Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - 1860 München 0:0

Kein Heimsieg, kein Tor, aber das Vertrauen ist zurück

Kein Heimsieg, kein Tor, aber das Vertrauen ist zurück


Der FCK bleibt auch im 14 Pflichtspiel in Folge zuhause sieglos, schießt erstmals in dieser Saison kein Tor und muss ein zum Himmel schreiend ungerechtes Pokallos verkraften. Warum sich Westkurve und Mannschaft nach dem Abpfiff trotzdem innig herzten, lest Ihr im Spielbericht von Marky.

- Fanfotos: 1. FC Kaiserslautern - 1860 München
- Spielszenen: 1. FC Kaiserslautern - 1860 München

Die Geschichte dieses Spiels beginnt 14 Stunden vor Anpfiff. Als die Sky-Kamera die Kugel mit dem Logo des 1. FC Kaiserslautern heranzoomt. Im Pokal zu den Bayern. Ein Griff ins Klo, Frau Thomalla! Ein Stich ins FCK-Herz, das unter der Woche schon wieder kräftig gepumpt hatte. Doch davon war am Sonntagmittag an den Wurstbuden, im Bus, im Block nix mehr zu spüren. Es ging nur um dieses beschissene, zum Himmel schreiend ungerechte Los.

Ob Franco Foda und seine Mannen mit ähnlich mieser Laune in das Spitzenspiel gegen 1860 München gegangen sind - unklar. Zumindest in der ersten Halbzeit hatte es für Außenstehende den Anschein. Ins schiefe Bild passte, dass die Roten Teufel zuerst auf die Westkurve spielen mussten.

Für neuen Gesprächsstoff auf den Rängen sorgte nach Anpfiff die Aufstellung: Neuzugang Alexander Baumjohann und Kostas Fortounis rein, die zuletzt stark aufspielenden Gil Vermouth und Hendrick Zuck raus. „Ohne Not“, „hätte man doch einwechseln können“, „never change a winning team“ - so richtig verstanden hat die schnelle Nominierung des zudem im Training lädierten Baumjohann kaum jemand. Und dazu der viel diskutierte und viel beanspruchte Fortounis?!

Den Löwen - in der Fremde seit sechs Spielen ungeschlagen und fast immer mit zwei Toren - spielte das Sortieren-Müssen des Gegners anfangs in die Karten. Außerdem war es augenscheinlich eine Riesenbefreiung für das Maurer-Team, die Zweitligafavoriten-Bürde nach dem Baumjohann-Transfer endlich abgeben zu dürfen. So hätte der Dauerbrenner der Zweiten Liga zur Pause führen müssen: Mehr gewonnene Zweikämpfe, bessere Raumaufteilung, mehr Spielfreude. Ein klasse Auftritt von 1860. Auch weil deren Verteidiger „Mr. Selbstbewusstsein“ Mo Idrissou aus dem Spiel nahmen und nur Weitschüsse (Bunjaku) zuließen. Die auf dem Papier für Zweitligaansprüche luxuriöse Offensivqualität des FCK blitzte nur hin und wieder auf. Vor allem beim Zauberpass von Leader Albert Bunjaku - mit Tobias Sippel und Enis Alushi noch der beste Lautrer in Hälfte eins - auf Baumjohann. In der Verteidigung machte man sich durch krude Ballverluste (Simunek, Jessen) wieder selbst das Leben schwer.

In der Pause muss Foda dann - wie schon gegen Union - die richtigen Worte gefunden haben. Aus der Kabine kam eine Kampfmannschaft. Und der hoch veranlagte und auch oft hoch leichtsinnige Fortounis explodierte. Nach wenigen Minuten standen alle der 35.000 Lautern-Fans (plus 2.500 laute Löwen) und beklatschten den Angriffswirbel. Auch Baumjohann, die zentrale Schachfigur im neuen 4-2-3-1-System, machte nun das Spiel schnell und schön. Warum ihn Foda als hundertprozentige Verstärkung bezeichnet, wurde jetzt offensichtlich. Und hinten stand der Berg vom Betzenberg, Dominique Heintz - er kam für den am Rücken lädierten Simunek. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn dieser Heintz sich beim FCK nicht durchsetzt.

Auch weil Leon Jessen und Florian Dick sich auf den Außen steigerten und Ariel Borysiuk und Alushi im defensiven Mittelfeld humorlos abräumten, konnten sich die Löwen nicht mehr entfalten. Was sich an den Auswechslungen von Moritz Stoppelkamp und Daniel Halfar zeigte - letzterer wurde vom FCK-Anhang übrigens mit viel Beifall verabschiedet und von den Löwenfans mit Sprechchören gefeiert.

Die eine, die ganz große Chance auf den Sieg kam für den FCK so fast zwangsläufig. Jessen - Idrissou - Zuck (inzwischen eingewechselt) - Toooo… - Nein! Der Mann mit der Jogginghose und den sagenhaften Reflexen hielt das 0:0 mit einer Pranke. Damit sind wir nun seit 14 Pflichtspielen zuhause sieglos. An den Lagerfeuern erzählen die Alten was von einem Sieg gegen Freiburg... Und trotzdem klatschten sich nach dem Schlusspfiff sowohl Westkurve als auch Spieler herzlich zu.

Woran liegt’s? Das Vertrauen kommt zurück. In einen Trainer, in eine Mannschaft, in einen Manager. Wir wollten sehnlichst unseren FCK wieder zurück, unseren Stolz. Und die Chancen stehen gut. Natürlich wird diese Zweitligasaison ein Marathonlauf - wer aufsteigt und absteigt, ist offen wie seit Jahren nicht mehr. Aber wir Fans haben doch Puste genug. Wir hatten ja genug Zeit, Luft zu holen.

Was war gut gegen die Löwen? Fortounis - Achtung - bester Zweikämpfer (13 gewonnen) im Team, zweitmeiste Ballkontakte. Das Powern von Bunjaku und Idrissou (68 bzw. 78 intensive Läufe). Enis Alushi - Ballkontaktkönig, 95% seiner Pässe kamen an.

Was muss besser werden? Baumjohann! 80% verlorene Zweikämpfe, Fehlpassquote 31%. Zudem zerstört es unser Weltbild, wenn der Gegner - wie heute Sechzig - insgesamt 55% der Zweikämpfe gewinnt. Aber auch wir Fans müssen uns an die Nase fassen: Betze-Stimmung war das NICHT heute. OK, den „Freunden“ zuliebe, die wir das letzte Mal übermotiviert und unpassend mit Taschentüchern verabschiedet hatten. Aber gegen Duisburg will ich wieder Fäuste sehen und Finger im Mund. Und verdammt noch mal den ersten Heimsieg!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Marky

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