Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - SpVgg Fürth 3:1

Emotionen, Abschied, Eigenwerbung

Emotionen, Abschied, Eigenwerbung


Der Heimsieg gegen Fürth tut beim FCK allen gut, auch wenn es sportlich eigentlich um nichts mehr ging. Für Emotionen sorgen vor allem der tränenreiche Abschied von Jean Zimmer sowie die Worte von Konrad Fünfstück, der Werbung in eigener Sache betreibt.

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Im Fritz-Walter-Stadion herrschte gute Stimmung, als die Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern sich nach dem 3:1-Sieg gegen die SpVgg Fürth auf ihre letzte Ehrenrunde in dieser Saison begab. Auch wenn nur noch 25.037 Zuschauer und damit so wenige wie zuletzt vor 26 Jahren zum letzten Heimspiel kamen, sorgte die Elf von Konrad Fünfstück an diesem Tag für einen versöhnlichen Abschluss einer insgesamt schlechten Heimsaison: Der im vergangenen Sommer fast zum FCK gewechselte Veton Berisha hatte zwar die frühe Führung für das Kleeblatt erzielt (12.), doch Ruben Jenssen (18., sechstes Saisontor und damit zweitbester FCK-Torschütze der Saison), Alexander Ring (38., zweites Tor in Folge) und Lukas Görtler (72., erstes Tor als Zweitliga-Profi) drehten das Spiel zugunsten der erstmals im neuen Heimtrikot angetretenen chili-burgund-roten Teufel.

Viel emotionaler als das Spiel – welches die 500 mitgereisten Fürther Fans mit einer schönen Kleeblatt-Choreographie einleiteten – waren allerdings die Szenen davor und danach. Fünf Rote Teufel wurden verabschiedet, darunter mit Jean Zimmer, Markus Karl und Chris Löwe drei Stammspieler der letzten Jahre. Besonders der Abschied von Publikumsliebling Zimmer verlief rührend: Der Pälzer Bu' aus Landstuhl heulte Rotz und Wasser, als er nach der Ehrenrunde in die Westkurve gerufen wurde und auf dem Vorsängerpodest noch ein letztes Mal die Fans anheizte. Gefeiert wurden auch Markus Karl, dessen Vertrag zu seinem persönlichen Leidwesen nicht verlängert wurde, und Ruben Jenssen, der mit tausendfachem „Ruben unterschreib'“ zum Verbleib in der Pfalz aufgefordert wurde.

Zimmer tränenreich, Fünfstück kämpferisch

Symbolträchtig oder Zufall: Zuerst wurden die Namen der Ersatzspieler André Fomitschow und Antonio Colak von der Westkurve gerufen, ehe ganz am Schluss doch noch Chris Löwe nach dreieinhalb Jahren in der Pfalz mit lautstarkem Applaus und nur ganz, ganz wenigen Pfiffen verabschiedet wurde. Der Linksverteidiger, der sportlich ebenso wie Karl vor allem für den viermal verpassten Aufstieg im Gedächtnis bleiben wird, hatte morgens nochmals in der Rheinpfalz gegrantelt und von einem „Abschied ohne Wehmut“ gesprochen. Dass es trotzdem freundlich auseinander ging zeigt auch, dass die FCK-Fans eben doch Fingerspitzengefühl und Anstand besitzen, was ihnen zuletzt ja von manch einem abgesprochen wurde.

Die Pressekonferenz nach dem Spiel nutzte unterdessen ein kämpferisch auftretender Konrad Fünfstück für Werbung in eigener Sache: „Es war wieder eine sehr schwere Woche mit vielen Störfeuern für uns“, sagte der FCK-Trainer. „Es hat mich wahnsinnig stolz gemacht, dass die Mannschaft – obwohl es nur noch um die sogenannte TV-Tabelle geht – marschiert ist und sich genau an die Vorgaben gehalten hat. Das war richtig toll. Deswegen geht mein großer Dank heute an die Mannschaft, aber auch an das gesamte Trainerteam und die Physiotherapeuten, die die Mannschaft auf den wichtigen letzten Auftritt zuhause eingeschworen haben.“ Das klang fast wie ein Bewerbungsgespräch für die kommende Saison von Fünfstück, der in den vergangenen sechs Spielen satte 14 Punkte holte

Die Argumente für oder gegen einen Verbleib von Konrad Fünfstück als FCK-Trainer sind längst ausgetauscht, die letztendliche Entscheidung wird die erste große Aufgabe für den neuen Sportdirektor Uwe Stöver sein. Schon jetzt steht fest, dass die Mannschaft auf dem Rasen ein völlig neues Gesicht bekommen wird. Das kann einem im Einzelfall aus menschlichen oder sportlichen Gründen leid tun, etwa bei Jean Zimmer, Markus Karl oder Chris Löwe. Aber der ganz große Umbruch nach vier verpassten Aufstiegsversuchen in der Ära Kuntz bietet auch Chancen – vielleicht sogar den Beginn einer neuen Ära? Zunächst steht aber noch der endgültige Saisonabschluss an: Am kommenden Sonntag geht’s ins Freudenhaus der Liga zum FC St. Pauli.

Mein(e) Spieler des Spiels: Die Spieler des Spiels sind auch die Spieler der Saison: Daniel Halfar wurde vor dem Anpfiff von den Rheinpfalz-Lesern als FCK-Spieler der Saison geehrt. Mit Recht: Der Kapitän bewies auch gegen Fürth seine ordnende Hand und hielt die Mannschaft in einer unglaublich durchwachsenen Saison so gut es eben ging zusammen. Ebenfalls erwähnenswert ist Marius Müller (bei der Rheinpfalz nur auf Platz 5), der seine zwischenzeitliche Krise bewältigt hat und auf eine gute erste Saison im Profifußball zurückblicken kann. Halfar und Müller kommen in der DBB-Spielerbenotung gegen Fürth auf eine 1,9 und in der Saisonübersicht nach 33 Spieltagen jeweils auf eine 2,9 – beides sind die Bestwerte der gesamten FCK-Mannschaft.

Was sonst noch auffiel: Im Rahmen des Vorberichts auf Der Betze brennt hatte sich die Frage aufgetan, um wie viel Fernsehgeld es denn nun genau geht, falls der der FCK am Saisonende noch vor dem direkten Konkurrenten Eintracht Braunschweig landet. Für Aufklärung sorgt FCK-Finanzvorstand Michael Klatt, laut dessen Angaben die Roten Teufel für die kommende Saison mit knapp 600.000,- Euro zusätzlich rechnen könnten, falls der um einen Punkt besser platzierte BTSV noch überholt wird. Besonders bitter in diesem Zusammenhang: Beim Parallelspiel in Bochum machte Braunschweig aus einem 1:2-Rückstand noch einen 3:2-Sieg, inklusive eines Eigentors und zwei verschossener Elfmeter des VfL. Aber vielleicht ergibt sich ja am letzten Spieltag (Lautern in St. Pauli, Braunschweig gegen Düsseldorf) noch was.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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