Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern – 1. FC Heidenheim 4:0

Noch sieben Schritte müsst ihr geh‘n

Noch sieben Schritte müsst ihr geh‘n


Endspurt im Aufstiegsrennen, eine lautstarke Kulisse, Fritz-Walter-Wetter und vier FCK-Tore. Es war ein schöner Samstagmittag, den gut 32.000 Fans im Fritz-Walter-Stadion erleben durften. Das wichtigste Signal des Tages aber sandte die Mannschaft nach dem Abpfiff, findet DBB-Autor paulgeht.

- Fanfotos: 1. FC Kaiserslautern – 1. FC Heidenheim
- Spielfotos: 1. FC Kaiserslautern – 1. FC Heidenheim

Wann gab es das zuletzt? Die 85. Minute im Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern gegen den 1. FC Heidenheim brach an und die Fans der Roten Teufel feierten ausgelassen, angesichts eines bevorstehenden souveränen und absolut verdienten Sieges. Kein Über-die-Zeit-Zittern, keine kitzelnde Spannung bis zur letzten Sekunde, wie es zuletzt häufiger der Fall gewesen war. 4:0 stand es am Ende, als Schiedsrichter Patrick Ittrich das Spiel abpfiff und die Westkurve sich zur großen Party rüstete. Doch als sich die Mannschaft auf die wartenden Fans zu bewegte, wurde schnell klar: Die große Feier wird es nicht geben, abgesehen von einer kurzen Jubel-Laola und dem üblichen Weggehen-Drehen-Rutschen. Nicht, weil die Spieler sich nicht genug unterstützt fühlten oder gar mit dem Spiel unzufrieden waren – es war ein anderes Signal, was die Mannschaft um Kapitän Willi Orban an die Fans aussandte: Applaus und ein bisschen Jubel, ja. Aber für die ganz große Feier ist es noch zu früh. Bis es dazu kommen kann, muss der FCK – und das heißt an dieser Stelle: Mannschaft, Fans und Verantwortliche – noch sieben Schritte gehen. Dass die Fans verstanden hatten, zeigte sich sofort: „Wir woll’n wieder, in die erste Liga!“ schallte es brachial durch das Fritz-Walter-Stadion.

Begonnen hatte der Spieltag ganz anders, mit einem lautstarken Pfeifkonzert nämlich. Aber nicht der heftig fallende Regen, was sowieso seit Jahrzehnten in Kaiserslautern die schönste aller nur erdenklichen Wetterlagen ist, erzürnte die Fans. Es war mal wieder die Seitenwahl: Sage und Schreibe das fünfte Mal in Folge mussten die „Männer in Rot“ schon in der ersten Halbzeit auf die Westkurve und damit auf die eigenen Fans zuspielen, statt wie sonst üblich erst nach dem Seitenwechsel.

Doch was soll’s, die Lautrer Jungs ließen sich davon nicht beeindrucken, legten stattdessen los wie die Feuerwehr. In der dritten Minute brachte der erstmals in die Startelf beorderte Mateusz Klich einen Eckball von der rechten Seite punktgenau auf den Kopf von Willi Orban, der keine Mühe hatte, seinen vierten Saisontreffer zu markieren. Ein Tor wie eine Mustervorlage, welche Bedeutung Standardsituationen gegen tiefstehende Gegner haben können. Der Treffer gab den Roten Teufeln nicht nur Rückenwind, sondern warf auch die komplette Taktik der Gäste von der Ostalb über den Haufen. Heidenheim versuchte den FCK durch Härte und schnelles Spiel nach vorne zu überraschen, doch die Lautrer antwortete ihrerseits mit schnellen Passstaffetten oder, wenn es die Situation hergab, mit hohen, zügigen Bällen in die Spitze.

Mit der Zeit verflüchtigte sich allerdings die Lautrer Dominanz, zwingende Chancen blieben – mit Ausnahme von zwei Freistößen – aus und der FCH wagte sich mehr und mehr in die gegnerische Hälfte vor. Als die ersten Betze-Fans wegen des recht verflachten Spiels einen flüchtig-verschämten Blick auf die Uhr warfen, macht die Mannschaft einfach das Beste aus der Situation: Sie erzielte das 2:0. Nach einem abgefälschten Schuss von Kevin Stöger balancierte Karim Matmour mit dem rechten Außenrist den Ball ins Tor.

Mit einer verdienten Führung für den FCK ging es also in die Halbzeit, begleitet vom Applaus der 32.135 Zuschauer. Aber nicht nur die Lautrer erfuhren Unterstützung von den Rängen, auch der Gästeblock feuerte sein Team das ganze Spiel hindurch an. Etwa 1.000 blau-rote Fans hatten ihr Team auf den Betzenberg begleitet und zeigten beim Einlaufen der Mannschaften sogar eine Choreographie mit einer kleinen Blockfahne und zwei großen Spruchbändern (Motto: „Osttribüne - Bis zur Hölle und noch viel weiter“). Wirklich bis auf die andere Seite zu hören war der Gästeblock zwar nur ein, zwei Mal, doch die Art und Weise, wie die FCH-Fans die vollen 90 Minuten aktiv waren und ihre Mannschaft nach dem Abpfiff lautstark aufmunterten, verdient Respekt. So etwas hat man bei vielen kleineren Gegnern, die der FCK in den zurückliegenden Jahren empfangen musste, in dieser engagierten Form nicht so häufig erlebt und der „Dorfverein“ Heidenheim hat damit den guten Eindruck vom Hinspiel bestätigt.

Zurück auf den Rasen: Mit dem Wiederanpfiff bemühte sich der FCK sofort wieder um Spielkontrolle, kam allerdings wie schon vor dem zweiten Treffer zu keinen echten Torchancen. Entweder, die nach vorne stürmenden Lautrer warteten einen kurzen Moment zu lange mit dem Abspiel oder sie trauten sich nicht, den Ball einfach mal auf‘s Tor zu bringen. Da sich allerdings auch Heidenheim weiterhin standhaft weigerte, ernsthaft am Spiel teilzunehmen, plätscherte der Kick vor sich hin. Selbst der Einladung von Tobias Sippel, der in der 61. Minute übermotiviert aus seinem Tor bis fast zur Mittellinie stürmte, dabei den Ball verfehlte und erst im Anschluss gemeinsam mit Michael Schulze die Situation bereinigen konnte, wollte der FCH partout nicht annehmen (Heidenheims Coach Frank Schmidt: „Die größte Chance hatten wir, als Sippel auf dem Weg war in den Sturm zu gehen. Aber auch da waren wir einen Schritt zu spät.“)

Nach diesem kurzen Schreckmoment bemühte sich der FCK wieder um mehr Präsenz, kam durch Simon Zoller zu einer guten Chance, die der Leihstürmer aber knapp vergab. Zoller, der bisher noch kein Pflichtspieltor nach seiner Rückkehr erzielt hat, macht durch seine Laufwege und Passspiele trotzdem viel für die Offensive, so dass man ihm endlich mal einen Treffer gönnt. Vielleicht hebt er sich seine Situation aber auch nur für den Endspurt auf? Stattdessen besorgten am Samstag eben zwei andere die Tore zum 3:0 und 4:0: Mateusz Klich krönte sein Startelf-Debüt mit einem Abstauber und der zuletzt etwas gescholtene Philipp Hofmann schloss einen Konter aus 14 Metern in halbrechter Position sehenswert und gekonnt ins lange Eck ab.

Es war der Schlusspunkt hinter einem endlich mal deutlichen, dazu hochverdienten Heimsieg. Die Westkurve, die während des Spiels immer mal wieder eingedöst war, feierte letztlich lautstark ihre Mannschaft, verabschiedete den Gegner mit weißen Taschentüchern – und erfreute sich am Tabellenbild: Der FCK steht punktgleich mit Ingolstadt an der Spitze, vier Punkte vor dem Verfolger aus Darmstadt. Wobei die Konkurrenz am Sonntag noch nachziehen kann. Es ist viel möglich, in dieser Spielzeit – wer hätte das im Juli 2014 wirklich so gedacht? Doch damit der ganz große Wurf tatsächlich gelingt, gilt es noch sieben weitere Schritte zu gehen. Also: Anschnallen, Luft holen und mit höchster Konzentration in die kommenden Wochen. So, wie es die Mannschaft nach dem Spiel vorgemacht hat.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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