Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Eintracht Braunschweig 1:1

Einmal Dick, einmal doof, wieder nur ein Punkt

Einmal Dick, einmal doof, wieder nur ein Punkt


Am Ende mussten am Betze fast die Regenschirme für Daniel Siebert aufgespannt werden – Deutschlands jüngsten Schiedsrichter. Der reichlich übermotiviert wirkte. An ihm lag es aber nicht, dass der FCK nicht den ersehnten Sieg landete und seiner Top-Favoritenrolle noch nicht gerecht wird.

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Ihr Kinder! Am Ende mussten am Betze fast die Regenschirme für Daniel Siebert aufgespannt werden - Deutschlands jüngsten Schiedsrichter. Dass er schon 28 Jahre ist, sieht man ihm nicht an. Das Gipfeltreffen zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Eintracht Braunschweig war Sieberts erstes Spiel auf Deutschlands höchstem und emotionalstem Fußball-Berg. Und offensichtlich wollte er seine Sache besonders gut machen. Was in seinem Fall wohl hieß, sich nicht vom berüchtigten Publikum beeinflussen zu lassen. Wenn ein Mann in rot also einem in blau-gelb zu nahe kam, blies Siebert die Backen auf. Er trillerte so oft, dass man manchmal nicht mehr unterscheiden konnte, ob das Geräusch von den Rängen, vom Platz oder vom Hauptbahnhof kam. Angreifer Domi Kumbela, 2005 beim FCK wegen einer „Pfeifen-Affäre“ aussortiert, bekam mehr Freistöße zugesprochen, als er überhaupt am Ball war.

OK, vielleicht war das alles nicht spielentscheidend. Aber dafür, dass Siebert nach einer offensichtlichen (Abstoß)-Fehlentscheidung breit in die Westkurve grinste, gehört ihm nachträglich sein Hintern versohlt. Und wenn er schon Riedel die Rote zeigt - die höchste Stufe in der „Dem Betze hab ich‘s heute gezeigt“-Challenge - dann muss er auch das hinterhältige Foul an Kostas Fortounis kurz vor der Pause mit derselben Farbe ahnden. Oder zumindest [i]sehen[/i]. Also, Daniel Siebert, du kannst gerne wieder auf den Betze kommen - wenn du groß bist.

Beweisen muss sich Florian Dick nicht mehr. Er hat seine Eignungsprüfung längst abgelegt. Dass er wieder aus seinem Loch rauskommen würde, war - mit seiner Berufsauffassung - nur eine Frage der Zeit. Am Donnerstag bereitete er bereits mit einer maßgenauen Flanke das 1:0 durch Fortounis vor und heute machte er in der 25. Minute den Miro Kadlec. Ein gefühlvoller, dem Ball schmeichelnder Freistoß in den Winkel. „Das war der Dick?!“ (ins Hochdeutsch übersetzt), jubelten die über 30.000 Lautern-Fans erstaunt und gleichermaßen entzückt. Dick zeigte sein bestes Spiel der noch jungen Saison, gewann zwölf von 16 Zweikämpfen, brachte drei Bälle aufs Tor und schlug sechs Flanken. Dafür kriegt er von uns die Note DICKDICKDICKDICKDICK. Auffällig auch: Die Kapitänsbinde scheint keine Last für ihn zu sein.

Der etatmäßige Spielführer, Albert Bunjaku, konnte, wie schon gegen Bochum, nicht auflaufen. Das Schicksal teilte er mit Alexander Baumjohann. Unglücklich für den FCK, dass sich beim Aufwärmen mit Mimoun Azaouagh noch ein Routinierter verletzte (Muskelfaserris). Er war von Franco Foda für den Kreuzband-geschädigten Enis Alushi vorgesehen. So bildeten Denis Linsmayer, Ariel Borysiuk, Kostas Fortounis und Hendrick Zuck wohl eine der jüngsten und unerfahrensten FCK-Zentralen aller Zeiten. Und später ließ Foda auch noch Kwame Nsor und Julian Derstroff von der Leine.

Den größten Sprung der Eigengewächse hat Dominique „es gibt nix besseres wie de FCK“ Heintz gemacht- schon in der Vorbereitung war nicht zu übersehen, dass hier etwas Großes heranwächst, das selbst einen Jupp Heynckes schon neugierig werden ließ. Aber er und wir tun gut daran, sich darüber keinen Kopf zu machen. Heute war er mit Mo Idrissou unser bester Zweikämpfer.

Die FCK-Viererkette stand 99% der Spielzeit sicher. Marc Torrejón kann Vorstand Stefan Kuntz schon jetzt in sein zuletzt übersichtliches Volltreffer-Büchlein eintragen. Gegen Braunschweig war der Spanier der heimliche Spielmacher, war unter den Top-Passgebern (39) und hatte mit die meisten Ballkontakte (65). Auch Leon Jessen und Tobias Sippel wussten wieder zu gefallen. Bis zu dieser vermaledeiten 75. Minute. Als sich beide - inklusive Heintz - nassmachen ließen vom eingewechselten Schweizer Orhan Ademi. Ein Name, den selbst die 2.000 mitgereisten Braunschweiger zum ersten Mal in der Saisonvorbereitung hörten.

Es läuft einfach traumwandlerisch gut bei der Eintracht. Selbst an Trainer Torsten Lieberknechts alter Wirkungsstätte, wo man zwar homogen und eingespielt auftrat, aber lange nicht so torgefährlich, so dominant wirkte wie bei den ebenfalls hoch gehandelten Münchner Löwen. Und Riesen-Dusel hatte, dass Dick und Idrissou auf irrwitzige Art und Weise nicht den FCK-Siegtreffer machten (80.).

So herrscht bei uns weiter verkehrte Welt: Auswärts mit weißer Weste, zu Hause die Remis-Könige. Wir haben gegen Union geführt, wir haben gegen Hertha vorne gelegen und wir haben gegen Braunschweig das 1:0 gemacht. Aber wir schaffen es nicht nachzulegen. Fortounis hatte heute nicht seinen besten Tag, womöglich auch gehandicapt durch das anfangs beschriebene Foul. Und leider muss man auch sagen, dass wir mit einem 4-4-1 spielen mussten. Wenn man sieht, wie sich ein Idrissou zerreißt, dann reicht das einfach nicht, Ilian Micanski. 17 von 22 Zweikämpfen verloren - das ist unterirdisch. Aber wir gewinnen zusammen und wir spielen zusammen unentschieden.

Wenn Foda nach der Partie vom besten Heimspiel der Saison spricht und mit der Leistung seines Teams sehr zufrieden ist, dann kann man ihm zustimmen. Nicht verschweigen braucht man aber auch, dass der FCK (noch) nicht seiner Top-Favoritenrolle gerecht wird. Vielleicht auch (noch) nicht gerecht werden kann. Dass diese Mannschaft aber immer mehr zu einer verschworenen Einheit zusammenwächst, sah man nach dem Tor, als sie mit einer vielfachen „Five“ Enis Alushi auf der Nordtribüne grüßte und nach Schlusspfiff das Trikot mit der Nummer 5 hochhielt.

So verabschiedete am Ende die heute gut aufgelegte Westkurve ihre Jungs mit dem neuen Betze-Dauerbrenner: „AUSWÄRTSSIEG!“

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Marky

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