Spielbericht: VfL Bochum - 1. FC Kaiserslautern 0:0

Protest, Pyro, Punkteteilung

Protest, Pyro, Punkteteilung


Das war nicht der Tag des 1. FC Kaiserslautern. Beim kriselnden VfL Bochum reichte es für die Roten Teufel nur zu einem mageren 0:0. Aber auch ohne Tore war einiges los an diesem Montagabend im Ruhrstadion.

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Es war ein schrilles Pfeifen. Die TV-Zuschauer fragten sich, ob ihr Fernseher eine Macke hat, bis sie vom Kommentator aufgeklärt wurden: „Das kommt aus dem Gästeblock.“ Die FCK-Fans machten dort ihrem Unmut über den Spieltermin Luft, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. In bester Gewerkschafts-Manier mit Trillerpfeifen ausgerüstet demonstrierten sie unter dem Motto „Wir pfeifen auf eure Anstoßzeit“ gegen den Termin-Wahnsinn von DFL und Co.

Es war bereits die siebte Auswärtsreise an einem Montag, welche die Lautrer Schlachtenbummler in diesem Kalenderjahr antreten mussten. Spiele wie in Cottbus oder Aue bedeuten dabei meist zwei Urlaubstage für die Vereinstreue, die an anderen Stellen fehlen. Und als krönender Abschluss des Jahres 2013 wurde dem FCK kürzlich auch noch das Spiel in Ingolstadt am 23. Dezember reingedrückt, mit der Heimfahrt in den Heiligabend hinein - belasteter Familienfrieden inbegriffen.

In Bochum sorgten die FCK-Fans nun mit ihrer Pfeifen-Aktion für mehr Aufmerksamkeit, als es die dutzenden Spruchbänder zur Thematik in den letzten Monaten schaffen konnten. Selbst der Stadionsprecher forderte den Gästeanhang zum Luft anhalten auf, was dann planmäßig nach fünf Trillerminuten auch geschah. Dass die Problematik mit den Anstoßzeiten durch den kreativen Protest wieder etwas mehr in den Blickpunkt gerückt werden konnte, macht eine Wiederholung nicht unwahrscheinlich. Aber: Dann ist eine bessere Kommunikation erforderlich. Denn einige Fans im Gästeblock beschwerten sich, nicht zu allen waren die Hintergründe durchgedrungen, anderen tat der Pfeifton in den Ohren weh. Eine offensivere Ankündigung hätte zum Verbot des Protests geführt, aber die Kritik wurde registriert und wird bei künftigen Aktionen in die Planung einbezogen, sagen die Organisatoren.

Auch auf dem Rasen ging der Montagsfluch weiter: Nur eine der Wochenstartpartien (die Heimspiele gegen Hoffenheim und Cottbus inbegriffen) in diesem Jahr konnte gewonnen werden und auch bei den seit fünf Wochen punktlosen Bochumern kamen die Roten Teufel nicht über ein 0:0 hinaus. Es ist müßig, darüber zu diskutieren, wie das Spiel gelaufen wäre, wenn die Pfostenschüsse von Karim Matmour und Markus Karl den Weg ins Tor gefunden hätten. Der FCK nutzte wie schon gegen Karlsruhe seine Chancen nicht und musste sich deshalb mit dem einen Punkt begnügen, der den Rückstand zu den direkten Aufstiegsplätzen auf nun schon fünf Punkte anwachsen ließ.

Kosta Runjaic hatte sein Team auf zwei Positionen umgestellt, ließ Ruben Jenssen und Simon Zoller für die zuletzt erfolglosen Alexander Ring und Olivier Occean ran. „Tore garantiert“ hatte im Vorfeld Mo Idrissou in Hinblick auf sein Zusammenspiel mit Zoller versprochen, aber wie schon in der Vorwoche blieb der FCK-Sturm ohne zählbaren Erfolg. Zwar bestimmten die Lautrer das Spielgeschehen, kreierten ein Chancenplus, drängten die verunsicherten Bochumer in die eigene Hälfte. Aber der VfL hielt mit Kampf und Zweikampfhärte dagegen, suchte sein Glück in Kontern, war nach der Niederlagenserie aber von vornherein mit einem Unentschieden gegen den Aufstiegskandidaten aus der Pfalz zufrieden. Nach 70 Minuten erfolglosen Anrennens wurde Kostas Fortounis eingewechselt, der das Offensivspiel des FCK noch mal belebte, aber an der zweiten Nullnummer unter Runjaic auch nichts mehr ändern konnte.

Nach dem Abpfiff versammelte „Coach Kosta“ sein Team zur ersten Analyse im Mittelkreis - die Anzeigetafel mit dem Endstand von 0:0 über den Köpfen, die enttäuschten Fans im Hintergrund. Ein Bild mit Symbolcharakter. Nicht nur der hinzu geeilte Stefan Kuntz wirkte verärgert. Der beim FCK immer noch ungeschlagene Runjaic wird die erforderlichen Lehren aus den Punktverlusten gegen Karlsruhe und Bochum ziehen und seine Mannschaft bis zum Verfolgerduell gegen den FC St. Pauli (Samstag, 13:00 Uhr) wieder aufrichten. Vor den Lautrern liegen nun (vor)entscheidende Wochen, was den Verlauf der restlichen Saison angeht.

Einen weiteren Wermutstropfen für die Fans gab es dann noch beim Verlassen des Stadions: Im Gedränge hinter dem Gästeblock nahm die Polizei vermeintliche Übeltäter wegen des Abbrennens von bengalischen Feuern in Gewahrsam - laut glaubwürdigen Augenzeugen wurden dabei mehrere Personen rausgezogen, die sich nichts zuschulden kommen ließen. Aufgrund des rabiaten Einsatzes, an dem sich auch der Bochumer Ordnungsdienst handfest beteiligte, kam es daraufhin zu kurzen Tumulten. So bedauerlich solche Szenen sind, so alltäglich sind sie mittlerweile leider auch in der völlig zerrütteten Beziehung zwischen Fußballfans und Sicherheitskräften. Was aber gar nicht geht, ist wenn Frauen ins Gesicht geschlagen wird, schlichtende Fans geknüppelt werden und selbst Fanbetreuer aus nächster Nähe mit Pfefferspray attackiert werden. Ein trauriger Abschluss der Reise nach Bochum.

Fazit: Das war mal wieder ein Tag zum Vergessen. Es war nicht alles schlecht, aber doch gibt es auf und neben dem Platz noch viel zu tun. We don't like mondays!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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