Spielbericht: FC Augsburg - 1. FC Kaiserslautern 2:2

Um den unverdienten Sieg gebracht

Um den unverdienten Sieg gebracht


91. Minute in Augsburg: Im Abstiegskrimi der Fußball-Bundesliga wird Nicolai Jörgensen vom 1. FC Kaiserslautern beim Stand von 2:2 im gegnerischen Strafraum klar gefoult - doch die Pfeife von Manuel Gräfe bleibt stumm. Die schäumende Wut von Trainern, Spielern und Fans der Roten Teufel ist dem Schiedsrichter gewiss, im Getümmel zeigt er dem Gefoulten gar noch die gelbe Karte, auf den Tribünen kommt es zu heftigen Pöbeleien, und dann ist das Spiel aus. Punktgewinn oder Punktverlust?

Zwei Stunden zuvor hatten sich etwa 3.500 hoffnungsfrohe Schlachtenbummler aus der Pfalz in der mit insgesamt 30.028 Zuschauern gefüllten Arena eingefunden. Während in der Heimkurve ein paar Spruchbänder gezeigt wurden, beschränkten sich die FCK'ler im Gästeblock auf den Einsatz von Fahnen und Fangesang - insgesamt war die Stimmung auf beiden Seiten, gemessen an den jeweils eigenen Ansprüchen, ganz gut, flachte dann zum aufregenden Spielende hin aber doch deutlich ab.

Auf dem Platz ging es dafür umso mehr zur Sache. Kaum war das Spiel angepfiffen, da ging der Tabellenletzte aus Augsburg schon durch einen direkt verwandelten Freistoß von Marcel de Jong in Führung - zwei FCA-Spieler sowie Lauterns Sandro Wagner hatten die Lücke in der Mauer freigemacht (5.). In einer katastrophalen Anfangsphase der Roten Teufel wäre das Spiel fast schon früh entschieden gewesen, doch glücklicherweise war es diesmal der Gegner, der selbst die hochkarätigsten Chancen liegen ließ. Die vielleicht größte Gelegenheit hatte dabei Tobias Werner, der am leeren Tor vorbeisemmelte.

Mitte der ersten Halbzeit war der FCK dann aber endlich im Spiel angekommen: Den Kopfball von Jan Simunek nach Bugera-Freistoß konnte Augsburgs Simon Jentzsch noch abwehren, gegen den nachsetzenden Florian Dick war er dann aber chancenlos. Endlich wurde auch mal ein zweiter Ball verwertet! 1:1 in Augsburg (25.)! Nicht nur auf dem Spielfeld, auch auf den Rängen war die Truppe aus der Pfalz nun voll da und peitschte ihr Team weiter nach vorne. Trotz weiterer guter Chancen ging es aber zunächst mit dem Remis in die Pause.

Die zweite Halbzeit begann dann erneut mit einem Paukenschlag. Während viele Beobachter vorher aufgrund der Torbilanz beider Vereine mit einem eher mauen Spiel gerechnet hatten, ging es heute hoch her, überdurchschnittlich viele Treffer wurden bejubelt bzw. beflucht, und - wenn auch nicht auf Champions-League-Niveau - trotz Abstiegsk(r)ampf war es einfach nur ein sehr spannendes Spiel. Zu den Kuriositäten des Tages zählte dann auch, dass erneut Florian Dick nach Vorlage von Jan Simunek für den Lautrer Führungstreffer sorgte (48.). Jetzt war der FCK obenauf, gab auf den Rängen und auf dem Platz den Ton an!

Aber, bei zwei Toren durch Abwehrspieler, wo waren eigentlich die Stürmer? Trotz der mangelnden Ausbeute konnte man den beiden Neuzugängen Sandro Wagner und Jakub Swierczok ein gutes Zeugnis ausstellen. Der von Bremen ausgeliehene Mittelstürmer gefiel durch Ballsicherheit und Ruhe, „Kuba“ zeigte sich erneut quirlig, wenn auch anfangs etwas ungestüm. Ein Foul an Wagner war es dann auch, das für den nächsten Aufreger sorgte, als FCK-Trainer Marco Kurz vom vierten Offiziellen nach einer berechtigten Beschwerde auf die Tribüne geschickt wurde - überflüssig, aber exakt passend zur allgemein schwachen Schiri-Leistung an diesem Tage!

In dieser Phase verpasste der FCK es gegen verunsicherte Gastgeber dann, den vorentscheidenden Treffer zum 3:1 nachzulegen, die Gelegenheiten dazu hätte es bei einem parierten Freistoß von Alexander Bugera und einem Lattenknaller von Olcay Sahan gegeben. Richtig laut wurde es auf Augsburger Seite indes nur, wenn das Publikum mal wieder einen kollektiven Aufschrei absetzte, nachdem ein FCA-Spieler mal wieder eine „Hundertprozetige“ vergeben hatte. Zu spüren bekam dies unter anderem Sascha Mölders, dem diese Ehre gleich mehrfach zuteil wurde, als er bei seiner Auswechslung gnadenlos ausgepfiffen wurde.

Für den Hinspiel-Torschützen kam Stephan Hain ins Spiel, dem nur 20 Sekunden später nach einer viel zu leicht durchgespielten Direktkombination der Ausgleich gelang (65.). Verdammte Axt!!! Aufgrund der vielen Chancen war dieses Ergebnis zwar hochverdient, aber trotzdem war der Auswärtssieg für den FCK zum Greifen nah. In der Schlussminute parierte FCA-Keeper Jentzsch erneut hervorragend gegen Sandro Wagner, ehe in der Nachspielzeit die Szene des Tages nicht mit einem Elfmeter belohnt wurde. Daniel Brinkmann legte Nicolai Jörgensen ganz klar im Strafraum, direkt vorm Gästeblock, und so fühlten sich alle Lautrer dann doch irgendwie um einen Sieg betrogen, der so richtig schön unverdient gewesen wäre.

Ob das Unentschieden beim Schlusslicht nun ein Punktgewinn oder -verlust ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Zumindest gerecht ist es nach diesem Spielverlauf und den auseinander gehenden Meinungen dann wohl doch irgendwie. Während die direkten Lautrer Tabellennachbarn aus Mainz und Freiburg erst am Sonntag aufeinander treffen, ist jetzt schon klar, dass die Situation im Abstiegskampf für viele Vereine noch ganz eng werden wird. Als ersten Schritt zum guten Ende hat der FCK zumindest den FC Augsburg schon mal weiter hinter sich gelassen. Nach fünf Unentschieden in Folge sollte jetzt aber trotzdem endlich mal wieder ein Sieg gelingen!

Während sich Fans und Mannschaft bei frostigen Temperaturen auf den Heimweg nach Kaiserslautern machten, konnten sie im Radio schon den Opfern für diesen ersten „Dreier“ seit Oktober lauschen: Der 1. FC Köln (jetzt auf Platz 13) unterlag Schalke deutlich mit 1:4 und kann mit einem FCK-Sieg im direkten Duell am kommenden Sonntag überholt werden!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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