Spielbericht: Union Berlin - 1. FC Kaiserslautern 1:1

With hope in your heart

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Herber Dämpfer und vielleicht schon das Ende der Aufstiegshoffnungen beim 1. FC Kaiserslautern. Wie die Roten Teufel nach dem Punktverlust bei Union Berlin trotzdem mit Applaus und einem Treueschwur der Fans verabschiedet wurden, berichtet unser dabei gewesener DBB-Autor Toco.

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Das war er wohl. Der finale Dämpfer, der vielleicht nicht die kühnsten Rechenspezialisten, dann aber doch die leidgeplagten Fanseelen den direkten Aufstieg oder Relegation abhaken lässt. Endlich?! 32 Spieltage nach dem Neustart, dem anschließend noch weitere Umbrüche folgen sollten. Die zweiteste Liga aller Zeiten, in der hinter Köln die Aufstiegskandidaten vor sich hin dilettieren und unsere Roten Teufel mitten drin. Nach Abpfiff singen die Union-Fans vergnügt „Zweite Liga, Lautern ist dabei“. Angesichts der zu erwartenden Ab- und Zugänge darf diese Spitze wohl auch als Kompliment aufgefasst werden. Die 1.000 Mitgereisten FCK-Fans halten mit Schals und einem inbrünstigen „You'll Never Walk Alone“ in Richtung ihrer Mannschaft dagegen.

Hold your head up high

Keine Spur von Wind, Sturm oder Regen am Abend des 28. April. Über der Alte Försterei senkt sich die Sonne und der strahlend blaue Himmel über Berlin färbt sich allmählich schwarz. Am Einlass gab es in der Vergangenheit unerfreuliches zu berichten, heute geht alles entspannt von statten, auch wenn der eine oder andere einen Blick in den Geldbeutel über sich ergehen lassen muss. Union Berlin öffnet das Stadion bereits um 18:00 Uhr und so bleibt genug Zeit, um nach weiter Anreise oder einem Urlaubstag in der Hauptstadt bei Bratwurst und Bier die üblichen Verdächtigen und Fans aus dem Umland zu treffen. Nur langsam füllt sich der obligatorisch mit „We don't like Mondays“-Zaunfahne geschmückte Gästeblock. Mangels Platz hängt die Szene Kaiserslautern viele Zahnfahnen in den Zwischengang. Weil jedoch zahlreiche Fans den ungestörten Blick durch das Fangnetz auf das Spielfeld bevorzugen und sich vor diesen Fahnen positionieren bleibt der optische Auftritt im Block Z2 unrund. Gegenüber machen sich die Ultras der „Hammer Hearts“ mit einer ansehnlichen Choreo selbst ein Geschenk zum 10. Geburtstag.

Walk on, walk on

Willi Orban kehrt nach Gelbsperre zurück in die Startaufstellung. Alexander Ring wirbelt anstelle von Kevin Stöger, der wie Dominique Heintz auf der Bank Platz nimmt. Sonst bleiben die Men in Black des Abends unverändert, also auch keine Gelegenheit zum Durchatmen für Jean Zimmer. Im Gegenteil: Unsere 39 glänzt, wirbelt und arbeitet über die volle Distanz. Sein Trikot, dass er kürzlich Philipp Lahm vorenthielt, landet am Ende beim Lautrer Anhang. Mit einer offensiven Ausrichtung wollen sich die Roten Teufel drei Punkte erarbeiten. Gleiches gilt für die Eisernen aus Köpenick. Neben der goldenen Ananas sollen elf Unioner das vorletzte Heimspiel von Trainer Uwe Neuhaus erfolgreich beschließen.

Don't be afraid of the dark

Es ist einmal mehr der erste ernstzunehmende Angriff der Heimmannschaft, der in der 9. Minute für ein kleines bisschen vertraute Fassungslosigkeit beim 1. FC Kaiserslautern sorgt. 1:0 gegen uns, gegen das Heranrücken an die Spitze, gegen den süßen Geschmack von Erstliga-Fußball. Als wäre das nicht schon schmerzhaft genug, leitete Ex-Teufel Benjamin Köhler den Angriff mit einem langen Pass ein. Sören Brandy überlupft dabei unsere herausgerückte Nummer 1. Überflüssig zu erwähnen, wie überflüssig dieser Treffer ist. Doch die Mannschaft lässt sich auch an diesem Montag davon nicht beirren und erarbeitet sich Stück für Stück die Überlegenheit auf dem Spielfeld zurück. Die Gästefans peitschen angestachelt von Capo Kempf ihre Mannschaft nach vorne. In diesem Fall auf die andere Seite vom Stadion. Gesanglich und in Sachen Geschlossenheit gelingt den Anhängern das Gastspiel über die volle Distanz. In der 40. Minute erspielt sich der vor dem Tor glücklose Simon Zoller (unter anderem zwei Mal dreckiges Aluminium) einen Scorerpunkt mit Vorlage auf Srdjan Lakic der – endlich – per Kopf den Ausgleich erzielt. Zuvor ließ der FCK allerdings auch zwei „Hundertprozentige“ aus. 50 Minuten plus Nachspielzeiten sollten eigentlich reichen, um den Auswärtssieg einzufahren. Das signalisiert die Körpersprache und der Einsatz der Mannschaft von Kosta Runjaic und auch der Anhang zeigt sich erwartungsfroh. Doch trotz einiger hochkarätiger Chancen in Halbzeit zwei für die Roten Teufel bleibt es bei einem 1:1. Auch weil Union Berlin bei gefährlichen Kontern im Abschluss stets auf Tobias Sippel zielt.

Anstelle eines verdienten Siegs endet der Abend mit einem ärgerlichen Unentschieden, den die Mannschaft sichtlich enttäuscht und zunächst weit weg von den Fans verarbeiten muss. Vorstand, Trainer und Mannschaft haben den Aufstieg offiziell noch nicht abgehakt und zeigen sich bei aller Enttäuschung kämpferisch. Vielleicht sollten wir es ihnen gleich tun. Lautrer geben niemals auf. Auch wenn es in der allerneunzigsten Minute dann mal nicht mit dem Tor klappt. You'll never walk alone!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Toco

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