrheit der Fanszene in dieser Sache Geschlossenheit zeigt - selbst wenn man nicht die grenzwertige Wortwahl teilt, die beim Spiel in Hoffenheim verwendet wurde.

Auf den Rängen war also einiges geboten und auch auf dem Platz war eigentlich ein Spektakel geplant. FCK-Trainer Marco Kurz wollte mit seiner Truppe die Serie von fünf Spielen ohne Niederlage fortsetzen und vertraute dabei auf die erfolgreiche Elf der letzten Wochen - lediglich der kranke Pierre de Wit wurde durch Thanos Petsos ersetzt. Bei Bayer 04 standen wie erwähnt die Ex-Lautrer Ballack und Sam in der Startelf mit der Mission, ihrem wackelnden Trainer Robin Dutt etwas Entspannung zu verschaffen.

Es war ein Duell auf Augenhöhe, das die Zuschauer in der ersten Halbzeit sahen. Gute Kombinationen und hoher Einsatz auf beiden Seiten prägten die Anfangsphase, erste Chancen durch Ballack und Dorge Kouemaha fanden jedoch nicht ihr Ziel. Danach verflachte die Partie dann zwar deutlich, war aber intensiv und spannend. Zum Pausentee blieb es erstmal beim 0:0, auch die Überlegenheit bei Eckbällen und Flanken nutzte den Roten Teufeln nichts.

Die zweite Halbzeit begann mit einem Fernschuss durch Lars Bender - dieses Mittel sollte das meistgenutzte der Werkself bleiben. Und es sollte nach einer Kombination der Ehemaligen zum Erfolg führen: Sidney Sam dribbelte sich auf der linken Seite durch, legte quer auf Michael Ballack, der in typischer Manier abzog. Der Schuss war allerdings eher unplatziert und eigentlich Formsache... aber was machte Kevin Trapp? Der U21-Nationalspieler leistete sich den schwersten Bock seiner bisherigen Bundesligakarriere, ließ den Ball durch die Handschuhe rutschen und musste den wohl spielentscheidenden Fehler später auf seine Kappe nehmen. 1:0 für Leverkusen, lange Gesichter in Kaiserslautern (54.).

Trotz aller Unterstützung aus der Fankurve war das Spiel nun irgendwie gelaufen. Zwar wechselte Trainer Kurz mit Itay Shechter, Adam Nemec und Richard Sukuta-Pasu die geballte Offensivladung von der Bank ein, doch weder diese noch der engagierte, aber heute glücklose Kouemaha konnten nachhaltige Akzente setzen. Stattdessen war es 20 Minuten vor Spielende endgültig vorbei: Nach einer Kombination über Bender landete der Ball im Strafraum bei Sam, der Trapp diesmal ohne Chance ließ, humorlos zum 0:2 einschob und fairerweise auf einen ausgiebigen Freudentanz verzichtete (70.). Ebenfalls humorlos, weil doch irgendwie sehr verhalten war hierbei der Jubel im Gästeblock, während auf den heimischen Tribünen wenige Minuten später das große Abwandern einsetzte. Es blieb beim Arbeitssieg für Leverkusen, auch weil Schiri Kinhöfer Shechter einen Elfmeter verweigerte, und damit der dritten Lautrer Heimpleite im sechsten Spiel.

Typisch für eine Heimniederlage am Freitagabend: Als die Spieler ihre Abschiedsrunde drehten, war das Fritz-Walter-Stadion schon fast leer, selbst die Westkurve nur noch mäßig gefüllt. Große Vorwürfe oder gar Anfeindungen gab es keine - im Gegensatz zur Kurve selbst, wo während dem Spiel in Block 7.1 kurz die Fäuste flogen - und besonders Kevin Trapp wurde der Rücken gestärkt. Aber die Enttäuschung ob der ersten Niederlage seit sieben Wochen war trotzdem zu spüren. Mit 13 Punkten aus 13 Spielen liegt der FCK dennoch im grünen Bereich und muss nun auf passende Ergebnisse der Konkurrenz hoffen, ehe es nächste Woche in Nürnberg zum nächsten direkten Duell im Abstiegskampf kommt.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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