Spielbericht: VfL Bochum - 1. FC Kaiserslautern 0:0

Die Angst im Kopf

Die Angst im Kopf


Der FCK lässt in Bochum zwei wichtige Punkte im Abstiegskampf liegen und bestätigt erneut seine Schwächen in der Offensive. Weil alle Konkurrenten im Tabellenkeller punkten, wachsen die Sorgen beim FCK-Anhang.

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Was wäre gewesen, wenn Jacques Zoua den Strafstoß in der 21. Minute verwandelt hätte? Was wäre gewesen, wenn der Kameruner oder einer seiner Mitspieler eine der zahlreichen anderen Chancen genutzt hätten? Keine Frage, in Bochum haben die Roten Teufel zwei Punkte liegen gelassen und damit einen Befreiungsschlag im Tabellenkeller verpasst.

Gut 1.000 Fans hatten den Betze am Mittwochnachmittag ins Ruhrgebiet begleitet, trotz undankbarer Anstoßzeit. Auch auf Heimseite stieß die fanfeindliche Terminierung nicht auf Gegenliebe: "Anstoß 17:30 Uhr – Wat soll der Scheiß!?", fragte ein breites Spruchband vor der Osttribüne, der Heimat der VfL-Fans. Insgesamt waren 12.932 Zuschauer gekommen.

Bochums Fans: Zwischen Anfeuerung und Ausgliederung

Zwischen den vielen freien Flächen im schnörkellosen, kompakten Ruhrstadion waren immerhin die beiden Stehplatzbereiche eng gefüllt, entsprechend gut hörbar war der Support auf beiden Seiten. Bochums Anhang war gut aufgelegt und vor allem dann laut (und das übrige Stadion mitnehmend), wenn die eigenen Spieler mit dem simplen "VfL! VfL! VfL!"-Schlachtruf nach vorne gebrüllt wurden, was einige Male ordentlich zu "donnern" wusste. Abseits des Spielgeschehens setzte sich die blau-weiße Fanszene vor allem kritisch mit der ähnlich wie beim FCK angedachten Ausgliederung auseinander: "Eingetragener Verein" und "Ausgliederung verhindern" prangte auf großen Lettern vor beiden Hintertortribünen.

Auch die Roten Teufel wurden von ihren mitgereisten Anhängern ab der ersten Minute nach vorne gepeitscht und angefeuert. Die Mannschaft von Norbert Meier, in gleicher Grundformation wie gegen Braunschweig aufs Feld beordert, schien sich da nicht lumpen lassen zu wollen und bot nach kurzer Anlaufphase eine ansprechende Leistung. Abgesehen von einzelnen beunruhigenden Wacklern bei Standardsituationen standen die Roten Teufel defensiv stabil und suchten munter den Weg nach vorne.

Noch im Hinspiel war Osayamen Osawe mit drei Toren zum Matchwinner avanciert, in Bochum rückte er für Sebastian Kerk in die Startelf – und hätte nach rund 20 Minuten beinahe wieder den Weg zur Führung bereitet. Bochums Pawel Dawidowicz, der schon im letzten Aufeinandertreffen mehrmals alt gegen Osawe ausgesehen hatte, foulte Lauterns Angreifer im Strafraum. Jacques Zoua trat selbstbewusst zum fälligen Elfmeter an – und vergab kläglich (21.). Es war das frühe Sinnbild des gesamten Lautrer Spiels an diesem Tag.
Denn trotz bester Chancen erzielten die Gäste nicht den einen entscheidenden Treffer, der vermutlich so vieles leichter gemacht hätte. Denn immer dann, wenn die Meier-Elf kontern konnte, wurde es vor dem Bochumer Kasten gefährlich.

Kollektives Haare raufen im Gästeblock

Zur Pause stand die "Null" auf beiden Seiten. Zeit zum Durchatmen und – was leider wieder Pflicht wird – zum Checken der Konkurrenz-Ergebnisse. Tabellen wurden aktualisiert, Ergebnisse verglichen, Ticker nachgelesen: 1860 führte, bei Aue stand es noch 0:0. Keine optimalen Resultate, mit denen es in den zweiten Durchgang ging.

"Auf geht's, Lautern schieß' ein Tor", gab der Gästeblock nun die Devise vor. Doch Zoua (54.) und Osawe (55.) vergaben erneut gute Möglichkeiten. Es war zum Verzweifeln, kollektives Haare raufen im Gästeblock begleitete die Angriffsversuche der Lautrer, die mit fortlaufender Spieldauer immer fahriger zu Ende gespielt wurden.

Und dann raffte sich plötzlich auch noch Bochum auf und schickte sich an, den FCK einige Minuten in der Defensive zu beschäftigen und die Fans vorübergehend verstummen zu lassen. Gefährlichste Szene: Stipe Vucur musste einen Bochumer Kopfball gerade so auf der Linie wegkratzen (87.) und verhinderte die absolute Katastrophe – nämlich eine Niederlage, durch die der FCK endgültig zum Verlierer des Spieltags geworden wäre. Denn: Plötzlich führte Aue, wodurch die Veilchen mit den Pfälzern nach Punkten gleichzogen und den Abstiegskampf sieben Spieltage vor Schluss weiter zuspitzen.

Kritik an der Offensive – Halfars Zuversicht

"Irgendwann kommt die Heimmannschaft auch mal auf", umschrieb Meier die Schlussminuten in Bochum, wollte aber vor allem betonen: "Bis dahin hatten wir die Möglichkeit, das Spiel für uns zu entscheiden." Stipe Vucur nahm ebenfalls die Offensive in die Pflicht: "Vorne haben wir immer wieder Akzente gesetzt und müssen eigentlich ein Tor machen."

Doch das war den Lautrern an diesem Tag wieder nicht vergönnt. Zum dritten Mal in Folge blieben die Teufel torlos, zum zweiten Mal nach dem 0:0 in St. Pauli wurde sogar ein Elfmeter verschenkt. So blieb es auch in Bochum beim Remis und bangen Blicken auf die Tabelle. Die Angst geht wieder um und sorgt je nach Ausgestaltung ("So spielt ein Absteiger" vs. "Andere Mannschaften sind schlechter") unter den Betze-Fans für unterschiedliche Prognosen.

Daniel Halfar wollte nicht leugnen, dass es für den FCK immer enger wird. Der Kapitän mühte sich aber sofort um Zuversicht: "Wir spielen noch gegen alle Mannschaften da unten. Das sind Spiele, in denen wir mal einen Big Point holen können und müssen." Dafür allerdings müssen die Roten Teufel auch mal wieder das Tor treffen. Und sei es nur vom Elfmeterpunkt aus.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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